Ich glaube inzwischen eher, dass es daran liegt, dass man sich früher nicht so sehr mit diesen Menschen beschäftigt hat. Die waren dann eben der Dorfdepp oder Trottel oder einfach nur unerzogen, die Kinder wurden bestraft oder es wurde nicht weiter auf sie geachtet. Die Syndrome gabs sicher damals schon, nur hatten sie keinen Namen und keiner hatte Lust sich zu überlegen warum der eine oder andere scheinbar so schräg drauf ist.
Dann kam die Phase wo alles und jeder, der nicht ganz in die Norm passte mit Methylphenidat (Ritalin) voll gepumpt wurde. Nicht wenige Eltern waren froh, eine Alibidiagnose zu haben, das Kind war eben nicht unerzogen sondern hat ADHS - schlechte Noten? - ADHS, fertig. Davon ist man mittlerweile aber glücklicherweise auch wieder ein gutes Stück weg. Ritalin gibts immernoch, aber heute wird schon mehr drauf geachtet, ob es überhaupt sinnvoll ist, auch weil die Eltern inzwischen mehr Kenntnisse besitzen und das oft nur als letzte Möglichkeit wählen um ihrem Kind auch ein wenig den Leidensdruck zu nehmen. Denn wirkliche ADS oder ADHS - Kinder sind selten in sich ruhende glückliche Kinder.
Mit Asperger hat man sich auch erst in den letzten Jahren näher befasst, seither galt die landläufige Meinung: "Autismus? Das sind doch die, die nicht reden und völlig in sich gekehrt in der Ecke hocken, das kann bei diesem Kind gar nicht sein". Und Asperger ist halt auch nix, was therapierbar wäre im Sinne von Heilung. Man kann bestimmte Verhaltensweisen trainieren - viel mehr aber auch nicht.
Trotzdem hilft es auch schon vielen Kindern und Erwachsenen bei denen Asperger diagnostiziert wird zu verstehen, warum sie sich selbst so "anders" fühlen oder warum ihr Umfeld sie als "anders" empfinden könnte.
Ähnlich verhält es sich mit den Hochbegabten (IQ ab 130). Das sind eben die, von denen im Fernsehen berichtet wird, die gehen auf ein Elite-Internat, spielen Schach blind, gewinnen regelmäßig irgendwelche Gedächtnisturniere, lernen nebenher Japanisch, Chinesisch, Arabisch und mindestens 3 Musikinstrumente und haben nicht zu vergessen nur 1er Zeugnisse.
Berichte über die Anzahl der Kinder, die trotz Hochbegabung oder überdurchschnittlicher Begabung auf Grund falscher Beschulung (Unterforderung kann krank machen) abrutschen über Real-, Haupt- bis hin zur Sonderschule gibts allerdings weniger. Allerdings behaupte ich mal, dass deren Anteil höher ist als der der Hochleister und da ist sicher sogar noch eine höhere Dunkelziffer zu beachten, denn ein Kind mit schlechten Noten wird nur selten auf Hochbegabung getestet.