Ich hatte früher - wir sprechen von einem Alter zwischen 15-18 in etwa - ein Bett, dessen Liegefläche sich nach oben klappen ließ. Damals hatte ich natürlich noch keine eigene Wohnung und war deshalb nicht in der Lage einfach die Schlafzimmertüre zu schließen, wenn Gäste kamen. Ich war also gezwungen, mein Bett zu machen. Dank eben erwähnter Möglichkeit, die Liegefläche hochzuklappen, war das eine schnelle Sache. Unter der Liegefläche befand sich nämlich ein großzügiger Stauraum. Decke raus, Bettzeug rein, Decke übers Bett, fertig. Das war in deutlich unter 30 Sekunden erledigt.
Heute ist das anders. Heute lebe ich in einem Haus und das Schlafzimmer befindet sich unter dem Dach im zweiten OG. Erreichbar über zwei Treppen. Damit müsste ich noch nicht einmal die Türe zum Schlafzimmer schließen, wenn Gäste kommen, weil die sich normalerweise maximal bis ins erste OG bewegen. Aber ich KÖNNTE die Türe schließen. So gesehen macht es nichts aus, dass unser aktuelles Bett den Vorzug einer Staufläche nicht hat. So sieht man das aber nicht. Oder etwas präziser formuliert: So sieht sie es aber nicht. Sie ist mein Schatz.
Fast ist es schade, dass ich nur einen Sohn habe und meine Gene nicht in größerem Umfang verteilt habe. Vergleicht man meine Einleitung mit dem, was für mich heute Alltag ist, kann man nicht umhin mir eine außergewöhnliche Anpassungsfähigkeit zu attestieren. Und diese Anpassungsfähigkeit sichert unserer Spezies ja schon recht lang das Überleben.
Sei's drum, auf unserem Bett liegen zwölf Kissen, das Deckbett (oder das Duvet, wie es in meiner Wahlheimat genannt wird), zwei Decken und zwei Katzen. Da mein Liebling vor mir aufstehen muss, obliegt es mir, das Bett zu machen. Wo ich also früher Kopfkissen und Deckbett einfach unters Bett geworfen habe, muss ich heute wesentlich mehr Aufwand treiben und alles nach präzisen Vorgaben der Chefin anordnen. Bis auf die beiden Katzen, da bedarf es keiner Vorgabe, das machen sie aus eigenem Antrieb.
Ich haben mich nicht nur mit der Tatsache abgefunden, dass sich diese Alltagsaufgabe drastisch von meiner damaligen Verfahrensweise unterscheidet, ich habe mit der Zeit - so wie es sich für einen Mann gehört - daran gearbeitet, den Vorgang "Bett machen" so zu optimieren, dass ich die Zahl der Seitenwechsel auf ein Minimum reduzieren kann. Leider ist es nicht sinnvoll umsetzbar, alles von einer Seite zu erledigen. Das Deckbett liegt ganz unten, also direkt auf dem Leintuch. Eine weitere Decke ist etwa gleich groß, liegt aber gefaltet quer am Fußende und die dritte, etwas kleinere Decke liegt dazwischen, ebenfalls am Fußende ausgerichtet. Diese Decke ist kein notwendiger Bestandteil des Gesamtkonzepts und erfüllt keine dekorativen Ansprüche meiner Frau. Sehr wohl aber praktische Ansprüche von mir, weil die blö… niedlichen Katzen so nicht direkt auf dem Deckbett liegen können.
Der überwiegende Teil der Kissen (zwei Kopfkissen und acht Dekokissen) werden am Kopfende arrangiert, während die verbleibenden zwei - ebenfalls Deko - auf der gefalteten Querdecke am Fußende platziert werden. Ja, das klingt kompliziert und nach einigen Verweisen (der dritte davon schriftlich) habe ich eine Skizze angefertigt, um dieser anspruchsvollen Aufgabe auch gerecht zu werden. Entscheidend für einen perfekten Ablauf ist es, die einzelnen Schritte in der korrekten Reihenfolge zu absolvieren, weil sonst alles durcheinander kommt. Wenn also der Wecker geklingelt hat und ich aufgestanden bin, muss ich mein Kopfkissen auf die Seite legen, bevor ich am Fußende des Bettes vorbei, zur Tür gehe.
Nach erledigter Morgentoilette bin ich nach meiner Rückkehr ins Schlafzimmer schon auf der richtigen Seite des Bettes, kann dort einen Teil der Arbeiten erledigen, bevor ich dann wieder zurück auf meine Seite gehe und weitere Kissen sowie die kleinere Decke platzieren kann. Nochmals zurück auf die andere Seite und schliesslich ein letzter Wechsel für die letzten beiden Kissen. Und schon bin ich fertig. Schon ist an dieser Stelle natürlich ein Begriff, der von Fall zu Fall und Person zu Person unterschiedlich interpretiert werden kann. Im Vergleich zu früher ist der Begriff eine schamlose Verharmlosung. Bei normaler Geschwindigkeit und optimalen Voraussetzungen kostet mich das jeden Tag immerhin rund 90 Sekunden.
Klingt wenig. Summiert sich über die letzten fünf Jahre aber auf fast zwei Tage meines Lebens! Unter optimalen Bedingungen. Diese herrschen aber nicht immer. Torpediert wird dieser schon fast ballettähnlich arrangierte Vorgang einerseits von der Auftraggeberin selbst und andererseits von den Katzen, die zu meinem Leidwesen in unserem Haus wohnen. Der reibungslose Ablauf ist nämlich nur dann gewährleistet, wenn bei Arbeitsbeginn keine Katzen im Raum sind. Entweder liegen sie schon auf dem zur Lüftung aufgeschlagenen Bett, dann muss ich sie runterjagen und das Leintuch mit einer Fusselrolle von Katzenhaaren befreien. Oder ich bin rechtzeitig da, um zu verhindern, dass sie aufs Bett springen, wonach die Katzen sich dann aber unter dem Bett verstecken. Dort scheinen sie besonderes Vergnügen daran zu finden, meine hin und wieder in Reichweite auftauchenden Füße (zu diesem Zeitpunkt noch bar jeden Schutzes) zu jagen.
Die Hausherrin, Auftraggeber und einzige Nutznießerin meiner morgendlichen Tätigkeit, macht mir ironischerweise auch hin und wieder das Leben schwer. Damit alles wie vorgesehen klappt, müssen die ganzen Bettartikel am Vorabend natürlich auch genauso vom Bett genommen und gelagert werden, dass ich am Morgen effizient arbeiten kann. Während ich aber geduldig mehrfach Kurse erduldet habe, die mir die korrekte Anordnung der Sachen auf dem Bett eintrichtern sollten, ernte ich für den Vorschlag einer Schulung wie und wo denn eben diese Sachen am Vorabend zu verstauen seien lediglich ein Augenrollen. Eventuell noch begleitet von einem unter Kopfschütteln ausgesprochenen Namen. Sheldon zum Beispiel. Oder Monk.
Ich muss abends also nur vor meiner besseren Hälfte und morgens vor den Katzen im Schlafzimmer sein und schon habe ich ein einfaches Leben.
Heute ist das anders. Heute lebe ich in einem Haus und das Schlafzimmer befindet sich unter dem Dach im zweiten OG. Erreichbar über zwei Treppen. Damit müsste ich noch nicht einmal die Türe zum Schlafzimmer schließen, wenn Gäste kommen, weil die sich normalerweise maximal bis ins erste OG bewegen. Aber ich KÖNNTE die Türe schließen. So gesehen macht es nichts aus, dass unser aktuelles Bett den Vorzug einer Staufläche nicht hat. So sieht man das aber nicht. Oder etwas präziser formuliert: So sieht sie es aber nicht. Sie ist mein Schatz.
Fast ist es schade, dass ich nur einen Sohn habe und meine Gene nicht in größerem Umfang verteilt habe. Vergleicht man meine Einleitung mit dem, was für mich heute Alltag ist, kann man nicht umhin mir eine außergewöhnliche Anpassungsfähigkeit zu attestieren. Und diese Anpassungsfähigkeit sichert unserer Spezies ja schon recht lang das Überleben.
Sei's drum, auf unserem Bett liegen zwölf Kissen, das Deckbett (oder das Duvet, wie es in meiner Wahlheimat genannt wird), zwei Decken und zwei Katzen. Da mein Liebling vor mir aufstehen muss, obliegt es mir, das Bett zu machen. Wo ich also früher Kopfkissen und Deckbett einfach unters Bett geworfen habe, muss ich heute wesentlich mehr Aufwand treiben und alles nach präzisen Vorgaben der Chefin anordnen. Bis auf die beiden Katzen, da bedarf es keiner Vorgabe, das machen sie aus eigenem Antrieb.
Ich haben mich nicht nur mit der Tatsache abgefunden, dass sich diese Alltagsaufgabe drastisch von meiner damaligen Verfahrensweise unterscheidet, ich habe mit der Zeit - so wie es sich für einen Mann gehört - daran gearbeitet, den Vorgang "Bett machen" so zu optimieren, dass ich die Zahl der Seitenwechsel auf ein Minimum reduzieren kann. Leider ist es nicht sinnvoll umsetzbar, alles von einer Seite zu erledigen. Das Deckbett liegt ganz unten, also direkt auf dem Leintuch. Eine weitere Decke ist etwa gleich groß, liegt aber gefaltet quer am Fußende und die dritte, etwas kleinere Decke liegt dazwischen, ebenfalls am Fußende ausgerichtet. Diese Decke ist kein notwendiger Bestandteil des Gesamtkonzepts und erfüllt keine dekorativen Ansprüche meiner Frau. Sehr wohl aber praktische Ansprüche von mir, weil die blö… niedlichen Katzen so nicht direkt auf dem Deckbett liegen können.
Der überwiegende Teil der Kissen (zwei Kopfkissen und acht Dekokissen) werden am Kopfende arrangiert, während die verbleibenden zwei - ebenfalls Deko - auf der gefalteten Querdecke am Fußende platziert werden. Ja, das klingt kompliziert und nach einigen Verweisen (der dritte davon schriftlich) habe ich eine Skizze angefertigt, um dieser anspruchsvollen Aufgabe auch gerecht zu werden. Entscheidend für einen perfekten Ablauf ist es, die einzelnen Schritte in der korrekten Reihenfolge zu absolvieren, weil sonst alles durcheinander kommt. Wenn also der Wecker geklingelt hat und ich aufgestanden bin, muss ich mein Kopfkissen auf die Seite legen, bevor ich am Fußende des Bettes vorbei, zur Tür gehe.
Nach erledigter Morgentoilette bin ich nach meiner Rückkehr ins Schlafzimmer schon auf der richtigen Seite des Bettes, kann dort einen Teil der Arbeiten erledigen, bevor ich dann wieder zurück auf meine Seite gehe und weitere Kissen sowie die kleinere Decke platzieren kann. Nochmals zurück auf die andere Seite und schliesslich ein letzter Wechsel für die letzten beiden Kissen. Und schon bin ich fertig. Schon ist an dieser Stelle natürlich ein Begriff, der von Fall zu Fall und Person zu Person unterschiedlich interpretiert werden kann. Im Vergleich zu früher ist der Begriff eine schamlose Verharmlosung. Bei normaler Geschwindigkeit und optimalen Voraussetzungen kostet mich das jeden Tag immerhin rund 90 Sekunden.
Klingt wenig. Summiert sich über die letzten fünf Jahre aber auf fast zwei Tage meines Lebens! Unter optimalen Bedingungen. Diese herrschen aber nicht immer. Torpediert wird dieser schon fast ballettähnlich arrangierte Vorgang einerseits von der Auftraggeberin selbst und andererseits von den Katzen, die zu meinem Leidwesen in unserem Haus wohnen. Der reibungslose Ablauf ist nämlich nur dann gewährleistet, wenn bei Arbeitsbeginn keine Katzen im Raum sind. Entweder liegen sie schon auf dem zur Lüftung aufgeschlagenen Bett, dann muss ich sie runterjagen und das Leintuch mit einer Fusselrolle von Katzenhaaren befreien. Oder ich bin rechtzeitig da, um zu verhindern, dass sie aufs Bett springen, wonach die Katzen sich dann aber unter dem Bett verstecken. Dort scheinen sie besonderes Vergnügen daran zu finden, meine hin und wieder in Reichweite auftauchenden Füße (zu diesem Zeitpunkt noch bar jeden Schutzes) zu jagen.
Die Hausherrin, Auftraggeber und einzige Nutznießerin meiner morgendlichen Tätigkeit, macht mir ironischerweise auch hin und wieder das Leben schwer. Damit alles wie vorgesehen klappt, müssen die ganzen Bettartikel am Vorabend natürlich auch genauso vom Bett genommen und gelagert werden, dass ich am Morgen effizient arbeiten kann. Während ich aber geduldig mehrfach Kurse erduldet habe, die mir die korrekte Anordnung der Sachen auf dem Bett eintrichtern sollten, ernte ich für den Vorschlag einer Schulung wie und wo denn eben diese Sachen am Vorabend zu verstauen seien lediglich ein Augenrollen. Eventuell noch begleitet von einem unter Kopfschütteln ausgesprochenen Namen. Sheldon zum Beispiel. Oder Monk.
Ich muss abends also nur vor meiner besseren Hälfte und morgens vor den Katzen im Schlafzimmer sein und schon habe ich ein einfaches Leben.