Information Digitales Erbe - R.I.P für mich, aber was ist mit meinen Daten?

chmul

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Heute habe ich mal wieder einen interessanten Beitrag auf digitec.ch gelesen. Es geht um unser digitales Erbe, also darum, was mit unseren Serien passiert, die wir bei Amazon gekauft haben, mit dem Geld, das noch bei Paypal liegt, unseren Steam-Spielen und unserem Instagramaccount mit seinen 23 Followern, wenn wir sterben.

Wenn ich dereinst die letzte Cola getrunken habe, kann es mir eigentlich egal sein, was mit meinem digitalen Ich (also beispielsweise chmul) passiert. Die Wahrscheinlichkeit, dass Freunde oder Verwandte schaden erleiden, weil jemand einen meiner Accounts kapert, erachte ich als sehr gering und ich besitze kein nennenswertes digitales Vermögen (NFTs, Bitcoin usw.). Ich habe aber schon die Erfahrung gemacht, dass meine "So what"-Einstellung auch dann nicht global anwendbar ist, wenn es um mich selbst geht.

Von daher ist es grundsätzlich sinnvoll, sich ein wenig mit diesem Thema zu befassen. Dazu gibt der verlinkte Beitrag ein paar Tipps. Ich selbst habe schon ein paar Mal angefangen, die ganzen Konten zu notieren. Der Plan war, die ganzen Zugangsdaten zu bündeln und Vertrauenspersonen zu übergeben, mit Anweisungen, was im Falle des Falles zu tun ist. Sonderlich weit bin ich nicht gekommen. Aber wenn man dieses Projekt mal angeht, wird man schnell merken, dass da doch einiges zusammenkommt.

Ich könnte aus dem Stand vier bis fünf Benutzerkonten aufzählen, die ich bei verschiedenen Diensten angelegt aber nur kurz verwendet und danach nie wieder genutzt habe. Die könnte ich ohne Verluste löschen. Aber das ist halt Aufwand, weil ich mit absoluter Sicherheit die Passwörter nicht mehr kenne und unter Umständen nicht mal mehr Zugriff auf die damals verwendete Mailadresse habe.

Aber stellt Euch mal vor, Ihr seid mit dem Tod eines online sehr aktiven Menschen konfrontiert und sollt Euch nun um diese Sachen kümmern. Da wärt Ihr vermutlich recht froh, hätte dieser Mensch schon zu Lebzeiten ein paar Vorkehrungen getroffen. Optionen das digitale Erbe in den Griff zu bekommen gibt es viele. Die großen Dienstanbieter bieten in den Einstellungen oft Optionen, die beispielsweise anderen Zugriff gewähren, sollte man sterben. Und Apps gibt es natürlich auch.

Kann man mal ein wenig drüber nachdenken, finde ich. Tatsächlich finde ich dieses Thema sogar recht wichtig. Vielleicht könnten ja wir in diesem Thema Erfahrungen von Euch sammeln, Tipps geben oder auch hilfreiche Seiten verlinken ...
 
Moin,

mit dem Thema habe ich mich auch schon ein wenig beschäftigt.

So habe ich bereits vollen Zugang zu den Passwörtern meines Vaters, damit ich im Ernstfall auch Angelgenheiten regeln könnte, sollte ihm mal etwas passieren (meine Mutter wäre damit wohl hoffnungslos überfordert).

Ich selbst habe schon ein paar Mal angefangen, die ganzen Konten zu notieren. Der Plan war, die ganzen Zugangsdaten zu bündeln und Vertrauenspersonen zu übergeben, mit Anweisungen, was im Falle des Falles zu tun ist. Sonderlich weit bin ich nicht gekommen.
Passwortmanager nutzen sag ich dazu nur. So braucht man sich nur noch ein einziges Passwort zu merken, hat trotzdem für alle Konten unterschiedliche und vorallem extrem starke Passwörter - und den dazugehörigen Anmeldenamen gleich mit.

Darüber hinaus muss man der Person des Vertrauens dann auch nicht mehr extra mitteilen, wenn man irgendwo ein neues Konto eröffnet hat. Wenn er Zugriff auf die Passwortdatenbank hat, sieht er automatisch welche Konten es gibt.

Ich selbst nutze KeePassXC. Ist Plattformübergreifend und es gibt für alle gängigen Internetbrowser Erweiterungen um die Anmeldedaten automatisch ausfüllen zu lassen.

Gruß Thomas
 
Ich habe sicher mehr als 50 Email Konten.
Adressen müssten es ein paar 100 sein, weil ich für jede Registrierung eine eigene Adresse nutze.
Demzufolge habe ich auch hunderte Accounts. Viele davon auf Seiten die es schon lange nicht mehr gibt.
Für einen dritten wäre es ein gigantisches Vorhaben, das alles nach meinem ableben zu verwalten.
Ich habe daher beschlossen, als digitaler Wicht dem Internet bis zum Ende seines Bestandes auf den Sack zu gehen.

Die wichtigsten Sachen habe ich, wie Thomas, in KeePass gesichert.
Dort stehen all die Accounts, Logins, Handyverträge, Passwörter, etc.
Auf der Basis und mit ein bisschen Mühe sollte sich bis auf ein paar vereinzelte aber auch vernachlässigbare Daten alles nutzen lassen.
 
Dieses Problem hatte ich, als mein Mann starb.
Er war bei gefühlt unzähligen Adressen angemeldet, hatte - ebenso gefühlt - hunderte von Newsletter-Abos, dazu alle möglichen E-Mail-Konten, die zwar an mehreren Stellen aufgelistet waren - in die wir aber wegen der (durch altersbedingter Vergesslichkeit) ständig veränderten und nicht ordentlich notierten Passwörter nicht reinkamen.
Grundlage für all das war ein unaufgeräumter Computer, bei dem selbst Experten die Haare zu Berge standen.
Vieles konnten wir löschen, bzw. abbestellen. Dann blieb uns nur noch übrig, die Bankdaten und die hinterlegten Handy-Nr. zu ändern.
Ich hoffe, dass wir alles richtig gemacht haben.
Bei mir sieht die Sache übersichtlicher aus. Erstens gibt es bei mir nicht so viel Daten (glaube und hoffe ich wenigstens) und zweitens besteht eine übersichtliche Liste außerhalb des Computers, wo meine Nachkommen gut rankommen.
Ob das jetzt datensicherungstechnisch richtig ist, weiß ich nicht.
 
Ich fahre zweigleisig, d.h. ich habe mir ein Formular entwickelt mit von mir verwendeten
E-Mail Adressen zum jeweiligen Ankreuzen und die typischen Felder für eine Registrierung.
Die sind ausgefüllt in einem Ringbuch.

Zusätzlich noch einen Passwortmanager, wo alles drin ist, außer Banksachen. Aber wenn die
Zugangslinks sehr lang sind, dann ist das schon ein Segen und die Ausfüllhilfe solcher
Programme auch.

Was von beidem verwendet wird, wenn mich der Blitz trifft, ist mir dann egal. Aber es müsste
klappen bei meiner Familie.
 
Digitales Erbe.... da kann ich aus persönlicher Erfahrung auch ein paar Takte zu beitragen.
Als maetes im Oktober 2012 verstarb hat er kurz vorher noch eine Festplatte zur Datenrettung an einen Fachmann verschickt.
Ich habe das zu seinen Lebzeiten noch mit bekommen und ihm hat viel daran gelegen, diese Daten wieder herstellen zu lassen.
Hauptsächlich ging es um Musik und Bilddateien, was ja auch einfach Erinnerungswerte sind.
Nun denn, mein Papa war nicht mehr da, die Festplatte war weg und ich habe es mir dann zur Aufgabe gemacht, heraus zu finden wo der Datenträger ist und diesen wieder fertig machen zu lassen.
Nach meiner Recherche fand ich heraus das maetes die Platte unserem @Supernature geschickt hatte. So hatten wir beide den ersten Kontackt und ich war zu dieser Zeit noch nicht Mitglied hier im Forum.

Und natürlich kamen auch noch weitere Foren und Verkaufsplattformen welche einen Account und Zugangsdaten erfordern hinzu, die es zu deaktivieren galt.
Zum Glück aber hat mein Vater diese Dinge alle säuberlich in einem kleinen Notizbuch aufgelistet und wir konnten damit sehr gut arbeiten.
Ich selbst habe dies natürlich auch gemacht und alle meine Daten mit dazu gehörigen Passwörtern auf geschrieben.
Es gab Zeiten da hab ich das nicht gemacht und dann war die Sucherei groß.
Auch solche Daten auf kleine Zettelchen und Post it`s zu schreiben kann ich niemandem empfehlen, Leute ihr sucht euch dusselig.
Dann lieber alle wichtigen Daten in einem kleinen Heftchen gebündelt auflisten. Gegebenenfalls vielleicht für den Fall der Fälle in zweifacher Ausführung.
Und! Mein Passwörterbuch hat immer EINEN festen Platz. Ich weis immer wo es liegt, ein Griff und ich hab`s in der Hand.
 
Der Stiefvater meiner Ex-Frau hatte vor 20 Jahren mal einen kleinen Unfall mit schweren Folgen. Erst lag er im Koma, dann war er bis an sein Lebensende ein sabbernder Pflegefall, der sich nicht mehr artikulieren konnte. Er hatte zwar eine Liste mit Passwörtern, aber die war weder vollständig, noch aktuell. Und es ging damit los, dass er keinen Mailclient auf dem Rechner hatte und die Mails online bei unserem lokalen Provider verwaltet hat. Diese Passwörter waren aber veraltet. Meine Schwiegermutter musste dringend an die Mails, weil es da auch um seine Pflege etc. ging und kam natürlich nicht da ran. Glück im Unglück war, dass ich den Administrator kannte und nach Schilderung der Sachlage (mit den üblichen Problemen mit Datenschutz etc.) haben wir es denn so eingerichtet, dass er nach Feierabend bei meiner Schwiegermutter vorbeifuhr und persönlich dafür gesorgt hat, dass sie Zugriff auf die Mails bekommt.

In vielen anderen Fällen lief es nicht so einfach. Aber dank dem vorhandenen Zugriff auf die Postfächer konnte man zumindest in einigen Fällen einfach neue Passworte vergeben.

Problematischer war es dann beim Thema Bank, da die ohne entsprechende Unterlagen nichts macht.

Ich sehe das Problem also weniger bei der eigentlichen Nachlaßregelung, als mehr darin, was passiert, wenn man nicht tot ist aber leider aus gesundheitlichen Gründen keinen Zugriff mehr hat.
 
Generell gehen mit diesem Thema ja noch viele weitere Themen einher, also der Vorsorge.
Ja es ist Aufwand, aber ohne das ganze ist es eher Horror.

Das Ringbuch mit den selbsterstellten Vorlagen hat zudem weitere Vorteile:
Mit einem Register kann ich alles schön sortieren.
Ungültige Blätter kann ich heraus nehmen.
Wenn ich mich verschreibe, kann ich einfach ein neues Blatt nehmen.
Ich habe dazu auch alles was Abo ist entsprechend gekennzeichnet und die Kündigungsfristen dazu geschrieben.
Man kann so ein Formblatt in Excel oder Word erstellen und die vorgegebenen Felder ersparen schon die Schreibarbeit und schaffen zudem bessere Übersicht.

Zusatzthema:
Wir haben uns zudem einen schweren, feuerfesten Dokumentenkoffer gekauft, wo alle wichtigen Dokumente drin sind.
Ist nicht die absolute Sicherheit, aber es kann enorm hilfreich sein.
 
Nun, auch wenn es manchmal nicht so scheint ... meine Online-Accounts kann ich fast an einer Hand abzählen.
Zugang dazu hat meine Frau, die auch mit dem Passwort-Safe umgehen kann und später die richtigen Schritte einleiten kann.
Alle anderen wichtigen Dokumente sind, ebenso wie bei Roland, vor jeglichen Umwelteinflüssen gut geschützt und jederzeit für alle Familienmitglieder verfügbar.
Kontoauflösungen funktionieren auch heutzutage glücklicherweise auch mittels einer Sterbeurkunde als ausgewiesener direkter Verwandter. Das weiß auch unser Sohn, der bereits für den Fall der Fälle entsprechend instruiert ist. Wie das mit Auslandskonten ist ... keine Ahnung ... haben wir nicht.

Ich denke auch, man muss über das Thema nachdenken, darüber reden und entsprechend handeln ... uns hat's beruhigt.
 
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