So ein Sängerjob ist schon eine zeitfüllende Angelegenheit oder?.....Nachdem Lehrer ja allgemein Zeitmangel beklagen...frage ich mich ob diese beiden Berufe rein zeitlich überhaupt unter einen Hut zu bringen wären?
Das könnte man aber auch umkehren und den nebenberuflichen Sänger zum großen Vorbild für alle Lehrer erklären - wenn der das schafft, schafft Ihr das auch!
Zu sagen "das geht doch zeitlich gar nicht, da muss man sich entscheiden" ist scheinheilig und unehrlich, denn die "richtige" Entscheidung, die der Betroffene fällen soll, hat man dabei ja auch schon im Hinterkopf
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Ich versuche weiter, mich gedanklich einer gefestigten Meinung zu nähern, dabei beschäftigt mich auch die Frage: Darf ein Lehrer privat tun, wonach ihm der Sinn steht?
Das würde ich nicht pauschal mit "Nein" beantworten wollen, aber Tatsache ist für mich nun mal: Lehrer haben kein Privatleben.
Natürlich haben sie Privatsphäre, aber doch nur in den eigenen vier Wänden bei geschlossenen Vorhängen.
Alles, wobei ein Lehrer grundsätzlich von seinen Schülern gesehen werden kann, gehört quasi zum Job - denn Lehrer ist kein Beruf, der sich auf die Funktion beschränkt, ein Lehrer wird nur im Ganzen als Mensch wahrgenommen.
Tut ein Lehrer in seiner Freizeit etwas, was seine Schüler besonders cool oder besonders widerwärtig finden, dann droht die Gefahr, dass seine Autorität darunter leidet - wenn er entsprechend damit umgehen kann und souverän agiert, kann trotzdem alles bestens sein.
Der Nachahmungstrieb der Schüler ist allerdings ebenfalls nicht zu unterschätzen. Wenn irgendein Fünftklässler in seinem Kinderzimmer einen Eimer Schweineblut auskippt, weil er seinen Lehrer so cool findet, dann möchte ich nicht in der Haut des Schuldirektors stecken, der vermitteln muss
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Es dreht sich doch letztlich um die schwierige Frage:
Darf ein Lehrer in seiner Freizeit alles tun, was grundsätzlich legal ist, oder gibt es bestimmte Grenzen, wo man sagen muss: "Wir können Dir das zwar nicht verbieten, aber der Interessenkonflikt ist einfach zu groß".
Hier würde ich sagen: Ganz klar, diese Grenzen gibt es.
Aber die unweigerliche Gegenfrage, wo diese Grenze denn nun ist, kann ich schon wieder nicht mehr beantworten.
Darf ein Metal-Sänger Lehrer werden? Oder der Betreiber eines schwulen Swingerclubs? Ein Kampfhundezüchter? Wer will dafür Regeln aufstellen?
Ich behaupte, das ist unmöglich und muss im Zweifel von Einzelfall zu Einzelfall entschieden werden.
Wichtig ist nur, dass die Entscheidungsfindung fair und transparent erfolgt *¹ - und das ist nicht nur für den Betroffenen wichtig, sondern auch für die Schüler - eine schwer nachvollziehbare Entscheidung einfach vorgesetzt zu bekommen, trägt nämlich garantiert nicht zur Persönlichkeitsentwicklung bei.
Wenn man dieses Fass aber aufmacht, dann darf man dabei nicht nur auf die Beispiele mit Ekelfaktor schauen - dann muss ich mich auch fragen, ob sich ein Lehrer zum Beispiel in einer politischen Partei engagieren darf, oder ob ein streng gläubiger Katholik, Moslem oder was auch immer für den Schuldienst geeignet ist. Muss ich vielleicht sogar von einem Veganer eine schriftliche Zusicherung verlangen, dass er seine Schülern keine ernährungsphilosophischen Spinnereien in den Kopf setzt?
Denn mit Allem, was ein Lehrer sagt, tut oder is(s)t, nimmt er bewusst oder unbewusst Einfluss auf die Kinder.
Und damit komme ich endlich zu einem Punkt, an dem ich mich festmachen kann:
Eigentlich brauchen wir nur mündige Kids, die sich ihre eigenen Gedanken machen und eigene Entscheidungen treffen können.
Dann müssen wir uns nicht mehr ihren Kopf zerbrechen, sondern müssen nur fragen: "Ist das für Dich okay?"
Und wenn sie sagen "ja" - dann ist alles im grünen Bereich.
*¹: Das ist es, was mich bei dem aktuellen Fall unabhängig von allen Meinungen auf die Palme bringt: Hier wird von Seiten der Behörde offenbar pauschal diffamiert und geurteilt. Die Reporterin der Süddeutschen lügt nicht aus Freude am Lügen, sondern weil sie jemand dazu angestiftet hat.
Zu solchen Methoden zu greifen, weil man mit der inhaltlichen Auseinandersetzung überfordert ist, das kann ich nicht akzeptieren