Information Wink des Schicksals?

chmul

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Es gibt Dinge, die brauche ich wie ein Loch im Kopf. Oder gar nicht. Einen Wink des Schicksals beispielsweise, wobei es sich - wenn es denn einer war - weniger um einen Wink als um wildes Herumgewedel handelte. Übertragen auf den Ausdruck "Wink mit dem Zaunpfahl" wäre der Wurf mit der Berliner Mauer eine passende Beschreibung. Aber ich fange mal ganz von vorne an.

Also jetzt nicht bei den Anfängen des Planeten oder der Menschheit, sondern in die Endphase meiner Jugendzeit. Damals begab es sich nämlich, dass meine Eltern endlich das lang ersehnte Häuschen erwarben und wir mit vereinten Anstrengungen ein schönes Haus mit Raum für die ganze Familie machten. Klingt fast schon romantisch, oder? War es vermutlich auch. Damals hatte ich aber nun wirklich andere Dinge im Kopf als Schubkarren mit Zement durch die Baustelle zu fahren, damit der Balkon verbreitert werden kann oder Tonnen von Bauschutt entweder nach oben in den Container oder als Füllmaterial für eine Hangbegradigung nach unten in den Garten zu tragen.

Sei's drum, aus einem kleinen Häuschen wurde durch ein paar Handgriffe ein Einfamilienhaus mit Dachwohnung. Letzteres war dann auch für ein paar Jahre mein Domizil. Im winzigen Bad gab es auch Platz für eine Waschmaschine. Total super, alles hat einwandfrei funktioniert.

Aufgrund von Ereignissen, die jenseits meiner Kontrolle liegen, hat es sich ergeben, dass ich kürzlich wieder zu den Anfängen zurückgekehrt bin. Da ich aus logistischen Gründen noch nicht zu meiner Frau in die Schweiz ziehen kann, aber andererseits auch keine Lust mehr hatte alleine ein großes Haus zu bewohnen, habe ich mich übergangsweise wieder bei meinen Eltern einquartiert. Wie man aus sechs Zimmern plus Dachboden plus Keller plus Garage und plus Geräteschuppen in eine Einzimmerwohnung zieht, ist eine andere Geschichte und würde den Rahmen dieser kleinen Erzählung sprengen. Es ist aber schon erstaunlich (erschreckend wäre vermutlich der bessere Ausdruck), was sich so alles ansammelt. Ich glaube ich habe drei volle Plastiktüten mit Kabeln zum Recyclinghof gebracht. Und trotzdem noch ziemlich viele, von denen ich mich einfach nicht trennen kann.

Wie dem auch sei, jetzt wohne ich wieder hier und habe auch wieder das winzige Bad mit dem Platz für die Waschmaschine. Zunächst stand die Maschine einfach nur da, weil einerseits meine Mutter schneller war und den Wäschekorb schon leerte, bevor er durch geschicktes Komprimieren mehr als das zu erwartende Volumen fasste und andererseits, weil ich eh selten zu Hause war. Vorige Woche habe sie dann aber endlich in Betrieb genommen und bin dabei auf ein Problem technischer Natur gestoßen. Mangels separatem Ablauf galt es den Abwasserschlauch der Maschine so am Waschbecken zu befestigen, dass das Wasser beim Abpumpen nicht auf der anderen Seite wieder nach oben schoss und der Schlauch durch den Rückstoß auch nicht aus dem Waschbecken gedrückt wurde.

Unter normalen Umständen hätte ich natürlich eine einwandfreie Lösung gefunden, die in unnachahmlicher Weise handwerkliches Geschick mit überraschender Eleganz verbindet. Aber ich hatte oben ja schon mal mein Platzproblem angerissen und so war mir der Zugang zu meiner Ausrüstung verwehrt, wollte ich nicht den halben Tag damit verbringen unzählige Kisten zu öffnen. Also öffnete ich die Krimskrams-Schublade meines Schreibtisches und spielte ein wenig McGyver. Aus einem Karabinerhaken, ein paar Schlüsselringen und einem Klettband zum bündeln von Kabeln bastelte ich eine Sicherung für den Waschmaschinenschlauch. Und sieht man einmal von den optischen Unzulänglichkeiten der Konstruktion ab, habe ich auch mit begrenzten Mitteln eine ziemlich elegante Lösung gefunden, die sogar funktionierte. Ausserdem ließ sie sich unauffällig unter dem Waschbecken auf dem Unterschrank deponieren, wenn die Waschmaschine nicht in Gebrauch war.

Damit tauchen wir aus der Vergangenheit auf und befinden uns in der Gegenwart. Ja, Entschuldigung, es ist die unmittelbare Vergangenheit, in der Gegenwart schreibe ich ja gerade diese Zeilen. Obwohl, wenn Du diese Geschichte liest, ist meine Gegenwart ja auch nicht mehr Gegenwart sondern schon wieder Vergangenheit. Hm, kompliziert. Egal, heute ist auf jeden Fall einer der Tage, an denen ich erst am frühen Abend einen Termin habe. Ich kann also bar jeder Störung durch schnurrende Katzen, Kindern die zu Freunden gefahren werden müssen oder gar Arbeit den Tag verbringen, wie es mir gerade einfällt. Gestern Abend schon fiel mir dazu ein, dass ich ausschlafen würde und danach ausgiebig Trackmania fahren würde.

Das hat auch wunderbar geklappt. Bis nach dem Ausschlafen. Der Blick aus dem Fenster offenbarte nämlich, dass es geschneit hatte. Ich mag den Winter nicht, wie ich sicher schon mal an anderer Stelle erwähnt habe. Der oben angesprochene Termin ist ein Arbeitsdienst bei Stand unseres Fußballvereins bei einem Nikolausmarkt. Wenn man solche Märkte mag, ist Schnee natürlich eine tolle Sache, ich mag aber weder Schnee noch Nikolausmärkte. Aber gut, daran kann man nichts ändern, ich wollte ja in Ruhe Trackmania spielen und das geht auch bei Schnee. In meiner Entspannung erkannte ich auch die Notwendigkeit mal wieder zu waschen. Da ich eh auf dem Weg ins Bad war, nahm ich also meine Wäsche mit und startete den Waschvorgang. Ich wusch mir dann das Gesicht, putzt die Zähne und ging dann zurück ins Zimmer. Nach einem Blick ins Forum und einigen gelesenen Beiträgen hatte ich Durst und wollte mir eine Cola aus dem Kühlschrank holen. Ich öffnete die Tür und ...

... sah eine große Pfütze mitten in der Küche, zwischen der Zimmertüre und der Türe zum Bad. Ich brauchte ein paar Sekunden, bis ich verstand, was meine Augen da ans Gehirn meldeten. Dann hastete ich ins Bad und nahm meine Schlauchsicherungskonstruktion vom Unterschrank und befestigte sie so, dass das Wasser nicht mehr in den Unterschrank, der übrigens nicht Wasserdicht ist, sondern wie ursprünglich gedacht ins Waschbecken gepumpt wurde. Die folgende Stunde verbrachte ich damit, das Bad und die Küche trocken zu legen. Wie gesagt, ich wollte eigentlich Trackmania spielen.

Ich finde es maßlos übertrieben vom Schicksal, so einen Aufwand zu treiben, nur um mir zu signalisieren, dass ich den Badezimmerboden mal wieder nass aufwischen sollte. :motz
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich weiß ja nicht, ob es Dir schon jemand gesagt hat?

Es hat ja keiner behauptet, das Leben sei einfach!

:ätsch :weg
 
:trost
Ich konnte leider beim lesen nicht verhindern, dass ich immer wieder etwas irritiert mit einem Ohr in Richtung meiner eigenen - gerade mit den diversen Spülgängen beschäftigten - Waschmaschine gehorcht habe.

Ich weiß, das ist unhöflich, denn wenn man einen so interessanten Beitrag liest, sollte man auch mit allen Sinnen dabei sein!

Aber dieses leise Plätschern, das da aus dem Untergeschoss zu hören war, klang plötzlich anders als sonst - irgendwie lauter, bedrohlicher - oder auch einfach nur Deiner Geschichte angepasst?
Oder doch ein Wink mit der Wäscheschleuder?

Falscher Alarm - ich hatte nur die Waschraum-Tür offen gelassen!
Danke für Deine Geschichten; sie vertreiben garantiert jede November-Depression.
:)5
 
Durch einen "Wink des Schicksals" nehme ich nun ab und habe meine Ernährung umgestellt. Mein Ziel ist nun klar. Ich konnte in der Hinsicht vorher OHNE das eigentliche Problem das Ziel nie wirklich erreichen. :)
 
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