Szenen aus dem Leben

gisqua

ist wieder öfter hier
Neulich saß ich wiedermal in einem Wartezimmer.
Um die Aufregung etwas zu dämpfen, suchte ich Ablenkung in den dort ausliegenden Zeitschriften. Da das Wartezimmer rappelvoll war, befanden sich die (für mich) interessanteren allerdings bereits in anderen Händen.
Also sagte ich mir: Wann hast du schon mal Gelegenheit, diese herrlich farben- und bilderfrohen Presseerzeugnisse anzusehen, und griff ohne große Erwartungen zu einer der sog. Frauenzeitschriften.
Beim Blättern blieb mein Blick an einer Kolumne hängen. Die Überschrift klang verheißungsvoll und während des Lesens habe ich bestimmt mehrmals seltsame Geräusche von mir gegeben.
Aber ein scheuer Blick in die Runde der Wartenden sagte mir, dass keiner meine Heiterkeit bemerkte. Hier war jeder mit sich selbst beschäftigt.
Ich möchte Euch diese Geschichte nicht vorenthalten. Die Autorin hat mir ihre Zustimmung dafür gemailt.

* * * * *​

"Wo ist nur der Körper hin, den ich einmal hatte?"​

Bei meinem Patenkind Paul kam eines Nachts die Zahnfee. Sie hat seinen ersten ausgefallenen Milchzahn mitgenommen und im Tausch ein Spielauto unters Kopfkissen gelegt.
Bei unseren Nachbarskindern war die Schnullerfee da. Jetzt sind alle Schnuller weg, dafür gab's eine Puppe.
Ich hatte neulich auch Besuch von einer Fee. Sie hat sich mir nicht vorgestellt, aber ich nenne sie mal die Schönheitsfee. Als ich aufwachte, war meine Taille weg. Dafür hatte ich Falten, Krähenfüße und Besenreiser. Einfach so, über Nacht.
Jetzt steh' ich da, vor unserem neuen Ganzkörperspiegel und frag' mich, wo nur der Körper ist, den ich mal hatte. Also nicht, dass ich es damit zum Unterwäschemodel gebracht hätte, aber meine Haut war straff, Falten kamen nur beim Lachen und die Adern an den Beinen lagen innen und nicht außen. Außerdem saß alles an seinem anatomisch korrekten Platz, statt wie jetzt drei Etagen tiefer.
Ich denke ernsthaft darüber nach, mein Bindegewebe wegen Arbeitsverweigerung zu verklagen.
Alles an mir scheint ein Opfer der Schwerkraft geworden zu sein: Wangen, Schultern, Po, Oberarme. Sogar die Haut über den Knien erinnert an einen Luftballon mit Loch. Die Distanz zwischen Busen und Bauchnabel wird immer kürzer.
Man sagt immer, das Alter kommt schleichend. Das stimmt nicht. Manchmal rennt es einen regelrecht über den Haufen. Oder - wie in meinem Fall - erwischt es einen im Schlaf.
Fairerweise muss ich zugeben, dass die Fee dann doch nicht nur Hautprobleme hinterlassen hat.
Neben dem Bett stand eine Kiste. Darin: Erinnerungen an tausend wunderbare Momente, jede Menge Gelassenheit, Zufriedenheit und ein paar Krümel Weisheit waren auch drin.
Ein echter Schatz, den es da im Gegenzug für einen straffen Körper gibt. Also eigentlich ein fairer Tausch.

* * * * *​

:quelle: Zeitschrift tina / Kolumne von Susanne Rückert
 
Der Körper ist der gleiche geblieben,er hat sich nur in soweit verändert,wie die Zeit sich auch verändert.Mir geht es auch so ,daß ich in den Spiegel schaue und mich frage:Warum hat sich mein Körper so verändert?Weil ich manchmal maßlos bin und Sachen in mich reinstopfe,die glatt für 2 Personen ausreichend wären.Ich esse dann,wie eine 7köpfige Raupe!!LG !! MM!!
 
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