Diskussion Schule ist nicht nur doof, sie macht es auch

Hi!

Hmm also am Anfang habe ich noch gedacht der Text zielt darauf ab, dass es den Schülern an mathematischem Verständnis leidet, aber nach dem Interview mit dem einen Schüler der das Alter des Hirten "berechnet" hat liegt es mMn viel mehr an dem Verständnis für geschriebenes.

okok grad die letzte Frage gelesen ... jetzt fehlen mir echt die Worte :eek:

Lehrer: Du hast zehn Bleistifte und 20 Buntstifte. Wie alt bist du?
Julia: 30 Jahre alt!
Lehrer: Aber du weißt doch genau, dass du nicht 30 Jahre alt bist?
Julia: Ja, aber das ist nicht meine Schuld. Du hast mir die falschen Zahlen gegeben.

:stupid Einen Zusammenhang erkennen zählt nicht zu deren Stärke ...
 
:stupid Einen Zusammenhang erkennen zählt nicht zu deren Stärke ...


Ich finde, das ist nicht den Kindern anzukreiden, dass sie da keinen Zusammenhang erkennen. Kinder unterstellen Erwachsenen in der Regel, dass sie sinnvolle Fragen stellen und nicht versuchen sie zu verarschen aufs
Glatteis zu führen.
Mit konkreten mathematischen Aufgaben konfrontiert, können Kinder garantiert besser umgehen.

Mein Eindruck ist, dass Kinder in den Grundschulen, gerade im Fach Mathematik verwirrt werden. Mein Sohn hat in der Grundschule verschiedene Wege gelernt ein und dieselbe Aufgabe auszurechnen, anstatt einen konkreten Lösungsweg. Das hat ihn völlig konfus gemacht und er hat mehr als einmal gefragt, welcher Weg denn jetzt der richtige wäre.

Diese Kapitänsaufgaben, die in dem Artikel angesprochen werden, sind doch auch völlig behirbelt und haben nichts mit mathematischem Verständnis zu tun, sondern bestenfalls mit Leseverständnis..
 
Oder so....

Fragt der Lehrer die Klasse: „wie viel ist 80 geteilt durch 4?“

Antwort vom 1. Schüler: „violett“. Völliger Blödsinn antwortet der Lehrer

Antwort vom 2. Schüler: „kariert“. Wieder falsch... der Lehrer wird langsam sauer

Antwort vom 3. Schüler: „20“

„Prima“ freut sich der Lehrer und fragt wie er es denn gerechnet hat.

Antwort: „ganz einfach, ich habe einfach von 80 violett abgezogen und dann mit kariert multipliziert“
 
Ich denke auch einfach mal, dass ein Drittklässler sich denkt, dass eine Matheaufgabe ja gelöst werden muß, dafür wird sie ja gestellt.
Ich finde dieser Abschnitt hier
Lehrer: Du hast zehn Bleistifte und 20 Buntstifte. Wie alt bist du?
Julia: 30 Jahre alt!
Lehrer: Aber du weißt doch genau, dass du nicht 30 Jahre alt bist?
Julia: Ja, aber das ist nicht meine Schuld. Du hast mir die falschen Zahlen gegeben.
zeigt das ganz deutlich. So nach dem Motto:"Ist ja egal, ob die Antwort falsch ist, hauptsache, ich habe was gerechnet."
 
Ich finde, das ist nicht den Kindern anzukreiden, dass sie da keinen Zusammenhang erkennen. Kinder unterstellen Erwachsenen in der Regel, dass sie sinnvolle Fragen stellen und nicht versuchen sie zu verarschen aufs
Glatteis zu führen.
Mit konkreten mathematischen Aufgaben konfrontiert, können Kinder garantiert besser umgehen.

Mein Eindruck ist, dass Kinder in den Grundschulen, gerade im Fach Mathematik verwirrt werden. Mein Sohn hat in der Grundschule verschiedene Wege gelernt ein und dieselbe Aufgabe auszurechnen, anstatt einen konkreten Lösungsweg. Das hat ihn völlig konfus gemacht und er hat mehr als einmal gefragt, welcher Weg denn jetzt der richtige wäre.

Diese Kapitänsaufgaben, die in dem Artikel angesprochen werden, sind doch auch völlig behirbelt und haben nichts mit mathematischem Verständnis zu tun, sondern bestenfalls mit Leseverständnis..

Nja also sehe ich fast ähnlich ... mMn muss Kindern einfach beigebracht werden Texte verständlich zu schreiben und vor Allem auch richtig zu interpretieren. Den Kern eines Textes herauslesen zu können und sich auf darauf zu kenzentrieren.

Wenn jemand solche Kapitänsaufgaben nicht "lösen" kann, dann stimmt etwas mit der Interpretation des Gelesenen nicht und da muss nachgelegt werden.

Dass dein Sohn verschiedene Lösungswege für mathematische Aufgaben lernt ist ganz klar und zum Teil auch entscheidend in der Mathematik. Es gibt genügend Aufgaben bei denen je nach Aufgabenstellung nur 1 von mehreren möglichen Lösungswegen zu einem korrekten Ergebnis führt. Hier gilt es wieder die Angabe korrekt zu interpretieren und anschließend den richtigen Lösungsweg zu wählen. Mathematik ist hald nicht einfach nur stupides Addieren und Subtrahieren.

kA vielleicht liegt meine Einstellung gegenüber Mathematik auch einfach nur daran, dass ich immer gut darin war und es mir Spaß gemacht hat (nur in den letzten 2 Jahren hab ich gar nix mehr gelernt, darum beherrsche ich das nicht soooo genau, hauptsächlich Warscheinlichkeitsrechnung und Rentenrechnung, aber für die Matura hats gereicht^^).
 
Das grösste Problem, das ich an der Mathematik sehe ist, dass immer wieder Lösungswege/Formeln für Aufgaben vorgegeben werden und erst nach Lösung der Aufgabe erklärt wird, warum man dies überhaupt berechnet und welches Ziel man am Ende eigentlich hat.

---

Das Thema "Texte verstehen" ist auch ein zweischneidiges. "Texte verstehen" kann jeder - für eine gute Note müssen die Kids "Texte so verstehen, wie der Lehrer". Selbst bei entsprechend schlüssiger Begründung warum sie etwas anders verstehen - die Note wird dadurch nicht besser.
Gerade das ist sehr gefährlich. Anstatt sich richtig mit den Texten auseinander zu setzen, versuchen die Kids die Lehrer zu interpretieren - denn nur das bringt sie weiter.
 
Was hat Texte interpretieren mit Mathe zu tun?

Du hast zehn Bleistifte und 20 Buntstifte. Wie alt bist du?

Wo steckt da eine Rechenaufgabe?
Das ist einfach nur Schwachsinn!
Und wenn ich in Prüfungsstress wäre,
würde ich diesem Sack wahrscheinlich auch auf den Leim gehen!
 
Wenn Kinder den Text nicht verstehen, sind sie entweder falsch konditioniert
worden oder zu dumm. Ersteres von zu Hause aus, anschliessend in der Schule.
Man sieht es ja teilweise an gestellten Hausaufgaben hier, dass vorgerechnete
Wege nicht verstanden werden "das haben wir so nie gehabt".
Da wird Schema F durchgezogen und peng. Und Eltern machen sich auch nicht
mehr sonderlich die Mühe, bei Hausaufgaben zu helfen - sind eh meistens überfordert.

Ich konnte letztens ein Gespräch belauschen hier zwischen Lehrern - einer meinte,
die Schüler könnten noch 5 hoch 3 so ausrechnen, evtl mit TR - aber bei 3 hoch 5
streikt das Hirn, klappt nicht. (125 bzw 243 ist die Lösung).

Wenn man die heutige Generation an Schülern mit denen vor 20 Jahren vergleicht,
kommt man eigentlich aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus - und das nicht
nur beim Unterricht, sondern auch anderweitig. Respekt vor allen Lehrern, die sich
das noch freiwillig antun wollen.
 
@Brummelchen
Da reichen 10 Jahre aus. Vor etwa 15 Jahren wurde in NRW massiv in der Bildung gespart - damals mit dem Stichwort "Kienbaum Gutachten" verbunden.

Unabhängig von der Diskussion dreigliedriges Schulsystem ja/nein, Abi nach 12 oder 13 Jahren etc. pp., ist es letztlich einfach die Personaldichte, die über die Qualität entscheidet.

Daher ging die Qualität 5 Jahre nach dem Gutachten massiv runter.
 
Ich habe kein Verständnis für solche Fragen in der Grundschule!

Eigenes Nachdenken sollte SELBSTVERSTÄNDLICH gefördert werden. Als Kind - auch als Erwachsener - aber als Kind noch mehr, ist Mensch auf ehrliches ehrbares Verhalten angewiesen! DAS ist eine Ver*eimerungs*taktik. Wie soll Kind etwas lernen können, wenn es den Menschen, die ihn prägen sollen, nicht vertrauen kann?!!
Mensch lernt doch gerade ganz viel dadurch - DASS er vertraut.

Mein Kind war irgendwann im 2. Schuljahr - ich hatte Frühdienst gehabt, und war entsprechend müde - und, ja, auch - genervt.
Mittagessen - Schularbeiten. Auf einmal steht der Zwerg vor mir und meint: Du musst mir helfen - ich kann das nicht. Es ging um Substraktionsaufgaben über den 100er Bereich heraus. Wie gesagt, ich war leicht genervt, kurz angebunden, sagte ihm: mann, ist doch ganz leicht! Zeigte erklärte kurz - Kind ging zurück ins Kinderzimmer - und siehe da: nach einer viertel Stunde waren die restlichen 5 Aufgaben komplett richtig gelöst.

1,5 Monate später - Elternabend. Sämtliche Eltern gingen auf die Klassenlehrerin los: SIE haben da nämlich Aufgaben gestellt, die die Kinder total überfordern! Das können die noch gar nicht können!! Ich staunte still. Es ging um eben diese Aufgaben. Und es stellte sich heraus, daß das Aufgaben für die 3. Klasse gewesen waren. Die Lehrerin ging in Sack und Asche. ... die *aaamen* Kinder ..

Jetzt höre ich, daß es keine Überforderung ist, Kinder zweisprachig aufwachsen zu lassen. Ok. Glaube ich auch nicht. :)
Fordern ist richtig! Ich bin damit gross geworden (und habe das auch bei meinem Kind so gemacht), daß im Grundschulalter bestimmte mathematische/rechnerische Dinge konditioniert/auswendiggelernt werden mussten. Auf dem Weg zum Einkaufen haben wir immer die ganzen Reihen gelernt. Die 3er-Reihe - 3,6,9,12,... und zurück 30, 27, 24, .. Das musste sitzen! Genauso mit den anderen Reihen. Du musst aus dem Schlaf geweckt werden können - jemand fragt Dich - und Du musst wissen: wieviel ist 6x7!! Quadratzahlen bis 20 - genauso Pflicht.

Aber das ist (zum grossen Teil) Elternpart.

Kompetenzen zu erwerben ist superwichtig. Wenn ich einen Grossteil davon habe, DANN kann ich Kind auch darin schulen, mit Spott, Ironie und anderen ähnlichen Verhaltensweisen umzugehen. Aber erst dann!

Die Grundrechnungsarten gehören in die Grundschuljahre - und so, wie ich oben geschrieben habe, gehört da viel Auswendiglernen dazu. Wie beim Vokabellernen in den Fremdsprachen. Kinder lernen ganz viel ganz leicht :). (ist ein sehr schöner lesenswerter autobiographischer Roman zu diesem Thema)

:) Madame

PS
DANKE
 
Mein Eindruck ist, dass Kinder in den Grundschulen, gerade im Fach Mathematik verwirrt werden. Mein Sohn hat in der Grundschule verschiedene Wege gelernt ein und dieselbe Aufgabe auszurechnen, anstatt einen konkreten Lösungsweg. Das hat ihn völlig konfus gemacht und er hat mehr als einmal gefragt, welcher Weg denn jetzt der richtige wäre.

Das ist schon wichtig - es geht ja darum, die Zusammenhänge zu verstehen. Wenn man nur einen Weg auswendig lernt, kommt man irgendwann an den Punkt, an dem ein Sonderfall dafür sorgt, dass man das nicht mehr anwenden kann - und dann steht man doof da. Das sollte natürlich didaktisch sinnvoll passieren, das dürfte das Hauptproblem sein.


Jetzt höre ich, daß es keine Überforderung ist, Kinder zweisprachig aufwachsen zu lassen. Ok. Glaube ich auch nicht. :)
Fordern ist richtig! Ich bin damit gross geworden (und habe das auch bei meinem Kind so gemacht), daß im Grundschulalter bestimmte mathematische/rechnerische Dinge konditioniert/auswendiggelernt werden mussten. Auf dem Weg zum Einkaufen haben wir immer die ganzen Reihen gelernt. Die 3er-Reihe - 3,6,9,12,... und zurück 30, 27, 24, .. Das musste sitzen! Genauso mit den anderen Reihen. Du musst aus dem Schlaf geweckt werden können - jemand fragt Dich - und Du musst wissen: wieviel ist 6x7!! Quadratzahlen bis 20 - genauso Pflicht.

Ehrlich gesagt - das habe ich nie verstanden. Ich hab nie auch nur eine Reihe von Potenzen oder Quadraten oder was auch immer auswendig gelernt. Warum? Wenn ich verstehe, was da passiert, kann ich das nachvollziehen und rechnen. Wenn man weiss, was man tut, ist auch der Taschenrechner keine Sünde. ;) Klar muss man die Grundlagen draufhaben, aber man kanns auch übertreiben.

Das ist irgendwo das Problem, da stimme ich völlig zu. Mathe wird oft als völlig abstraktes Spiel gelernt, das die Lehrer einem aufzwingen, um einen zu ärgern. Das es durchaus interessante Anwendungen in der Realität hat, geht dann am Schüler vorbei.
 
Das ist schon wichtig - es geht ja darum, die Zusammenhänge zu verstehen. Wenn man nur einen Weg auswendig lernt, kommt man irgendwann an den Punkt, an dem ein Sonderfall dafür sorgt, dass man das nicht mehr anwenden kann - und dann steht man doof da. Das sollte natürlich didaktisch sinnvoll passieren, das dürfte das Hauptproblem sein.

Na klar, das ist wichtig, das stelle ich ja auch überhaupt nicht in Abrede. Meiner Meinung nach sollten die Kids erst einmal die Regel nachvollziehen können, nach der gerechnet wird, bevor man darauf eingeht, wie man diese Regel noch modifizieren kann.
 
Irgendwie drängt sich mir der Verdacht auf, dass der Focus Redakteur selbst nicht verstanden hat, dass es dabei eigentlich gar nicht um Mathematik geht, sondern um das Erfassen und Verarbeiten von Informationen. Alle Beispiele und die darauf folgenden Antworten der Kinder haben gezeigt, dass sie anscheinend nicht dazu in der Lage sind, die Frage richtig zu verstehen und zu erkennen, dass sie nichts mit der davor liegenden Aussage zu tun hat. Das ist aber ein Phänomen, welches auch bei Erwachsenen aller Altersstufen auftritt, denn niemand hört wirklich zu bzw. liest Texte richtig durch, jeder "scannt" sozusagen die Aussagen und setzt sie so zusammen, wie er glaubt, dass sie sein sollen.

Wie oft hat man schon den Satz gehört: "Aber Du hast doch gesagt..." obwohl man 10s vorher etwas anderes - aber im Zusammenhang mit einer anderen, evtl. nicht dazu gehörenden Information - gesagt hat?
Oder, schlimmer noch, dass sich eine Person persönlich angegriffen fühlt, obwohl man sich rein über eine nichts mit der Person zu tun habende Sache in einer Diskussion anders geäußert hat?

Seit wann ist die Aufmerksamkeitsspanne der Zuhörer und Leser eigentlich auf unter 3s bzw. 10 Wörter gesunken, so dass jeder aus seinen eigenen Vor-Urteilen das zusammensetzen muss, was tatsächlich passiert sein könnte oder sollte?

Irgendwie erinnert mich das an eine Anekdote von Ephraim Kishon:

Er steht in einer in einer Schlange und tritt der Person hinter sich versehentlich auf den Fuß. Diese Person will sich gerade darüber aufregen als er sich umdreht, der Person mit einem tiefen Blick in die Augen freundlich lächelnd sagt:
"Das war Absicht."
Die Person antwortet:
"Ach, das macht doch nichts, kann ja mal vorkommen."
 
Seit wann ist die Aufmerksamkeitsspanne der Zuhörer und Leser eigentlich auf unter 3s bzw. 10 Wörter gesunken, so dass jeder aus seinen eigenen Vor-Urteilen das zusammensetzen muss, was tatsächlich passiert sein könnte oder sollte?

Zeit- und Erwartungsdruck von außen. Wenn regelmässig unter Druck steht (wie das in der Schule und in vielen Berufen der Fall ist) beginnt man, alles zu interpretieren bevor man den kompletten Zusammenhang hat.
Das wird künftig noch schlimmer werden.
 
Wie oft hat man schon den Satz gehört: "Aber Du hast doch gesagt..." obwohl man 10s vorher etwas anderes - aber im Zusammenhang mit einer anderen, evtl. nicht dazu gehörenden Information - gesagt hat?
Oder, schlimmer noch, dass sich eine Person persönlich angegriffen fühlt, obwohl man sich rein über eine nichts mit der Person zu tun habende Sache in einer Diskussion anders geäußert hat?

Danke danke danke danke..

Ich würd grad am liebsten Danke cheaten - genau das sehe ich immer und immer und immer wieder. Im Beruf, im Privatleben - aber das ist nichts neues mMn. Bei älteren Semestern ist es meist einfach eingerostet und eingefahren, so manch einer hört eh nur hin wenn er muss, andere blenden absichtlich aus, was ihnen gerade nicht dienlich ist. Jüngere lernen es in der Schule schon, aber das war auch zu meiner Zeit damals so, und ich glaube, es liegt zu 80% am Lehrer, WIE er wissen vermittelt. WAS er lehren muss, ist ja festgelegt, aber das WIE.. durch verschiedenste Schulformen hindurch hab ich verschiedenste Pädagogen gesehen - ich traue mich sogar wetten, dass, nähme man ein und denselben Schüler, jener ohne Hauptschulabschluss geflogen wäre oder Abi geschafft hätte - nur aufgrund der Art des Lehrens und sozialen Umgang des Lehrers..

Und genau da setzen solche Fragen wie im Artikel doch genauso an - hat der Lehrer hier auf schnöde Wissensvermittlung und stumpfes Auswendiglernen gepocht? Unsere Schulaufgaben (für die Hauptschüler: "Proben") waren grundsätzlich so ausgelegt, dass lernen nur soviel gebracht hat, wie nötig. Ein nicht unerheblicher Faktor bei unseren Arbeiten war fast immer auch das Verständnis der Aufgabe, was entscheidend war für die Lösung. Sei es in Physik, Chemie, Mathe oder sogar Englisch und Latein - wer den Stoff zwar auswendig gelernt, aber nicht begriffen hatte, konnte keine gute Note erreichen. Darauf haben fast alle meiner damaligen Lehrer gepocht. Was übrigens auch selten zu Spickzetteln führte ;)

LG
 
Aktueller Lagebericht von der pädagogischen Nahkampf-Frontlinie, Stellung Mathematik-Süd: ;)

Hier in Bayern laufen ja im Realschulbereich, so wie in anderen Bundesländern sicher auch, die sog. Jahrgangsstufentests in den Hauptfächern D, E, M ab.
Donnerstag letzte Woche waren die Sechstklässler (11/12 Jährige) in Mathe dran. Insgesamt umfasste der Test 16 Aufgaben zum Stoffgebiet der 5. Klasse.

Die Aufgabe 1 zum Warmlaufen lautete dabei so:

Aus einer Zeitungsmeldung:

Die Zahl der Besucher im Freizeitpark "Attraktion" weist im Monat April mit 128250 ein Plus von 950 im Vergleich zum Monat März auf. Die Besucherzahl an Freitagen stieg um 500 auf 23400, die Zahl der besucher an Samstagen um 650 auf 48800. Ein Minus wurde dagegen bei den Sonntagsbesuchern registriert, hier sank die Zahl um 2450 auf 41300. Laut Statistik kam rund die Hälfte der Besucher mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

Gib an, wie viele Sonntagsbesucher es im Monat März waren.

Das ist so was wie die klassische Kapitänsaufgabe in modernem Gewand und immerhin wenigstens lösbar. Die Kinder, die erwartungsfreudig und kraftvoll eigentlich mit dem Rechnen beginnen wollen, werden erstmal mit unzähligen Zahlenangaben zugemüllt und dann folgt die eigentlich läppische Frage, deren richtige Beantwortung den meisten aber wegen der zur Rechnung nicht nötigen, überflüssigen und verwirrenden Angaben durch die Lappen geht. Immerhin kamen von meinen 23 Schülern noch 6 auf das richtige Ergebnis!

verborgener Text:
41300 + 2450 = 43750


Das Ganze firmiert dann unter dem pädagogischen Leitmotiv "Kommunizieren" (so ausgewiesen im Lösungsmuster für die Lehrkraft), vulgo Wesentliches von Unwesentlichem unterscheiden, Textverständnis nachweisen, Lösung dem Nachbarn mitteilen, nö, sry, letzter Punkt muss wieder weg ... :smokin

Wer schon mal von der wissenschaftl. Umfrage gehört hat, was dem Durchschnittsbetrachter der ARD-Tagesschau von den brandwichtigen Meldungen so im Gedächtnis zurückbleibt nach den ca. 10 Minuten News-Berieselung, nämlich praktisch nichts, kann sich vorstellen, was das für 6-Klässler hier analog bedeutet, die eigentlich beim Test davon ausgehen, dass alles darin Stehende irgendwie sehr wichtig sein muss: im mildesten Fall gelinde Desorientierung ... :rolleyes:

Aber OK, das muss das moderne, mediengestählte Kind eben abkönnen mittlerweile, auch dem Mathelehrer ist da nicht mehr ganz zu trauen, jedes Bröckchen muss erst mal durch den konditionierten präpubertären Checker-Filter geworfen werden ... stimmt das überhaupt, brauch ich das eigentlich, oder ist das Unsinn, der mich auf die falsche Fährte bringen soll, usw.

Damit Urvertrauen in eine konsistente Aufgabenstellung und den stringent vorangehenden Lehrer ebenso ade und grundsätzlicher frühkindlicher Skeptizismus angeraten, der allerdings niemals auf das ganze mathematische Prozedere ausgedehnt werden darf, geschweige denn auf die gesellschaftliche Realität, wie durch Presse und Funk dargestellt, schlechthin.

Klar gab es auch früher schon so sinnige Aufgaben im Mathebuch nach der Art wie: Ein 20-köpfiges Orchester spielt ein Musikstück in vier Minuten, wie lange braucht ein 15-Mann-Orchester dafür?

Das war aber fast immer etwas mit Schmunzel-Wink garniert, während jetzt den Schülern der Realitäts-, Plausibilitäts- und Verwertungs-Check schon im sehr frühen Stadium voll übertragen wird. Nun gut, einige Aufgaben sind immer noch vom klassischen Stil, Zahlen her, jetzt wird gerechnet, und das klappt auch meist noch gut, wenn auch im Bereich Rechengrundlagen (z.B. Punkt vor Strich-Regel, kleines/großes Einmaleins, Bruchumwandlungen, Prozentrechnen) sich die Ausfälle häufen.

Kurzum, die alte Grundschul-Paukermethode mit dem Fokus auf Drillen und Auswendiglernen ohne irgendwelche vorgeschalteten Sinn-, Textverständnis- und Plausibilitätsfragen hatte auch ihr Gutes, nämlich die Ausbildung und Formung des angeborenen Zahlensinnes, aber dafür haben wir halt inzwischen unter unseren Schülern jede Menge Riesen-Checker, die dann bei der Frage: 'Sagt man, 7 mal 8 sind 54 oder 7 mal 8 ist 54', grandios scheitern ... ;)

Irgendwie erinnert mich das alles an die Kartoffel-Matheaufgabe im Wandel der Zeiten, die auch hier im SNF schon zu dessen Altsteinzeit gepostet worden ist:

https://www.supernature-forum.de/comedy-and-spiele/4647-mathematik-im-wandel-der-zeit.html
https://www.supernature-forum.de/boardsofa/5714-mathematik-unterricht.html

Irgendwann werden wir wohl wieder bei der dann re-reformierten Schule der 50er mit klassisch-schlankem Aufgabenprofil landen, aber gut, Prognosen sind nicht so meine Stärke, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen ... :smokin:D

gruß schrotti :):)
 
Hm, ganz ehrlich, aber so eine Textaufgabe sollte man doch hinkriegen. Solange das natürlich auch mal im Unterricht behandelt wird. Das ist doch genau der Punkt - denken und verstehen und nicht einfach blind ein Schema anwenden. Das ist doch durchaus eine Aufgabe wert - lesen und filtern.

Das erinnert mich an die völlig unschaffbare!!1! Abi-Aufgabe in den Medien. Die war auch irgendwie etwas fade.
 
Das stimmt schon, Feroxx, vor dem Rechnen bei einer Textaufgabe sollte erst mal nachgedacht und kurz innegehalten werden, was damit berechnet wird, das ist ja Sinn und Zweck der Übung. ;) Und insofern war diese Testaufgabe Nummer 1 auch durchaus gut lösbar, keine Frage, selbst für Sechstklässler.

Aber das ist eben nicht der Punkt! Es geht hier um eine ganz andere Aufgabenkultur, mit einem ganz anderen Anforderungsprofil, das bisweilen weit über das Mathematische rausgeht. Es kommen ja jede Menge Zahlen vor, aber die sind nicht zum Rechnen da, sondern nur zum Bewerten und Aussortieren. Sie wären nur dann relevant, wenn die Fragestellung eine andere gewesen wäre.

Also wird hier nicht Mathematisches abverlangt und trainiert, sondern es werden Grundfertigkeiten in einer sog. Wissens- und Informationsgesellschaft eingefordert, die jedenfalls Kinder im frühen Alter, also wenigstens vor der Pubertät, fast zwangsläufig in kognitive Krisen führen müssen. Jedenfalls sicher mal Drittklässler, die bei den Kapitänsaufgaben von der sicheren und nötigen Verwertbarkeit aller Angaben ausgehen, einfach aus ihrem kindlichen Selbstverständnis für die "Wichtigkeit" derselben heraus und auch der verinnerlichten Fachautorität der Mathematik und seiner Protagonisten, sprich Lehrer.

Die Kleinen sind eben gar nicht auf sinnlose Leerangaben und redundante Inhalte programmiert, es sei denn, man schleift den grundlegenden Zweifel und die Skepsis frühestmöglich ins kindliche Gemüte hinein. Das aber kann doch im moralischen Sinne nicht Zweck der Übung sein, oder etwa doch?
So in der Art, glaube erst mal nichts und niemand, checke alles erst mal ab auf Gültgigkeit und Sinnhaftigkeit, bevor du sonst den kleinsten (Rechen-)Schritt ausführst.

Also ich weiß nicht, diese ganzen neuartigen "Rechenübungen", oft garniert mit plattem visuellen Anschauungsbrimborium, bekommen für mich immer mehr eine zweifelhafte Qualität, wenn Du weißt, was ich meine, und das kannst Du, glaube ich, ganz gut antizipieren nach den Postingschlachten der Vergangenheit ... ;)

gruß schrotti :):)
 
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