Offener Brief an die EU: Vivaldi will hartes Vorgehen gegen Microsoft Edge

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Offener Brief an die EU: Vivaldi will hartes Vorgehen gegen Microsoft Edge

Vivaldi vs Microsoft Edge


Jon von Tetzchner, CEO von Vivaldi und Ex-Gründer von Opera, wendet sich mit einem offenen Brief an die EU-Kommission. Er fordert im Rahmen des Digital Markets Act ein hartes Vorgehen gegen Microsoft und dessen Praktiken bei der Vermarktung von Microsoft Edge.

Vor zwei Wochen hatte die EU eine Liste von Firmen und Diensten veröffentlicht, die sie im Rahmen des DMA als “Gatekeeper” einstuft. Microsoft ist auf dieser Liste zwar vertreten, allerdings nicht mit dem Edge-Browser, den die EU wohl als zu unbedeutend einstuft, um ihn genauer unter Beobachtung zu nehmen.

Das schmeckt dem Vivaldi-Chef überhaupt nicht. Er fürchtet, die seiner Meinung nach unlauteren Praktiken von Microsoft könnten übersehen werden. In dem elfseitigen Schreiben formuliert Tetzchner vier Kritikpunkte an Microsoft, die belegen sollen, dass die Redmonder nach wie vor versuchen, die Browser-Konkurrenz mit fragwürdigen Methoden zu benachteiligen.

  • Microsoft blendet immer mehr Hinweise auf Edge ein, wenn Benutzer nach einem alternativen Browser suchen
  • Microsoft erzwingt de facto die Standard-Exklusivität von Edge und erschwert es Browser-Anbietern, benutzerfreundliche Browser-Standardeinstellungen vorzunehmen
  • Microsoft ignoriert und überschreibt zunehmend Standardeinstellungen des Browsers, auch in Outlook und Teams
  • Microsoft bindet seine innovative Bing-Chat-Funktion exklusiv an Microsoft Edge

Diese Punkte sind im Grunde allgemein bekannt, teilweise hat Microsoft bereits eingelenkt. Unter Windows werden (nur in der EU) in Zukunft systemeigene Funktionen wie die Widgets den Standardbrowser respektieren, den Bing Chat hat man bereits für andere Browser geöffnet.

Es liegt allerdings auf der Hand, dass sich Microsoft immer nur soweit öffnet, wie sie gerade müssen.

Schaut man auf den Marktanteil von Microsoft Edge, dann scheinen die Ängste von Tetzchner auf den ersten Blick dennoch unbegründet. In den Zeiten, als der Internet Explorer noch der dominante Browser war, gab es den schönen Witz, der IE sei der beste Browser, um Chrome oder einen anderen Browser herunterzuladen. Genau das ist inzwischen gelebte Realität, neun von zehn Windows-Nutzern starten Edge nur einmal und nur zu diesem einen Zweck.

Ich teile allerdings die Ansicht, dass man Microsofts aufdringliche Werbung für Edge nicht belächeln sollte, nur weil sie bislang erfolglos ist. Bei den ersten drei Punkten bin ich allerdings sicher, dass die EU sehr wohl Abhilfemaßnahmen einfordern wird, denn Windows steht auf der Liste der Gatekeeper-Dienste und genau dort spielt Microsoft seine Trumpfkarten aus.

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