Information Mir stinkt's!

chmul

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Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die wir armeseligen Kreaturen, die wir uns als Krönung der Schöpfung bezeichnen, nicht erklären können. Warum ich ab sofort mit einem Koffer voller Klamotten herumfahre gehört nicht dazu. Warum der Mensch sein Heim mit Katzen teilt hingegen schon.

Aber vielleicht sollte ich am Anfang beginnen. Oder noch ein bisschen früher. Damals, wenn man so will. In einer anderen Geschichte hatte ich davon berichtet, dass ich mit dem Firmenhemd herausgeputzt auf dem Weg zur Arbeit war und mir dann einen großen Fettfleck einhandelte, weil ich mein Frikadellenbrötchen während der Fahrt gegessen hatte. Damals war ich der Einzige der Belegschaft, der NICHT im Firmenhemd am Tag der offenen Tür teilnahm. Clevere Leute reagieren auf solcherlei Vorfälle mit einem Sicherheitsbestand an Kleidung. Ich nicht.

Heute Morgen nun, fuhr ich wieder einmal beschwingt und gut gelaunt zur Arbeit. Zuvor hatte ich statt des T-Shirts von gestern ein frisch gebügeltes Poloshirt aus dem Schrank genommen und angezogen. Einen Hauch Parfum und der Tag konnte kommen. Auf der Fahrt ins Büro begann die Klimaanlage allerdings mir die Laune ein bisschen zu trüben. Der Geruch der da aus den Lüftungsöffnungen kam war wirklich unangenehm. Und dabei war das Ding noch nicht mal eingeschaltet. Schon seit Tagen nicht mehr.

Sei's drum, der Arbeitsweg war nicht so lange und ich hatte einfach das Fenster ein wenig geöffnet. Was sind schon ein paar Liter Wasser im Auto, wenn einem dafür der Gestank nicht mehr die Sicht vernebelt? Eben.

Im Büro angekommen stürzte ich mich voller Elan in die Arbeit, nahm aber nach kurzer Zeit wieder diesen Geruch war. Hm, dann war's wohl doch nicht die Klimaanlage. Hatte ich das mit dem Wasser schon erwähnt? Die Überflutung bewertete ich im Lichte der neuen Erkenntnis geringfügig weniger akzeptabel. Aber daran war eh nichts mehr zu ändern und so machte ich mich daran, meine Schuhe zu untersuchen. Ein Tritt in eine Haustierhinterlassenschaft auf der Straße kann bekanntermaßen ebenfalls zu unerwarteter Geruchsbelastung führen.

Bedauerlicherweise waren meine Schuhe aber sauber. Also zumindest fäkalienfrei. Das war deshalb bedauerlich, weil das Geruchsproblem nicht geortet war und sich somit seiner Beseitigung entzog. Es galt also weitere Möglichkeiten zu prüfen. Ein Geruchstest an der rechten Schulter brachte keine außergewöhnlichen Resultate. Der Geruchstest an der linken Schulter … PUUHHÄHHH!. Sofort zog ich meine Sweatshirtjacke aus und kroch zur Tür um meine gereizte Nasenschleimhaut mit etwas frischer Luft zu beruhigen.

Nachdem ich wieder ohne Magenkrämpfe gehen konnte, ging ich zurück an meinen Schreibtisch und begann mit der Arbeit. Kennt Ihr das Phänomen von Phantomgeräuschen? Ihr liegt nachts wach, weil die fiese Mücke sich nicht einfach setzt, sticht und trinkt bis sie platzt, sondern möglichst lange um Euer Ohr herumfliegt. Damit aber nicht genug, wenn das Vieh dann endlich Ruhe gibt, wartet man die ganze Zeit auf das Wiederauftauchen des nervenaufreibenden Summens und hört es dann auch. Oder glaubt es zu hören. Phantomgeräusche eben. Das gibt es auch bei Gerüchen. Denn obwohl ich die Jacke ausgezogen und ob des furchtbaren Geruchs der Sondermüllbeseitigung zugeführt hatte, meinte meine Nase noch immer etwas vom Geruch wahrzunehmen.

Ein kurzer Riechtest an der linken Schulter offenbarte dann das ganze Ausmass der Katastrophe. Oder anders formuliert: Nochmal PUUHHÄHHH! Es war das Poloshirt. Offensichtlich muss eine unserer Katzen den Korb mit frisch gebügelter Wäsche mit dem Katzenklo verwechselt haben.

Der Versuch, mit ein wenig Wasser des Problems Herr zu werden misslang. Kläglich. Man kennt das ja. Wenn man beim Händewaschen unachtsam ist und Wasser auf die Hose spritz, wirkt das etwas seltsam wenn man aus der Toilette kommt und die entsprechenden Kommentare lassen nicht lange auf sich warten. Man kann sich vorstellen, welche Sprüche fallen, wenn man einen großen nassen Fleck auf der Schulter hat. Unter dem Gespött der Kollegen kehrte ich also unverrichteter Dinge wieder zurück zu meinem Schreibtisch.

Während ich noch mit dem Gedanken spielte, im Supermarkt ein Deo oder einen WC-Stein zu kaufen, fiel mein Blick auf einen kleinen,automatschen Duftspender, der aufgestellt worden war, weil einer unserer Kollegen eine defekte Klimaanlage perfekt imitieren konnte. Dieser Duftspender stösst im Abstand von etwa 30 Minuten eine Wolke frischen Dufts einer Wiesenlandschaft aus und schafft so ein angenehmes Raumklima. Das ist nicht ganz die Wahrheit, aber lieber der chemische Duft nach genmanipulierten Plastikblumen als den der von meiner linken Schulter ausstrahlte.

Nachdem die anderen Kollegen aber damit begannen, Gasmasken aus dem Schutzraum zu holen, dämmerte mir, dass es wohl zu viel des Guten war, die Frequenz der Duftstösse auf 1 pro Minute zu erhöhen. Es musste also eine andere Lösung her. Diese ergab sich in Form eines übriggebliebenen Firmen-T-Shirts. Das war nicht etwa liegen geblieben, weil es hässlich oder kaputt war. Nein, es sieht gut aus und war original verpackt. Die Grösse war das Problem. Wir hatten niemand der XXXL benötigt. Nicht einmal ich brauchte so viel Xe.

Aber in der Not frisst der Teufel XXXL-Fliegen (oder so ähnlich). Fassen wir also zusammen: Zehn Liter Regenwasser im Auto (unnötig), eine vernichtete Sweatshirtjacke (unnötig), eine leere Duftkartusche (bedingt nötig) und ein ruiniertes Poloshirt.

Damit ist erklärt, weshalb ich ab heute auf keinen Fall mehr ohne Reserveklamotten aus dem Haus gehe. Und es wirft eben wieder einmal die Frage auf, warum in aller Welt Katzen mit uns im Haus wohnen müssen.
 
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