Ich meine jedem sein bisschen Glück aber warum sind die Balkone der H4ler heller illuminiert als
das hellste Haus von Heidenheim? Nicht nur die Lichterketten kosten Geld, sondern auch der Strom - haben die das Geld wirklich übrig? Zudem werden an jedem lauen Sommerabend Kästen von Bier und sonstigen Alkoholika zum "Treffpunkt" gekarrt und abgefeiert bis spät in die Nacht. Alkohol ist nicht eben billig
Wenn Du über ein kleines bisschen Sozialkompetenz verfügtest, würden Dir die Antworten leicht fallen:
Lichterketten aus China sind rotzbillig. Und verziert sind die Verkaufsverpackungen mit genau dem, was diesen Menschen fehlt: ein weihnachtliches - also romantisch-gemütliches - Zuhause. Das weckt eben auch bei den Nichthabern ein Bedürfnis nach Wärme, Schutz und Geborgenheit. Dieses Bedürfnis ist in einer desolaten Lage noch sehr viel stärker als bei jemandem, der nur mal heute n bisschen Ärger am Arbeitsplatz oder mit der Frau hatte. Fast bei jedem Langzeitarbeitslosen kommen solche Gedanken dann auf. Arbeitsplatz - nit möööglich. Frau - is mit dem Zeitungsdrücker durchgebrannt, der hat ja immerhin noch n Job. Da bekommt man doch bei kleinem ein Tränchen Sehnsucht nach der heilen Welt, die einem das Chinesenbildchen da vorgaukelt. Und wenn man gedanklich schon so weit von der Realität entfernt ist, tut es auch nicht mehr weh, das letzte Fahrgeld fürs Job-Center in den 1-€-Shop zu werfen.
Was sich mit diesen 10 m Strippe alles machen lässt! Man kann beim Nachbarn die Illusion wecken, dass man doch dazu gehört, dass hinter diesem pulsierenden Stern doch noch Hoffnung ist, dass man sich nicht hat unterkriegen lassen. So kann sich der Nachbar mit dem Gedanken "Gottseidank, dem gehts ja noch gut" zurücklehnen und muss sich keine Sorgen mehr um mich machen. Da hab ich doch schon wieder für zweefuffzig jemanden glücklich gemacht. Im Amtsdeutsch nennt man das "Teilhabe".
Aber weil man sich wegen dieser kleinen Lüge schämt, geht man auf dem Heimweg eben noch schnell zu Nutto, Bretto oder Minus und kauft sich nen billigen Fusel, um die Scham wegen des eigenen Versagens, das uns an jeder Ecke vorgehalten wird, zu ertränken. Flüssigkeit ist immer gut gegen Brennendes. Je mehr Brand, desto mehr Stoff. So tuns übrigens auch die tollen Arbeitsplatzbesitzer. Frag mal den nächsten Arzt, der Dich operieren will, nach seinem Alkohol-Konsum. Wenn Du Glück hast, kokst er stattdessen. Kokser machen ja immer alles sehr viel besser und vor allem schneller als der traurige Rest.
Aber doch, ja, Du hast Recht, die Stromrechnung und das Abendessen sind vielleicht auch dann noch im Gedächtnis und erzeugen gleich wieder das nächste Versagensgefühl. Das heb ich mir dann auf für morgen.
Und sicher kommst Du jetzt gleich noch mit dem Spruch vom Glücksschmied und der Schuld und dem ganzen anderen Quatsch, den Dir die H4-Erfinder so eingebläut haben, dass Dir gar nix anderes mehr einfällt. Dann lass wenigstens zu, dass einem Langzeitharzler eben durch das ständige Hämmern mit dem Kopf gegen die Tür des Vermittlers auch nichts besonderes mehr einfällt.
Dem Spaghettimonster sei Dank, dass wir alle mit unseren verschiedenen Lebensläufen eben auch unterschiedliche Erfahrungen gelernt haben. Das trifft eben nicht nur auf einen Job zu, sondern auch und vor allem für alles andere. Also hör endlich auf, zu erwarten, dass
jeder genau so toll sein kann wie Du. Fast jeder kann genau das nämlich nicht.
Nachtrag: Das Video gehört zu dem Quatsch, den ich im vorletzten Abschnitt ... nein, nicht ge- sondern beschrieben habe.