Oder wo will man die Grenze ziehen? Wer entscheidet, wer ein zu Unrecht reicher Schnösel ist, dem man guten Gewissens in die Tasche greifen darf?
Es geht hier nicht darum wer's verdient hat oder nicht. Es geht um simple Logik.
Alle Einwohner der BRD haben (theoretisch) ein Interesse daran das unser Staat und unsere Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung halbwegs funktioniert. Dazu braucht Vater Staat nun mal Geld. Die Frage die sich stellt ist woher es kommen soll.
Möglichkeit 1 "Geld drucken": Geht nicht da wir nun mal in der EWU sind. Zumal wir mit Inflation ja so unsere ganz eigenen Erfahrungen gemacht haben.
Möglichkeit 2 "Schulden machen": Geht nur begrenzt wegen der EWU. Zumal uns Peter Zwegat jede Woche erklärt wohin das führt.
Möglichkeit 3 "Kosten senken": Gute Idee, bloß wer sich mal bei kommunale Haushaltsberatungen die Grabenkriege angeschaut hat, weiß das selbst bei kleinsten Beträgen wahre Schlachten geschlagen werden. Zumal Kostensenkung in Zeiten wo jedes bisschen inländische Nachfrage gebraucht wird auch so eine Sache ist.
Möglichkeit 4 "Steuern, Abgaben und Gebühren erhöhen":
Die Unterschicht hat nichts, die Mittelschicht wird für den Konsum gebraucht, bleibt also logischerweise nur die Oberschicht da deren Konsum und Investionsverhalten nicht unbedingt einbricht wenn sie mal einen bescheidenen einstelligen Prozentbetrag ihres Vermögens abgeben müssen.
simples Beispiel: 5% Steuern auf einen Euro. Wer nur diesen einen Euro hat hat danach nur noch 95 Cent. Wer zwei Euro hat der hat danach immerhin noch 1,90. Aber wer vier Euro hat der hat danach noch immer 3,80.
Es geht hier nicht um Neid und Verdient/Unverdient, sondern darum das System (von dem wir alle profitieren) am laufen zu halten. Wohin nämlich der Spaß führt, wenn das System nicht funktioniert sehen wir gerade sehr schön an dem Extrembeispiel Somalia. Wer nichts mehr hat, der greift eben auch zu unschönen Methoden um sich sein Auskommen zu sichern.
Natürlich gibt es viele Posten wo man sich fragt ob Vater Staat unser Geld da sinnvoll investiert. Aber erstens wird's schon aus ideologischen Gründen diese Streitigkeiten immer geben und zweitens, selbst wenn man sich einigen könnte, bräuchte das Zeit. Die haben wir angesichts der akuten Krise aber nicht. Und jeden Euro den wir jetzt als Schulden aufnehmen müssen, kostet Zinsen bzw. jeder Euro den wir jetzt nicht investieren kostet Arbeitsplätze und Profitmöglichkeiten. Sprich: Es wird teurer je länger wir mit dem bestehenden Steuersystem weiterfahren.
Kindergarten-Beispiel: 100 sitzen in einem Bus und wollen in den Urlaub. Dummerweise zickt der Motor und müsste repariert werden. Die Reparatur kostet 200 Euro. Wenn die Reparatur nicht sofort erfolgt, wird der Schaden noch schlimmer und kostet 400 Euro. Der Großteil der Fahrgäste hat aber nur 1 Euro übrig. Wenn jetzt alle sagen "Hey, ich belege nur einen Platz wie jeder andere, also zahle ich auch nicht mehr als jeder andere!" kommen logischerweise nur 100 Euro zusammen. Reicht nicht. Der Schaden wird schlimmer, aber auch dann kommen wieder nur 100 Euro zusammen. Irgendwann ist der Motor völlig im Arsch und alle sitzen plötzlich in der Pampa fest. Natürlich können sich die die mehr als einen Euro haben jetzt ein Taxi rufen. Bloß was machen die anderen? Werden die denen fröhlich nachwinken? Ich bezweifle es stark. Zumal selbst wenn die Reichen unbehelligt in die Taxis einsteigen können - wer sagt das nicht die Taxifahrer plötzlich das Messer ziehen? Der Rest der Reisegesellschaft der noch in der Pampa steht, kann ihnen ja nicht mehr helfen, selbst wenn er es wollte.
Sorry für meine Oberlehrer-Art, aber gerade beim Thema "Steuern und Neiddebatte" wird regelmäßig jedes bisschen Logik in die Tonne getreten, als hätte der typischen Deutsche noch nie in seinem ganzen Leben ein Geschichtsbuch auch nur auf Distanz gesehen.
PS: Als Straftitel schlage ich für mich "fiskalpolitischer Schlaubi-Schlumpf" vor.