Die Einführung der 38,50-Stunden-Woche haben die Arbeitgeber den Gewerkschaften (war noch die ÖTV) damals aber sozusagen "abgekauft", es gab im Rahmen eines 3-Jahres-Tarifvertrages so gut wie keine linearen Lohnerhöhungen, dafür wurde die Wochenarbeitszeit gesenkt.
Das hat damals auch einigen Arbeitnehmern gestunken, viele hätten lieber (die damals durchaus auch noch verhandelbaren) Lohnerhöhungen gehabt und weiter 40 Stunden die Woche gearbeitet.
Aber auch die Arbeitgeber wollten unbedingt lieber die Wochenarbeitszeit reduzieren als die Löhen zu erhöhen.
Und man kann dazu stehen wie man will: keiner von uns wäre begeistert wenn man ihm etwas verkauft und der Verkäufer 10 Jahre später vor einem steht und das verkaufte wieder zurück haben will, aber bitteschön als Geschenk und noch was drauflegen wäre auch nicht schlecht.
Dazu kommt natürlich noch das die öffentliche Hand zwar über die hohen Lohnkosten ihrer Beschäftigten jammert und diese angeblich kaum noch bezahlen kann, aber scheinbar sonst für jeden Mist Geld übrig hat:
- da werden Opernbälle ausgerichtet
- außerdem kann man auch mal schnell 20-25 Millionen Euro für eine Olympiabewerbung ausgeben
- bisher ist auch noch keine Bundes- oder Landesgartenschau oder so unnütze Veranstaltungen wie Hessentage aus Kapitalmangel abgesagt worden
- und ein paar Millionen für irgendwelche überflüssigen Bronzeskulpturen sind auch immer noch drin
Außerdem hat man gerade den Bundesangestelltentarif (BAT) durch den TVöD abgelöst, da werden nach einer gewissen Übergangsfrist (Besitzstandswahrungen, usw.) die durchschnittlichen Personalkosten sowieso ganz schön sinken. Da hat sich ver.di teilweise ganz schön über den Tisch ziehen lassen und so langsam merken das auch die Gewerkschaftsmitglieder, wenn ver.di jetzt auch noch einer Erhöhung der Wochenarbeitszeit ohne Lohnausgleich zustimmt können die sich gleich auf eine neue Austrittswelle gefaßt machen.
Und irgendwie muss doch auch die 60%ige Gehaltserhöhung finanziert werden die sich der ver.di-Vorstand als so ziemlich erste Amtshandlung nach der Neugründung dieser tollen Gewerkschaft selbst genehmigt hat.
Wenn ich den eisernen Sparwillen den die Arbeitgeber bei den Personalkosten so an den Tag legen auch in allen anderen Ressorts erblicken könnte würde ich ja kein Wort mehr dagegen sagen, aber so ... ?