Das gibt es aber auch anders. Eine meiner Bekannten ist sozusagen Urlaubsresistent. Die hat einfach Spaß daran zu arbeiten. Was sich auch deutlich in ihren Überstunden bemerkbar macht. Zudem ist sie die einzig ausgebildete Fachkraft in dem Laden außer ihrem Chef. Dieser ist durchaus öfter mal im Jahr auf Geschäftsreise in weit entfernten Ländern und dann schmeißt sie sozusagen den Laden im Büro.
Im Normalfall ist vorgesehen das sie im Turnus von vier Jahren eine Gehaltserhöhung erhält. Als sie dann jedoch 2017 es geschafft hatte, in einem Jahr auf etwas über 300 Überstunden zu kommen, zog ihr Chef diese Erhöhung einfach zwei Jahre vor.
Da sich ihr Arbeitsverhalten bisher nicht verändert hat, wird sie dieses Jahr wahrscheinlich die nächste Gehaltserhöhung erhalten.
Ich habe es auch mal bis zur absoluten Schmerzgrenze getrieben
Dies ist mir in meinem Leben auch durchaus öfter passiert. In meinem speziellen Krankheitsfall sogar eigentlich viel zu oft. Aber da wusste ich noch nix darüber.
Ich hab auch schon in einem separaten Büro mit Fieber gesessen um diese eine Aufgabe zu Ende zu bringen. Ich hasse das, wenn ich etwas anfange, aber in der mir selbst vorgegebenen Zeit nicht fertig werden kann. Lieber bleibe ich länger da. Auch deswegen, weil ich bei einer unfertigen Problemlösung zu Hause nicht abschalten kann.
Inzwischen weiß ich jedoch, dass ich sehr genau in mich hinein hören muss, wenn ich arbeite. Hyperaktivität ist zwar meist ungemein Leistungsfördernd, aber ich verbrenne auch viel zu viel Energie damit, die sich mit einmal ordentlich ausschlafen nicht wieder komplett regeneriert. Natürlich sind die meisten Chefs durch klein Schpaiks Energieleistungen erfreut (ganz im Gegensatz zu den meisten Mitarbeitern), aber ich ernte dann meistens kein Verständnis, wenn ich schon nach ein paar Monaten ne Art von Burn-out habe.
Zurückblickend habe ich nach 1996 kein Arbeitsverhältnis, bei dem ich jeden Tag antraben musste, länger als 10 Monate durchgehalten. Danach war ich leer und ausgebrannt. Teilweise brauchte ich Monate, um wieder die Energie aufzubringen, einen erneuten Versuch in der Arbeitswelt zu starten.
Heute weiß ich, das es eigentlich am Besten ist, sofort meine Arbeit einzustellen, wenn ich Hyperaktiv werde. Was wesentlich leichter klingt, als es ist. Tatsächlich schüttet mein Körper Glückshormone aus, wenn es dazu kommt und wenn ich dann auch noch Arbeitstechnisch erfolgreich bin, ist das einfach geil.
Ein etwas "krummer Vergleich" - wie mein Neurologe so schön sagte - könnte man heranziehen mit der Einnahme von Kokain. Bei mir funktioniert das noch ein wenig anders, aber die Gefühle sind recht ähnlich. Die Auswirkungen auch.
Tatsächlich möchte ich den glückselig machenden Effekt der Hyperaktivität, nicht missen. Also wenn ich in irgendeiner Arbeit aufgehe. Dies darf jedoch nur zu gesonderten Zeiten, mit genügend Freiraum, in meinem privaten Bereich stattfinden. Was bei mir jedoch nun GANZ GENAU Hyperaktivität auslöst weiß ich nicht. Und dann wird das Ganze doch recht Schwierig für den Arbeitgeber. Und den Gesetzgeber. Und meinem Umfeld. Und den Leuten hier im Forum... und und und....
Die Hyperaktivität ist ein Kontrollverlust. Ich kann in den seltensten Fällen abschätzen, wann diese einsetzt und ich kann sie nicht von meiner Seite her einfach abschalten. Im Regelfall hört sie meist auf, wenn ich nicht mehr kann. Also wenn die körpereigenen Energien verbraucht sind.
Ist ähnlich wie mit Depressionen. Auch bei denen kann ich nicht sagen, wann sie kommen oder gehen. In beiden Fällen habe ich mich jedoch eigentlich tunlichst von normaler Arbeit und vor Allem von Mitarbeitern oder gegebenenfalls Kunden oder Klienten fern zu halten.
Noch komplizierter wird das Ganze, weil ich im Regelfall sozusagen schleichend in diese zwei Phasen (da gibt das noch ein paar mehr..) rutsche. Eigentlich bedarf ich eines externen Kontrolleurs, der ständig meinen seelischen Zustand überwacht. Der dann auch die Befugnis hat, einen kompletten Stopp meiner Tätigkeit herbei zu führen.
Im Erwachsenden-Dasein wird dies anscheinend über Disziplin und Vernunft geregelt. Beides ist bei Kontrollverlust jedoch häufig so überhaupt nicht mehr vorhanden.
Rückblickend ist ein Indikator für Hyperaktivität durchaus hin und wieder ein langer Text von mir in einem Beitrag. ...und irgendwie wird der hier immer länger. Da ich morgen früh einen Gerichtstermin habe, höre ich hier einfach mal auf.
Gute Nacht!