Grainger schrieb:
Das man mehr und mehr dazu übergeht Lehrer nicht mehr zu verbeamten sondern als Angestellte zu beschäftigen begrüße ich (aus verschiedenen Gründen) durchaus.
Eigentlich sehe ich kaum noch eine Notwendigkeit für Beamte, dass immer wieder angeführte Streikverbot für Beamte kann der Grund nicht sein, denn der stattdessen gerne benutzte "Dienst nach Vorschrift" legt den Dienstbetrieb fast genau so lahm wie ein Streik.
Ich bin mir nicht sicher, welcher Grad von Realität oder auch Sarkasmus bei deiner Aussage mitschwinkt.
Nehmen wir die hoheitlichen Aufgaben des Staates als Beispiel. Eigentlich hat jeder Staat alleine schon als Vorsorge für spätere Generationen und zum Erhalt des Staates dafür Sorge dafür zu tragen, das es eine ordentliche Schulbildung gibt.
Angestellte kann man rumschubsen, diese können jedoch auch einfach wegbleiben, wenn diese zu sehr rumgeschubst werden. Beamte nicht. Diese kann man durchaus auch rumschubsen, sind jedoch nicht Kündbar.
Wie in einem der Links von mir, stellt Berlin inzwischen auf Angestelltenbasis Lehrer aus Polen für Berlin ein, weil es einfach nicht mehr genügend gibt. Der Beruf des Lehrers ist für die allermeisten eben deswegen attraktiv, weil man dadurch Staatsbeamter wird und dadurch klar Vorteile genießt. Nehmen wir diesen Status weg, gibt es keine ordentliche Ausbildung mehr für die kommenden Arbeitskräfte. Ganz einfach eigentlich.
(Warum nun die Lehrer in Berlin - oder auch aus anderen Bundesländern wo die Praxis herrscht - nicht auf die Straße gegangen sind, weiß ich nicht. Im Gegensatz zu Beamten dürfen die das nämlich)
Das Beamte mehr Geld kosten - in jeglicher Hinsicht - als Angestellte oder einfach Arbeitnehmer, kann man ganz leicht nachsehen. Das dort gespart werden möchte, kann ich nachvollziehen. An Menschen zu sparen ist definitiv lukrativer. Aber da sehe ich dann auch einfach die Beratungen von Firmen, die sich auf Statistiken berufen.
Vor einiger Zeit hat die Agentur für Arbeit in Hamburg rund 16 Millionen Euro ausgetütet für eine Analyse von einer externen Agentur, wie denn das Gebilde, die Herangehensweise und eigentlich alles drumherum optimiert werden könnte. Auf diese Ergebnisse haben sie sich gestützt, sich diesbezüglich umgewandelt und fahren in einigen Bereichen damit schlicht an die Wand. Einfach weil es eine wirtschaftliche Analyse war, die nicht berücksichtigt hat, das Menschen nur bedingt in Statistiken zu erfassen sind.
(Und überhaupt... 16.000.000 Euro... wo nehmen die das Geld her - oder eben, wem nehmen sie dieses Geld weg - und was war das bitte zur Hölle für ne Erkenntnis??
Alleine mit dem Know-How auf diesem Forum hätte ich eine ähnlich lautende Studie in vier Wochen erstellt. Oder ich eben alleine in drei Monaten. Die Informationen die präsentiert worden sind, sind fast alle über Internet einzusehen. Ein bisschen Grips, ein bisschen Powerpoint, ein bisschen warten und schon ist man um 16 Millionen reicher... bah.. was für ein Schweinesystem!)
Tatsächlich haben wir keinen Lehrermangel in Deutschland. Wir haben einen Mangel an Respekt und Achtung - eben auch in der Bezahlung - gegenüber Lehrern in Deutschland.
Die Zahlen die es gibt, über Menschen die Lehrer sein könnten, sagen das deutlich aus.
Aber warum sollte ein Mensch sich einen unterbezahlten Job antun, der nicht mal vom Staat gewürdigt wird. Die, die das jetzt noch machen sind einfach Fatalisten. Davon gibt es immer noch erschreckend viele.
Genauso übrigens wie bei Pflegekräften, Krankenschwestern und -brüdern und eigentlich so ziemlich allen sozialen Berufen. In all diesen Bereichen gibt es einen massiven Mangel an Arbeitskräften. Mir völlig unverständlich wie eine Krankenschwester darüber klagen kann, das sie bis zu 100 Überstunden im Monat machen muss. MUSS SIE NICHT. Die Gesellschaft ruht sich darauf aus, das sie es tut. Die dumme Nuss ist in ihrer Berufung sosehr gefangen, das sie keine Konsequenz ziehen kann.
Und solange sie selbst es nicht tut, wird sich nichts ändern.
Überhaupt sehe ich in diesem ängstlichen Verhalten der Arbeitnehmer das sie Einschränkungen oder gar Kündigungen erwarten müssen das große Problem.
Beamte dürfen nicht streiken. Laut Satzung. Würden sich diese Beamte dieser Welt hinstellen und sagen: Öh.. uns doch egal. Wir streiken jetzt! - Was dann?
Dann hagelt es zunächst Strafen ohne Ende und dann?
Dann gibt es repressive Maßnahmen. Bevorzugt gegen die Rädelsführer. Mit dem gleichzeitigen Hinweis, das die Mitschwimmer ungeschoren davonkommen.
Und wenn man länger durchhält?
Dann knickt der Staat (der Arbeitgeber) meist ein. (Siehe die Geschichte. Kann man nachlesen. Ist eine immer wiederkehrende Reaktion)
Das Problem sind immer die Verräter und die Menschen, die in ihrer Arbeit ihre Passion gefunden haben. Davon gibt es überraschend viele. Also gerade bei Lehrern bin ich immer wieder Teile der Menschheit begegnet die Sozialpolitisch doof wie Brot sind.
Ich bin bei der aktuellen Arbeitsmarktlage bass erstaunt, das sich die ganzen Kurierfahrer von Hermes, DHL und Konsorten nicht gegen ihrer Arbeitsbedingungen und gegen ihre Bezahlung auflehnen. Das ist ein Hungerlohn, sind miese Bedingungen und inzwischen sind sie sozusagen Systemrelevant.
Ähnlich bei Krankenschwester und -brüder. Immer rumheulen, immer darüber Klagen wie schlimm doch die Zustände sind.
Tja, ihr werdet zu wenig gewürdigt? - Dann hört auf damit. Stellt eure Tätigkeit ein. Bevor ihr das nicht tut, wird niemand erkennen, wie wichtig ihr seit.