Diskussion Verantwortung - die etwas andere Gretchenfrage

Rev. Bumszack

treuer Stammgast
Durch diesen Thread hier bin ich auf eine Frage gestoßen, die ich gerne mal an Euch stellen möchte.

Das Selbstbestimmungsrecht des Patienten wird, wenn ich die Antworten richtig deute, auch für die Beendigung eines Lebens zumindest grundsätzlich eher bejaht. Wie ich dies auch in meinem Beitrag schrieb. Nein, ich will jetzt nicht auf "Sterbehilfe" raus, obwohl dies vielleicht auch einer ordentlichen Dikussion wert wäre.

Es geht mir mehr um die "Verantwortung".

Ich konnte in den letzten Jahren in vielen öffentlichen Diskussionen, aber auch im Arbeits- und privaten Bereich beobachten, wie immer häufiger (und auch leichtfertiger) nach "Verantwortung" gerufen wurde. Reziprok dazu habe ich festgestellt, dass Verantwortung tragen immer häufiger als "Schminke" zur Selbstdarstellung genutzt wird, im Einzelfall und meist hinter verschlossenen Türen diese Verantwortung jedoch ganz gerne "delegiert" wird.

Als aktuelles Beispiel nehme ich mal nicht unseren Lieblingsstaatsschauspieler, der sich von einer Schmierzeitung dazu verleiten ließ, die Verantwortung nicht unter Verdeck, sondern ganz offen dem Skipper der bekanntesten Dreimastbark in die Schuhe zu schieben. Nein - auch keiner von den unzähligen anderen Politikern, bei denen die Beherrschung dieses Spielchens zu den Einstellungsvoraussetzungen gehört. Und schon gar nicht, mir räumlich und seelisch am nächsten, die unerträgliche Leichtigkeit des Scheins im Falle Loveparade.

Die Verantwortung für sich selbst, sein Leben, seine Handlungen zu tragen, ist eine Forderung an uns alle, die wir immer wieder gerne laut äußern; es scheint fast, als wäre sie der wichtigste Teil einer funktionierenden Gemeinschaft. Und so hat Kant sie ja auch "befohlen" (für die, die damals gerade auf Toilette waren: gemeint ist der "Kategorische Imperativ" - imperare heißt befehlen, s.--> Imperator).

Um jetzt nicht lauter hehre und (selbst)verklärende Antworten zu erhalten (ich schaue gerne splash- und splatterfilmediskussionen), möchte ich als mögliche Diskussionsgrundlage aus o.g. Thread die Verantwortung für ein selbstbestimmtes Leben etwas ausweiten.

Unter den Aktiven hier im Board finden sich viele "gestandene" Männer und auch Frauen, die ihren "Mann" gestanden haben im Leben. Ja, sogar deren "Sinn des Lebens" postet inzwischen hier schon eifrig mit. Also kann ich darauf pochen, dass diese wissen, was Verantwortung bedeutet.

Wie aber wird die Verantwortung wahrgenommen, wenn es nicht um das bereits länger vorhandene "eigene" Leben geht, sondern um gerade frisch geschaffenes "eigenes" Leben?

Um das "böse" Tabuthema direkt zu nennen: Wie teilt ihr die Verantwortung zwischen Vater, Mutter und Noch-nicht-ganz-fertig-Kind auf, wenn es um Abtreibung geht? Wir waren uns im anderen Thread wohl einig, das andere bei der Selbstbestimmung nicht reinreden dürfen. Wieso dürfen hierbei dann plötzlich andere (Kirche, "Staat", Medien usw.) mitreden? Als "Lobby-Partner" des Kindes?

Da hier auch viele politisch engagierte Single-Männer unterwegs sind, möchte ich doch noch mal explizit die Stimmen der Damen herausfordern. Schließlich sind die es, die diese Entscheidung zu allererst tragen und -oft ohne die Hilfe dieser Männer- austragen müssen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dazu greife ich einfach in die Logikschublade: Leben ist erst Leben, wenn es lebt. Und zwar selbst. Dieses Selbst ist der entscheidende Punkt. Bis dahin ist das "Kind" (es heißt ja auch "Ich bekomme ein Kind" bevor es da ist und nicht "Ich habe ein Kind).. also solange ist es - nach meinem Verständnis - nichts weiter als ein Teil der Frau. Und daher sollte auch nur die Frau entscheiden, was damit zu geschehen hat.

Mit der Meinung stehe ich selbstverständlich mal wieder ziemlich einsam da, weil sie nicht vor Ethik mieft und ich selbstverständlich keine Ahnung habe. Und überhaupt..
 
@Rev. Bumszack: Wow, was für eine Herleitung (y)
Ich dachte die ganze Zeit "worauf will der eigentlich hinaus", aber dann wurde es ja doch noch sehr klar.

Nun zum Thema: Meine Meinung ist das genaue Gegenteil von auenteufel - wobei ich seine allerdings voll akzeptieren kann, sie ist ja schlüssig begründet.
Ich lasse die ethische Betrachtung ebenfalls außen vor, mir geht es um etwas anderes.

Mit der Entscheidung, ein Kind auszutragen oder nicht, entscheidet die Frau nicht nur über die Zukunft ihres eigenen Lebens und das des ungeborenen Kindes, sondern auch über das des Kindsvaters.
Darum beginnt die Verantwortung schon viel früher - nämlich in dem Moment, wo Mann und Frau gemeinsam in die Kiste steigen. Wer Körperflüssigkeiten austauscht, der muss sich der grundsätzlich möglichen Konsequenzen bewusst sein. Und wenn das passiert, dann ist es eben nicht mehr die freie Entscheidung der einen Hälfte, was mit dem Ergebnis geschieht.
Wenn frau nicht will, dass mann in ihr Leben eindringt, dann darf sie ihn halt auch sonst nirgends eindringen lassen.
 
Du sprichst von Abtreibung und hattest eigentlich nur Deinen Spaß dabei.
Der Staat und die Gesellschaft nimmt sich daher ein Recht heraus, weil Dein Selbstbestimmungsrecht als Frau, gegen dem eines ungeborenen -oder werdenden Menschen steht.
Den hat nämlich im Gegensatz zu Dir keiner gefragt ob er lieber "getötet" werden möchte.

Und wie in einem Gerichts Prozess, hat ein Opfer das sich nicht verteidigen kann, Anspruch auf andere die das tun. Es sind Kirchen die es aus Glaubensgründen tun und Abtreibungsgegner deren Motive vielseitig sind.
Dem gegenüber steht das Gesetz, das eine Abtreibung bis zu einem gewissen Zeitpunkt erlaubt. Jedoch auch ein Beratungsgespräch vor schreibt. Bekannte waren dort, dauerte nicht mal ne halbe Stunde und gut war. Hatten aber auch schon 2 Kinder.

Somit liegt es also seht wohl in Deiner Verantwortung.
Es besteht nicht nur die Möglichkeit der Verhütung, sondern auch dem schwereren Weg der Abtreibung.
Und ganz schwer wird es mit der Verantwortung, wenn Du entscheidest, es auf die Welt zu bringen.
Dann hat man richtig Verantwortung übernommen.

Edit:
Leider bin ich mir nicht schlüssig ob Du den männlichen oder weiblichen Part an einer solchen Geschichte einnimmst.
Beim männlichen, würde ich nämlich fast sagen, dass Du nix zu melden hast- Sorry.
Beim weiblichen, siehe oben und "Mein Bauch gehört mir"
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
@Supi
Grundsätzlich gebe ich Dir ja recht, die Verantwortung fängt schon viel früher an.
Aber Du weißt ja wie das ist, wenn die Hormone verrückt spielen...:sex

Der Mann kann noch so viel von Mitverantwortung schwafeln, am Ende ist es doch die Frau in der etwas heranwächst.

Wenn ich dieses Thema aber so anschaue, dann sehe ich nur vertreter des männlichen Geschlechts, die über die Verantwortung der Frau diskutieren.;)
Da ich mich nicht in eine Frau hineinfühlen kann und schon gar nicht in eine schwangere Frau, die dieses evtl. unter unschönen Vorraussetzungen wurde (Vergewaltigung etc.) ist es mir unmöglich dazu eine Meinung zu bilden.
 
ot:
ständig Hunger, plötzliche Stimmungsschwankungen, immer dicker werdender Bauch - und DU kannst Dich nicht in eine Schwangere hineindenken? :weg
 
Ich persönlich habe keine ethischen, moralischen, religiöse oder sonstige Probleme mit der Abtreibung.
Wie bei nahe zu allen Themen neige ich dazu, dass sachlich und eher emotionslos zu betrachten.

Die Menschheit ist auch keine bedrohte Art (eher das Gegenteil), bei der es auf jeden einzelnen Nachkommen ankommt, um die Art vor dem Aussterben zu bewahren.

Falls eine Frau sich für eine Abtreibung entscheidet (aus welchen Gründen auch immer), ist das imho alleine ihre Sache und geht keinen Dritten irgend etwas an, selbst der Erzeuger wird sich damit abfinden müssen.
 
. . .möchte ich doch noch mal explizit die Stimmen der Damen herausfordern.
Möglicherweise haben sich wegen dieses Satzes bisher noch keine weiblichen User gemeldet. ;)
HERAUSFORDERN ist immer so eine Sache. :angel

* * *
Vielleicht sollten wir erst einmal den Beginn des Lebens definieren, schon da gibt es unterschiedliche Sichtweisen.
- menschlich gesehen
- vom Gesetz her vorgeschrieben

Leben beginnt für mich nicht erst, wenn das Wesen "selbstständig leben kann", sondern viel früher.
auch werdendes Leben ist Leben.
Es braucht zwar Hilfe, aber es lebt und bewegt sich, es EXISTIERT doch.
Auch Einzeller gehören in die Kategorie LEBEN.
Ich sehe aber ein, dass man aus rechtlichen Gründen einen Ansatzpunkt braucht.

Aber bei der eigentlichen Frage geht's ja um Verantwortung, und diese beginnt - wie Supi schon so deutlich sagte - bereits mit der Besteigung jener Kiste :unsure:, oder wie hatte er sich ausgedrückt . . .
Nur ist es so, dass in diesen Momenten keiner die Verantwortungskiste bemerkt, die über ihnen am seidenen Faden hängt.
Wenn es aber nun passiert ist, sind beide in der Verantwortung.
Abtreibung ist eine schlimme Sache. Da wird (in den meisten Fällen) von allen Seiten auf die Frau eingeredet, PRO und KONTRA und es scheint so, als ob in diesen Augenblicken die Verantwortung allein bei der Frau liegt.
Wenn sie sich gegen das werdende Leben entscheidet, wird immer ein Rest Unsicherheit bleiben, sich möglicherweise vor der Verantwortung gedrückt zu haben. Einige werden ihr Leben lang an dieser Entscheidung zu knabbern haben, andere scheinen es locker weg zu stecken.
Die meisten Männer können sich so eine unterschwellige psychische Belastung gar nicht vorstellen.

Was heißt es aber genau, Verantwortung zu übernehmen?
Verantwortung kann man nur übernehmen, wenn man sich BEWUSST dafür entscheidet und sich auch aller Konsequenzen BEWUSST ist.
Im Falle eines Kindes heißt das:
Sorge dafür zu tragen, dass dieses Kind in liebevoller Umgebung aufwächst, dass seine Fähigkeiten richtig erkannt und gefördert werden usw.
Es heißt aber auch:
Sorge dafür zu tragen, dass es einem selber gut geht, damit man dieser Verantwortung gewachsen ist.
Es kann aber auch heißen:
"Hier hast du Unterhalt, mach was Du willst!"
Das ist dann die bequemste Art, Verantwortung zu tragen. (oder abzugeben, jedenfalls teilweise)

Wieso dürfen hierbei dann plötzlich andere (Kirche, "Staat", Medien usw.) mitreden? Als "Lobby-Partner" des Kindes?
Lobby hört sich gut an, aber entscheiden diese anderen wirklich zum Wohle des Kindes? Oder nicht doch vielleicht eher für sich selbst, bzw. für die Institution, die sie vertreten?
Am Ende bleibt doch alles an der Frau hängen: Die Entscheidung, die Verantwortung und es allen recht zu machen, wird ihr nicht gelingen.
(Vielleicht wird sie sogar von den einen dann als verantwortungslos bezeichnet.)
 
@KalleWirsch: Selbstverständlich sehe ich den Fall immer aus der männlichen Sicht, ich kann nicht anders. Aber bei der Frage der Verantwortung finde ich doch, dass es zur Klärung des Begriffes auch für Männer mehr als notwendig ist, den ganzen Bereich zu übersehen, den eine Frau da zu bewältigen hat.

Dazu hast Du, @Supi, wohl den Zusammenhang geliefert: Mit jeder Entscheidung der Frau ist ja nicht nur ihres und das neue Leben betroffen, sondern auch das des Mannes ändert sich so oder so in irgendeiner Weise.

Grundsätzlich sehe ich die Verantwortung ja auch bei den beiden Erzeugern. Aber eben deswegen wundert es mich doch, das die Entscheidung der beiden immer durch nicht Betroffene stark beeinflusst wird, bzw. oft erst von außen aufgedrückt wird.

Ich stelle mir ein junges Paar vor, einer von beiden noch in der Ausbildung, knappes Geld, trotz Arbeit unsichere Zukunft, die "Umstands"-faktoren sind heute insgesamt wenig vertrauenerweckend. Dazu kommt vielleicht, das beide bisher keine Möglichkeit hatten, über einen ethischen Standpunkt oder über eine Religion Stärke zu bekommen. Ein ganz durchschnittliches Pärchen eben mit nicht all zu viel Ahnung vom Leben, und wie heute schon recht oft, ohne "moralische" Unterstützung der Eltern.

Ich weiß auch, dass gerade Frauen durch den pränatalen "Hormonkick" zu bis dahin nicht geahnten Kräften kommen, die mir auch nach vielen Jahren der Beobachtung dieses Effektes, immer noch nicht geheuer (viell. weil nicht einschätzbar) sind.

Wo bekommt Frau (und natürlich auch der mitdenkende Mann) heute noch das "Gott-"(auf den ist heute auch nicht mehr viel Verlass)Vertrauen her, einem Kind auch nur einen Bruchteil von dem zu bieten, was Du, @gisqua, als Konsequenzen der Entscheidung aufzählst (Sorge zu tragen...)?

Wenn die beiden Eltern bisher mit einigermaßen wachen Sinnen durch die Welt gegangen sind und die zunehmende Verantwortungslosigkeit mitbekommen haben, die verlogenen, weil rein ideologischen Sprüche von "Du kommst in die Hölle" bis auf der anderen Seite "mein Bauch gehört mir", woher kommt dann das "wir werdens schon schaffen"?

Ist es nicht doch meist eher eine von außen "gesteuerte" Entscheidung und nennen wir die nur aus Angst, sie nicht durch zu stehen "eigenverantwortlich"? So quasi als Pfeifen im Walde?

@astro: Das mit der Meinungsbildung sehe ich bisher ähnlich. Aber ich versuche, den Begriff "Verantwortung" zu erfassen. Zu "Begreifen".
 
Zuletzt bearbeitet:
Klar ist es für viele Männer schwierig, weil sie nach einer Trennung ihr Leben lang Unterhalt zahlen und das Sorgerecht in 90% der Fälle(n?) an die Mutter geht.

Trotzdem bin ich generell gegen die Abtreibung, da es immer eine Möglichkeit gibt, wenn man denn wirklich will und sich seiner Verantwortung bewusst ist, dem Kind einen guten Start ins Leben zu bieten. Wenn ein Kind etwas durchmacht, z.b. wenig Geld von den Eltern, Trennung der Eltern etc. lernt es aus diesen Situationen und weiss schonmal, dass das Leben wie man so schön sagt kein Ponyhof ist. Der Gewissenskonflikt ist wohl von Fortpflanzungsinstinkt geprägt, wer würde schon sein eigen Fleisch und Blut ausmerzen wollen. Es gibt so viele dumme Menschen auf der Welt, so viel kann man meiner Meinung nach nicht falsch machen.

mfg
 
Wo bekommt Frau (und natürlich auch der mitdenkende Mann) heute noch das "Gott-"(auf den ist heute auch nicht mehr viel Verlass)Vertrauen her, einem Kind auch nur einen Bruchteil von dem zu bieten, was Du, @gisqua, als Konsequenzen der Entscheidung aufzählst (Sorge zu tragen...)?
. . . woher kommt dann das "wir werdens schon schaffen"?
Dieses Vertrauen "wir werden's schon schaffen" ist doch bereits im Erbgut verankert!
Es wird automatisch aktiviert, wenn solche Situationen auftreten.
Die Eltern müssen nur bereit sein, die neue "software" zu akzeptieren, bereit sein, einen etwas anderen Weg zu gehen - einen breiteren, damit die Kinder mit drauf passen und nicht vom Weg abkommen. ;)

Du musst einem Kind nicht alles bieten, was machbar ist, nur das, was für Dich machbar ist.
Wenn man Liebe, Vertrauen und Zuversicht vermitteln kann, läuft eigentlich alles von allein.
Das funktioniert auch, wenn weniger Materielles vorhanden ist.

Die Unsicherheit, die viele junge Paare beschleicht, entsteht meist durch Dreinreden, Vorhaltungen, Unkerei und Besserwisserei von all den klugen Menschen aus ihrer Umgebung.;)
 
Dazu greife ich einfach in die Logikschublade: Leben ist erst Leben, wenn es lebt. Und zwar selbst. Dieses Selbst ist der entscheidende Punkt. Bis dahin ist das "Kind" (es heißt ja auch "Ich bekomme ein Kind" bevor es da ist und nicht "Ich habe ein Kind).. also solange ist es - nach meinem Verständnis - nichts weiter als ein Teil der Frau. Und daher sollte auch nur die Frau entscheiden, was damit zu geschehen hat.

Dein Argumentation ist schon in den Prämissen falsch:

1. Leben:

Leben ist eine Eigenschaft, die Lebewesen von unbelebter Materie unterscheidet. Wesentliche Merkmale für Leben sind: Es ist in der Lage sich fortzupflanzen (in einer über eine bloße Kopie hinausgehenden Form der Evolution), es ist selbstorganisierend, es hat einen Stoffwechsel und es bildet nach außen abgeschlossene Gebilde.
:quelle:
Diese Punkte werden durchaus von einem Embryo schon erfüllt, auch wenn man hier auf dem letzten Punkt rumhacken könnte, aber letztlich ist es doch so, dass Mutter und Kind in besonderer Symbiose leben.
Mit deiner Definition wären auch Neugeborene noch nicht am leben, da sie 100% abhängig von ihrer Umwelt sind.

2. "es heißt ja auch..."

Die eine sagen so, die anderen so. Es heißt ja auch, ich habe ein Kind/Baby in meinem Bauch.

3. "also solange ist es [...] nichts weiter als ein Teil der Frau. Und daher sollte auch nur die Frau entscheiden, was damit zu geschehen hat. "

Deine Konklusion ist nicht ganz klar, darf man alles was man will mit den "Dingen" tun nur weil sie einem gehören?

Abgesehen davon, woran viele nicht denken, ist es auch immer noch teilweise das Erbgut und demzufolge auch das Kind des Vaters. Dazu gehören nun mal zwei. Auch wenn die Mutter das Los hat das Kind auszutragen, so ist der Vater auf der anderen Seite dazu (gesetzlich) verpflichtet sich um das Kind zu kümmern. Mit welchem Recht sollte hier also die Mutter alleine darüber entscheiden?

Wer ein Kind abtreiben lässt und sich dann auf seine Verantwortung beruft argumentiert inkonsistent, da hier wohl schon deutlich früher die Verantwortung abhanden gekommen ist. Außer natürlich Vergewaltigungen.

Ich beschimpfe niemanden als Mörder, wer sein Kind abtreiben lässt, weil es dafür trifftige Gründe gibt, aber man sollte sich niemals von vornherein das Recht dafür geben.

Mit der Meinung stehe ich selbstverständlich mal wieder ziemlich einsam da, weil sie nicht vor Ethik mieft und ich selbstverständlich keine Ahnung habe. Und überhaupt..

Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung. Irgendwann wirst auch du erkennen, dass Ethik nicht im geringsten das ist, was man dir im gleichnamigen Unterrichtsfach vielleicht versucht zu vermitteln, sondern ein essentieller Bestandteil deines eigenen Lebens.
 
Wo bekommt Frau (und natürlich auch der mitdenkende Mann) heute noch das "Gott-"(auf den ist heute auch nicht mehr viel Verlass)Vertrauen her, einem Kind auch nur einen Bruchteil von dem zu bieten, was Du, @gisqua, als Konsequenzen der Entscheidung aufzählst (Sorge zu tragen...)?

Wenn die beiden Eltern bisher mit einigermaßen wachen Sinnen durch die Welt gegangen sind und die zunehmende Verantwortungslosigkeit mitbekommen haben, die verlogenen, weil rein ideologischen Sprüche von "Du kommst in die Hölle" bis auf der anderen Seite "mein Bauch gehört mir", woher kommt dann das "wir werdens schon schaffen"?

Ist es nicht doch meist eher eine von außen "gesteuerte" Entscheidung und nennen wir die nur aus Angst, sie nicht durch zu stehen "eigenverantwortlich"? So quasi als Pfeifen im Walde?
oh @RBZ - Du stellst aber auch wieder (sensible) Fragen! :unsure:

Ich glaube auch, das stimmt: wenn Frau so 'rummuttert - dann werden Register gezogen, die noch nicht so ganz wirklich erforscht sind. Dann wächst da das Apfelbäumchen. Auch wenn die Welt morgen untergeht.

Hilfen für das Bäumchen (auch in der Mutter/den Eltern) müssen sein.
... und ich glaube, daß da ganz häufig auch viel Gutes passiert, was Mensch so gar nicht mitbekommt. Das Schlechte ist aber halt häufiger im Fokus ... :cry:

... sage ich jetzt ganz vorsichtig, weil ich nicht sicher bin, ob ich hier richtig geantwortet habe.
 
Es braucht zwar Hilfe, aber es lebt und bewegt sich, es EXISTIERT doch.
Auch Einzeller gehören in die Kategorie LEBEN.
Der Einzeller benötigt diese Hilfe aber nicht. Somit kann ich ihn als selbständiges Leben definieren und darf ihn dennoch bei Bedarf mit Sagrotan abvertreiben.

Dein Argumentation ist schon in den Prämissen falsch:...

..aber letztlich ist es doch so, dass Mutter und Kind in besonderer Symbiose leben..
Eben. Mutter und das künftige Kind. Sonst ist - zu dem Zeitpunkt - an der Symbiose niemand beteiligt, aber alle glauben sie seien es.
 
Die meisten haben die Zielrichtung meiner Frage wohl richtig verstanden. Es ging mir nicht um Abtreibung ja/nein. Ich wollte ein paar Meinungen hören zum Verantwortlichkeitsgefühl.

Nach meiner Beobachtung hat sich da in den letzten ca. 15 Jahren einiges verändert. Quer durch alle Gesellschaftsschichten scheint mir eine gewisse Oberflächlichkeit bei der Behandlung vieler der eigentlich klassischen menschlichen Konflikte inzwischen an der Tagesordnung zu sein.

Was uns Alten an Hand der griechischen Tragöden, der neueren Schriftsteller oder durch Erzählung der Großeltern vermittelt wurde, die ethische Kompetenz oder das Suchen nach Lösungen schwerer Konflikte, wird heute so quasi im Handumdrehen mit wenigen Worten gelöst. Doch sieht es so aus, als wären die meisten Menschen mit solchen Kurz(schluss-)lösungen nicht zufrieden.

Nein, früher war nicht alles besser.
Aber, nachdem meine (1. Nachkriegs-)Generation sich so ziemlich in jede gesellschaftliche Frage mehr oder minder eingemischt hat, bzw. Vieles erstmal für alle aufs Tapet gebracht hat, müssten heute eigentlich viel mehr zufriedene Menschen rumlaufen (zumindest in Westeuropa).

Viele der "großen" Konflikte wurden inzwischen doch so häufig diskutiert, dass man eigentlich Lösungen zu Hauf an der Hand haben müsste.

Stattdessen scheint es aber, dass gesellschaftliche "Haltung" - die sich in meinen Augen z. B. durch konsequentes (und oft sehr langwieriges) Nachdenken über solche Fragen äußert, immer mehr verpönt wird zu Gunsten einer schnellen Antwort und schnellem Profit. In Politik, Wirtschaft, Privatsphäre - überall sehe ich nur noch Schnellschüsse. Ein Helmut Schmidt wird zwar bewundert, aber wer nimmt sich so jemanden zum Vorbild?

Und danach dann das entsprechende Rumgeeiere, wie z. B. bei HartzIV und seinen (eigentlich voraussehbaren) Folgen in der Ausführung. Oder eben bei der Diskussion über Schwangerschaftsabbrüche, die ja eigentlich schon in den 80ern einigermaßen abgeschlossen war.

Wo bleibt da die Verantwortung? Und zwar die, für uns alle einen möglichst breiten Konsens zu finden? Stattdessen hauen wir uns ein paar kurze Statements um die Ohren und gut ist. Wo ist die nächste Tratschgeschichte?

Sehe ich da was falsch? Werden im Dschungelcamp, im Container oder in "Leute heute" tatsächlich solche Fragen gelöst?:eek:
 
ot:
aber letztlich ist es doch so, dass Mutter und Kind in besonderer Symbiose leben.
Nein. Biologisch gesehen ist das Kind eher ein Parasit als ein kein Symbiont. Es nimmt nur und steuert den Körper der Mutter fern um das zu erhalten, was es braucht. Das führt bis zu einer Abnahme der Skelettdichte der Mutter, weil das Kind den Kalk haben will und die Mutter nicht so viel in sich hinein stopfen kann, wie das Kind haben will.


Wenn wir Eier legen würden, wäre die Entscheidung vielleicht einfacher ...
 
ot:
Das führt bis zu einer Abnahme der Skelettdichte der Mutter, weil das Kind den Kalk haben will und die Mutter nicht so viel in sich hinein stopfen kann, wie das Kind haben will.


Wenn wir Eier legen würden, wäre die Entscheidung vielleicht einfacher ...
ot:
...dann nähme die Mutter dem "Kind" den ganzen Kalk weg, für die Schale. Trotzdem müsste sie sich den Hintern zerreißen.
:D
...und unsere Gockel würden (ganz einfach) so verantwortungslos weitermachen wie bisher; vielleicht mit etwas mehr Gekrähe.
 
@ Rev. Bumszack
Wenn ich richtig gelesen habe, bist Du der Meinung:
Unsere Zeit ist zu schnelllebig und zu oberflächlich geworden.
(zu charakterlos, kurzsichtig und zu unbekümmert)
Es fehlen Werte, an denen die Menschen sich orientieren können.​

Eine mögliche Erklärung ist, dass die jetzigen Generationen SO eine Orientierung ablehnen, weil sie alte Verhaltensmuster als überholt ablehnen.

Es gibt sicher noch genügend Menschen (auch jüngere),
die nachdenken,
die Vorbilder haben,
die ihr Leben in Bahnen ausleben, die sie sich bewusst selber geschaffen haben,
die sich nicht mit gängigen Praktiken abfinden,

aber die findet man selten an den Schaltstellen von Wirtschaft, Industrie und Politik.

Diese Menschen wurden schon im Vorfeld einer möglichen Karriere von ihrem Platz "weggebissen".

Sie werden zu Außenseitern. Erst wenn diese Außenseiter eine Mehrheit bilden, kann es eine Revolution / eine Veränderung geben.

Nach "Schuldigen" zu suchen bringt nicht viel. Solange wir das, was uns vorgesetzt / vorgelebt wird, akzeptieren und unser Leben danach ausrichten, sehen sich die "Macher" bestätigt und machen munter weiter.
 
@ Rev. Bumszack
Wenn ich richtig gelesen habe, bist Du der Meinung:
Unsere Zeit ist zu schnelllebig und zu oberflächlich geworden.
(zu charakterlos, kurzsichtig und zu unbekümmert)
Es fehlen Werte, an denen die Menschen sich orientieren können.​
Insgesamt läuft es wohl doch darauf hinaus. Trotzdem wehrt sich einiges in mir, wenn ich das jetzt so zusammengefasst lese. Sind diese Feststellungen doch schon seit Sokrates und vermutlich noch früher von der jeweils älteren Generation getroffen worden.
Das ist es nicht ganz, denn das würde nur implizit zu dem Schluss bringen:
Nach "Schuldigen" zu suchen bringt nicht viel.
Das Suchen nach Schuldigen ist in keinem Konflikt hilfreich. Es kürzt nur das Finden einer - dann aber auch sehr oberflächlichen und daher nicht haltbaren - Lösung ab.
Damit wäre dann eine, sagen wir mal "Versuchsanordnung" ad Absurdum geführt, wenn ich zur Schlussfolgerung die Technik benutze, deren Existenz ich durch den "Versuch" beweisen wollte. Das wäre wohl nicht die wissenschaftliche Vorgehensweise.

Vielleicht kann ich es besser so sagen: Ich wollte gerne an die Ursachen ran und suche deswegen noch einen "Versuchsaufbau". Wobei ich jetzt nicht alle zu Kaninchen erklären will, soweit das nicht sowieso jeder gesunde Mensch tut (Beobachtung der Umgebung inkl. entsprechender Schlüsse für eigenes Handeln - siehe Schwarminteligenz).

Mich interessieren daher noch weitergehende Fragen. Z.B. warum wir einerseits so sehr viel Wert auf "Verantwortung" legen. Dies aber andererseits eher bei anderen einfordern. Wir selbst begnügen uns oft damit, "Verantwortung" vorzuspielen, um z.B. den nächst höheren Job zu ergattern, oder als Politiker gewählt zu werden, bzw ganz allgemein mehr Anerkennung (heimlich mangelndes Selbstwertgefühl?) zu bekommen.
@gisqua: Danke für Deine weitergehenden Gedanken. Was Du da über die "neuere" Generation sagst, klingt sehr einleuchtend und passend; auf jeden Fall mehr als wert, in zukünftigen "Beobachtungen" berücksichtigt zu werden. Trotzdem noch eine Kleinigkeit: Sind diese "Nicht-Karrieriker" nicht eigentlich schon in der Überzahl? Ist das Ausbleiben von Änderungen nicht eher ein Zeichen für Unorganisiertheit?

Ganz konkret wollte ich noch folgende Fragen stellen:
Wie halten wir's denn eigentlich mit der so oft geforderten "Zivilcourage"? Die olle Omma, die den bösen Jungens in der S-Bahn eins mit dem Schirm überbrät, ist ja selten geworden. Trotzdem gibt es sie noch. Da bewundern wir die Entscheidung der alten Dame, ob bewusst oder unbewusst getroffen. Sie fühlt sich eben verantwortlich gegenüber der Gesellschaft.

Wenn nun aber jemand (als Nichtgläubiger benutze ich hier nicht die Kirche) aus der gleichen inneren Überzeugung wie unsere Schirmomma und mit der gleichen Insbrunst gegen die Leute vorgeht, die rufen: "Mein Bauch gehört mir!", dann wird das in der Regel als negativ empfunden, nicht nur von den Betroffenen, auch von den "Beobachtern".

Auf solche Widersprüche suche ich Antworten. Daher auch meine vorherige Aussage, ich suche keine Statements zu Schwangerschaftsabrüchen. Dieses Sujet hatte ich ausgesucht, um durch die Umstrittenheit auf das eigentliche Problem aufmerksam zu machen.

Wenn ich damit jemandem auf den Schlips oder sonst wohin getreten hätte, möchte ich mich entschuldigen. Das ist bestimmt nicht meine Absicht. :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Deine Fragen sind grandios!

Ich mag die wirklich! (y)

Morgen abend setz ich mich an eine Antwort, so wie ich das sehe. Versprochen. (y)

:)
 
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