Microsoft erhält den «Big Brother Award»

RollerChris

R.I.P.
Microsoft erhält den «Big Brother Award»
Bielefeld (dpa) - Für wiederholte Eingriffe in die Privatsphäre ihrer Software-Anwender ist der US-Firma Microsoft am Freitag in Bielefeld der deutsche «Big Brother Award» zuerkannt worden. «Microsoft erhält den Preis vor allem für seine flächendeckende Einführung von Kontrolltechnologie zum vermeintlichen Schutz von Urheberrechten», sagte Jurymitglied Patrick Goltzsch bei der Bekanntgabe der diesjährigen Träger der Negativ-Auszeichnung.

Neben dem Microsoft-Konzern, der den Hauptpreis erhielt, bekamen sieben weitere Firmen, Institutionen und Politiker den «Big Brother Award». Der Award, der in 14 Ländern vergeben wird und auf George Orwells Roman «1984» zurückgeht, wird seit 1998 verliehen. Mit ihm sollen Verstöße gegen den Datenschutz geahndet werden. Zu den Veranstaltern in Deutschland, wo der Negativ-Preis in diesem Jahr zum dritten Mal vergeben wurde, gehört die Deutsche Vereinigung für Datenschutz.

«Ausgezeichnet» wurden neben Microsoft der Bundesrat, die Innenminister von Nordrhein-Westfalen und Hessen, Fritz Behrens (SPD) und Volker Bouffier (CDU), das Bundeskriminalamt, die Bayer AG und die Deutsche Post AG. Außerdem erhielt die Berliner Toll Collect GmbH den Award. Sie entwickelt das Lastwagen-Mautsystem.

«Microsoft hat uns labile Betriebssysteme beschert, einem Überfluss an Viren den Boden bereitet und für einen Mangel an Standards gesorgt», betonte Goltzsch. Der Bundesrat erhielt den Negativ-Preis für den Beschluss, dass Telekommunikations-Anbieter die Verbindungsdaten ihrer Nutzer speichern müssen. Die Bayer AG wurde aufgenommen, weil sie nach Juryangaben von Bewerbern um einen Ausbildungsplatz einen Drogentest verlangt, und die Post bekam den Preis für die Weitergabe von Kundendaten zu Werbezwecken.

NRW-Innenminister Behrens wurde für die von ihm initiierte Videoüberwachung an Kriminalitätsbrennpunkten «geehrt». Seinem hessischen Kollegen Bouffier wurde der «Big Brother Award» für die Verschärfung der Rasterfahndung zuerkannt.
 
Er bestimmt nicht:

Deutschland-Chef Sibold verlässt überraschend Microsoft
München (dpa) - Der Deutschlandchef von Microsoft, Kurt Sibold, verlässt nach nicht einmal zwei Jahren an der Spitze das Unternehmen. Der 53-Jährige wolle seinen Lebensmittelpunkt wieder in seine Heimat im Südwesten verlagern, teilte die Microsoft GmbH am Donnerstag in München mit.

Daher werde er seine Karriere im Bereich mittelständischer Unternehmen fortsetzen. Zu welchem Unternehmen er wechsle, stehe noch nicht fest. Die Nachfolge Sibolds bei Microsoft solle in den nächsten Wochen geregelt werden.

Sibold hatte im Frühjahr 2001 die Leitung der deutschen Microsoft- Niederlassung von Richard Roy übernommen. Er war zuvor Anfang 2000 aus der deutschen Führung von Hewlett-Packard zu Microsoft gewechselt und war dort als Geschäftsführer zunächst für die Umsätze der Microsoft GmbH mit kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie die Geschäftsbeziehungen zu Partnern in Industrie und Handel verantwortlich.

Nach seinem Wechsel an die Spitze war er zudem Vize-Präsident für die Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika. Unter seiner Leitung habe die Microsoft GmbH «mit erheblichem Wachstum zum Erfolg der Region beigetragen», hieß es in der Mitteilung. Microsoft bedauere seinen Entschluss, die Führungsposition abzugeben.

Branchenbeobachter schreiben Sibold Erfolge bei der Einführung des umstrittenen neuen Microsoft-Lizenzmodells zu, das in Deutschland von vielen Großunternehmen akzeptiert wurde. Eine Niederlage musste der Deutschlandchef des Softwareriesen beim Prestigeprojekt im Deutschen Bundestag hinnehmen. Das Parlament entschied sich bei der Modernisierung der Computer-Infrastruktur teilweise gegen das Microsoft-Produkt Windows und für das freie Betriebssystem Linux.

Für viele im Unternehmen kommt der Abschied Sibolds überraschend. In Unternehmenskreisen wurde aber betont, dass keine betrieblichen Gründe hinter der Entscheidung stünden. Er sei wegen seines kollegialen und sachlichen Führungsstils bei den Mitarbeitern beliebt gewesen.
 
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