Kazaa droht das Aus

RollerChris

R.I.P.
[ 23. Mai 2002 15:21:00 MEZ ]
Als die Onlinetauschbörse Napster auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs stand, bereitete die Musikindustrie dem Napsterboom vor Gericht ein Ende, die Einstellung dieser Filesharing-Börse war die Folge In Napsters Fußstapfen trat unter anderem Kazaa - jetzt droht der beliebten Tauschbörse für Musikstücke und Filme das Ende: Kazaa geht das Geld für die Gerichtskosten aus.
Kazaa erklärte am Freitag, dass es die weiteren Prozesskosten nicht mehr tragen könne. Auch Streamcast, Vertreiber der und ebenfalls im Rechtsstreit mit den Musikunternehmen, ist von dem Geldmangel betroffen. Die Firma verliert einen renommierten Anwalt, der bereits mehrere Erfolge im Rechtsstreit mit den großen Musikkonzernen verzeichnen konnte, wie aus einem Bericht von Cnet hervorgeht.
"Der Fall ist in Gefahr zusammenzubrechen, ganz einfach deshalb, weil die Beklagten finanziell zermürbt werden, bevor es zu einer Entschiedung kommt", schrieben die Anwälte von Streamcast an das Gericht. Und sie fahren fort: "Wenn das der Fall ist, wäre das ein unglücklicher verfahrenstechnischer Triumph einer Gruppe enorm mächtiger und reicher Unternehmen, der sich ausschließlich aus deren Macht und völlig unabhängig von der eigentlichen Streitangelegenheit ergibt."
Wer Geld hat, hat auch recht
Die Prozesse der Musikindustrie gegen Kazaa und Streamcast galten einigen Rechtsexperten als die erfolgversprechendsten Kandidaten für einen Sieg von Peer-to-Peer-Unternehmen gegen die Musik-Lobby. Erst kürzlich hatte ein holländisches Berufungsgericht festgestellt, dass Kazaa nicht für die Copyright-Verletzungen von Usern, die die Technolgie benutzen, verantwortlich ist.
Zwar drohe bei einer Niederlage von Kazaa und Streamcast Cnet zufolge nicht der sofortige Untergang der Filesharing-Kultur. Aber wie schon im Fall Napster zeige sich wieder, dass große Medienkonzerne mit ihren nahezu unerschöpflichen finanziellen Möglichkeiten kleine finanzschwächere Internetfirmen, die Peer-to-Peer-Netzwerke betreiben, vernichten könnten. Die Musikindustrie würde sich demnach nicht etwa durchsetzen, weil sie juristisch im Recht ist, sondern weil sie einfach den längeren Atem hat und Gegner "totprozessieren" kann.
Der Untergang des Unternehmens Kazaa bedeutet allerdings nicht auch das Ende der gleichnamigen Filesharing-Software. Das niederländische Unternehmen Kazaa hat seine Technologie bereits im Februar an Sharman Networks verkauft. Dieses Unternehmen vertreibt auch die wurde aber bisher von der Musikindustrie nicht verklagt. Sharman hat bereits angekündigt, dass es die Technologie von Kazaa auch nach dem Untergang dieses Unternehmens weiter nutzen wolle.
Außerdem haben die Kazaa-Gründer bereits ein neues Unternehmen namens Blastoise gegründet, das auch die Rechte an der Fasttrack-Technologie besitzt, die dem Peer-to-Peer-Netzwerk zugrunde liegt. Blastoise alias Joltid hat diese Technik wiederum an Brilliant Digital Entertainment lizenziert, das unter dem Namen Altnet ein neues Peer-to-Peer-Netzwerk aufbaut.
© IDG
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