Microsoft greift SAP massiv an

RollerChris

R.I.P.
2002-05-07 15:35:00
Kopenhagen (dpa) - Microsoft wird künftig direkt mit Europas größten
Softwarekonzern SAP konkurrieren. Der US-Softwaregigant übernimmt den
dänischen Software-Produzenten Navision für 1,3 Milliarden Dollar (gut
1,4 Mrd Euro). Navision stellt Software- Lösungen für mittelständische
Betriebe her und bedient damit ein Marktsegment, das die SAP AG
ebenfalls als Wachstumsmarkt ins Visier genommen hat.
«Durch die Zusammenführung ihrer Visionen, Geschäftsstrategien und
Produkte bieten Microsoft und Navision kleinen und mittelständischen
Unternehmen Vorteile und eröffnen Wachstumspotenziale», sagte
Microsoft-Chef Steve Ballmer. Navision-Aufsichtsratschef Waldemar
Schmidt bestätigte am Dienstag in Kopenhagen den Abschluss von
Verhandlungen und die einstimmige Zustimmung des Gremiums. Microsoft
wolle die Navision-Zentrale in Vedbæk bei Kopenhagen zum Zentrum von
Microsoft Great Plains Business Solutions für Europa, Nahost und
Afrika sowie zum größten Software- Entwicklungszentrum außerhalb der
USA machen, teilte Navision weiter mit. Vedbæk werde der größte
Microsoft-Standort für die Produktentwicklung außerhalb der USA.
Mit einem Preis von 300 Kronen (40 Euro) je Aktie liegt das Angebot
von Microsoft um rund 12 Prozent über dem am Vortag an der
Kopenhagener Börse gehandelten Kurs von Navision. Das dänische
Unternehmen setzte im 3. Quartal seines Geschäftsjahres 380 Millionen
Kronen und damit sieben Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des
Vorjahres um. Zu den Vorzeigekunden von Navision gehören das
schwedische Möbelhaus Ikea, die führende norwegische Tageszeitung
«Aftenposten» sowie der österreichische Fensterproduzent Lederbauer.
Die Übernahme von Navision ist der zweite Schritt von Microsoft, auf
dem Markt für Unternehmenssoftware Fuß zu fassen. Vor einem Jahr hatte
das Unternehmen von Bill Gates und Steve Ballmer das kleine US-
Softwarehaus Great Plains für 1,1 Milliarden Dollar gekauft.
Branchenbeobachter sehen nun für Microsoft die große Herausforderung,
die verschiedenen Segmente zu einem einheitlichen Produkt und einer
schlagkräftigen Vertriebsstruktur zusammenzuführen. «Wir werden auch
in Zukunft neue Generationen von Unternehmensanwendungen auf den Markt
bringen, mit denen sich Geschäftsprozesse integrieren und leichter
organisieren und durchführen lassen», sagte Jesper Balser, einer der
Co-Chefs von Navision.
Die SAP AG hatte auf der Computermesse CeBIT im März 2002 eine
Mittelstandsinitiative angekündigt, die durch die Übernahme des
israelischen Softwarehauses Topmanage vorangetrieben werden soll.
SAP-Sprecher Herbert Heitmann sagte, sein Unternehmen werde aufmerksam
beobachten, «was strategisch hinter der Navision- Übernahme» steht.
Denkbar sei, dass Microsoft versuche, seine starke Stellung bei den
Betriebssystemen (Windows) und so genannter Groupware-Software
(Outlook) in das Segment der Software für das Verwalten von
Kundenkontakten (Customer Relationship Management) zu verlängern. «Bis
aus Navision aber Microsoft wird, da wird noch viel Zeit vergehen.»
 
Wobei sicherlich insofern SAP einen Vorteil hat, dass dessen Soft nicht auf die Windows-Plattform angewiesen ist.
 
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