Windows im Abonnement? Ein paar Gedanken dazu

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Windows im Abonnement? Ein paar Gedanken dazu

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Als Microsoft vor über zehn Jahren ein Abonnement-Modell für seine Office-Suite vorstellte, waren sie damit noch Vorreiter. Inzwischen sind Abonnements eher die Regel denn die Ausnahme, nahezu alle großen Software-Anbieter möchten uns entsprechende Angebote schmackhaft machen. Vermutungen, Microsoft könnte künftig auch Windows im Abo anbieten, gibt es daher schon seit Jahren.

Oder besser gesagt: Es ist bereits gelebte Realität. Der Cloud-PC “Windows 365” ist ein Abonnement, und in den Enterprise-Plänen von Microsoft 365 ist die Windows-Lizenz teilweise ebenfalls integriert.

Die Kollegen von Deskmodder sind jetzt in der Insider-Version von Windows 11 auf Einträge in der Konfigurationsdatei slmgr.ini gestoßen, die auf ein Abonnement hinweisen. Grundsätzlich bedeutet das zunächst einmal nichts, denn in den Insider-Versionen wird viel experimentiert, dennoch hat diese Entdeckung verständlicherweise zu neuen Spekulationen geführt, ob Microsoft jetzt wohl ein Windows-Abo für Privatkunden vorbereitet.

Ich bin einigermaßen sicher, dass es so kommen wird, weil es im Grunde nicht einmal neu und nur konsequent wäre.

Die Zeiten, in denen Microsoft mit Windows-Upgrades bei Privatkunden Geld verdienen kann, sind vorbei. Das Upgrade auf Windows 11 war ebenso kostenlos wie jenes auf Windows 10. Wenn wir das Upgrade von Windows 8.0 auf Windows 8.1 noch hinzurechnen, sind Windows-Upgrades seit mittlerweile zehn Jahren und drei Hauptversionen kostenlos. Dieses Rad dreht niemand mehr zurück.

Um mit Windows Geld zu verdienen, muss Microsoft also andere Wege suchen, und die haben sie bereits gefunden. Schon länger experimentiert man mit Funktionen, die in Windows gewissermaßen enthalten sind, aber ein Microsoft 365 Abonnement erfordern. Ein aktuelles Beispiel dafür ist die App “Clipchamp”. Sie ist vorinstalliert, bietet in der kostenlosen Version allerdings nur wenige Funktionen, erst mit einem Microsoft 365 Abo wird sie benutzbar. Wer vollen Zugriff auf alle Funktionen will, muss sogar noch ein separates Abo abschließen.

Ein weiterer Hebel, mit dem Microsoft spielt, ist OneDrive. Die Anmeldung mit einem privaten Microsoft-Konto bei Windows 11 ist Pflicht und nur noch schwer zu umgehen. Wer den Standardeinstellungen bei der Einrichtung eines Computers folgt, speichert außerdem alle Dokumente und Fotos in der Cloud und wird dementsprechend schnell an das Limit von 5 Gigabyte stoßen, die man ohne Abonnement auf OneDrive zur Verfügung hat.

Dazu kommt jetzt noch die neue App “Windows-Sicherung”, die ebenfalls nichts weiter als eine OneDrive-Verkaufsveranstaltung ist. Hier hat sich Microsoft sogar einen besonders listigen Trick einfallen lassen: Die Systemdaten, die in OneDrive gespeichert werden, belegen Speicherplatz, können aber nicht manuell gelöscht werden. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Die kürzlich angekündigte und dann wieder abgeblasene Änderung, wie OneDrive den Speicherverbrauch von Fotos berechnet, war ebenfalls nichts weiter als ein Versuch, möglichst viele Nutzer über die 5 GB-Klippe zu schubsen.

Noch ein Beispiel: Das neue Outlook, welches die Mail und Kalender App ersetzt, bleibt zwar kostenlos, zeigt aber Werbung an. Wer diese loswerden möchte, muss ein Microsoft 365 Abo abschließen.

Man muss kein Hellseher sein, um zu wissen, dass dies nur der Anfang ist. Windows wird das werden, was wir bei Computerspielen “Free to Play” nennen. Das Betriebssystem an sich bleibt kostenlos, wer aber in den Genuss aller Möglichkeiten kommen will, muss bezahlen. Die Werbung für die eigenen Dienste, die Microsoft jetzt schon permanent in Windows betreibt, wird weiter zunehmen, und kein negatives Kundenfeedback wird daran etwas ändern. Microsoft wird lediglich immer wieder die Grenzen des Zumutbaren ausloten.

Ich bin Microsoft 365 Kunde, und ich bin es gerne. Die Leistungen, die ich bekomme, sind mir das Geld allemal wert. Unwohl fühle ich mich lediglich, wenn ich wie im Beispiel von Clipchamp noch einmal zusätzlich zur Kasse gebeten werden soll. Ich halte das Programm für super und würde gerne noch mehr Features nutzen, aus prinzipiellen Gründen weigere ich mich aber – ein Abo muss reichen (ok, ich habe auch noch den Game Pass abonniert, aber das sind zwei Paar Stiefel).

Man darf gespannt sein, ob dieser Plan für Microsoft aufgehen wird. Solange ein echter Mehrwert geboten und nicht mit “schmutzigen Tricks” gearbeitet wird, sehe ich das nicht einmal kritisch.

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