Diskussion Wenn Vögel Lärm machen

gisqua

ist wieder öfter hier
Rhein-Zeitung vom 07.05.2021
“Wenn Vögel Lärm machen”
Untertitel: Störungen müssen Mieter meist hinnehmen.

Eigentlich wollte ich diesen Artikel gar nicht lesen, weil mir schon die Wortwahl der Überschrift gegen den Strich ging.
"Vögel machen Lärm"!
Klar sind sie manchmal laut, aber "LÄRM"?

Da beschweren sich Menschen über diesen Lärm und wollen z.B. Mietminderung erstreiten - und sie bekommen manchmal sogar Recht.
Amtsgericht Pforzheim :
"Nisten vor den Fenstern Tauben, ist wegen der daraus resultierenden Lärm-, Geruchsbelästigung und Gesundheitsgefährdung durch Taubenkot eine Mietminderung in Höhe von 30% gerechtfertigt!"

Besonders schlimm ist es wohl für einzelne Mieter, wenn die Nachbarn diese tierischen Lärmmacher durch Füttern und Aufstellen von Wassergefäßen auf dem Balkon regelrecht "anlocken".

Auch lärmempfindliche Mieter müssen mit dem Vogellärm leben und können nicht grundsätzlich vom Vermieter verlangen, Abwehrmaßnahmen zu ergreifen.
(soweit ein Richterspruch)

Wieweit haben wir uns denn schon entfernt von der Natur, wenn wir tierische Äußerungen als Lärm bezeichnen.
Hat schon jemals ein Vogel einen Menschen verklagt, weil er soviel Lärm macht?
Und WIR machen wirklich Lärm - viel Lärm - manchmal unerträglichen Lärm.

Unsere Lärm-Empfindung ist - wie auf fast allen Gebieten - recht unterschiedlich.
Was der eine als Lärm bezeichnet, ist für manch anderen ein berauschendes Geräusch.
Es gibt da ein sehr schönes Beispiel:
Am vorletzten Sonntag hatte ich das Gefühl, dass sämtliche Motorradfahrer unseres Kreises ihre Maschinen aus den Verstecken geholt haben, um das herrliche Wetter zu genießen.
Es war ein Brummen und Summen.
Ich fand's schön. Andere haben sich die Ohren zugehalten und die Fenster zugemacht.

(so, Frust erst einmal von der Seele geschrieben)
 
Das hast Du schön geschrieben!
Über so etwas kann ich mich auch nur aufregen.
Wie Du es schreibst - wir sind die die hier allen Lebewesen den größten Schaden zufügen. Nicht anders herum.

Was das Vogelgezwitscher angeht.... Ja es kann schon anstrengend sein wenn man Spätschicht hat und früh um Fünf geweckt wird und es so laut ist, dass man nicht mehr zum Schlafen kommt.
Andererseits genieße ich es aber auch irgendwie. Augen zu und daran denken, dass ich gerade im Wald sitze anstatt im Bett liege und gleich wieder in die sehr laute Innenstadt muss um an lauten Maschinen zu Arbeiten.


Straßenlärm finde ich aber schon ganz schön schlimm.
Wenn ich z.B. irgendwo mit jemandem Laufe und mich unterhalte und nebenbei dröhnen noch Motorräder, Autos, Flugzeuge und/oder Blaulicht, nen Bagger der ne Straße aufreißt ect. auf mich ein überfordert mich das total und zieht mich direkt runter. Da strömt viel zu viel auf mich ein was ich in dem Moment irgendwie nicht verarbeiten kann.

Genauso manchmal bei meinen Eltern. Quatsche mit de Muddi, der Vaddi saugt Staub, die Kinder Erzählen sich gegenseitig was, der Wasserkocher Brodelt..... Ganz komisch zu beschreiben. Das macht mich total fertig.


Sitze ich aber irgendwo in der Natur weit weg von "Lärm" genieße ich jedes Geräusch was mir die Natur in dem Moment schenkt.
Wind, Vögel, Wasser und Wellen, andere Tiere.... so ziemlich alles :)


Von Daher stimme ich Dir voll und ganz zu!
Wieweit haben wir uns denn schon entfernt von der Natur, wenn wir tierische Äußerungen als Lärm bezeichnen.
Ist schon sehr traurig.
 
Es mag am zunehmenden Alter liegen, dass man gewisse Dinge anders wahrnimmt. Ich bin eher so eine semi-Stadtmensch. Am Rande von Hamburg aufgewachsen und verwurzelt, schon irgendwie Stadt, aber auch (noch) relativ viel grün). Mich hat damals der Verkehr hier ebenso wenig gestört, wie das zwitschern der Vögel (ok, nach durchfeierter Nacht beim Einschlafen hat es mich schon gestört, aber wozu hat man ein Kissen und verschließbare Fenster?).

Mittlerweile ist es tatsächlich so, dass mich das bisschen Verkehr hier immens stresst. Der "Lärm" der Nachbarn, der mich nie gestört hat, nervt mich an einigen Tagen extrem. Gelegentlich versucht man dem zu entkommen, indem man in einem der nahegelegenen Waldgebiete mit dem Hund eine Runde dreht.

Aber auch da hört man noch den Verkehr, ein Flugzeug oder andere Menschen. Vor rund 1,5 Jahren waren wir dann mal am 03. Oktober in Dithmarschen, um uns Häuser anzuschauen und mit den Hunden spazieren zu gehen. Tatsächlich war das für mich akustisch ein einschneidendes Erlebnis. Wir standen in Friedrichskoog am Deich und alles was man gehört hat, war das leichte Säuseln des Windes und ein leichtes Rauschen vom Meer. Keine Menschen, keine Autos, keine Flugzeuge. Selbst die Seehunde in der Auffangstation und die Möwen haben einfach mal die Klappe gehalten.

In diesem Moment habe ich einen erstrebenswerten Zustand erfahren: Totale Entspannung aufgrund der kompletten Abwesenheit von Lärm!
Vermutlich hätten auch die Seehunde und Möwen nichts daran geändert, aber mir ist zum ersten Mal seit Jahren bewusst geworden, was ich anstreben sollte um ein entspanntes Leben zu führen. Gerne mit Vögeln und anderem Getier, aber idealerweise ohne Menschen!
 
Da sind wir in der glücklichen Lage, das wir einen solchen Ort gefunden haben. Wir hören nur hin und wieder wenn hier ein Auto durch fährt oder Nachbarn ihre Gartenarbeit verrichten. Ansonsten hören wir nur Vögel und Eichhörnchen. Sollte es aber extrem Heiß sein hört man auch die nicht mehr. Dann ist toten stille hier.
 
OT: Mal was anderes, aber auch hier geht es um "angebliche" Empfindlichkeiten. ;)

Die Telekom stellt in einem Dorf einen Funkmast auf.
Eine Nachbarin beschwert sich, dass Sie seitdem Kopfschmerzen hat.
Sie macht eine Unterschriftenaktion gegen den Funkmast und sammelt über 500 Unterschriften.

Kommentar eines Telekom-Mitarbeiters: Wie schlimm wird es erst nächsten Monat werden,
wenn wir den Mast in Betrieb nehmen. :unsure::ROFLMAO::ROFLMAO:
 
ot:
Wie schlimm wird es erst nächsten Monat werden,
wenn wir den Mast in Betrieb nehmen.
Ich bin mit der Problematik vertraut. Wir arbeiten mit Düften, von kleinen Duftproben bis zur Großraumbeduftung. Für einen Test bei einem Kunden wurden in vier Filialen Beduftungsgeräte eingebaut. Kurz vor Start des Tests wurde beschlossen, dass doch nur in zwei Filialen getestet wird.

Als mein Chef mit dem Verantwortlichen auf Kundenseite auf dem Weg zu unserem gemeinsamen Meeting in einer Filiale einen kurzen Stop in einer der Filialen ohne Duft einlegte, kam der Filialleiter entgegengestürmt und meinte, wir müssten SOFORT den Duft abstellen, eine seiner Mitarbeiterinnen sei zusammengebrochen und musste vom Notarzt behandelt werden. Und das alles nur wegen des Duftes ...

Ich empfehle mittlerweile allen Kunden mit Mitarbeitern, die Beduftung anzukündigen und zu installieren, aber zunächst deaktiviert zu lassen, um tatsächliche Beschwerden von psychosomatischen Problemen trennen zu können
 
Also vor 2 Jahren gab es den einen Vogel, der direkt vor meinem Balkon über Stunden fortwährend dieses eine Geräusch machte. In einer, für seine Größe durchaus beachtlichen Lautstärke. Das ging mehrere Wochen so. Das nimmt man irgendwann als Lärm wahr.

Im Allgemeinen stört mich die Vögelei überhaupt nicht. Aber dieser eine Pieps...
 
OT: Mal was anderes, aber auch hier geht es um "angebliche" Empfindlichkeiten. ;)
Es gibt übrigens durchaus sehr sensible Menschen, die unter solchen "angeblichen" Empfindlichkeiten leiden.
Ich kenne einen, von dem ich weiß, dass solche Beschwerden nicht nur "angeblich" sind.
Natürlich nicht, wenn die Maste noch gar nicht in Betrieb genommen sind!
Also vor 2 Jahren gab es den einen Vogel, der direkt vor meinem Balkon über Stunden fortwährend dieses eine Geräusch machte. In einer, für seine Größe durchaus beachtlichen Lautstärke. Das ging mehrere Wochen so. Das nimmt man irgendwann als Lärm wahr.
Vielleicht war das der eine Vogel, der sich über den Menschenlärm beschwert hat?
 
Vielleicht war das der eine Vogel, der sich über den Menschenlärm beschwert hat?
Ich lag mit geschlossenen Augen auf meinem Balkon. Es war Still. Bis auf den einen Vogel da.
Und in der Fassade nistende Vögel, bzw. der Nachwuchs können auch zu schlafstörungen führen, wenn es sich um die Fassade an der Schlafzimmerwand in Höhe des Bettes handelt. Immer Sonntags. ;)
 
Ich wohne auch sehr ländlich, der Waldrand ist ca. 50 m entfernt und direkt gegenüber ist eine alte Streuobstwiese, die jetzt aber als Viehweide genutzt wird (hinter dem Haus ist noch eine Viehweide).

Meistens stehen auf den Weiden die Kühe und Kälber unseres Bio-Bauern (manchmal auch zusammen mit einem wirklich großen Zuchtbullen), ab und an auch mal ein paar Pferde.

Nahezu jeder hier hat einen Hund und/oder Katze, ich habe auch schon mehrfach einen Fuchs (ist aber eine Fehe, die dieses Jahr laut unserem Förster vier Junge hat) und abends auch schon mal einen Dachs beobachten können.

Einmal haben zwei Dachse in der Nähe des Hauses einen Revierkampf ausgetragen, dass ist schon von der Lautstärke her wie Krieg. :D

Rein akustisch wird hier einiges geboten, da bellt mal ein Hund oder eine Kuh ruft ihr Kälbchen, im Herbst blöcken auch schon mal die Rehböcke durch die Nacht. Vogelgezwitscher sowieso.

Dafür ist hier absolut Null Verkehrs- oder Industrielärm und wenn in der Nachbarschaft mal ein Garten-/Grillfest gefeiert wird regt man sich darüber auch nicht auf. Im Zweifelsfall feiert man halt einfach mit. ;)

In den letzten Jahren sind auch wieder jüngere Familien mit Kindern in die Nachbarschaft gezogen (die Häuser hier haben alle - teilweise ziemlich große - Gärten). Aber der "Lärm" spielender Kinder stört mich auch nicht (ich habe rund 10 Jahre direkt neben einem Kindergarten gewohnt ;)).
 
Aber der "Lärm" spielender Kinder stört mich auch nicht (ich habe rund 10 Jahre direkt neben einem Kindergarten gewohnt ;)).
Das finde ich toll.
Manchmal möchte ich die Menschen, die sich über spielende Kinder beschweren, fragen, ob sie nicht selbst mal Kind waren.
Wir sollten doch froh sein, wenn Kinder überhaupt draußen spielen, rumlaufen, "kämpfen" und sich bewegen, statt nur mit sturem Blick auf ihr Smartphone zu starren.
 
Da beschweren sich Menschen über diesen Lärm und wollen z.B. Mietminderung erstreiten - und sie bekommen manchmal sogar Recht.
Amtsgericht Pforzheim :
"Nisten vor den Fenstern Tauben, ist wegen der daraus resultierenden Lärm-, Geruchsbelästigung und Gesundheitsgefährdung durch Taubenkot eine Mietminderung in Höhe von 30% gerechtfertigt!"

Besonders schlimm ist es wohl für einzelne Mieter, wenn die Nachbarn diese tierischen Lärmmacher durch Füttern und Aufstellen von Wassergefäßen auf dem Balkon regelrecht "anlocken".

Wieweit haben wir uns denn schon entfernt von der Natur, wenn wir tierische Äußerungen als Lärm bezeichnen.
Hat schon jemals ein Vogel einen Menschen verklagt, weil er soviel Lärm macht?
Und WIR machen wirklich Lärm - viel Lärm - manchmal unerträglichen Lärm.

Ach herrlich was sich doch der Mensch als, (Achtung: Ironie) Krone der Schöpfung und Gipfel der Evolution so alles anmaßt.
@Cesar ,das kann ich allerdings gut nach vollziehen, das es manchmal auch anstrengend sein kann, ich arbeite ja nun auch in drei Schichten, da ist das wenn man Morgens um 07:00 Uhr ins Bett geht manchmal nicht so toll, aber die Vögel bei uns und ich haben uns arangiert.
Ich verschwinde einfach frühzeitig nach der Nachtschicht im Bett, bevor die Meisen-schar hier aktiv wird. :D

Und um mal auf den Gerichtsspruch zu kommen:
Was kann den bitte der Vermieter dafür wenn vor dem Fenster Tauben, oder andere Vögel nisten......
Was sind das denn bitte für Leute die sich daraus dann eine Mietminderung erschleichen wollen.... "Unfassbar"

Aber ich sollte vielleicht nicht meckern, denn es ist gut möglich das ich für die anderen Parteien im Haus auch ein schlimmer Nachbar bin. Zumal meinen Balkon mehrere Futterstellen zieren und währen ich das hier so tippe, schaue ich raus und beobachte die Kohlmeisen, Blaumeisen und Rotkehlchen, die sich hier gerade "die Klinke in die Hand geben" (hab das Futter vor 30min. aufgefüllt, da ist gleich nix mehr von da. :D Die Vögel von Alfred Hitchcock ist ein Witz hiergegen.)

Ich empfinde diesen "Lärm" jedenfalls als sehr angenehm.
Freue mich auch immer, wenn ich die Fenster und Türen auf und die Natur ein Stück weit herein lassen kann.
Das Zwitschern der Vögel, der Wind in den Bäumen und die Gerüche, das ist doch Balsam für die Seele.
 
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