Twitter eine Gefahr für die Sprache?

Supernature

Und jetzt?
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Hans Zehetmair ist der oberste Hüter der deutschen Rechtschreibung (mit diesem Namen ist er ja auch prädestiniert dafür ;)).
Den zunehmenden Umgang mit Kurznachrichten wie SMS, Twitter und dergleichen sieht er äußerst kritisch und sieht darin eine Bedrohung der deutschen Sprache.
Er hat sich dafür auch einen schönen neuen Begriff ausgedacht: "Fetzenliteratur" nennt er es, wenn man sich nicht mehr "Hab Dich lieb", sondern "HDL" schreibt.
"Man nimmt sich kaum noch die Zeit, ganze Sätze zu formulieren" beklagt sich Zehtmaier in einem Interview mit der dpa.
Rund ein Fünftel aller 15jährigen müssten seiner Meinung nach wegen mangelhafter Rechtschreibfähigkeiten als Analphabeten eingestuft werden.
Auch die zunehmende Verwendung von Anglizismen sieht er als Problem.
In einer Erklärung fordert der Rat für deutsche Rechtschreibung, dass der deutschen Sprache in der Schule mehr Bedeutung beigemessen wird.
In diesem Punkt kann ich zu hundert Prozent folgen, bei den Ursachen eher nicht.
Ich glaube nicht, dass SMS und Twitter-Nachrichten dazu führen, dass die Sprache verkommt. Im Gegenteil, hier wird meiner Meinung nach sogar Kreativität gefördert, komplexe Mitteilungen in möglichst wenig Zeichen zu verpacken.
Die fortschreitende Rechtschreibschwäche der jungen Leute kann man nämlich nicht erst beobachten, seit diese neuen Medien so populär wurden.
Ursache allen Übels ist die Rechtschreibreform, die viele schwachsinnige Regeln gebracht hat und die man zu allem Überfluss dann nicht mal konsequent umsetzte und immer wieder "nachbesserte".
Selbst die Eltern, die in der Schule gute Schreiber waren, können ihren Kindern nicht mehr helfen - und diese Frustration führt dann in der Tat zu einer zunehmenden Gleichgültigkeit.
Meiner Meinung nach versuchen die Rechtschreib-Hüter hier, den schwarzen Peter weiterzugeben, obwohl sie selbst an dem Dilemma schuld sind.
 
SMS und Twitter-Nachrichten
Der Hans ist wohl noch von vor-vor-vor-gestern oder besser gesagt, ein Spätzünder. Man sollte ihm mal Geschichtsunterricht geben.
Diese Kurzformen gibt es schon viel länger und hatten zu Beginn des Internets Hochkonjunktur.
Der ganze Netzjargon, Akronyme genannt, ist zu jener Zeit aus der Notwendigkeit heraus geboren worden, soviel wie möglich an Informationen über die lahmen Akustikkoppler und Modems zu übertragen.
 
waren Morsecode und Telegramm nicht die früheste Form von "Fetzenliteratur" ?

Das viele Jugendliche aber ihre liebe Not mit ihrer Muttersprache haben stimmt leider. In diesem Punkt hat der Mann recht. Ob das aber (nur) an Twitter, SMS ect. liegt ? ICH habe da so meine Zweifel ...
 
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