Tesafilm, Zuckerwürfel und Kohle als Speicher

Norbert

Moderator
Teammitglied
Speichermedien der Zukunft?

Die Sache mit dem Tesafilm sah ja ganz interessant aus. Ist aber wohl auf Eis gelegt worden, da man nichts Neues mehr davon hört.

Holographische Speicher mit Zuckerwürfeln oder sonstigen Medien? Die Entwicklung scheint schwierig zu sein, hier ist auch nicht viel Neues zu erfahren.

Zur Zeit scheint die Technik mit Kohlenstoff-Chips aktuell zu werden:
Nachdem die Grundlagenforschung weitgehend abgeschlossen ist, wollen die Wissenschaftler nun an Fertigungstechnologien arbeiten. Wann die Technologie voraussichtlich Marktreife erlangt, ist bisher aber noch nicht bekannt.
Hier ein paar Berichte:
RZ-Online: Die "Tesa-ROM" als billiger Speicher
Tesafilm revolutiniert die Speichertechnik - Sonstiges - ChannelPartner
WinFuture.de - Kohlenstoff-Chip bietet 500 Terabyte Speicherplatz
PCGH - News: 300 GB pro Disk: Mit holographischen Medien

Was meint ihr dazu? An welchen Speichertechnologien wird noch geforscht? Was gibt es Neues?
 
Ich glaube nicht, dass die den Tesafilm schon ad Acta gelegt haben, allerdings muss man immer daran denken, dass es sich dabei um Grundlagenforschung handelt. Nur weil sich etwas im Labor unter Versuchsbedingungen als im Prinzip machbar erwiesen hat, heißt es noch lange nicht, dass es schon praxistauglich ist. Bei der Entwicklung von Produkten steckt der Teufel meist im Detail.

Zumal eine Sache noch hinzu kommt: Jeder weiß, wie sich Tesafilm über die Jahre verändert, wenn er irgendwo drauf klebt oder wie sich eine überlagerte Rolle ins gelbliche verfärbt. Ich möchte nicht wissen, was dabei mit den Daten, die auf einer solchen Rolle gespeichert sind, passieren würde. Abgesehen davon hatten die Forscher derbe Probleme mit der Divergenz der Laserstrahlen beim Schreiben in "tiefere" Schichten der Rolle - es gibt also noch viele Probleme die gelöst werden müssen. Ein Durchbruch ist da wohl frühestens in 5 Jahren zu erwarten, falls in der Zwischenzeit nicht etwas völlig neues entwickelt wird, was diese Art der Speicherung obsolet macht.

Als Beispiel zu Entwickungszeiten kann man ja z.B. den blauen Halbleiterlaser nehmen, der heute in den Blue Ray DVD Laufwerken eingesetzt wird: IBM hatte erste blaue Halbleiterlaser in den späten 80ern im Labor ans laufen bekommen und das was die mit der Tesa Rolle vor haben, ist deutlich schwieriger ;)
 
Im Echtbetrieb würde man ja sicher keine richtigen Tesa-Rollen nehmen, sondern einen entsprechend UV-stabilisierten Kunststoff. Und der würde sich vermutlich in einem Gehäuse befinden und so vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt sein.

Warum man außerhalb von reinen Forshcungsberichten so wenig von diesen alternativen Speichermedien hört (auch von Speicherzellen aus gezüchteten Kristallen, holographische Speicher, usw.) hat aber imho einen anderen wesentlichen Grund:

seit Jahren steigt die Speicherkapazität von Festplatten während gelichzeitig deren Preise sinken, aktuell erhält man eine 1 TB-Festplatte für um die 115 Euro. Meine erste Festplatte war eine Quantum-SCSI-Platte mit 105 MB und hat vor 20 Jahren rund 1.100 DM gekostet.

Grob gerechnet (ohne jetzt auf Spitzfindigkeiten wie den genauen Eurokurs oder die genaue Anzahl von Bytes in einem Terabyte eingehen zu wollen) kostet mich heute im Vergelich zu damals die 10.000fache Speicherkapazität nur ein Fünftel des Preises.

Da kann zum jetzigen Zeitpunkt kein anderes Speichrsystem mithalten, zumal bei einer Markteinführung sicherlich die immer übliche Hochpreisstrategie betrieben würde.

Schon seit Jahren sagt man das baldige Ende der Festplattentechnologie voraus, bereits vor 10 Jahren habe ich Artikel in diversen Computerzeitschriften gelesen, das man in Bälde die Speicherkapazität von HDs nicht weiter steigern könnte (damals war man imho gerade mal dabei, an der 128 GB Grenze zu kratzen, die die damaligen BIOS-Routinen vor echte Probleme stellte).

Es gibt z.Z. einfach keinen ausreichend großen Markt für Tesa-, Kristall- oder Kohlespeicher.
 
Da muss ich teilweise widersprechen.

Der Markt existiert in dem Segment, wo Daten dauerhaft gespeichert werden müssen. Derzeit ist die Haltbarkeit der Datenträger / die Integrität der Daten auch bei optimaler Lagerung lediglich ca. 10-15 Jahre gewährleistet - einmal abgesehen davon, dass Geräte benötigt werden, die mit der Codierung der Daten etwas anfangen können. Leider gibt es dafür - außer gebrannter Keramik mit eingeritzten Buchstaben - derzeit keine wirkliche Lösung.
 
Gerade gefunden: Im Artikel Holographic Versatile Disc Wikipedia wird noch ein interessantes Verfahren für das holographische Speichermedium HVD vorgestellt. Die ersten Spezifikationen wurden schon 2004 veröffentlicht:
Die Spezifikationen für die HVD wurden am 9. Dezember 2004 durch das TC44 Committee der Ecma International beschlossen. Am 3. Februar 2005 gründeten folgende Unternehmen die „HVD Alliance“, um die Entwicklung zu beschleunigen und den Markt für die HVD zu entwickeln:...
Bereits im letzten Jahr wurden drei Standards beschlossen.
Siehe auch http://hvd-forum.org/news/hotnews/n20070628.html.

Den Entwicklern zufolge soll HVD baldmöglichst der Nachfolger von Blu-ray und HD-DVD werden:
Mittlerweile hat die Technologie Marktreife erlangt. Die Firma InPhase entwickelte als erster Hersteller ein Gerät für Endverbraucher mit einer Schreibgeschwindigkeit von 20 MByte/Sekunde und einmal beschreibbare Medien (HDVs) mit bis zu 300 Gigabyte Speichervermögen. Bis 2010 soll die Speicherkapazität der Medien schrittweise auf bis auf 1,6 TeraByte erhöht werden.
Die endgültige Vermarktung war eigentlich schon für das Jahr 2007 geplant.
(ComputerBase - HVD-Technologie: 1-TB-Discs ab 2007)
Nun ja, das kennt man doch. Ankündigung und Release sind zwei paar Schuhe.
 
Nun ja, das kennt man doch. Ankündigung und Release sind zwei paar Schuhe.
Das sicherlich auch, aber Blueray kommt ja (nach dem Ende der HD-DVD) jetzt erst langsam in die Gänge.

Selbst wenn die holographischen Speicher bereits Serienreife hätten, man würde sicherlich erst mal bis zu einer gewissen Marktsättigung von Blueray abwarten und dann (wenn so ziemlich alle Blueray-DVDs und -Hardware gekauft haben) den Nachfolger präsentieren.
 
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