Sprichwörter und ihre Herkunft

brötchen

Moderator
Teammitglied
Wo kommen Sprichwörter her oder wie sind sie entstanden?
Wer kennt weitere Sprichwörter und ihre Herkunft oder Bedeutung?


Alles in Butter
Vor Hunderten von Jahren wurden Venezianische Glaswaren zum Transport über die Alpen in Fässern mit Butter eingelagert. Immer abwechselnd: Eine Schicht Butter, dann Gläser, dann flüssige Butter, bis das Fass voll und alles sicher und fest gelagert war.

Haare auf den Zähnen
Bei vielen Völkern des Altertums galten Haare, vor allem lange Haare, als Zeichen von Männlichkeit und Stärke. Die Redewendung, die seit jeher vor allem auf Frauen gemünzt war, attestiert diesen sozusagen männliche Kraft.

Alter Knacker
Diese Redewendung geht auf das Spinnen zurück. Weil Spinnräder bei jeder Umdrehung knackten, nannte man diejenigen, die sie bedienten,
"Knacker".Da diese Leute oft alt waren, nannte man sie " alte Knacker.

Er hat den Braten gerochen
Er wurde rechtzeitig stutzig oder aufmerksam. Geht zurück auf eine Fabel, in der ein Bauer ein Tier zum Essen einlädt, das aber an der Schwelle kehrt macht, weil es aus der Küche den Duft eines gebratenen Artgenossen in die Nase bekommt.

Unter einer Decke stecken
Im Geheimen mit jemandem zusammenarbeiten. Aus dem germanischen Eherecht, wonach die Ehe als geschlossen galt, wenn sich die Neuvermählten in Gegenwart von Zeugen unter eine gemeinsame Decke begaben.

Ins Gras beißen
Kommt aus der Soldatensprache. Schwer Verwundete bissen vor Schmerzen buchstäblich ins Gras.

Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts
Geht zurück auf den Juristen Victor von Hase, der, einmal selbst angeklagt, seine eigene Vernehmung mit dem Satz einleitete „Mein Name ist Hase, ich verneine die Generalfrage, ich weiß von nichts.“

Es sieht hier aus wie bei Hempels unterm Sofa
Herkunft unsicher. Eine Version besagt: Ein Schausteller namens Hempel soll es um 1900 nicht besonders genau mit der Reinlichkeit gehalten haben und daher des Platzes verwiesen worden sein.

Holzauge sei wachsam
Stadtmauern hatten Wehrgänge. Mehrere kreisrunde Löcher in der Mauer, mit Holz umkleidet, Holzaugen genannt, erlaubten den wachhabenden Soldaten einen prüfenden Blick nach draußen, ohne selbst von dort gesichtet zu werden.

Durch die Lappen gehen
Um Wild im Jagdrevier zu halten, wurden bunte Tücher zwischen die Bäume gespannt. In seiner Todesangst kümmerte sich das Wild aber nicht darum und ging durch die Lappen.
 
Alter Knacker
Diese Redewendung geht auf das Spinnen zurück. Weil Spinnräder bei jeder Umdrehung knackten, nannte man diejenigen, die sie bedienten,
"Knacker".Da diese Leute oft alt waren, nannte man sie " alte Knacker.
Dachte ich's mir doch, dass diese Redewendung auch was mit dem Ausdruck Spinner zu tun hat. :rofl :weg

Unser Lehrer zeigte uns dann noch, wie an einem Spinnrad Wolle gesponnen wurde.
Dann erklärte er: "Übrigens, daher auch der Spruch: die Spinnen....."

Es wurde eben assoziiert, dass die Damen (daher übrigens auch das mittlerweile negativ besetzte Wort: dämlich) sich rege unterhielten, in den Zimmern, in denen sie sponnen.
Jo, und da man Frauen in damaliger Zeit nun mal nie viel Intellekt zutraute, wurde dies später als Assolziation für jemanden genommen, der spinnt - also Humbug, Quatsch oder Blödsinn erzählt.
2. Hälfte 18. Jahrhundert = nachdenken, versponnen.
ab 19. Jahrhundert = verrückt sein

Offensichtlich ist das im 18. Jahrhundert noch anerkannte längere und ausführliche spinnen, versponnen sein = nachdenken im 19. Jahrhundert gesellschaftlich geächtet worden und wurde als spinnen = verrückt sein gewertet.
Das kann mit der Industrialisierung zusammen hängen; längeres Nachdenken hielt die Arbeit auf.
 
"Überall seinen Senf dazugeben"
- seine Ansicht äußern - meist ungefragt und eher wenig kompetent -


Die Redewendung stammt aus dem 17. Jahrhundert.
Damals galt Senf als wertvoll; d.h. wenn irgendwo Senf dabei war, war das für die Gäste ein besonderes Essen.
Manche Wirte tricksten und gaben überall etwas Senf dazu, um das Mahl kostbarer zu machen.
Das Problem war nur, dass Senf nicht zu jedem Essen passt.
So wie Senf ungefragt zum Mahl serviert wurde, äußern oft Leute ihre Meinung, ohne dass die einer hören möchte.
 
Jemandem aufs Dach steigen

Jemandem aufs Dach steigen
Im Mittelalter gab es ein Gesetz ähnlich des heutigen Grundrechts der Unverletzlichkeit der Wohnung.
Wer in einem Haus mit Dach lebte, war darin vollkommen geschützt - niemand durfte es gegen den Willen des Eigentümers betreten, selbst wenn dieser ein gesuchter Verbrecher war.
Da man nicht durch die Tür durfte, stieg man demjenigen aufs Dach und deckte es ab - nun war der Weg für die Festnahme frei.
Es kam auch vor, dass jemandem zur Strafe für Ehebruch oder kleine Diebstähle in der Nachbarschaft sein Dach abgetragen wurde, und er musste es dann vor den Augen der anderen Dorfbewohner wieder aufbauen.
 
Das ist mir Jacke wie Hose

Das ist mir Jacke wie Hose
Diese Redensart kommt tatsächlich aus dem Schneiderhandwerk.
Einfarbige Anzüge, wie sie heute selbstverständlich sind, waren früher absolut nicht üblich - es galt sogar als unschick, wenn Jacke und Hose aus dem selben Stoff gefertigt waren.
Aber auch schon im Mittealter änderte sich die Mode, und schließlich wurde es modern, beide Teile aus dem gleichen Material zu schneidern.
Den Schneidern war das Jacke wie Hose
 
Eine Leiche im Keller haben

Eine Leiche im Keller haben
Wie so viele Redewendungen kommt auch diese aus dem tiefen Mittelalter, als es noch sehr strenge religiöse Sitten und Regeln gab. Eine dieser Regeln besagte, dass ein ungetauftes Kind nicht auf dem Friedhof begraben werden darf, weil es ja noch nicht von Gott gesegnet wurde.
Starb ein Säugling noch vor der Taufe, waren die Eltern gezwungen, das Kind inoffiziell zu beerdigen.
Oft geschah dies im Keller des Elternhauses, denn früher waren die Keller ja noch nicht befestigt.
Diese Leute hatten nun im wahrsten Sinne des Wortes eine Leiche im Keller.
 
Das schlägt dem Fass den Boden aus

Das schlägt dem Fass den Boden aus
Beim Stichwort Fass denkt man unweigerlich an Bier, und genau damit hat dieses Sprichwort auch zu tun.
Wenn jemand verdorbenes oder nicht nach dem Reinheitsgebot gebrautes Bier verkaufen wollte und dabei erwischt wurde, dann wurde den Fässern der Boden ausgeschlagen, so dass das Bier auslief und nicht mehr verkauft werden konnte.
 
Hier habe ich noch einen schönen Link gefunden, wo von vielen Redewendungen (auch Phraseologismus oder Idiome genannt) nicht nur die Herkunft genannt, sondern deren Sinn auch für Kinder anschaulich erklärt wird: Deutsch - GEOlino.de

Passender Weise fängt die Liste mit der Redewendung "Mit Kind und Kegel" an:
Laura Hennemann schrieb:
Die Redewendung "Mit Kind und Kegel" soll ausdrücken, dass alle Familienmitglieder dabei waren. Denn in diesem Zusammenhang meint "Kegel" nicht eine Spielfigur. Es ist vielmehr ein altertümlicher Ausdruck für ein uneheliches Kind, also jemanden, dessen Eltern nicht verheiratet sind.

Warum man uneheliche Kinder einen "Kegel" nannte, ist nicht ganz klar. Bevor das Wort die Bedeutung einer Spielfigur bekam, stand es für einen Holzpfahl. Ganz ähnlich meinte man ursprünglich mit einem "Bengel" nicht einen ungezogenen Jungen, sondern einen Stock oder Knüppel. Und genau wie "Bengel" ist auch "Kegel" nicht gerade nett gemeint - uneheliche Kinder hatten früher nämlich weniger Rechte als eheliche.
Schon erstaunlich, das mit dem unehelichen Kind. Darauf wäre ich ja nie und nimmer gekommen.
 
Da beißt die Maus kein(en) Faden ab.

Heute meint man, dass das so richtig ist und dass sich deswegen nichts daran ändert.

Früher war das ebenso, denn der gute Schinken wurde zur Zeit der Fachwerkhäuser, in denen es durchaus Mäuse und schlimmeres Geziefer gab, mit einem Faden an die Decke gehängt, weil das eben richtig war und der einzige Ort, an dem - im wahrsten Sinne des Wortes - die Maus keinen Faden abbeißen konnte, um an den Schinken zu gelangen da sie nicht an der Decke entlang krabbeln konnte. Der Schinken war also sicher und es änderte sich auch nichts daran.


... es soll aber noch andere Deutungen geben.
 
Ich bin mit meinem Latein am Ende.

Aus (leider) immer wieder aktuellem Anlass für Hilfesuchende und Helfer des Forums:

Latein war viele Jahrhunderte lang die übergreifende europäische Wissenschaftssprache an allen Universitäten, wie z.B. Oxford, Erfurt, Paris oder Bologna. Bis ins 20. Jahrhundert hinein erschienen in Deutschland Hochschulschriften (Dissertationen, wissenschaftliche Abhandlungen) in lateinischer Sprache. Vorlesungen, Streitgespräche (Disputationen) und Prüfungen wurden vielerorts noch im 19. Jahrhundert auf Latein gehalten.

Wer damals den Vorträgen nicht folgen konnte oder den während einer Disputation gestellten Fragen nicht gewachsen war, fiel durch beredtes Schweigen auf und war offenkundig mit seinen Lateinkenntnissen am Ende, konnte also nicht mitdiskutieren. Die Redewendung nimmt also eine Gleichsetzung von Latein und Wissen vor: "Ich weiß nicht mehr weiter, meine Kenntnisse reichen nicht aus, um ein bestimmtes Problem zu lösen."

Der spät-mittelalterliche Hintergrund dieser Redewendung ist allerdings noch viel komplexer als diese kurze Zusammenfassung und kann hier etwas ausführlicher nachgelesen werden: F.A.Z.-Community.
 
Alter Schwede!
Dieser Ausruf stammt aus dem dreißigjährigen Krieg bzw. aus der Zeit danach.
Der preußische Kurfürst Friedrich Wilhelm ließ nach Kriegsende ältere Soldaten aus Schweden anwerben, um die preußische Armee auszubilden und die jungen Soldaten zu drillen, was diese mit einem respektvollen "Alter Schwede!" quittierten.
 
Leg nen Zahn zu, stammt aus der mittelalterlichen Kueche wo ueber der Feuerstelle eine Stange mit Kerben befestigt war.
Damit wurde der Topf tiefer gehaengt und das Essen war schneller fertig.

Der gibt den Loeffel ab, stammt ebenfalls aus dem Baeuerlichen Mittelalter, wo das Essbesteck aus Holz war.
Starb ein Familien Mitglied, wurde der Loeffel weiter an das aelteste Kind gereicht.

Drischt der Bauer seine Frau, grunzt im Stall vergnuegt die Sau!
Leider suche ich bis heute nach einer Erklaerung.
Womoeglich liegt der Ursprung in den Tagen der Hexen-Verbrennungen, wo es wirklich zu einem Frauenmangel kam..............................................
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Oben