Reform der Verkehrssünderkartei - nötig oder nicht?

Supernature

Und jetzt?
Teammitglied
"Das Punktesystem beim Bundeszentralregister in Flensburg wollen wir reformieren, um eine einfachere, transparentere und verhältnismäßigere Regelung zu schaffen."
So steht es im Koalitionsvertrag zwischen Union und FDP aus dem Jahr 2009.
Diese Reform scheint nun in weiten Teilen definiert zu sein und kurz vor der Verabschiedung zu stehen - doch von vielen Seiten hagelt es bereits Kritik an Bundesverkehrsminister Ramsauer.
Es gibt künftig schneller Punkte, dafür aber insgesamt weniger, gleichzeitig sinkt aber die Grenze, bei der man seinen Führerschein verliert, drastisch: Von aktuell 18 auf künftig 8 Punkte.
Ich hielt es zuerst für eine gute Idee, dass eine Geschwindigkeitsübertretung grundsätzlich mit einem Punkt bestraft wird. Wohlhabende Autofahrer können bisher kalkuliert zu schnell fahren, so dass es zwar öfter mal eine Strafe, aber eben keine Punkte gibt. Zwar kann man bei vielen kleinen Verstöße auch irgendwann der Lappen weg sein, in der Praxis passiert das aber selten.
Aufgehoben wird dieser positive Effekt aber wieder durch die Tatsache, dass Punkte künftig einzeln verjähren und nicht mehr wie bisher eine Frist für das gesamte Konto gilt.
So könnte es selbst für notorische Raser "schwierig" werden, die acht Punkte voll zu kriegen, bevor die ersten schon wieder verjährt sind.
"Ein Segen für Raser" schreibt die SZ, der Stern spricht von einem "Rowdy-Bonus".

Punkte in Flensburg - Ramsauers Reform, ein Segen für Raser - Auto - sueddeutsche.de
Neues Punktesystem in Flensburg: Ramsauers Rowdy-Bonus - Auto | STERN.DE

Bei so einem Thema kochen gerne die Emotionen hoch.
Was meint Ihr denn? Ist das neue System besser als das alte - und wenn ja, für wen? ;).
 
Als permanenter Autofahrer behaupte, die Strafen sind zu lasch. Ich fahre gerne zügig, aber rase nicht. Unter zügig fahren verstehe ich das so, dass man innerhalb eines Verwarnungsgeld fährt, also maximal bis zu 35 Euro. Was passiert denn mit den Radfahrern und Fußgängern, die bei Rot über die Straße fahren/laufen? Werden die auch härter bestraft? Man sollte auch die notorischen Linksfahrer härter bestrafen, nicht nur die "Raser- und Drängler-Fraktion".
 
Unter zügig fahren verstehe ich das so, dass man innerhalb eines Verwarnungsgeld fährt, also maximal bis zu 35 Euro.
Ich will Dich jetzt nicht persönlich angreifen, also bitte nicht falsch verstehen - aber das Zitat passt eben so gut :).
Das ist genau das, was ich oben meinte. Wer innerhalb eines Jahres drei Mal acht km/h zu schnell erwischt wird, der soll ruhig mal ein paar Tage zu Fuß gehen - und schon wird er merken, dass etwas langsamer immer noch schnell genug ist.
Es muss ja nicht gleich ein Monat, sein, zwei Wochen Fahrverbot dürften ihre erzieherische Wirkung ebenso wenig verfehlen.
 
...So könnte es selbst für notorische Raser "schwierig" werden, die acht Punkte voll zu kriegen, bevor die ersten schon wieder verjährt sind.
"Ein Segen für Raser" schreibt die SZ, der Stern spricht von einem "Rowdy-Bonus".
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Was meint Ihr denn? Ist das neue System besser als das alte - und wenn ja, für wen?
Für wen? Na, ich denke mal der Heimatschutzverein Ramsauer hat sich damit für seine Nachpolit-Karriere bestens empfohlen. Wer baut nochmal gleich die Kult-Autos für die Auf-Dem-Mittelstreifen-Überholer?;)
 
Ich finde die derzeitige Reglung eigentlich ok, denn nur wenn sich die eingefahrenen Punkte summieren, und nicht jeder für sich verjährt, zeigen sie letztlich auch Wirkung. Zudem sehe ich keinen triftigen Grund, das derzeitige System zu verändern. Es funktioniert doch. Neulich habe ich im Radio gehört, dass mit dem neuen System pro Jahr ca. 500 Führerscheine mehr einkassiert würden. Worauf diese Berechnung genau basiert, wurde nicht gesagt aber lohnt sich der Aufwand dafür? Ferner fände ich es nicht so gut, wenn man dann bereits für kleinere Verstöße Punkte kassiert. Gerade zum Beispiel kleinere Geschwindigkeitsüberschreitungen sind ja oft kein Vorsatz, sondern entstehen durch Unachtsamkeit.

So ist es mir letztes Jahr ergangen. Ich fuhr durch eine kleine Ortschaft (Länge etwa 500m) in der eine dieser "Blitzsäulen" aufgestellt ist. Dies war mir auch bekannt. Da ich ohnehin gerade in Ortschaften nicht zu schnell fahre, habe ich mir aber keine Gedanken über das Ding gemacht - bis es blitze :eek:

Als ich einige Wochen später erneut durch diese Ortschaft fuhr, habe ich mal geschaut, warum das Ding geblitzt haben könnte. Am Ortseingang ist das Schild "30" mit dem Zusatz "22-6 Uhr" aufgestellt. Tagsüber darf dort also 50 gefahren werden. Etwa 150 Meter danach ist erneut (nicht gerade besonders auffällig an einer Hauswand) das Schild 30 montiert, diesmal jedoch mit dem Zusatz "150 m". Ab hier gilt also für die nächsten 150 Meter auch tagsüber Tempo 30. Dann kommt die Blitzsäule und danach wieder das Schild 30 mit dem Zusatz 22-6 Uhr. Nach weiteren ca. 200 Metern hat man die Ortschaft wieder verlassen. Das Zusatzschild "150m" war mir gar nicht aufgefallen, sodass ich in der Annahme, 50 fahren zu dürfen, prompt in die Falle getappt bin und hier kann man wirklich von einer Radarfalle sprechen. Ich nehme an, dass dieses Durcheinander vielen nicht auffällt. Bei dieser kurzen Ortsdurchfahrt könnte auch durchgehend Tempo 30 vorgeschrieben werden, aber dann würde sich die teure Blitzsäule vermutlich nicht rentieren.

Nun hatte ich noch das Glück, dass ich mich recht genau an die (vermeintlich) erlaubten 50 KM/h gehalten habe. Gemessen wurden 53 KM/h. Abzüglich der Toleranz war ich also 20 KM/h zu schnell. So kam ich gerade noch mit einem Verwarnungsgeld von 35 Euro davon. Wenn es dafür nun schon Punkte geben würde, wären die 8 Punkte bei einem Vielfahrer schnell erreicht und ich halte es für fraglich, ob es da wirklich notorische Raser treffen würde.
 
Ich finde die derzeitige Reglung eigentlich ok, denn nur wenn sich die eingefahrenen Punkte summieren, und nicht jeder für sich verjährt, zeigen sie letztlich auch Wirkung. Zudem sehe ich keinen triftigen Grund, das derzeitige System zu verändern. Es funktioniert doch. Neulich habe ich im Radio gehört, dass mit dem neuen System pro Jahr ca. 500 Führerscheine mehr einkassiert würden. Worauf diese Berechnung genau basiert, wurde nicht gesagt aber lohnt sich der Aufwand dafür? Ferner fände ich es nicht so gut, wenn man dann bereits für kleinere Verstöße Punkte kassiert. Gerade zum Beispiel kleinere Geschwindigkeitsüberschreitungen sind ja oft kein Vorsatz, sondern entstehen durch Unachtsamkeit.

Eine Veränderung des Bußgeldkataloges wäre bedeutend angemessener. In deinem Beispiel (mal abgesehen davon, dass die beschrieben Konstellation tatsächlich nach geplanter Abzocke wirkt) muss ich ehrlich sagen: 35 Euro für 20 Km/h zu schnell in einer Ortschaft? Wen wundert es da, wenn sich keiner an die Regeln hält ...
 
Finde ich nicht gut. Bei diesen Seminaren geht es ja nicht etwa darum, die Teilnehmer irgendwie zu besseren Autofahrern zu machen. Diese Abbauseminare sind teuer - und genau das ist deren einziger Zweck: Geldschneiderei.
Bedeutet umgekehrt, dass die Leute mit genügend Geld sich mehr erlauben dürfen, weil sie sich einen Ablassbrief erkaufen können.
 
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