Lieber Silvio!
Zunächst möchte ich Dir zu Deinem grandiosen Wahlerfolg gratulieren und Dir sagen, wie sehr ich mich freue, dass meine Segenswünsche für Dich bei den Italienern, die keine Coglioni sind, aber auch bei vielen Italienerinnen, auf fruchtbaren Boden gefallen sind. Endlich hatte ich das Gefühl, Geschichte mitschreiben zu dürfen, und schon deshalb bin ich zuversichtlich, dass man in der Welt von meiner ruhmreichen EU-Ratspräsidentschaft ebenso lange sprechen wird wie von Deiner Regierung.
Wir österreichischen Christlichsozialen haben immer gern von Italien gelernt und gedenken noch heute in Dankbarkeit der Unterstützung, die uns vor siebzig Jahren von Deinem Vorgänger, dem Duce, zuteil wurde, als auch wir zur Abwendung der marxistischen Gefahr eine kleine Änderung des Wahlrechts vornahmen. Wie oft mussten wir uns anhören, dabei ein wenig zu weit gegangen zu sein! Aber erging es Dir nicht ganz ähnlich, als Du die Wahrheit über die chinesischen Babysieder ans Licht brachtest? Dafür wollte ich Dir danken, als ich Dir spontan und der Verwunderung kommunistischer Handlanger in den europäischen Staatskanzleien nicht achtend "alles Gute" wünschte. Wenn Du nach Auffliegen des Wahlbetrugs, der Dich um Dein Amt bringen soll, wieder die Geschicke Italiens lenkst, sollten wir einmal über ein Porträt von Dir in unserem Parlamentsklub reden.
Umso leichter ist es mir gefallen, nun auch diesen Langeweiler Prodi einen guten Mann sein zu lassen, der viel für Italien getan hat. Das kostet nichts, entspricht Österreichs immer währender Neutralität, zu der ich bei passender Gelegenheit unverbrüchlich stehe, und ist jetzt, wo Italien ohnehin in kommunistischer Hand ist, auch egal. Man wird das in Europa schon richtig zu deuten wissen, so wie damals den Spruch von der "richtigen Sau". Dass Helmut Kohl Dir in den Rücken gefallen ist und Prodi empfohlen hat, ist da schon schlimmer - aber so sind die Deutschen eben, wenn es gilt, gegen die Feinde der freien Welt zusammenzustehen. Der könnte glatt in einem Film über Nazi-Konzentrationslager den Kapo spielen, wie Du schon einmal so treffend über einen dieser Teuto-Coglioni gesagt hast. Strecken wir ihnen gemeinsam den Mittelfinger entgegen!
Wenn ich eine kleine Kritik an Deinem Wahlkampfstil anbringen dürfte, würde ich sagen, dass Du Deine medialen Möglichkeiten nicht voll ausgeschöpft hast. Lukaschenko in Weißrussland erreicht da bessere Ergebnisse bei annähernd gleichem Zugang zum Fernsehen. Du warst einfach zu offen und hast Dich jeder Diskussion gestellt, geduldig und sachlich immer alle Fragen beantwortet, obwohl Du hättest wissen müssen, wie hemmungslos die Linke das ausnützt.
Ich glaube, da könntest Du von mir lernen. Mögen sie mich ruhig den schmallippigen Schweiger nennen - als Bundeskanzler muss ich nicht zu jeder Kleinigkeiten etwas sagen, wie etwa zur Misshandlung des Rechtsstaates durch meinen Koalitionspartner. Ich brauche auch keinen privaten Sender, wo ich mich womöglich mit dem einen oder anderen aufmüpfigen Journalisten herumärgern müsste, der sich einbildet, Politiker anderer Parteien sollten gelegentlich auch angemessen zu Wort kommen. Nein, das haben wir hier besser gelöst, und für den Rest halte ich mir den Molterer.
Dabei arbeitet der Kommunismus in Österreich viel raffinierter als in Italien. Wenn Linke heute auf Peppone machen - wo ist das Problem? Aber wenn sie in der Karibik auf Teufel komm rein spekulieren wie ein kapitalistischer Heuschreckenschwarm, da muss sich der Lopatka schon etwas einfallen lassen, um diese Machenschaften als rotes Netzwerk zu enthüllen. Ich selber gebe höchstens Tipps für die Gartenarbeit im Frühjahr.
In diesem Sinne - viel Glück, lieber Silvio, und schöne Grüße an die Frau Gemahlin, sollte sie noch nicht Deinem Rat gefolgt und mit dem Dänen Rasmussen durchgebrannt sein.
In Treue fest
Dein Wolfgang
PS: Was machst Du gegen Deine Falten?