[Politik] Globalisierung nur eine Luftnummer?

Ich sollte meine Tapete auch in rosa-rot wählen. Ich glaub, dann hätte ich auch ein
positiveres Denken gegenüber der deutsche "Demokratie".
Ich würde gerne mit einem ihrer bekannten Sprüche kommentieren, aber der ist mir just entfallen :(

Ob nun Ackermann 6600 Stellen abrasiert - oder die übernehmende Bank - spielt keine Rolle.
Hauptsache, der eigene Sessel ist immer noch schön warm, man hat dicke Abfindungen
kassiert und ist fein raus - fast jedenfalls, wenn ich mir den Mannesmann-Heini anschaue.
Und wenn, ist Ackermann mit raus, aber der hat ja vorgesorgt.

Ich seh das so - egal, was der deutsche "Wähler" (Stimmvieh) momentan wählt - er
hat die Arschkarte. Und das hat nichts mit dem "faulen Michel" zu tun, der gern mosert.
Leider ist es das, was hier zu gern angeführt wird "man bekommt das, was man sich aussucht".
Mit diesem Standpunkt läuft man seit gelinder Zeit vor eine ziemlich harte Betonwand,
und das schmerzt um so mehr, je betroffener die Region ist.

Apropos Merkel
http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2006/11/2006-11-07-rede-bkin-arbeitgebertag.html
Ich brauch mal frische Luft danach...
 
Mich würde mal die Alternativen interessieren.

Unsere Politiker sind korrupt oder unfähig oder gar beides. Egal wie, sie erledigen ihren Job nicht so, wie es das Volk will. Wie sieht also der Ausweg aus? Was muss getan werden, dass nur noch fähige, unbestechliche Politiker an die Macht kommen, die dann ihrem Auftrag gemäß das Wohl des deutschen Volkes mehren, gerecht werden?

Wenn die große Mehrheit der deutschen Bevölkerung der Ansicht ist, dass wir endlich solche neuen Politiker brauchen, dann müsste sich doch jemand finden lassen, der mit dieser Masse an Stimmen die politische Landschaft umkrempeln kann.

Was muss passieren, dass es besser wird? Warum passiert es nicht?
 
Es passiert ja schon was:
Zum Beispiel die lokalen Wählergruppen bei den Kommunalwahlen. Die neu gegründete "Piratenpartei", die die Informationsfreiheit auf die Fahnen geschrieben hat. etc...

Nur werden die offensichtlich nicht ausreichend wahrgenommen.
 
Irgendwie habe ich manchmal schon den Verdacht gehabt, das jemand, der sich für ein öffentliches Amt bewirbt, sich schon dadurch disqualifiziert.

Ist ja nicht unbedingt die beste Methode denen die Macht zu geben die sich am meisten danach drängen sie auszuüben.

Ich glaube, Robert Sheckley hat mal die These aufgestellt das man politische Ämter zwangsweise vergeben sollte, die Arbeitsbedingungen sollten schlecht sein und nur gute Führung würde zu vorzeitiger Entlassung führen. :D
 
chmul schrieb:

Dann verwundert mich deine Meinung ehrlich gesagt nicht mehr. Mach das mal ein paar Jahre. Lass dich in dein örtliches Stadtparlament wählen (ist bei weitem nicht so schwer wie es sich anhört) und mach mal eine Wahlperiode Fraktionsarbeit, Stadtverordnetenversammlung und Ausschüsse mit.

Danach möchte ich deine Meinung zu diesem Thema noch mal hören.
 
@chmul
Wie auch oft an anderer Stelle wirst du wohl keine Antworten auf deine Fragen bekommen. Es liegt ja auch nicht im Interesse der meisten sich darüber Gedanken zu machen. Dann gäbe es ja nichts mehr zu meckern.

Was ich immer bei diesen Diskussionen von den meisten vermisse, ist einfach der Versuch auch mal die andere Seite zu sehen. Nein, die Schuldigen stehen immer fest, die anderen machen alles falsch und man selber würde natürlich alles besser machen. Macht man aber nicht, weil ...äh... man ist ja nicht käuflich so wie alle anderen Politiker und ohne das geht es ja nicht, wieso also versuchen?
Man hat ja auch so spitzen Ideen (bekommt man die, wenn man auf dem Klo sitzt?), zu denen die anderen nie kommen würden und die auch keine negativen Seiten haben. Aber hey, ich bin machtlos, weil rhetorisch unbegabt.

Sorry, aber wenn ich dieses populistische Stammtisch gequatschte höre, verlier ich den Spaß über das Thema zu reden.
 
The Mad Hatter schrieb:
Dann verwundert mich deine Meinung ehrlich gesagt nicht mehr. Mach das mal ein paar Jahre. Lass dich in dein örtliches Stadtparlament wählen (ist bei weitem nicht so schwer wie es sich anhört) und mach mal eine Wahlperiode Fraktionsarbeit, Stadtverordnetenversammlung und Ausschüsse mit.

Danach möchte ich deine Meinung zu diesem Thema noch mal hören.

Was willst Du mir damit sagen? Dass es ein harter Job ist? Dass es gar nicht so einfach ist, gute Ideen in die Tat umzusetzen? Dass es ne Menge Zeit kostet. Dass man nur Undank erntet, egal was man tut? Das man viel Energie braucht um gegen alte Verkrustungen anzukämpfen?
 
chmul schrieb:
Dass es ein harter Job ist? Dass es gar nicht so einfach ist, gute Ideen in die Tat umzusetzen? Dass es ne Menge Zeit kostet. Dass man nur Undank erntet, egal was man tut? Das man viel Energie braucht um gegen alte Verkrustungen anzukämpfen?

Was du da aufgezählt hast, ist eine Binse die von jedem Politiker (sei es der Feierabendpolitiker in der Stadtverordnetenversammlung oder der Profi in Bund und Land), als Standard-Totschlagsargument genutzt wird. Nervt dich irgendein Wähler, weil die Papierkörbe in seiner Straße immer noch nicht Pink statt Grün sind, dann labber ihn genau mit dem voll, was du dort oben aufgezählt hast. Und so verblüffend es auch klingt, es funktioniert in neun von zehn Fällen, ohne das du wirklich auf ihn und sein Problem eingehen musst.

Auf was ich hinaus will ist und was für jemanden, der so etwas noch nie von innen erlebt hat, nur schwer zu begreifen ist - das System nach dem unsere Parteien und Institutionen funktionieren ist im allgemeinen bekannt. Das Klischee vom lügenden, betrügenden, machtgeilen, verantwortungslosen Politiker ist kein Klischee, sondern die Regel und nicht die Ausnahme. Wenn du wirklich etwas innerhalb unseres Systems bewegen willst, hast du zwei Möglichkeiten: Entweder du greifst zu den schmutzigen Waffen, die auch die anderen verwenden oder du bleibst auf der Strecke und kannst halt nichts verändern (Stichwort: Parteisoldat). Ein Mittelweg gibt es praktisch nicht. Diejenigen die ihn dennoch finden, sind Ausnahmetalente von verschwindend geringer Zahl.

Was aber so erschreckend ist - selbst wenn du mit minimalen Erwartungen dort einsteigst, werden die noch einmal unterboten. Die Leute sagen dir offen ins Gesicht, daß bei diesem oder jene, man am besten genau das Gegenteil von dem sagt, was man zum Schluß machen wird. Sprich: Du wirst offen zum lügen aufgefordert. Unregelmäßigkeiten beim illegalen Transfer von Fraktionsgeldern an die Partei? "Muss man halt das nächste mal besser verstecken" wirst du als Tenor zu hören bekommen. Einschüchterung? Normales Mittel selbst auf der untersten Parteiebene.
Schamgrenzen existieren mittlerweile nicht mehr. Es gibt höchstens noch Mittel die noch nicht angewendet wurden, weil sich keine Gelegenheit ergab. Und sobald du dich mit Kollegen aus anderen Parteien unterhältst, kriegst du genau dasselbe zu hören.
Und irgendwann fragst du dich halt, was du nun machen wirst. Die Idealisten ziehen sich in der Regel wieder zurück und die Pragmatiker denken sich "Der Zweck heiligt die Mittel" und greift zu den Waffen der anderen.


Daher sind nach meiner Erfahrung Aussagen wie "Wir leben in einer Demokratie wo jeder die Möglichkeit hat etwas zu bewegen" bestenfalls als fromme Wünsche einzustufen. Zumindest solang man dabei von Mitteln ausgeht, die sich in einem legalen und noch irgendwo moralisch vertretbaren Rahmen belaufen.
 
Angenommen (mir fehlen Belege um Deine Behauptung zu be- oder widerlegen) Du hast Recht und unsere derzeitige Parteienlandschaft besteht mehr oder minder aus bewusst lügenden oder mit ihren Idealen gescheiterten Politikern. Dann müsste doch die Konsequenz lauten, diese Parteienlandschaft zu verändern.

Dazu fallen mir zwei Möglichkeiten ein. Die Veränderung von innen und die Veränderung von außen. In beiden Fällen bedarf es aber einer gewissen Mobilisierung der Unzufriedenen. Man könnte sich zum Beispiel vorstellen, eine etablierte Partei zu infiltrieren und "feindlich" zu übernehmen um deren Bekanntheitsgrad zu nutzen. Der andere Weg ist die Gründung einer neuen Partei, die sich nicht als Spartenpartei sieht, sondern ebenfalls "Volkspartei" werden will.

Wir haben so viele Unzufriedene (jetzt nur mal bezogen auf das politische System) in Deutschland, dass es rein theoretisch an breiter Unterstützung durch die Massen nicht scheitern sollte. Allein, grau ist alle Theorie. Die Mobilisierung dieser Menschen stellt nämlich ein ziemlich hohes Hindernis dar. Fast so hoch wie die eigene Mobilisierung etwas zu tun, um andere zu mobilisierung.

Mit anderen Worten: Super, eine neue Partei zu gründen, die den anderen mal so richtig in den Arsch treten wird, ist eine tolle Idee! Würde ich auf jeden Fall wählen. Glaub' ich. Ein Amt übernehmen? Nee, keine Zeit, ist mir auch zu viel Arbeit, muss schließlich noch eine Familie ernähren und habe andere Verpflichtungen. Eintreten? Nee, lass stecken. Ich schau mir das erst mal an, nicht dass es dann nach ein paar Wochen so läuft wie bei den anderen Parteien auch. Und wehe, diese neue Partei beteiligt sich an der Durchsetzung unliebsamer Maßnahmen...

Angenommen (mir fehlen Belege um Deine Behauptung zu be- oder widerlegen) Du hast Recht und unsere derzeitige Parteienlandschaft besteht mehr oder minder aus bewusst lügenden oder mit ihren Idealen gescheiterten Politikern. Worin liegen die Gründe dafür, dass gelogen wird? Ganz einfach: Wer die Wahrheit sagt, wird nicht gewählt. Nein, ich meine nicht innerparteilich in ein Amt, sondern vom Wähler, vom Volk. Die Wahrheit vertragen nämlich die Wenigsten.
 
@ The Mad Hatter, wo kann ich unterschreiben? Was Du da auflistest, hab ich vor 40 Jahren schon in Erfahrung bringen müssen und die Segel gestrichen.

Ich träume seither von ... aber DAS darf ich nun wirklich nicht laut schreiben.... und mit dem Traum im Kopf werde ich wohl auch verscharrt werden. Ein deutscher macht sie nicht, beantragt sie eben auf dem bürokratischen Weg - die Revolution, in Wort und Tat.
 
@chmul:

Unser Parteiensystem ist als solches nicht zu verändern. Das funzt vom Prinzip her sogar recht gut. Auf jeden Fall besser als so manch anderes System.

Das Problem sind die Leute die es mit "Leben erfüllen". Und da diese Leute nun mal keinerlei Konkurrenz dulden, ist es mittlerweile müßig sich über eine Veränderung des Systems von innen zu unterhalten. Mitgliedschaften in Parteien oder Parteineugründungen sind kein Mittel. Denn selbst wenn es ein neue Partei schafft gewählt zu werden - am Beispiel der Grünen sieht man wunderbar wie aus einem Haufen Idealisten knallharte Opportunisten werden. Es ist im Prinzip das alte Lied. Wenn sie dich nicht besiegen können, versuchen sie dich zu korrumpieren.

Falls du also eine Antwort darauf haben willst, wie man das System wieder zum "guten" wenden kann - ich weiß es auch nicht. Ich tippe mal darauf, daß es erst gewaltig krachen muss um dort etwas zu bewegen. Man siehe es am Beispiel der Bonner Republik. Nach dem Krieg galten halt noch andere Werte. Wer die Front, den Bombenkrieg und die nachfolgende Mangelversorgung er- und überlebt hat, hat halt nicht ganz so rücksichtslos gedacht wie heute. Bloß das mit jedem Jahr die Schamgrenze ein kleines Stück gefallen ist. Das Ergebnis erleben wir.
Ich vergleich das immer mit einem bekannten Betriebssystem, daß gerne bei längerem Gebrauch "verstopft". Hin und wieder muss man es halt neu aufsetzen. Stellt sich bloß die Frage - wer macht das und wer hat schon Bock so eine Umwälzung mitzuerleben?

Was den Wähler der die Wahrheit nicht verträgt angeht - wie war noch mal dein Kommentar zu meinem Vergleich mit dem deutschen Michel? ;)
 
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