Hier hat sich eine gute kleine Diskussion entsponnen.
Da möchte ich doch auch noch ein paar zusätzliche Argumente in die Runde werfen und zu Bedenken geben.
Die Frage,
WAS geschehen ist (geschieht), haben die Mediem wohl zur Genüge dargestellt. Was mir fehlt, ist die Frage nach dem
WARUM.
Warum können Menschen wie Du und ich mal eben so explodieren? Oder gibt es doch Unterschiede? Wieso können wir hier so ruhig und "abgeklärt" darüber reden, während den Kids in Athen offensichtlich die Galle übergelaufen ist? Auch die Ordnungskräfte haben sich nicht besonders zurückgehalten, wenn das meiste in dieser Richtung auch schon herausgeschnitten wurde.
Wie entsteht Gewalt? Wozu brauchen wir die? Sind wir genetisch dazu veranlagt, oder haben wir in solchen Situationen einfach nur Lust auf Kloppe? Wir sitzen hier alle ganz gemütlich am Moni und lassen uns das durch den Kopf gehen.
Und Gott sei Dank sind wir nicht so wie die, oder?
Wir würden niemals wütend anfangen zu hupen, wenn uns jemand die Vorfahrt nimmt. Wir reißen uns auch aufs Freundlichste zusammen, wenn Kollege Schleimer im Büro für unsere Arbeit die Lorbeeren und die Gratifikation bekommt. Niemals käme es uns in den Sinn, den Freund auf die Straße zu schmeißen, wenn er wegen einer persönlichen Katastrophe am Samstagabend genau im richtigen Moment das allhalbjährliche Live-Tete-a-Tete mit deiner Fernbeziehung stört. Auch wenn wir bei der Arbeitsagentur mal wieder ein paar Tage das Brot gestrichen bekommen, weil wir uns nicht als Zeitungswerber oder Vertragaufschwätzer bei einer Telefonagentur beworben haben, bleiben wir locker und gelassen, gehen nach Hause und freuen uns, dass es wenigstens dem Nachbarn gut geht. Oder?
Wir sind ja so klug und aufgeklärt, dass wir uns jederzeit nicht nur im Griff haben, sondern wir sind auch noch intelligent genug, gar nicht erst irgendwelche negativen Gefühle aufkommen zu lassen.
Wenn´s gar nicht mehr auszuhalten ist vor Beherrschung, dann setzen wir uns ruhig und zufrieden an die Tatzatur und flamen ein bisschen auf einem Board herum, das wir nicht leiden können. Anschließend kommen wir auf´s Wohlfühlboard und stellen ruhig, sachlich und mit wohlüberlegten Worten die Fragen, die uns schon immer berührt haben.
Tun wir so?
Oder könnte es sein, dass hinter all den politischen Diskussionen hier bei manchen auch ein ganz kleines bisschen Existenzangst, oder milder: Zukunftsfurcht durchscheint? Wenn ich mir jetzt noch die Jungs in Athen anschaue, dann sind die mir eigentlich gar nicht mehr so fremd. Das einzige was uns vielleicht noch trennt, ist die Hoffnungslosigkeit.
Die haben wahrscheinlich schon jede Hoffnung auf eine ordentliche Ausbildung verloren, keine Perspektive, ihren jugendlichen Machismo an einem Arbeitsplatz oder in den Armen einer netten Freundin auszuleben. Und wenn ihnen in dem maroden Schulsystem Griechenlands nicht einmal mehr so etwas wie (
ECHTES) Selbstvertrauen beigebracht wird, geschweige denn Rechnen und Schreiben oder sonst irgendetwas, wo sie mit ihrer Leistung glänzen können. Wo sollen sie dann hin mit ihrer jugendlichen Selbstüberschätzung und Mir-gehört-die-Welt-ich-kann-Alles-Phantasie, die sie sich auf den Drogenmärkten in der Plaka aneignen mussten, um zu überleben?
Haben die wirklich die Alternative zu sagen: Ich könnte jetzt ganz ruhig nach Hause gehen, an meinen PC setzen und auf dem Wohlfühlboard nach Antworten zu suchen auf Fragen, die ich gar nicht in der Lage bin zu stellen, weil ich nie gelernt habe, meine Gefühle im Zaum zu halten, bis eine Lösung gefunden ist?
Wenn Ihr das wirklich glaubt, dann träumt weiter von Eurer Bonbon-Welt mit den Zuckerwatte-Wölkchen.
Schaut bloß nicht nach Paris in die Banlieues, nicht in die Altstadt von Athen, auch nicht nach Berlin am Kotti oder Frankfurt/Hbf. Und schon gar nicht nach Nepal, Tibet oder in die Mittelamerikanischen Millionen-Slums. Lasst die Kiddies im Kongo ihr Dings in Ruhe durchziehen.
Eine Generation, die ihren Kindern alle Chancen wegfrisst, nur um noch ne Million auf die andere zu stapeln, wird NIE in der Lage sein, sich in diese Verzweiflung hinein zu versetzen. Nennen wir sie halt Autonome und Krawalljöhs, schon ist die Schublade wieder zu und unsere Welt wieder rosa.
Gehn wir noch ein paar Firmen kaufen und ausweiden, damit wir nachher noch ne halbe Mio mehr Rente bekommen.
Sind wir nicht gut? Hey there people, I´m Bobby Brown....
