Ungezogene
raufsüchtige Seniorin
Mein physiologischer Einkauf
-ein autobiografisches Zwiegespräch mit mir selber-
-ein autobiografisches Zwiegespräch mit mir selber-
Vorrausinformation:
Samstag, der 04.11. im Jahre des Herren 2006. Ein ganz normaler Tag. So scheint es zumindest. Nicht für Andrea M. aus A. nahe der R. im Westen der Bundesrepublik D.. An diesem Tag schreibt sie mit Komilitonen an einem Protokoll über die Muskelphysiologie. Nach getaner Arbeit begeht sie einen folgenschweren Fehler, indem sie sich nicht aus der Matrix ausstöpselt, und aufgrund eines subjektiven Hungergefühls einen physiologisch erklärbaren Einkaufsmechanismus tätigt. Folgendes Protokoll ihrer elektrochemischen Synapsenübertragungen konnte mitgeschrieben werden:
Das Gespräch:
Ich verabschiede mich von meinen Komilitonen, und erwähne, dass ich nun zum Lidl rüber permeieren möchte, weil die Teilchenkonzentration in meinem Kühlschrank und im Lidl zu stark differiert. Ich mache mich also auf den Weg und stelle fest, dass ich mich als Lösungsmittel betätige, um die Bewegung der Einkaufsgegenstände zu ermöglichen. Und ausserdem knurrt mein Magen....
Der Vorgang funktioniert dann so:
Ich permeiere also zum Ort der höheren Konzentration der Teilchen (Lidl), löse Teilchen aus ihrer momentanen Bindung durch Interaktion meiner Bindungstellen an den Fingern mit ihren Bindungstellen an der Verpackung. Ich binde diese Teilchen und kann aufgrund der ausgeglichenen Verhältnisse von Lösungsmittel und Teilchen im Lidl selbst anschliessend durch thermodynamische Eigenbewegung die semipermeable Membran an der Tür passieren. Ich gelange mit den gelösten Gegenständen auf den Parkplatz, und stelle fest, dass ich mit meiner biophysikalischen Einkaufstheorie fortan ein Problem habe: Aufgrund der Teilchenkonzentration auf dem Parkplatz müsste sich das Einkaufsgut eigentlich selbständig auf der Strasse verteilen. Dem ist aber seltsamerweise nicht so. Ich werde darauf hingewiesen, dass ich scheinbar einen wichtigen Faktor in meiner Theorie übersehen hätte. Denn so würde mein Einkauf nie an seiner Destination ankommen.
Aber finde den Faktor schon noch. Denn der Beweis existiert ja praktisch schon, es muss nur noch die geeignete Theorie gefunden werden. Also entwickele ich die Theorie, dass die Straße als Kanalprotein fungiert, welches mir, aufgrund meiner Größe und Ladung ein erleichtertes Fortkommen gewährt. Meine Permeations-Einkaufstheorie gewinnt noch während des Einkaufsvorganges an Gestalt, und entwickele sie weiter:
Das Kanalprotein mit der Bezeichnung „Straße“ lässt mich durch mehrere semipermeable Memranen permeieren. Fast von alleine erklärt sich schon, dass ich kleinere Teilchen mit mir durch die Membran ziehen kann, da die Porengröße es uneingeschränkt erlaubt. Ich erreiche also das Kompartiment „Wohnung“, in welcher die gelösten Teilchen nun ihrer Destination zuführe. Meine thermodynamische Eigenbewgung lässt mich nun frei durch den Raum bewegen, und in zufälliger Interaktion gehe ich die chemische Bindung mit der Kühlschranktür ein, welche wiederrum nun eine andere Bindungsstelle für das Einkaufsgut offenlegt. Diese Bindungsstelle wird gesättigt, und der Komplex hat nun einen relativ kleinen Km-Wert und ist so nun praktisch mit hoher Affinität zueinander gebunden. Nur durch einen geigneten Katalysator, wiederrum die Bindungsstellen meiner Hand, kann die Aktivierungsenergie der Kühlschranktür herabgesetzt werden, und die Moleküle im Inneren des Kühlschrankes für andere chemische Bindungen ( in diesem Falle: mein Mund ) freigegeben werden.
Soviel zu meiner Theorie. Man weist mich allerdings darauf hin, dass es viel praktischer wäre, dieser biophysikalische Vorgang würde mit Diffusion zu erklären sein. Die Teilchen des Lidl würden ganz automatisch in den Kühlschrank diffundieren. Daraufhin entgegne ich, es könne keine Diffusion von Einkaufsgegenständen stattfinden, weil sich aufgrund der vielen Kompartimente zwichen Kühlschrank und Lidl kein elektrochemischer Gradient ausbilden könne. Ausserdem: Ohne Lösungsmittel bewegen sich Teilchen fester Materie nicht. Würde die Luft das Lösungsmittel sein, so befänden sich die Einkaufsgüter aufgrund eines chemischen Gradienten alle symmetrisch verteilt an der Innenwand des Gebäudes, und wenn die Tür aufgeht, so würden diese Einkaufsgüter ein heilloses Chaos und ziemlich viele Tote bei ihrer Diffusion durch die Luft hinterlassen. Mein virtueller Gesprächspartner entgegnet, er würde für den Bau von semipermeablen Supermärkten und Häusern plädieren, das würde den Einkauf erheblich erleichtern.
Ausserdem würde ich für meine abstrakte Theorie sicherlich auch schief angeschaut werden. Andrere Lösungsmittel würden mich aufsuchen und wegsperren wollen. Sofort wird mir Angst und Bange. Bei dem Gedanken, von anderen Lösungmitteln aus meinem Wirkungskreis verdrängt zu werden und fortan ohne Permeationsmögklichkeit zu sein, beschliesse ich meine physiologischen Einkaufsvorgänge mal niederzuschreiben, und so lange ganz natürlich durch die Gegend zu permeieren ....... so ganz ohne Theorie .....
Stimme aus dem Off: „Weißt du, Andrea..... es gibt außerhalb des Studiums noch eine wunderbare, große, weite Welt......“
Wieder Ich:
Oh....... ich hatte es schon fast vergessen... Aber jetzt wo du es sagst........ da war doch mal was.....
Verzeiht.... aber ich musste meine Hirnwindungen von diesem Schwachsinn befreien.....