Diskussion Lebenserhaltung: Wo ist eure Grenze?

Nachtrag zu oben:

Oma ist operiert, klar, nun ist der Ärger, ja oder nein ein künstlicher Ausgang, vorprogrammiert. Das weiß noch keiner dieser Quälgeister in weiß. Aber wenigstens ist die Frau aus der Narkose erwacht. Soviel zu den Patientenverfügungen und ihrem Wert, wenn ein Arzt mit frischgeschliffenem Messer rumirrt und Opfer sucht.

Frei nach dem Motto: "geht doch zum Kadi, bis die Gerichte was sagen, hab ich was ich will. Und wenn mir einer an's Bein pinkeln will, 1000sende Kollegen bestätigen mir, daß ich handeln mußte und nicht abwarten konnte".

Mach dann mal 'ne OP rückgängig, wenn Du Recht bekommst.
 
Danke für die zahlreichen und immer nachvollziehbaren Antworten. Es zeigt mir auch, dass einige
von euch das Thema zumindest mal im Kopf hatten.
Mag sein, dass ich geprägt bin von einem Ereignis, das nicht wirklich ein Highlight im Sinne eines
wünschenswerten Weiterlebens ist.
Klar ist auch, dass es eine Frage eines hohen Alters und nicht eines temporär schlechten Zustandes
irgendwann im Leben eines Menschen ist.

Nur wenn ich knapp 94 Jahre alt bin, alles im Leben mitgenommen habe, dann habe ich auch das Recht
zu sagen: Jetzt ist gut! ;)
 
Ich musste damals entscheiden ob meine Mutter operiert wird, um die Zwangsernährung zu erleichtern. Ich hab die ganze leidige Verwandtschaft geschnappt und gefragt, ohne Ausnahme und wollte eine klare Antwort.
Jene die dafür waren erklärte ich, dass diese auch künftig die Vormundschaft übernehmen werden. Da meine Mutter geistig nichts- oder nur sehr wenig mit bekam war die Frage für mich nur, ob ich einen derartigen Zustand für mich akzeptieren würde. Aber die Verantwortung allein als Vormund, wollte ich nicht tragen, zumal die lieben Verwandten- eben genau jene mit dem großen Maul, die man nie sieht und noch weniger Verantwortung übernehmen, gerne den Wohltäter spielen. Am Ende kommen eh nur Vorwürfe und die verhinderte ich damit.
Die Operation wurde nicht durchgeführt und meine Mutter verstarb ein halbes Jahr später.

Richtige Entscheidung? Wer jemals mit dem Fuß über einer Ameise war, sieht, wie das dumme Tier doch um ein Leben rennt. Hat Leben tatsächlich mit Qualität zu tun, oder ist der Wille zum Leben ein Instinkt?
Das Argument, doch operiert und später nie bereut, lasse ich nicht zählen.
Eine Entscheidung trifft man immer bei einer entsprechenden Situation. Ändert sich die Situation, so ändert sich auch die Ansicht oder Entscheidung.
Aber einen Willen zu missachten mit der Begründung, der überlegt es sich doch anders, ist eindeutig Rechtswidrig.
Ich kann auch keine Wahl nach 2 Jahren anulieren, weil der Kerl den ich gewählt habe ein Idiot ist und gefälligst aus dem Amt gehört.
 
… zumal die lieben Verwandten- eben genau jene mit dem großen Maul, die man nie sieht und noch weniger Verantwortung übernehmen, gerne den Wohltäter spielen.
Genau dieselbe Erfahrung habe ich im Kreise meiner lieben Verwandten auch gemacht.

Ist auch einfach, die Fresse aufzureißen und den großen Humanisten zum Besten zu geben, wenn man anschließend wieder nach Hause fährt, sich die nächsten paar Monate nicht wieder blicken läßt und andere die Suppe auslöffeln sollen.
 
Ich rate nur jedem ab, die Vormundschaft, auch nicht für Papa oder Mama, sich aufdrängen zu lassen. Ich habe meine Mutter aus dem Pflegeheim von Baden-Baden nach Köln geholt. Klar hat die Rente nicht gereicht, ich kam da knapp um's zuzahlen rum. Jedoch blieb, weil sie in Rastatt gebohren und bis zum Pflegezustand auch gemeldet war, für alles Soziale, inclusive Krankenkasse u.s.w. Rastatt zuständig. Obwohl wir NOCH keine Vormundschaft unterschrieben hatten, lagen teilweise täglich 3, 4 Briefe vom Sozialamt Rastatt im Kasten, mit Aufforderungen, Ämter, Schriftstücke und was-nicht-noch alles zu Besorgen. Die Lachnummer war, Oma hat mit letzter Kraft und Intelligenz, meiner Frau, also ihrer Schwiegertochter, die allgültige Generalvollmacht unterschrieben - ich war da nicht erwähnt. Das Endergebniss war ein heilloses Durcheinander, was wer von und beiden nun durfte und was wer mußte. Ich stand mal auf dem Sozialamt in Rastatt und die zuständigen Arschlöcher ('tschuldigung) wollten mich kaltlächeld abblitzen lassen: schicken sie ihre Frau, die hat die Vollmacht, eine Untervollmacht von ihr für mich ausgestellt reicht nicht für alle Fälle.

Ich bin ja ein seeehr feinfühliger, guterzogener, vornehmer Mensch. Aber da war Feuer unter dem Dach. Vermutlich war ich noch in der Kaiserstrasse zu hören...

Wutschnaubend in Köln zurück, war auf den nächsten Brief vom Sozialamt Rastatt die Antwort, daß sie sich meine - unsere Mithilfe in Behördenangelegenheiten von der Backe putzen könnten. (Die Ausdrücke war nicht ganz so dezent, aber sinngemäß.) Antwort aus Rastatt: sie könnten unsere Mitarbeit einklagen. Meine Antwort enthielt 4 Wörter: Bitteschön, macht das doch.

Ab da mußten wir nur noch jährlich den neuen Rentenbescheid nach Rastatt schicken, mehr brauchten die nicht.

Das nur mal zur Info, was Behörden mit einem anstellen können. Hätten wir die Vormundschaft unterschrieben, währen wir solange Oma lebte die Arschlöcher der Behörden gewesen. Der Tip, sie nicht zu übernehmen, stammt aus einem Büro in Köln. Ich könnte das Mädchen heute noch dafür Bützen...
 
Zum Thema "Vormundschaft" (die ist abgeschafft, man nennt es heute Betreuung) Kann ich jedem nur raten, wenn die betreffende Person einem am Herzen liegt. Bei meiner Mutter wurde erst eine amtliche Betreuerin bestellt. Der erste Schritt war, Was gibt es und wie sind die Vermögenswerte. Dann wurde leidig Kassensturz gemacht und nicht mal für das Notwendigste gesorgt. Obwohl ausreichend Geld vorhanden war, wurden laufende Rechnungen nicht bezahlt, und obwohl über mehrere Monate darauf gedrängt, Heizöl zu ordern, fiel die Heizung aus, weil kein Öl mehr da war. Ich habe auf eigene Kosten geordert, bin aufs Gericht und die Betreuung übernommen. Den Abschlussbericht angefochten, weil dem "glänzenden Fetzen" nur Guthaben und keine einzige unbezahlte Rechnung aufgeführt war. Ich hab ganz schön die Sau raus gelassen.

Vor wem ich noch unbedingt aus schlechtester Erfahrung warnen möchte, ist die Diakonie Station. Diese sollte meiner Mutter Frühstück und Mittagessen geben mit der Folge, dass um 11:30 Uhr das Frühstück verabreicht wurde und um 12:30 Uhr der nächste Zivi da war fürs Mittagessen. Wurde der Haustür Schlüssel vergessen, so warteten die Herren vor der Tür bis die vorgeschrieben Zeit abgelaufen war, führen dann weiter zum nächsten Patienten und am nächsten Tag wurde im Pflegebuch nachgetragen. Ich habe es abends vermerkt, wenn das Essen noch ungeöffnet vor der Tür stand. Ich habe dies im Pflegebuch vermerkt, mit der Folge, dass das Pflegebuch entfernt wurde.
Überhaupt machte ich die Erfahrung, dass man bei der Diakonie recht schnell die eigenen Versäumnisse vergisst. Warum? man hatte wieder mal Ihr Essen vergessen und Sie hatte Hunger. Dies nahm man als Vorwand, von Unterversorgung zu sprechen und direkt zum Gericht zu laufen.
Dank Zeugen Aussagen und der Tatsache, dass man das Pflegebuch nicht vorlegen wollte (es war gefüllt mit meinen Einträgen) kam ich aus der Sache raus und wechselte umgehend zu einem privaten Pflegedienst (Pletovski). Es war wie wenn man Regenwetter mit Sonnenschein vergleicht und alles klappte wie am schnürchen. Es gab sogar viel mehr Pflege für`s gleiche Geld.
Und was die die Betreuung anbetrifft, die kümmerten sich um alles. Es mussten keine Medikamente bis zum Morgen beschafft werden und 5 Zettel aufgehängt werden, dass ein Verordnungsschein vom Arzt nachgereicht wird- nur um dann im Pflegebuch zu lesen dass nichts verabreicht wurde wegen fehlendem......

Nein, alles lief wie am schnürchen. Ich musste nichts mehr machen, kein Arzt, die hatten einen eigenen, kein Pflegebett oder Lift- die kümmerten sich einfach um alles. Sogar als der Zustand meiner Mutter sich weiter verschlechterte kümmerten Sie sich um die Erhöhung der Pflegestufe, bei der Krankenkasse.
Meine Schlimmste Arbeit bestand nur darin, 1x im Jahr einen Rechenschaftsbericht- Einkünfte- Ausgaben fürs Vormundschaftsgericht und alle paar Jahre Rundfunk und Telefon gebühren- Befreiung.
Bitte merkt Euch das.
Last Euch nicht überfahren, einige die sich die Wohlfahrt aufs Hemd geschrieben haben, werden es versuchen.
Scheut Euch nicht, Preise zu vergleichen, fragt nach.


Edit:
Ich bin gerne bereit, die oben gemachte Aussage zu beeiden.
Bitte aber, notfalls den Namen der Diakonie zu ersetzen oder fehlen zu lassen um etwaigen Ärger zu vermeiden. Pflege ist nämlich ein recht gutes Geschäft

Edit 2:
Warum man damals versuchte, die Pflege zu erhöhen und möglicher weise auch die Betreuung an sich zu reißen?
Darüber lässt sich spekulieren, es war nämlich ein nicht zu kleines Häuschen vorhanden welches zwar mir gehörte.
Meine Mutter sprach Fremden gegenüber aber immer von Ihrem Häuschen.
Ein klärendes Telefongespräch über die Besitzverhältnisse, lies danach ein gewisses Einlenken erkennen.
Dies war übrigens auch nach erfolgter Akteneinsicht, bei der ersten Betreuerin der Fall.
Spekulationen hinsichtlich des Verkaufs um die entsprechende Pflege bezahlen zu können, weiße ich aber von mir. Alles klar? Dass mir ja keiner was Böses denkt.
 
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.. Thema mal wieder rauskrame ..

letzte Woche hatten wir das ZDF bei uns in der Firma --> Blickpunkt ZDF (ab Minute 10:06) - der wichtigste Satz wurde da meines Erachtens von Frau Lütfring gesprochen: das nämlich Ende des Jahres 50 Stellen weg sind. :cry:

Initiative fr menschenwrdige Pflege - Demonstration 09.Juli 2011 - die Demo fand ebenfalls letzte Woche statt.

Ich halt mich bewusst raus aus der Kommentation/Gestaltung des ZDF (weil ich ganz klar denke: es GIBT da auch keine richtigen Antworten .. :cry:)
bis auf eines:
Es gibt immer mehr pflegebedürftige Menschen und dagegen werden immer weniger Pflegende bezahlt ...

Da sollte man für sich selber schon ein wenig Planung auf privater Basis organisieren.
 
Alle in jüngeren Jahren gefaßten Vorsätze bezüglich des eigenen Todes sind obsolet,
schließlich sind Selbsterhaltungstrieb und Fortpflanzungstrieb die stärksten Instinkte des Homo Sapiens.

Noch könnte ich für mich selbst entscheiden, was mit mir im Fall des Falles geschehen soll,
jedoch bin ich sicher, daß eine derartige Entscheiding nie fallen wird, wenn es soweit ist.


Ich weiß, wovon ich rede: Der kleinen und größeren Wehwehchen werden immer mehr,
man lernt meist völlig unbewußt damit umzugehen, das Beste daraus zu machen und weiterzuleben.

just my 2 cents...
 
Ich weiß, wovon ich rede: Der kleinen und größeren Wehwehchen werden immer mehr,
man lernt meist völlig unbewußt damit umzugehen, das Beste daraus zu machen und weiterzuleben..
Ja!
Ich weiss das auch!

Solange man relativ unabhängig ist, ist es auch schnurz.

Ist es aber nicht mehr, wenn man auf Hilfe angewiesen ist. Und über diesen worst case sollte man sich klar werden! Besser ist es....

Und das geht schneller als Mensch denken kann!
Kann auch im Jugendalter passieren!

:)

PS
ööööööööööööööööööööhhhhhhhhh
kann anders aufgefasst werden, als ich es meinte!
(n)(n)(n)(n)(n)
meine Denke:
ich sollte wissen, wem ich mich anvertrauen kann und: das ist ganz wichtig!
 
... ich habe für mich entschlossen, das nach dem zweiten Versuch der "Wiederbelebungsmaßnahme" kein weiterer Versuch unternommen wird und das ich dann Asche zu Asche werde. Also die Erdbestattung wünsche.

@Kalle Wirsch
Die Erfahrungen die du damals mit deiner Mutter gemacht hast, verwundern mich überhaupt nicht.

Sogar die UNO kritisiert den Umgang und "teilweise menschenunwürdigen Zuständen in Alten- und Pflegeheimen. Wörtlich heißt es in dem Bericht:"teilweise menschenunwürdigen Zuständen in Alten- und Pflegeheimen. QUELLEN:
UN-Bericht kritisiert soziale Lage in Deutschland & Staatenbericht: Uno kritisiert deutsches Sozialsystem - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik

Eine Bekannte betreut eine Alte Frau (die sind über 30 Jahre befreundet!), die jetzt in ein Pflegeheim in HH kam.
Was glaubt ihr, was meine Bekannte für einen "Dogfight" hinter sich hat, um das "Pflegeheim" davon abzuhalten, das die Kontovollmacht bei ihr verbleibt. Das "Pflegeheim" hat Rechtsanwälte & einen Psychologen eingeschaltet, um an die Kontovollmacht zu kommen. ..

..... naja, mich wundert sowieso nichts mehr. :eek:


tty.
.


PS: ..... seit der Erfindung der Atombombe, kann man sowieso nur noch lachen!
 
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