Kommentar: Eine Ode an das 3D-Druck Hobby

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Kommentar: Eine Ode an das 3D-Druck Hobby

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Es ist immer wieder faszinierend zu erleben, wie das Hobby des 3D-Drucks selbst nach vielen Monaten mir noch so viel Freude bereiten kann. Dies, obwohl man natürlich mittlerweile auch die Schattenseiten unfreiwillig kennen gelernt hat. Anfang des Jahres stellen wir uns bei Dr. Windows die Frage, ob der Zeitvertreib des 3D-Drucks mittlerweile ein Spaß für jedermann sein könnte. Nun ist etliches an Druckstunden, Filament und Co. ins Land gegangen, um hier herauf eventuell eine Antwort geben zu können.

Eins vorneweg: Ich bin und werde wohl auch nie ein Experte in diesem Bereich werden. Ich habe immer noch die Anfängerbrille auf, mit der man manche Umstände falsch erfasst und somit Dinge auch nicht funktionieren, wie sie sollten. Das ist jedoch auch der erste Punkt, der mir gefällt. Man lernt, oft notgedrungen, jedes Mal hinzu, wenn etwas nicht funktioniert. Wörter, die mir im ersten Beitrag noch fremd waren, sind nun obligatorisch, und Wartungsaufgaben, vor denen ich zurückscheute, sind jetzt eine Aufgabe von wenigen Minuten.

Hinzu kommt die schiere Anzahl der Möglichkeiten und Variationen, mit denen man selbst am gleichen Bauteil für viele Stunden des Tüftelns sorgen kann – wenn man denn möchte. Ob es nun mit Filament A von Hersteller B und Einstellungen C besser geht als mit Kombination aus D, E und F, ob man nicht doch eher funktionale Teile statt dekorative drucken möchte, ob man diese oder jene Düse nimmt und, für mich als ahnungslosen, aber motivierten Bastler immer spannend, wie man den Drucker weiter modifizieren könnte. In diesem Kontext ist für mich „Zeit aufwenden“ nicht mehr etwas, was negativ behaftet ist, sondern neudeutsch „Quality (me-) time“, die ich gerne investiere – eventuell auch, weil dieses Hobby mal etwas ganz anderes ist als das, mit was ich sonst tagtäglich zu tun habe.

Ein Hoch auf Communities​


Was diesen Zeitvertreib für mich besonders angenehm macht, sind die verschiedensten, in meiner Wahrnehmung immer unglaublich einsteigerfreundliche Communities. Egal, welches Problem auftritt, es gibt immer jemanden, der eine Lösung parat hat oder bereit ist, zu helfen. Diese Gemeinschaft macht den Einstieg nicht nur einfach, sondern auch unglaublich lohnend, denn irgendwann ist man selbst an einem Punkt, wo man hilfreiche Ratschläge anderen Anfängern geben kann. Natürlich gibt es auch hier wie überall auf der Welt und im Internet verschiedene Lager, Ansichten und Philosophien, welche ich in diesen Artikel weder werten noch einschätzen möchte, und jeder Mensch, welcher sich in eine neue Gemeinschaft begibt, muss selbst entschieden, ob man sich dort wohlfühlt oder weiterziehen sollte.

Der Weg zum eigenen Model​


Bereits im ersten Beitrag beschrieb ich, dass der 3D-Druck ja nicht nur sich selbst als Hobby mit sich bringt, sondern auch ganz andere erst möglich macht. In meinem Falle ist es das kreieren eigener, zwar noch sehr einfacher, 3D-Modelle, die ich dann nach etwas Selbstüberwindung auf BambuLabs MakerWorld zum herunterladen anbiete. Beispiele hierfür wären, wie sollte es auch anders sein, ein Schreibtisch Dekoration im Form des Dr. Windows Logos, ein sehr haptisches Tetris Lesezeichen oder die „Awareness“-Schleife für Multiple Sklerose.

Über die weitere Zeit hinweg plane ich, mich mit simpleren CAD-Programmen wie die kostenfreie Variante von Fusion360 zu beschäftigen, um mir auch mal funktionalbelastete Teile selbst herstellen zu können. So ergibt sich eins aus den anderen und ich wage mich in Gegenden vor, in die der „Software-Nerd“-Tobi sich nie getraut hätte.



Schattenseite oder der Grund zum Kauf​


Allerdings gibt es auch eine große Schattenseite vor allem für Anfänger: Der goldene Käfig.

Hersteller wie beispielsweise Prusa, Elegoo und BambuLab bieten jeweils ein Ökosystem an, in welchem alles auf dem anderen aufbaut, und garantiert kompatibel ist. Von 3D-Druckern über Modell-Bibliotheken wie MakerWorld, bis hin zu speziellen Filamenten – alles kann bequem von deren eigenen Plattformen mit wenigen Klicks bezogen werden. Diese Bequemlichkeit hat jedoch ihren Preis. Sie führt zu einer gewissen Abhängigkeit und einem Verlust der ursprünglichen Vielfalt, die den 3D-Druck so attraktiv macht. Das eigentliche Motto des 3D-Drucks, die Freiheit, auszuwählen und zu experimentieren, gerät dadurch in den Hintergrund.

Diese Entwicklung steht im Widerspruch zur ursprünglichen Philosophie des 3D-Drucks, bei der es darum geht, kreativ zu sein und individuelle Lösungen zu finden. Die Hersteller locken mit komfortablen und allumfassenden Angeboten, die jedoch die Vielfalt und die Unabhängigkeit einschränken. Die Herausforderung besteht darin, das richtige Gleichgewicht zu finden und sich nicht in diesen goldenen Käfig einsperren zu lassen.

Für mich als handwerklich unbegabten Anfänger war das Goldene jedoch genau das, was mich zu meinem Drucker, einem BL A1 mini, hingezogen hat. Einfach Spaß haben mit der geringsten Chance, schon vor dem ersten Druck tausende Fehler zu machen. Somit ist es eine persönliche Entscheidung, welchen Weg man geht. Dies sind wir schon von anderen Dingen wie Fußballvereinen, Smartphone-Herstellern und der Gleichen gewöhnt.

Kurz um, für mich hat sich die Investition von 199 Euro für den ersten 3D-Drucker mehr als gelohnt. Die Erfahrungen, die man gesammelt hat, und die zahlreichen Projekte, die realisiert werden konnten, sprechen für sich. Es ist ein Hobby, das sich immer weiterentwickelt und ständig neue Möglichkeiten bietet. Die nächste Anschaffung könnte ein Core-XY-Drucker sein oder eventuell doch ein DIY-Kit ala Prusa oder gar ein Voron?

Der 3D-Druck bleibt eine Reise voller Entdeckungen, und es gibt noch so viel zu erleben. Von der Erstellung eigener Designs bis hin zum Drucken nützlicher Alltagsgegenstände oder kreativer Kunstwerke – die Möglichkeiten sind endlos. Und wer weiß, welche aufregenden Entwicklungen und Innovationen die Zukunft des 3D-Drucks noch bereithält.

#happyprinting

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