Für sich persönlich hat er auch ohne Titel erreicht, was man erreichen kann. Er ist auf dem Höhepunkt der Sympathie, und allen, die ihn vor der WM kritisiert haben, hat er es gezeigt. Was ihm wirklich an Prügeln zwischen die Beine geworfen worden ist (ob zu Recht oder zu Unrecht, spielt dabei keine Rolle), weiß wohl nur er selber ganz genau.
Die WM war eine Ausnahmesituation, und schon der kleinste Misserfolg würde so ziemlich alles vergessen machen.
Von daher genau der richtige Zeitpunkt, um aufzuhören.
Wieder einmal hat er aber eine Entscheidung für sich behalten, die er schon lange vorher getroffen hatte - ich nehme aber mal an, er wollte einfach die Stimmung nicht versauen. Hätte er am Sonntag auf der Bühne am Brandenburger Tor gesagt, dass er aufhört, dann wäre die Party wahrscheinlich zu Ende gewesen. Das hat er also taktisch geschickt gelöst.
Ein weiteres Mal zeigt sich allerdings, dass ihm die Spieler im Grunde scheißegal sind.
Dankbar bin ich ihm für die WM - nicht wegen des dritten Platzes, den hätten wir mit jedem anderen Trainer ganz sicher auch geholt, sondern für die Art und Weise, wie er ihn hat erspielen lassen.
Allein aus dem Grund hätte ich mir gewünscht, dass er weiter macht, und wäre gespannt gewesen, ob diese Spielweise auch in einem Stadion funktioniert, wo man mal 50.000 Leute gegen statt hinter sich hat.
Schlimmste Befürchtungen habe ich, was die Nachfolgediskussion angeht, der DFB scheint ja völlig unvorbereitet zu sein, wofür ich überhaupt kein Verständnis habe. Hoffen wir, dass es nicht wieder so unwürdig abläuft wie vor zwei Jahren.