ot:
Keine Ahnung was los ist, mir passieren in jüngster Zeit immer wieder komische Sachen
Mauersegler sind spezielle Vögel. Ich würde zwar nicht so weit gehen, sie als meine Lieblingsvögel zu bezeichnen, ich mag die Mauersegler genauso gerne wie alle anderen Vögel, aber sie sind halt besonders und es gebührt ihnen deshalb von meiner Seite wesentlich mehr Aufmerksamkeit.
Genauso natürlich ist es auch, dass ich das nicht freiwillig mache. Mein unbedingter Wille meinen Teil zum Überleben des Planeten beizutragen, zwingt mich dazu. Böse Zungen könnten behaupten, dass mein unbedingter Wille, würde man ihn sich als Person vorstellen, meiner Frau verdächtig ähnlichsieht. Diese Unterstellung werde ich nicht bestätigen aber auch ganz, ganz sicher nicht dementieren.
Der Mauersegler braucht meine Hilfe, also helfe ich. Offensichtlich haben diese armen Geschöpfe zunehmend Probleme geeignete Nistplätze zu finden. Also hat mein Liebling Nistkästen gekauft. Plural. Wie ein altes deutsches Sprichwort besagt, kommt ein Mauersegler selten allein. Die Kästen müssten nun unter dem Dachvorsprung an den Balken angebracht werden, wurde mir mitgeteilt. Und weil ich ein Mann bin, habe ich diese Aufgabe sofort ... zur Kenntnis genommen. Und dann wieder vergessen.
Da begab es sich eines Tages, dass mein Schatz das ganze Wochenende über einer Schulung beizuwohnen gedachte und wie in solchen Fällen üblich, unterbreitete sie mir vor ihrer Abfahrt Vorschläge, wie ich meine Zeit verbringen könnte, um mich von meiner Einsamkeit abzulenken. Das erfüllt mich immer mit tiefer Dankbarkeit. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie schlecht es mir ginge, säße ich einsam am Computer oder vor dem Fernseher.
Sei’s drum, ich erhielt Anweisungen wo die Kästen zu platzieren seien und ich machte mich am Samstagmorgen auf den Weg in den Baumarkt. Bei meinem Glück wäre zu erwarten gewesen, dass ich entweder nicht bekomme, was ich brauche oder einfach das falsche Material kaufe. Aber das passierte nicht. Ich fand was ich wollte und kaufte alles in der geplanten Menge ein. Einzig erwähnenswert ist vielleicht noch die Tatsache, dass mir an der Kasse der Gedanke durch den Kopf schoss, weshalb ich das Zeug überhaupt kaufe, statt das Geld in feines Essen oder eine neue SSD zu investieren. Die Antwort kam allerdings gleich hinterher. Einsamkeit! Hier die mir drohende ...
Wieder zu Hause angekommen, machte ich mich sogleich ans Werk. Die Gefahr dabei in den Tod zu stürzen war zwar gegeben, aber hielt sich in vernünftigen Grenzen. Ich hatte tatsächlich viel mehr Angst einen der Kästen beim Versuch der Montage sechs Meter in die Tiefe fallen zu lassen. Aber das Glück war mir hold. Ich schraubte die Winkel an den Balken, setzte den Nistkasten darauf und schraubte ihn von unten her fest. Nichts fiel hinunter, ich hatte nicht den falschen Balken erwischt und der Kasten hielt bombenfest. Egal ob es stürmt oder sich entgegen des bestimmungsmäßen Gebrauchs ein Strauß einnistet.
Aber das war noch nicht alles. Zweiter Kasten, zweiter Balken und wieder kein Unfall, kein Missgeschick, nicht mal das Verlieren, der letzten vorrätigen Schraube. Es klappte wie am Schnürchen. Da läuft doch irgendwas schief, wenn nichts schiefläuft, dachte ich mir. Und tatsächlich: Das Schnürchen, an dem es lief, entpuppte sich als Zündschnur zur Bombe, die mein Schicksal für mich bereithielt.
Allein die erdbebensichere Befestigung nahm meine bessere Hälfte nach ihrer Rückkehr positiv zur Kenntnis. Ansonsten hatte ich nicht alles, aber alles wichtige falsch gemacht. Da waren zum Beispiel die Winkel, die ich mit dem Boden der Kästen verschraubt hatte. Geht gar nicht. Schließlich seien die Kästen extra so modifiziert worden, dass man die Front nach außen und dann den Boden nach unten schwenken kann. Das sollte die Reinigung vereinfachen, waren die Urlaubsgäste erst einmal wieder ausgezogen. Eine Information, die ich mir VOR der Montage gewünscht hätte.
Auch die Position war falsch. Ahnungslos wie ich nun mal bin, habe ich die Kästen möglichst weit Richtung Hauswand montiert, damit sie bestmöglich vor den Witterungseinflüssen geschützt wären. Aber – und das habe ich ja schon eingangs erwähnt – Mauersegler sind speziell. Die brauchen eine von Hindernissen freie Anflugroute. Diese Begründung wurde mir mit einer solchen Überzeugung an den Kopf geworfen, dass ich zunächst perplex war. Erst danach wurde mir klar, dass ich das nicht verstanden hatte.
Wenn der Vogel nicht senkrecht nach unten stechen und direkt vor der Öffnung eine 90° Kurve nehmen will, spielt es doch keine Rolle, ob der Kasten weiter vorne oder weiter hinten war. Das ist irgendwie so, als müsste man seine Garage ein paar Meter entfernt vom Haus bauen muss, damit man die Einfahrt trifft. In mir kam der Verdacht auf, dass die Flugausbildung bei den Mauerseglern durchaus noch Verbesserungspotential hat. Oder sie fliegen in der Regel unter Drogeneinfluss, weshalb sie nicht in gerader Linie anfliegen können.
Um mein Versagen zu vollenden, hatte ich auch noch die Türen der Nistkästen offengelassen. Ich meine, ich konnte die drehbar gelagerten Platten locker mit dem Finger zu Seite schieben und auch wieder zurück. Mir war aber nicht klar, wie das die Mauersegler schaffen sollten. Zumal die «Türe» noch nicht einmal eine Türklinke oder wenigstens einen Griff hatte.
Kennt Ihr das Geräusch, wenn die Roulette-Kugel ausgerollt ist und über die Fächer springt, bevor sie auf der Zahl landet, auf die ich nicht gesetzt hatte? Dieses Geräusch kam mir in den Sinn, als ich das Augenrollen meiner Frau sah, nachdem ich ihr das mit den Türklinken erzählte. Man dürfe die Türen erst im Mai öffnen, erklärte sie mir mit einem Tonfall der mich in meine früheste Kindheit versetzte, sonst würden sich andere Vögel dort einnisten. Nein, keine Strauße!
Also nahm ich den Akku-Schrauber wieder zur Hand, veränderte die Aufhängung, korrigierte die Position und schloss die «Türen». Die Leiter ließ ich Griffweite liegen, weil ich ja Mitte Mai die «Türen» wieder öffnen muss. Die Frage, ob ich dann zwischen Türöffnung und Ankunft der Mauersegler noch Wache stehen muss, damit nicht doch noch Vogelhausbesetzer einziehen, blieb zwar unbeantwortet, aber das Augenroulette war wieder da.
Meine Frau fragt mich auch bei nur kurzer Abwesenheit nach ihrer Rückkehr meist, ob ich sie vermisst hätte. Das tat sie dieses Mal glücklicherweise nicht. Ich hätte mich bei meiner spontanen Antwort und deren Relativierung vermutlich um Kopf und Kragen geredet.
Und damit hätte diese kleine Geschichte auch schon wieder beendet sein können, allerdings kam ein paar Tage später ein Fachmann für Mauersegler vorbei, um zu beurteilen, ob die Kästen auch korrekt aufgehängt worden waren. Ich hatte fast ein paar Tränen in den Augen als meine Frau mir dann am Abend mitgeteilt hat, dass meine Arbeit keinen (weiteren) Anlass zur Beanstandung gab. Tatsächlich war ich schon auf dem Weg zum Kühlschrank, um eine Flasche Sekt zu holen, ein solcher – wenngleich mühsam errungener – Sieg musste doch gefeiert werden.
Als mein Schatz dann aber die bislang letzte Bemerkung zu diesem Thema machte, war mir schlagartig mehr nach einem Getränk mit wesentlich höherem Betäubungspotential:
«Schaa aaatz, Du musst mir Mauerseglergezwitscher besorgen. Das kann ich dann im Mai dann laufen, damit die Mauersegler angelockt werden!»
Keine Ahnung was los ist, mir passieren in jüngster Zeit immer wieder komische Sachen
Mauersegler sind spezielle Vögel. Ich würde zwar nicht so weit gehen, sie als meine Lieblingsvögel zu bezeichnen, ich mag die Mauersegler genauso gerne wie alle anderen Vögel, aber sie sind halt besonders und es gebührt ihnen deshalb von meiner Seite wesentlich mehr Aufmerksamkeit.
Genauso natürlich ist es auch, dass ich das nicht freiwillig mache. Mein unbedingter Wille meinen Teil zum Überleben des Planeten beizutragen, zwingt mich dazu. Böse Zungen könnten behaupten, dass mein unbedingter Wille, würde man ihn sich als Person vorstellen, meiner Frau verdächtig ähnlichsieht. Diese Unterstellung werde ich nicht bestätigen aber auch ganz, ganz sicher nicht dementieren.
Der Mauersegler braucht meine Hilfe, also helfe ich. Offensichtlich haben diese armen Geschöpfe zunehmend Probleme geeignete Nistplätze zu finden. Also hat mein Liebling Nistkästen gekauft. Plural. Wie ein altes deutsches Sprichwort besagt, kommt ein Mauersegler selten allein. Die Kästen müssten nun unter dem Dachvorsprung an den Balken angebracht werden, wurde mir mitgeteilt. Und weil ich ein Mann bin, habe ich diese Aufgabe sofort ... zur Kenntnis genommen. Und dann wieder vergessen.
Da begab es sich eines Tages, dass mein Schatz das ganze Wochenende über einer Schulung beizuwohnen gedachte und wie in solchen Fällen üblich, unterbreitete sie mir vor ihrer Abfahrt Vorschläge, wie ich meine Zeit verbringen könnte, um mich von meiner Einsamkeit abzulenken. Das erfüllt mich immer mit tiefer Dankbarkeit. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie schlecht es mir ginge, säße ich einsam am Computer oder vor dem Fernseher.
Sei’s drum, ich erhielt Anweisungen wo die Kästen zu platzieren seien und ich machte mich am Samstagmorgen auf den Weg in den Baumarkt. Bei meinem Glück wäre zu erwarten gewesen, dass ich entweder nicht bekomme, was ich brauche oder einfach das falsche Material kaufe. Aber das passierte nicht. Ich fand was ich wollte und kaufte alles in der geplanten Menge ein. Einzig erwähnenswert ist vielleicht noch die Tatsache, dass mir an der Kasse der Gedanke durch den Kopf schoss, weshalb ich das Zeug überhaupt kaufe, statt das Geld in feines Essen oder eine neue SSD zu investieren. Die Antwort kam allerdings gleich hinterher. Einsamkeit! Hier die mir drohende ...
Wieder zu Hause angekommen, machte ich mich sogleich ans Werk. Die Gefahr dabei in den Tod zu stürzen war zwar gegeben, aber hielt sich in vernünftigen Grenzen. Ich hatte tatsächlich viel mehr Angst einen der Kästen beim Versuch der Montage sechs Meter in die Tiefe fallen zu lassen. Aber das Glück war mir hold. Ich schraubte die Winkel an den Balken, setzte den Nistkasten darauf und schraubte ihn von unten her fest. Nichts fiel hinunter, ich hatte nicht den falschen Balken erwischt und der Kasten hielt bombenfest. Egal ob es stürmt oder sich entgegen des bestimmungsmäßen Gebrauchs ein Strauß einnistet.
Aber das war noch nicht alles. Zweiter Kasten, zweiter Balken und wieder kein Unfall, kein Missgeschick, nicht mal das Verlieren, der letzten vorrätigen Schraube. Es klappte wie am Schnürchen. Da läuft doch irgendwas schief, wenn nichts schiefläuft, dachte ich mir. Und tatsächlich: Das Schnürchen, an dem es lief, entpuppte sich als Zündschnur zur Bombe, die mein Schicksal für mich bereithielt.
Allein die erdbebensichere Befestigung nahm meine bessere Hälfte nach ihrer Rückkehr positiv zur Kenntnis. Ansonsten hatte ich nicht alles, aber alles wichtige falsch gemacht. Da waren zum Beispiel die Winkel, die ich mit dem Boden der Kästen verschraubt hatte. Geht gar nicht. Schließlich seien die Kästen extra so modifiziert worden, dass man die Front nach außen und dann den Boden nach unten schwenken kann. Das sollte die Reinigung vereinfachen, waren die Urlaubsgäste erst einmal wieder ausgezogen. Eine Information, die ich mir VOR der Montage gewünscht hätte.
Auch die Position war falsch. Ahnungslos wie ich nun mal bin, habe ich die Kästen möglichst weit Richtung Hauswand montiert, damit sie bestmöglich vor den Witterungseinflüssen geschützt wären. Aber – und das habe ich ja schon eingangs erwähnt – Mauersegler sind speziell. Die brauchen eine von Hindernissen freie Anflugroute. Diese Begründung wurde mir mit einer solchen Überzeugung an den Kopf geworfen, dass ich zunächst perplex war. Erst danach wurde mir klar, dass ich das nicht verstanden hatte.
Wenn der Vogel nicht senkrecht nach unten stechen und direkt vor der Öffnung eine 90° Kurve nehmen will, spielt es doch keine Rolle, ob der Kasten weiter vorne oder weiter hinten war. Das ist irgendwie so, als müsste man seine Garage ein paar Meter entfernt vom Haus bauen muss, damit man die Einfahrt trifft. In mir kam der Verdacht auf, dass die Flugausbildung bei den Mauerseglern durchaus noch Verbesserungspotential hat. Oder sie fliegen in der Regel unter Drogeneinfluss, weshalb sie nicht in gerader Linie anfliegen können.
Um mein Versagen zu vollenden, hatte ich auch noch die Türen der Nistkästen offengelassen. Ich meine, ich konnte die drehbar gelagerten Platten locker mit dem Finger zu Seite schieben und auch wieder zurück. Mir war aber nicht klar, wie das die Mauersegler schaffen sollten. Zumal die «Türe» noch nicht einmal eine Türklinke oder wenigstens einen Griff hatte.
Kennt Ihr das Geräusch, wenn die Roulette-Kugel ausgerollt ist und über die Fächer springt, bevor sie auf der Zahl landet, auf die ich nicht gesetzt hatte? Dieses Geräusch kam mir in den Sinn, als ich das Augenrollen meiner Frau sah, nachdem ich ihr das mit den Türklinken erzählte. Man dürfe die Türen erst im Mai öffnen, erklärte sie mir mit einem Tonfall der mich in meine früheste Kindheit versetzte, sonst würden sich andere Vögel dort einnisten. Nein, keine Strauße!
Also nahm ich den Akku-Schrauber wieder zur Hand, veränderte die Aufhängung, korrigierte die Position und schloss die «Türen». Die Leiter ließ ich Griffweite liegen, weil ich ja Mitte Mai die «Türen» wieder öffnen muss. Die Frage, ob ich dann zwischen Türöffnung und Ankunft der Mauersegler noch Wache stehen muss, damit nicht doch noch Vogelhausbesetzer einziehen, blieb zwar unbeantwortet, aber das Augenroulette war wieder da.
Meine Frau fragt mich auch bei nur kurzer Abwesenheit nach ihrer Rückkehr meist, ob ich sie vermisst hätte. Das tat sie dieses Mal glücklicherweise nicht. Ich hätte mich bei meiner spontanen Antwort und deren Relativierung vermutlich um Kopf und Kragen geredet.
Und damit hätte diese kleine Geschichte auch schon wieder beendet sein können, allerdings kam ein paar Tage später ein Fachmann für Mauersegler vorbei, um zu beurteilen, ob die Kästen auch korrekt aufgehängt worden waren. Ich hatte fast ein paar Tränen in den Augen als meine Frau mir dann am Abend mitgeteilt hat, dass meine Arbeit keinen (weiteren) Anlass zur Beanstandung gab. Tatsächlich war ich schon auf dem Weg zum Kühlschrank, um eine Flasche Sekt zu holen, ein solcher – wenngleich mühsam errungener – Sieg musste doch gefeiert werden.
Als mein Schatz dann aber die bislang letzte Bemerkung zu diesem Thema machte, war mir schlagartig mehr nach einem Getränk mit wesentlich höherem Betäubungspotential:
«Schaa aaatz, Du musst mir Mauerseglergezwitscher besorgen. Das kann ich dann im Mai dann laufen, damit die Mauersegler angelockt werden!»
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