[Information] Kritische Worte über George W. Bush

matsch79

Der mit der Posting-MP
Kritische Worte über George W. Bush

Hi Leutz :)

War grad wegen Opera 9 im Web unterwegs ... :angel ,
bin dann hierdrüber gestolpert und finde, daß auch ihr
es wissen sollt ... und vielleicht schlagt ihr euch nicht
gegenseitig die Köpfe ein
, sondern weicht auf diesen hier
aus ...


DerStandard.at schreibt am 20-06-2006:
Bush und sein Platz in der Geschichte

Der schlechtestmögliche US-Präsident zur Verteidigung und Verbreitung von "freedom" - Kolumne von Hans Rauscher

George W. Bush ist wahrscheinlich der schlechteste Präsident der letzten 100 Jahre. Die Welt ist noch bis 2008 mit ihm geschlagen. Das sind die unangenehmen Fakten, mit denen die Welt irgendwie fertig werden muss. Die tiefer liegende Frage ist aber, ob das amerikanische politische System in Zukunft Präsidenten hervorbringen kann, die mit einer radikal veränderten Welt fertig werden.

Bush ist eine Katastrophe, weil er mutwillig einen größeren Krieg vom Zaun gebrochen hat, für den keine sachliche Notwendigkeit bestand - noch dazu in einem unkontrollierbaren Umfeld. Amerikanische Kriege seit 1945 waren Reaktionen auf tatsächliche, manchmal überschätzte, aber immer reale Aggressionshandlungen anderer - der Angriff Nordkoreas auf Südkorea 1950, der Angriff Nordvietnams auf Südvietnam ab den 60er Jahren, die Besetzung Kuwaits durch Saddam Hussein 1991, der serbische Angriff in Bosnien und auf die albanischen Kosovaren 1995-99.

Für jede dieser Aktionen gibt es rationale und moralische Rechtfertigungen. Für den Angriff 2003 auf den Irak gibt es keine. Die USA unter Bush haben hier ihr eigenes Fundament unterhöhlt, und zwar nicht nur in den Augen der "antiimperialistischen Front", die, nur zum Beispiel, kein Wort über die monströsen Taten des muslimischen Regimes im Sudan verliert (Genozid in Darfur).

Bush, und die ganze Meinungsströmung, die ihn zweimal gewählt hat, sehen die USA mehr oder minder in der Lage, der Welt notfalls den Willen der USA aufzuzwingen. Selbst der gutwillige Teil der Welt will das aber nicht dulden, und der böswillige hat Mittel genug, um den Anspruch der Bushies zunichte zu machen. Dieser Teil, oder genauer: Diese Strömung in der Welt würde auch eine weniger fragwürdig geführte USA als Feind betrachten, weil sie die Grundwerte des Westens - Demokratie, Menschenrechte, Frauenrechte - als Bedrohung ihrer eigenen engen und autoritären Ideologie sieht. Aber Bush ist eben der schlechtestmögliche US-Präsident zur Verteidigung und Verbreitung von freedom, obwohl er sich genau das zum Programm gemacht hat.

"Die Welt akzeptiert die USA nicht als ihren Herrn", schreibt der Spitzenkolumnist der Financial Times, Martin Wolf. "Aber sie hängt immer noch von US-Führerschaft ab."

Die Europäer, auch die Amerika-skeptischen, wissen das instinktiv. Das Frustrierende ist jedoch, dass man einem Auswahlsystem für US-Präsidenten ausgeliefert ist, das sich in den letzten zehn, zwanzig Jahren so entwickelt hat, dass es abseitige Ergebnisse wie eben Bush jun. zeitigt. Es gibt ja keine Garantie auf eine Verbesserung, wenn George W. Bush ausgestanden ist. Die Republikaner reagierten auf eine veränderte Welt mit dem vermeintlichen Allheilmittel militärischen Drucks. Die Demokraten würden wohl keine ungerechtfertigten Kriege vom Zaun brechen, aber sie haben keine Ahnung, wie mit den neuen Mächten - Iran, China, Indien - und der radikalmuslimischen Kriegserklärung an den Westen umzugehen ist.

Die Präsidentschaft Bush stellt vermutlich bereits wieder das Ende der amerikanischen Hegemonie dar, die seit dem Sturz des Sowjetkommunismus 1990 bis zum schief gelaufenen zweiten Irakkrieg 2003 galt (9/11 ist, trotz des Schocks, keine wirkliche Herausforderung der amerikanischen Position gewesen). Bush hat diesen Prozess durch seine katastrophale Borniertheit beschleunigt. Das ist der Platz in der Geschichte, den er so sehr sucht und den er sich ganz anders vorstellt. (DER STANDARD, Printausgabe, 20.6.2005)

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