[Information] Der "Problembär" ist keiner mehr

Feroxx schrieb:
Und alles das wird in einem völlig vermenschlichten, lieben Knuddelbär mit dem Namen "Bruno" aufgezogen? Bitte! Wenn das Viech in 2 Wochen ein Kind getötet hätte, käm noch mehr Geschrei aus einer anderen Richtung. Man hat hier zwischen zwei Übeln zu wählen, und das (in meinen Augen) kleinere wurde gewählt. Ich kenne die Umstände nicht genau, aber ich hätte mich wohl ähnlich entschieden. Und welche Zukunft hatte er denn alleine, ökologisch gesehen? Ich meine, so viel Biologie verstehe ich doch sogar... ;)

Das der Bär erschossen wurde ist schade, ja. Eine nicht-tötliche Lösung wäre besser, da stimme ich doch zu. Aber gerade den einen Fall, bei dem die Tötung des Tieres aus sicherheitsgründen tatsächlich mal Sinn macht, sorgt für solch einen Trubel? Ich versteh's einfach nicht.


Mich stört doch die Polemik in diesem Thema:
"Wenn der Bär ein Kind getötet hätte..."
"wen interessiert dieser EINE Bär denn schon ? Irgendwann wird sich auch keiner mehr für einen Wald, oder ein Ökosystem, oder eine Art interessieren....."

Im speziellen:
- War der Bär ein "Problembär"?
- War er eine unmittelbare Gefahr für Menschen?
- Rechtfertigte dies den "Schießbefehl"?

- Probleme hat der Bär sicher gemacht. -> Ein wirtschaftlicher Schaden für die Tierhalter lässt sich nicht leugnen
- Gegen einen Bären würde ich einen Zweikampf sicher verlieren, keine Frage. Allerdings sind Wildschweine (egal ob Bachen oder Keiler) auch nicht wesentlich ungefährlicher. Wenn man die mal "live" gesehen hat, da bleibt kein Auge trocke :eek:). Rotwild kann auch ganz schön zulangen...
-> Das Argument, man müsse in Deutschland nicht mehr mit der Gefahr durch Wildtiere rechnen, zieht also nicht.
- War es richtig diesen Bären abzuschießen?
Junge Bären verlassen irgend wann das Revier der Mutter und suchen sich ein eigenes. Genau das hat der Bär gemacht.
Dabei musste er sich notgedrungen an den Menschen gewöhnen, es gibt einfach zu viele davon in Europa...
Gleiches kann man auch bei anderen Wildtieren beobachten (Wölfe, Wildscheine, Rehe, Hasen, Füchse, etc...).
-> Die Nähe zum Menschen erkenne ich nicht als Abnormität an. Sie erhöhte aber die Gefahr eines zusammenstoßen.
Dann hat der Bär ungewöhnlich viel Beute gerissen, was als Argument vorgebracht wird. Machte ihn das gefährlicher?
Klingt zumindest logisch.

Also zwei Argumente für den Fang / Abschuss:
1.) Einfach weil er in der Nähe der Menschen war
2.) Er hat zu viel Beute gerissen

Gegenargumente:
1.) Im allgemeinen bleibt nur die Moralkeule mit der Verantwortung für die Umwelt, in der wir leben.
2.) Im speziellen bleiben die sehr fragwürden Umstände, die zum Abschuss geführt haben (habe ich oben erwähnt).

Insgesamt muss man eines feststellen:
Deutschland war noch nicht bereit für einen wilden Bären.
Bisher war der Umweltschutz in Deutschland eine von "Insellösungen" geprägte Veranstaltung, soll heißen, die meißten ausgewiesenen Natur - und Landschaftsschutzgebiete sind nicht gut oder garnicht miteinader verbunden, also z. B. durch Autobahnen und Eisenbahntrassen voneinander getrennt oder sogar eingezäunt.
Damit landen wir bei dem Problem, dass Feroxx oben angesprochen hat:
Die einzelnen Populationen sind zu klein, als dass sie überlebensfähig sind (also z. B. nur ein einzelner freilebender Bär in Deutschland).
Wenn es in D.land langfristig so etwas wie Natur geben soll, die auch ohne eingreifen des Menschen existenzfähig ist, müßten dafür erst einmal die Bedingungen wieder geschaffen werden. Damit hat man bereits begonnen: Bei manchen Autobahnen gibt es mittlerweile eigene Grünbrücken, also Brücken, die eigens für die Natur geschaffen wurden.
Davon haben Mensch und Tier etwas:
1.) Der Mensch beklagt weniger Unfälle
2.) Die Tiere auch ;)
3.) Es ermöglicht den Tieren auch langfristig das überleben.
4.) Zumindest als Fehrnziel sollte auch wieder der Bär eine Chance in Deutschland bekommen. Auch außerhalb vom Bärenpark ;)
 
Mord an Bär - BILD sprach mit der Leiche! :D
„Bild“ zitierte die Alm-Sennerin:
„Der Bär trottete am Bach entlang. Plötzlich blieb er stehen,
richtete sich auf und stand in seiner ganzen Größe auf den
Hinterpfoten.“
...und die armen Bärenverfolger sind gar sehr erschrocken, sowas aber auch...

Herrschaften,
das war ein Jungtier (ausgewachsenene Bären wiegen doppelt so viel),
das Menschen tunlichst aus dem Weg gegangen ist, es ließ sich schon durch Anschreien verscheuchen.

Nur meine ich nach wie vor,
daß bei den Fangversuchen (wenn überhaupt welche stattgefunden haben) absolut unfähig vorgegangen wurde,
ein Jungtier ist für ganze Horden von "Fängern" zu schlau - jo wo samma denn?
Niemand soll mir erzählen, daß ein Hund keine Bärenfährte aufnehmen und verfolgen kann,
das würde sogar der Malteser meiner Nachbarin schaffen, erst recht sollten das "ausgebildete Bärenfanghunde" können.

So langsam glaube ich, daß diese "Fangversuche" getürkt waren - warum, erschließt sich mir aber nicht...
 
Ich habe nun auch mal alles hier durch gelesen und mache mir meine eigene Meinung zu dem Thema die ich hier gerne kund tun möchte.


Wenn ich davon ausgehe, dass der Bär hier bei uns in der Stadt unterwegs gewesen wäre, also ganz in meiner Nähe,
muss ich schon ehrlich sagen, dass ich sehr große Angst gehabt hätte diesem Bären (wenn wohl auch noch nicht ganz ausgewachsen) begegnet wäre!!!

Was man dem Zotteltier nicht vorhalten darf, ist aus meiner Sicht, dass er,
wie hier schon mehrmals erwähnt wurde, mehr Tiere gerissen hat, als vielleicht nötig gewesen wäre, um seinen Hunger zu stillen.
Nun, der Bär an sich ist ein Raubtier und von daher würde ich ihm die Tiere die er nebenher *platt gemacht hat* noch nicht mal vorhalten wollen.
Von natürlicher Auslese kann man hier sicher nicht mehr reden, denn was ist schon noch natürlich???

Um auf den Kostenaufwand zu kommen.....
Sicherlich ist es nun rein spekulativ zu sagen, man hätte den Bären betäuben sollen und in einen Zoo stecken sollen.
Klar ist es schön, mal das eine oder andere Tier im Zoo beäugen zu können.
Wo hat man denn sonst noch die Möglichkeit dazu, oder kann sich hier jeder von uns mal eben ne geile Safari leisten und los machen,
um das eine oder andere *wilde Tier* live zu sehen??? Ich denke nicht!

Dennoch habe auch ich, so ich in den Zoo gehe so ab und an Bedenken, ob es den Tieren wirklich so gut darin geht?
Die kleine Fläche, was sich dann Lebensraum für sie nennt, ist doch eigentlich eine Zumutung für diese Tiere. Egal ob Bär, Tiger, Elefant usw..
Und auch hier könnte man doch jetzt fragen, ob es daher nicht doch besser für den Bär ist, dass er jetzt nicht mehr ist.
Hätte der noch vorher freilebende Bär, so wie viele Tiere im Zoo, nicht einen Knacks weg bekommen in der Gefangenschaft?
Wer kennt schon die Seele eines Tieres?

.....Es tut mir sicher leid für den Meister Petz, aber dennoch glaube auch ich, dass es bei weitem schlimmer gewesen wäre,
hätte man ihn weiter durch die Gegend ziehen lassen. Und ich stelle dann auch noch mal die Frage in den Raum [wurde ja hier schon getan].

Was ist mit der Blutspur die sich vom Sandkasten zieht????
Sorry, aber da stehen mir so schon die Nackenhaare vor Schauder.
 
Bio-logisch schrieb:
Mich stört doch die Polemik in diesem Thema:
"Wenn der Bär ein Kind getötet hätte..."
Was ist denn daran Polemik?
Was, wenn wirklich etwas passiert wäre? Wer hätte dafür gerade stehen müssen? Sicherlich käme von den gleichen Leuten dann der Vorwurf man hätte früher handeln müssen.

Jetzt kann man natürlich locker aus der Ferne sagen "das wäre auch anders gegangen"!
Dabei wurde genügend Geld verblasen wie Hunde aus dem Ausland einfliegen zu lassen, spezieller Spurenleser zu engagieren, etc. Ich habe ein Interview mit einem Tierparkbesitzer gehört, der den Bär unbedingt haben wollte und entsprechende Erfahrung mit allen möglichen wild lebenden Tieren hatte und sich sicher war auch diesen Bären mit seinem Blasrohr betäuben zu können. Er hat es offensichtlich nicht geschafft.

Alle Großwildjäger sollen doch mal die Hand heben. :ROFLMAO: Wie gesagt hatte ich die Erfahrung mit einem weit weniger gefährlichen und beweglichen "Raubtier". Und nichteinmal das haben wir mit einem sicherlich geringeren Aufwand mit "nur" ca. 10 Personen nicht zur Betäubung gestellt bekommen.

Das sich natürlich nach der Freigabe eine gewisse Schussgeilheit unter den Jägern eingestellt hat möchte ich nicht bestreiten, schließlich schießt man nicht alle Tage einen Bären, manche fliegen weit und zahlen eine Schweinekohle um das machen zu dürfen.
 
Pennywise schrieb:
Was ist denn daran Polemik?
Genau das:

->
Was, wenn wirklich etwas passiert wäre? Wer hätte dafür gerade stehen müssen? Sicherlich käme von den gleichen Leuten dann der Vorwurf man hätte früher handeln müssen.

Du kritisierst, dass darüber spekuliert wird, ob es eine bessere Lösung gegeben hätte, in dem Du andere Spekulationen über eine mögliche, aber sehr unwarscheinliche Extremsituation machst ;)
 
Wie wärst du vorgegangen, mit welchem Betrag hättest du jedem Opfer von gerissenen Privatbesitz entlohnt bzw. hättest du das und woher kommt das Geld?
Wie wäre deine Strategie des Bärenfangs gewesen und jetzt kein Wischiwaschi, ich will Fakten hören.
Oder hättest du ihn gar nicht gefangen sondern frei laufen gelassen. Dir ist ja wohl klar, dass im unwahrscheinlichen Falles eines menschlichen Schadens dir fahrlässiger Totschlag angelastet werden könnte?

Jetzt nimm einfach klipp und klar Stellung zu den Fragen ohne jede Art von Polemik. :p
 
Meine Leihenhafte Recherche auf Google, ohne jeden Anspruch auf Richtigkeit oder Vollständigkeit:

1.) Entschädigung:
Ein wilder Bär? Wildschaden -> Normalerweise Sache des Jagdpächters.
Entschädigung ist nach dem Bundesjagdgesetz geregelt:
http://www.forst-hamburg.de/bundesjagdgesetz/06-09.htm

2.) Fahrlässiger Totschlag? Wie willst Du den begründen?

In Schweden und Italien gibt es auch wilde und freie Bären, dort muss der Jagdpächter oder Umweltminister auch nicht in den Knast, wenn etwas passiert. Daher ist allein schon die Frage wieder eine Form der Polemik ;)

Wenn ich es aber rein nüchtern betrachte, komme ich zu folgendem Schluss: Die Leute wussten, dass ein Bär in der Nähe ist.
-> Blutspur im Sandkasten
Verletzung der Aufsichtspflicht Seitens der Eltern / Allgemeines Lebensrisiko
Wenn Du von einem tollwütigen Fuchs gebissen wirst, bist Du auch selber verantwortlich.

-> Autounfall mit einem Bären
Kfz-Versicherung zahlt, wie bei anderen Wildunfällen auch

-> Weitere Unglücksfälle
Spekulation ;)

Reicht Dir das als Antwort?
 
Sache des Jagdpächters, anscheinend nicht sonst wäre er schon länger tot.
Verletzung der Aufsichtspflicht? Hör mal auf, da gibt es Schadenersatzansprüche ohne Ende, stell dir vor es war ein Pitbull, sind da dei Eltern schuld?
Versicherung: Die schiebt es weiter

Deine ganzen Beispiele greifen nur auf einheimische Tiere, ein Bär gehört eindeutig nicht dazu. Stell dir deine Beipiele mit einem Elefanten vor. :ROFLMAO:

Nochmals: Was würdest DU bei diesem Beispiel, bei dem alle obigen ergoogleten Fälle nicht passen konkret machen OHNE zu sagen "Da ist bestimmt jemand anderes verantwortlich!"?
 
Ach ja, Strategie des Bärenfangs:
Da hat lt schon eine Antwort gegeben.
Da ist dieser "Lebenslauf" interessant:

http://www.nachrichten.at/lokal/456019?PHPSESSID=ffaf791f769e1f1407fe4c4d7b045a89
Angeblich hat die Jagd nach dem Bären 100 000 Euro gekostet? Davon allein 30 000 Euro für den Zeitraum vom 7. bis 17. Juni?

Er schein die Leute ja ganz schön auf Trap gehalten zu haben...
Und das sie ihn nicht stellen konnten, obwohl er sich bis auf 30 m an menschliche Ortschaften rantraute, ist auch nicht so ganz logisch...

Whatever, der Bär ist tot, es lebe der Bär. Der nächste Bär, der sich nach Deutschland durchschlägt, ist nur eine Frage der Zeit.

Hoffen wir, dass dieser neue Bär mehr Glück und einen weniger großen Appetit hat ;)
 
Der Mensch listet sich in einer sagen wir mal darvin'schen Aufstellung der Nahrungskette nicht zuoberst ein. Doch der Natur und ihren Regeln schlagen wir schon solange Schnäppchen, dass man diese Liste in die Tonne treten kann. Wir sind nicht mehr die Naturmenschen, die wir mal waren. Die meisten Menschen sind nicht mehr im Stande alle Anzeichen der Natur zu deuten. Wenigstens ist der Trieb zur Fortpflanzung noch soweit vorhanden, sodass wir nicht lange studieren müssen und lieber gleich zum Handeln überschreiten *gg*

Der Zwiespalt von "Ich mag Bären und eigentlich sollten sie naturbestimmt frei herumlaufen können" und "Es dürfen absolut keine Menschen vom Bären angefallen werden wenn nur irgendwie die Möglichkeit besteht es zu verhindern" besteht und lässt sich nicht von der Hand weisen.

Es gibt meiner Ansicht nach 3 Möglichkeiten:
1.) Man stellt sich wirklich dem Problem voll und ganz, kündigt die Wohnung auf und geht zum Beispiel in das Bärengehege des Zürcher Stadtzoo's wohnen. Wer es überlebt soll sich doch bitte in diese Diskussion einklinken und seine Erfahrungen zum Besten geben *sfg*
2.) Man knallt den Bären ab wenn Gefahr für Menschen besteht
3.) Man fängt den Bären, bringt ihn in einen Wildpark oder in ein Land wo er sehr ungestört riesige Flächen für ein weiteres schönes Leben vorfinden wird

Ja, die Schweiz hat sporadisch auch Bären. Zumindest gibt es mal sicher ein Exemplar, das zwischen Italien und der Schweiz pendelt. Wir haben topologisch das Glück noch über grösse Landstriche in Bergregionen zu verfügen deren Besiedelung auf extrem tiefen Niveau ist. Wäre dem nicht so wäre der Bär schon lange geplättet worden oder Methode 3.) wäre angewendet worden.

Vielleicht aber schaffen wir es einmal irgendwann den Bären derart zu degenerieren, sodass er zum Streichel- und Schmusetier mutiert und ausschliesslich Müsli und Salat isst. Dann sehe ich erst die grosse 'Chance' des Bären um in friedlicher Koexistenz mit uns Menschen zusammenzuleben.

Eigentlich hätte ich schon lange gerne einen Leoparden oder schwarzen Panther zum Kraulen und Rumschmusen - aber wie Roy will ich ned rauskommen... :D
 
Pennywise schrieb:
Sache des Jagdpächters, anscheinend nicht sonst wäre er schon länger tot.
Verletzung der Aufsichtspflicht? Hör mal auf, da gibt es Schadenersatzansprüche ohne Ende, stell dir vor es war ein Pitbull, sind da dei Eltern schuld?
Versicherung: Die schiebt es weiter

Deine ganzen Beispiele greifen nur auf einheimische Tiere, ein Bär gehört eindeutig nicht dazu. Stell dir deine Beipiele mit einem Elefanten vor. :ROFLMAO:

Nochmals: Was würdest DU bei diesem Beispiel, bei dem alle obigen ergoogleten Fälle nicht passen konkret machen OHNE zu sagen "Da ist bestimmt jemand anderes verantwortlich!"?

Der Pittbull noch viel weniger, das ist ein Haustier :stupid Bei Haustieren ist der Eigentümer verantwortlich, das ist unstrittig ;)

Doch, ein Bär ist ein einheimisches Tier. Deswegen steht er in Deutschland auch auf der roten Liste der bedrohten Arten:
http://www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/RoteListeTiere.pdf
(Ursus arctos, S. 184).

Als solch ein einheimisches Tier fällt er unter das Tierschutzgesetz.
Nun war man der Meinung, dass er sich zum "Gefahrbären" entwickelt hat, weil er sich (angeblich) nicht arttypisch verhalten hätte, mit seinem beutereißen und wandern. In einem Radiokommentar wurde er (von einem Jäger) als Ammok laufende Bestie tituliert...
Wenn er das wirklich war, war der Abschuss berechtigt. Aber mir erscheint diese Argumentation nicht schlüssig. Im Zweifelsfall für den Angeklagten gilt aber wohl nicht für Tiere ;)
 
@Zulu
wenigstens eine ehrliche Antwort hier.
Aber ein Punkt 2a fehlt mir in deiner Aufstellung:
Man lässt den Bären in Ruhe, wenn keine Gefahr für den Menschen besteht.
 
Und noch etwas Benzin ins Feuer ... :D


Toter "Bruno" beschäftigt Justiz: Bären-Kadaver wird untersucht
Van Staa: "Mir tut auch das Schaf Leid, das der Bär gerissen hat" - Anzeigen gegen Beteiligte des Abschusses

Der Tod von Braunbär "JJ1" alias "Bruno" wird auch zum Fall für die Justiz. Bei der Staatsanwaltschaft München II gingen bis Dienstagmittag bereits neun Strafanzeigen ein. Das bestätigte der stellvertretende Behördenleiter, Oberstaatsanwalt Eduard Mayer. Allerdings gebe es bisher keinen ausreichenden Anfangsverdacht für eine Straftat; er habe deshalb kein formelles Ermittlungsverfahren eingeleitet. Tirols Landeshauptmann Herwig van Staa (V) betonte unterdessen, dass das Tier "abgeschossen werden musste".

"Mir tut auch das Schaf Leid, dass der Bär gerissen hat"

Alle Experten der Wildtierkunde hätten "Brunos" Verhalten als atypisch für einen Wildbären befunden, sagte Van Staa. Das Tier habe eine Gefahr für den Menschen - insbesondere für Kinder - dargestellt. Der Landeshauptmann erklärte weiter, dass man zu den Wertigkeiten zurückkehren sollte, dem Menschen den höchsten Schutz angedeihen zu lassen, dann den Haustieren und dann erst den Raubtieren. Der Braunbär mit dem menschlichen Namen "Bruno" sei kein Kuscheltier. "Mir tut auch das Schaf Leid, dass der Bär gerissen hat."

Strafanzeigen

Zum Teil sei einfach Strafanzeige erstattet worden, zum Teil richteten sich die Anzeigen konkret gegen Bayerns Umweltminister Werner Schnappauf, die beteiligten Jäger und Angehörige des Umweltministeriums, erläuterte der Münchner Oberstaatsanwalt Mayer. In den Strafanzeigen werden unter anderem Verstöße gegen die Jagdschutzgesetze und das Tierschutzgesetz genannt. Wann die Überprüfung abgeschlossen sei, konnte Mayer noch nicht sagen: "Vielleicht in zwei bis drei Wochen kann zumindest gesagt werden, ob ein Ermittlungsverfahren eingeleitet werden wird."

Bayern: Druck auf Umweltminister wächst

Im bayerischen Landtag wächst unterdessen der Druck auf Schnappauf. Die SPD-Fraktion verlangte seinen Rücktritt. Schnappauf werde zum "Problemminister", hieß es. Der bayerische Grünen-Landtagsabgeordnete Christian Magerl verlangte einen umfassenden Bericht. "Es sind für mich unwahrscheinlich viele Fragen offen - des nationalen wie des internationalen Naturschutzrechts, aber auch des Waffenrechts", sagte er im Bayerischen Rundfunk (BR).

DNA-Analyse

Experten versuchen jetzt herauszufinden, ob es sich bei dem Montag früh auf der Rotwand in Oberbayern erlegten "Bruno" tatsächlich um "JJ1" handelt, wie der aus Norditalien stammende Bär offiziell heißt. Der Bären-Kadaver werde untersucht und eine DNA-Analyse erstellt, sagte der Sprecher des bayerischen Umweltministeriums, Roland Eichhorn. Das Tier soll später ausgestopft ins Museum kommen.

"Rache für Bruno!"

Unterdessen gibt es rund um Brunos gewaltsames Ende die Möglichkeit, seinen Unmut über den Abschuss öffentlich zu bekunden. Unter http://www.baerbruno.de/ sind Solidaritäts-T-Shirts erhältlich, wobei sich jenes mit dem Aufdruck "Rache für Bruno!" großer Beliebtheit erfreut. Auch die Variante "Wer war das!?!?" ist zu haben. Weiters hat das Oberammergauer Kreativbüro "Die Werberei", die hinter der Kampagne steckt, um knapp zehn Euro eine schicke Bruno-Solidaritäts-Trauerbinde im Angebot. Der Stofftier-Produzent Steiff bestätigte der APA, dass es demnächst einen eigenen "Bruno"-Teddybären des Unternehmens geben wird.


:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D
 
Aber mal ehrlich matsch, hältst du die zitierten Reaktionen nicht für ein bisschen krank. Mal ganz abgesehen von der Tatsache ob es jetzt richtig oder falsch war die Verhältnismäßigkeit ist einfach nicht gegeben. Da war ein Tier das eine gewisse Gefahr ausgestrahlt hat - deshalb wurde es geschossen, also relativ human getötet.
Der Anwalt der Klageschrift haut seine Zähne während der Verfassung derselben unter Umständen in eine Wurststulle und sitzt vielleicht auf einem Ledersessel, während seine Frau mit einer Nerzstola darauf wartet dass er seine Arbeit beendet. Allesamt profitieren wir stillschweigend von Tieren, deren "Lebenslauf" und Lebensumstände sowie Tötungsart nicht kennen und die allesamt keine Gefahr für unser leib und Leben darstellten. Trotzdem nehmen wir deren Tod stillschweigend hin.
Und jetzt taucht ein Bär auf bei dem Leute in der direkten Umgebung wirklich Angst hatten...
 
Ein bisschen krank???

Nöööööö.
Viel mehr als das ..., auch wenn der Bär nun LEIDER tot
ist, darf er ruhig weiter Geld kosten. Macht ja nichts,
wir stecken alle voll damit oder du etwa nicht?

..................................
 
So gerade auf swr3 gehört:
Man diskutiert die Schaffung eines "Bärenkonzepts" nach schweizer Vorbild.

Das dortige Konzept versucht bevor man einen Bär abschießt, ihn erst umzuerziehen (Vergrämung), um ihn von menschlichen Siedlungen fehrn zu halten.

Das reißen von Schafen und die bloße Nähe zu Menschen reicht dort für einen Abschuss nicht aus. Wäre JJ1 also in der Schweiz geblieben, würde er wohl noch leben :)
 
Der 'schweizerische' Bär, den ich mal angesprochen habe, hat auch schon mehrfach gerissen und ist in die Nähe von Menschen gekommen. Das löste vielerlei Diskussionen aus und auch den umgekehrten Fall, nämlich dass die Menschen in die Nähe des Bären kamen - Publicity Geilheit kennt keine Grenzen, und so stöberten Leute mit Kameras durch den Wald um mit Meister Petz ein Stelldichein zu feiern.

Ab und zu kam es auch zu einer Begegnung - keine Einzige hat zu Verletzungen geführt, was aber sicher darin begründet liegt, dass der Bär nicht unterernährt oder verletzt war. Zudem sind keine Jungen anwesend - dann müsste man bedeutend mehr aufpassen.
Vielleicht ist die 'Bissigkeit' der Paparazzis einfach grösser als die eines Bären - wie auch die Tötungslust von Jägern grösser ist als bei einem Raubtier, das es nur der Existenz oder Verteidigung wegen macht.

Trotzdem - kommt solch ein Exemplar von alleine in die Nähe des Menschen und zeigt bei Kontakt keine Anzeichen von Meidung oder Flucht wird's einfach kritisch - Tierliebe hin oder her. Schade, dass der Bär keine menschliche Sprache spricht - dann könnt man es ausdikutieren. Ich bin sicher der würde das sofort verstehen :)

ot:
Ich bin nicht generell gegen Jäger und finde es richtig tollwütige Füchse zu erschiessen oder schwerkranke Rehe - Tiere, die Viren und Dergleichen verbreiten. Auch geschulte Jäger oder Wildaufspürer, die mit der Wiedereingliederung von Tieren beauftragt sind, diese überwachen und alles protokollieren haben meine Hochachtung. Der Rest der Jäger - allen voran diejenigen mit Spass an der Freud könnt man meiner Meinung nach glatt zum Abschuss freigeben oder Bären zum Frasse vorwerfen. Aber Bären sind heikel - die fressen nicht jeden Abfall :D
 
Oben