Ich versuche seit Tagen...

Schpaik

jeder nach seiner Façon
Ich muss für etwas sehr offizielles so eine Art Bericht aufschreiben. Daran sitze ich schon seit einiger Zeit. Eigentlich dachte ich, das es einfach einfach wäre, mal so über die Vergangenheit zu "plaudern". Dies ist leider nicht so.

Es nimmt mich tatsächlich sehr mit. (sagt man das so?) Es gibt zur Zeit tatsächlich niemanden, dem ich das einfach erzählen könnte. Daher komme ich auf das Forum zurück. Ich hab tief in meiner Vergangenheit gegraben, ich hab Geister von früher ausgegraben um den Bericht ehrlich zu gestalten. Aber ich kann nicht einfach so weiter. Schimpft mich von mir aus Weichei oder so, aber ich brauch jemand der mir zu hört. Einfach jemand, der da ist.....


Ich verliere in solchen Fällen häufig den Bezug zur Realität, bzw. mir fehlen gedanklich wichtige Bezugspunkte, die für eine sozial- und gesellschaftsfähige Kompetenz wichtig sind.

(Klingt kompliziert. Ist es auch! Ich werde *weiter unten* es noch einmal versuchen anders zu formulieren. Vielleicht gelingt es mir dann besser.)


*weiter unten* Versuch einer deutlicheren Erklärung


Es fällt mir naturgegeben schwer, etwas zu erklären, was aus meiner Sicht eigentlich völlig normal ist, da ich schon immer so bin und ich eigentlich dachte, das jeder so ist. Erst durch die Diagnose „Klinefelter-Anomalie“ (2009), welches ich seit meiner Geburt habe (geschieht beim Zeugungsakt), weiß ich, das ich Anders bin.
Anders im Sinne von:
Verarbeitung von Informationen in meinem Kopf.
(Störung des Hormonhaushaltes von Adrenalin, Dopamin und Noradrenalin. - Vielleicht noch mehr, aber da diese Art vom Staat bislang bei erwachsenen Menschen nicht anerkannt ist, müsste ich, wie die Diagnose auch schon, alles selbst bezahlen. Dies ist jedoch bei meinen finanziellen Verhältnissen schlicht nicht gegeben.)

Wie ich weiter oben geschrieben habe, habe ich versucht, mich soweit wie möglich über meine „Krankheit?“ (Krankheit trifft es nicht. Krankheit ist etwas, was kommt und geht. Chronisch ist auch falsch. Ich wüsste nicht, wie es korrekt heißen muss.) schlau zu machen und um Strategien für eine bessere Integration mit meinem Umfeld zu entwickeln.

Beispiele dazu:

  • Ich höre keine Musik mehr, wenn ich unterwegs bin. Es hat sich gezeigt, das ich dazu neige, die Emotionen die das Lied transportiert, zu übernehmen.
  • Ich sehe mir keine Gesellschaftsdramen, Grusel- oder Horrorfilme mehr an. Traurige oder erschreckende Geschichten erinnern mich an Dinge aus meiner Vergangenheit und ich bin nicht in der Lage einfach zu ignorieren oder umzuschalten.
  • Musik höre ich sehr gemischt. (Zu Hause!) Ein zu langes Verbleiben in einer bestimmten Richtung führt dazu, das ich in die emotionale Botschaft „ab drifte“ und diese übernehme.
  • Ich versuche Konfrontationen und/oder Ärger aus dem Weg zu gehen. (Siehe auch weiter oben „Harmoniebedürftig“)
    Meine Erfahrung zeigt mir, dass, wenn es einmal geschafft wurde, mich „auf die Palme“ zu bringen, ich dort nicht einfach wieder runterkommen kann. In den letzten Jahren war es einige Male so schlimm, das ich mich von meiner Tätigkeit unter anderen Menschen freistellen lassen musste, da ich durch meine Unaufmerksamkeit andere Menschen massiv unfair oder schlicht in Gefahr brachte.
  • Ich gehe nur noch sehr selten auf Parties. Es hat sich gezeigt, das ich auch bei zu viel Freude meine Emotionen nicht mehr unter Kontrolle habe. Ich werde regelmäßig „Euphorisch“ und bin dann nicht mehr zu bremsen oder zu kontrollieren.
  • Mir ist es leider nicht gegeben, Eindrücke/Informationen, die ungewollt auf meine Sinne treffen, zu filtern. (Speziell Augen und Ohren – also das, was schon Kinder in jungen Jahren instinktiv lernen.)
    Das bewirkt (siehe dazu www.adhs-zentrum.de), das ich in einer Welt der ständigen Reizüberflutung lebe.
  • Ich versuche eigentlich allen intensiveren emotionalen Eindrücken aus dem Weg zu gehen. Das gelingt mir nur sehr selten, da ich von meiner Grundstruktur selbst schon sehr emotional aufgebaut bin. (Reizüberflutung). Bisher schaffe ich es in den meisten Fällen, dies nicht nach draußen zu tragen, sondern diesen Zustand bei mir zu Hause zu klären. (Ich verkrieche mich, versuche mich zu Hause abzureagieren, etc.) Manchmal schaffe ich es zwar nicht einmal mehr, mich aus meinem Bett raus zutrauen um mich der Welt zu stellen, aber im Gegensatz zu früher weiß ich jetzt, das ich diese Tiefpunkte „nur“ überstehen muss um danach weitermachen zu können.

  • Ich versuche alle Arten von „Stress“ zu vermeiden. Stress hier in Anführungsstrichen, da ich persönlich sehr gerne unter hohen Anforderungen bei einer Tätigkeit oder unter Zeitdruck arbeite. Es hilft mir schlicht, meine Kapazität, die mein Kopf mir gibt auf ein klar definiertes Ziel auszurichten. „Stress“ kommt erst dann auf, wenn ich bei der Arbeit / Tätigkeit unterbrochen werde. Ganz besonders durch ein Ende der Arbeitszeit (Feierabend). Da ich nicht einfach abschalten kann, hilft mir eine Ruhephase in keinster Weise.
Zwischenkapitel: Kapazität in meinem Kopf

Wie Sie vielleicht bemerkt haben, tue ich mich damit schwer, Ihnen auf den Punkt genau zu sagen, was ich eigentlich ausdrücken will. Um ehrlich zu sein, ich habe noch keine endgültige Erklärung gefunden, wie mein Kopf funktioniert. Es gibt einige Dinge, die ich inzwischen weiß und ich versuche mich dementsprechend an meine Eigenarten anzupassen, aber wenn ich an die vielen verständnislosen Gesichtsausdrücke in meinem Umfeld denke, dann bin ich nicht mal Ansatzweise nahe dran, zu verstehen, wie ich oder die anderen Leute funktionieren.

Ein Beispiel
Ich hab in meiner letzten Fortbildung (Fortbildung zum City-Lebensmittel-Logistiker) diverse Dozenten zur Weißglut getrieben, weil ich in ihrem Unterricht nebenbei gelesen habe (keine Zeitung/Zeitschrift – sondern Fantasy-Romane). Ich hatte zwar explizit in der Sozialabteilung von „TÜV NORD“ in der Steilshooper Allee schon vor der Fortbildung darauf hingewiesen, das ich wohl anders funktioniere als andere Menschen, aber diese hatten die Information wohl nicht weiter geleitet.

Die Aufforderung der Dozenten: „Legen Sie das Buch weg!“, hab ich gekontert mit der Aufforderung: „Dann erhöhen Sie bitte die Unterrichtsgeschwindigkeit!“

Die Folge war halt die „Weißglut“ des Dozenten! Eine Handhabe hatten sie nicht (in den Regeln steht nix von einem Verbot von lesen von Romanen im Unterricht!) aber ich bekam standardmäßig den Satz zu hören: „Sie werden schon sehen, was Ihnen ihre Ignoranz zum Unterricht einbringt!“

Ich hab in den knapp fünf Monaten theoretischen Unterrichts fast 80 Bücher gelesen (abziehen muss man hier jeden Tag knapp zwei Stunden für Hin- und Rückfahrt) und bin trotzdem in fast allen Fächern (Ausnahme sind Gabelstaplerprüfung Praxis und Ladungssicherheit Praxis) Bester gewesen.
Es wäre für mich vielleicht leichter gewesen, hätten die Dozenten nicht erst über mich gewettert um mich dann nach den jeweiligen Prüfungen immer über den grünen Klee zu loben.
(Die Idioten! - Da kommt dann zum tragen, das solche Institutionen keine Lehrkräfte einstellen sondern Leute, die sich mit ihren Erfolgen brüsten müssen um auf dieser Welt weiter zu kommen.) Ich wollte einfach nur lernen, gut bestehen und sonst in Ruhe gelassen werden. - Aber nein, die hohe Punktzahl, die ich erreicht habe „muss“ ja wohl davon deuten, das Mann/Frau ein guter Dozent ist. - Zum einen Schwachsinn, zum anderen hat es dafür gesorgt, das ich nach den ersten drei Prüfungen echt gehasst worden bin.

Alleine schon die Abfahrtkontrolle für den Flurförderschein: Jeder Prüfling benötigte zwischen 30 und 40 Minuten. Meine war nach 27! Sekunden vorbei. (ja – ich hab es anders angestellt, aber der Prüfer hätte mir keinen schlechteren Gefallen tun können!) Gerade weil der Prüfer gemerkt hat, das ich alles wusste und ich mich sehr intensiv auf die Prüfung vorbereitet habe, hätte er mich extra quälen müssen. So war ich wieder der *******, den man schneiden, verurteilen, fertig machen muss.

Versucht haben sie es vor der theoretischen Führerscheinprüfung. Währen wir nicht gut 90 Minuten zu früh dagewesen und hätte ich in der Zeit nicht die Möglichkeit ergriffen, einen langen Spaziergang zu machen (wobei ich eine ansässige Firma darauf aufmerksam machte, das einige ihrer Unterlagen wohl hier auf dem Feldweg liegen – also eine Abwechslung um meinen Kopf von der Wut, die in meinem Kopf herrschte abzulenken), hätte ich die Prüfung wohl nicht bestanden.
Natürlich schon wieder als Bester mit 0 Fehlern. Zum Glück war die Fortbildung danach vorbei.

(Überprüfen kann man diese Aussagen bei Herrn Trautmann und Herr Klingberg (Klingenberg? - genau weiß ich es nicht mehr.... es war immer nur Ekkardt. Klein, unscheinbar, alt, der einzige der mit Vornamen angeredet werden durfte und dies auch explizit wollte und Andreas, mein Fahrlehrer.)
Nach dieser Fortbildung hab ich es leider nicht geschafft, mich auf die geänderte Situation umzustellen, um mir mit meinen neu erworbenen Möglichkeiten einen Job zu suchen.
Ich brauchte erst einmal schlicht Ruhe. Erst nach gut sechs Monaten legte sich meine Anspannung und meine Angst.

Im Nachhinein weiß ich, was alles schief lief. Ich bin tatsächlich sehr stolz drauf, das ich diese Aufgabe bewältigen konnte. Ich hab jedoch auch gemerkt, das diese Fortbildung nicht länger hätte dauern dürfen. Meine Regenerationszeit, also die Zeit, die ich brauchte, um für mich selbst wieder Bereit zu erklären, etwas Neues anzufangen, dauerte gut sechs Monate.
 
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Fortsetzung

Fortsetzung:

Zwischenkapitel: Angst


Angst ist für mich allumfassend. Ich habe Angst. Ständig! Immer! Meine Aufgabe an mich selbst, ist es, die Angst unter Kontrolle zu bekommen, damit ich das Bett, die Wohnung, das Haus verlassen kann (in dieser Reihenfolge), um am Leben teilzunehmen.

Meine Angst setzt sich aus allen Teilen meines Lebens zusammen.
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.................
.................

(Ich hab es jetzt einige Male versucht ein Beispiel oder eine klare Aussage zu geben, wodurch die Angst begründet ist, aber ich komme nicht einmal Ansatzweise auf den Punkt, um meine Angst in einem „endlichen Text“ zu beschreiben. Hier ein letzter Versuch in Stichpunkten und Beschreibungen in zeitlicher Reihenfolge – es kann nicht vollständig sein!)

Angst ist (Grundschule Roßbach):

  • Wieder eingesperrt zu werden
  • Verachtet zu werden
  • Missverstanden zu werden
  • Bestraft zu werden, weil man sich wehrt
  • Von älteren Schülern „aufgemischt / fertig gemacht“ zu werden.
  • Im Bus ganz hinten sitzen zu müssen
  • Sich selbst behaupten zu müssen
  • Gute Noten zu haben
  • Schlechte Noten zu haben
  • Auf etwas stolz sein zu können
  • Auf etwas stolz sein zu müssen
    An die Umwelt zu denken
  • Nicht an die Umwelt zu denken
  • Zu sein
  • Zu versuchen, wie die anderen zu sprechen
  • nicht auf etwas stolz zu sein
  • meine jüngeren Geschwister unterstützen zu wollen
  • gefälligst meine jüngeren Geschwister unterstützen zu müssen
  • gefälligst als Ausländer nicht so zu sprechen wie alle anderen
Angst ist (Hauptschule Arnstorf)

  • fast alles wie oben, weil es viel mehr Menschen gab, die erkannt haben, das ich keine Lobby habe. Die Afrikaner, Asiaten, Südamerikaner hatten eine Gemeinschaft, da alle etwas mehr „braun“ waren, als wir.
  • Kein Vertrauen aufbauen. - Hab ich gemacht und es ist immer „nach hinten losgegangen“. Völlig egal, ob es langjährige Freundschaften waren oder kurzfristige Zusagen. Ich kann mich nicht an ein Versprechen erinnern, das mir gegenüber je gehalten wurde.
  • Angst vor Verlust von den Mitschülern, mit denen ich endlich, endlich klar komme, weil ein Umzug nach der 7.Klasse fest stand.
Zusatz: Ich hab als Erwachsener noch einmal diese Gegend besucht und bekam von vielen Müttern zu hören, das sie sich der Meinungen ihrer Männer untergeordnet hätten, was mich und meinen Vater angeht. „Ich solle es doch bitte nicht persönlich nehmen!“

Angst ist (Hauptschule Triftern)

  • Das es genauso weitergeht
Was dafür sorgte, das ich sehr spät Bezug zu der Klasse bekam. Meine Angst am Anfang verhinderte klar, das ich unverkrampft in diese neue Situation ging.

Zum Vergleich: Ich war zu meiner Grundschulzeit mit knapp 40 Leuten in einer Klasse. Als ich nach Arnstorf (Hauptschule) kam, waren wir immer noch 36 Schüler mit drei Parallel-Klassen mit fast der gleichen Anzahl an Schülern.
In Triftern war ich der 15. Schüler in dieser Klasse. Der Aufbau, die Struktur, das gesamte Unterrichtsverhalten unterschied sich sehr von dem, was ich bis dato kannte.

Wäre ich nicht so verstört gewesen, hätte ich wohl viel eher Bezug zu den Schülern erhalten. So ergab es sich leider erst eine vernünftige Vertrauensbasis im letzten halben Jahr der neunten (in Bayern das letzte Jahr für die Hauptschule) Klasse.

Danach durfte ich Angst erfahren, weil:

  • Alle sind weg!
  • Nach all der Arbeit in der Schule, sind alle weg!
  • ...und ich muss von vorne anfangen!
Um auch hier ehrlich zu bleiben... ich für mich dachte, es ist endlich vorbei. Kein Leistungsdruck mehr, keine unangenehmen Menschen mehr, kein Zwang, einfach Ruhe!
Tja, dem war nicht so. Nicht nur das, es war im Vergleich noch viel schlimmer.

Mein erster Ausbildungsbetrieb (Ford – Pfarrkichen) brachte mich genau dorthin, wo ich niemals mehr sein wollte. Zu Leuten, die ich nicht mochte, die mich nicht mochten, die mich ablehnten von meiner Herkunft, von meiner Sprache und (wie ich inzwischen weiß) im Handwerk scheint es Gang und Gebe zu sein, nicht helfen zu wollen, sondern den jüngsten Schwierigkeiten zu bereiten, wo es geht – soll wohl so eine Art Witz sein???
(Eine Art die ich immer wieder erlebe..... es ist mir persönlich völlig fremd und unverständlich – wenn ich mit jemanden an dem gleichen Projekt arbeite und er nicht weiter kommt, dann helfe ich ihm/ihr doch, damit wir gemeinsam weiter kommen, oder nicht?)

Kurz bevor ich „rausgeschmissen wurde“, gab es eine große Versammlung mit allen Mitarbeitern, in der geklärt werden sollte, wer draußen die gerade überarbeitete Limousine zerkratzt hätte.
Man habe den Täter gesehen, man wisse wer es wäre, man wolle ihm die Chance einräumen, sich zu äußern!“
Ich weiß nicht wer es war, die Mühle war echt massiv zerkratzt. Aufgrund der unterschiedlichen Muster und auch der unterschiedlichen Höhen der Kratzer, war entweder jemand sehr lange am Werk oder es waren mehrere Personen mit sehr unterschiedlicher Körpergröße am Werk.

Zwei Tage später erhielt ich meine Kündigung noch innerhalb meiner Probezeit. Daher gab es keine Begründung.

(Acht Monate später kam ich dort noch einmal vorbei. Die Crew hatte sich nicht verändert, eine Aussage, wen sie damals gefeuert haben, habe ich von niemandem erhalten.)

Danach hab ich viereinhalb Monate bei „Schmid & Onderka“, ein Porsche Restaurierungsbetrieb versucht, meine Ausbildung fortzusetzen.

Die Atmosphäre war vom Chef her gesehen eigentlich sehr freundlich, sehr herzlich, sehr verwunderlich?! Was sich dann für mich erklärte, das keiner der Anwesenden über einen Meisterschein verfügte und ich dort fast fünf Monate für einen Monatslohn von 381,10 DM arbeitete. (Kein Meister – keine Ausbildung! - Die haben mein Unwissen dazu genutzt, sich eine sehr billige Arbeitskraft zu besorgen.)


Nicht nur, das mich dieser Verrat sehr getroffen hat, auch war das zwischenzeitliche Leben Richtung und der Weg zur (und zurück) Berufsschule eher schwierig.


Oh Gott – Berufsschule

Angst in der Berufsschule: (Eggenfelden)

  • neue Leute
  • neue Leute die überall irgendwo Verwandte, Bekannte haben
  • ein Klassenlehrer (Herr Schreidobler [kein Witz]) der einen Hass auf „Preissen“ hat.
  • Keine Pausenaufsicht (wie in den anderen Schulen....also kein Schutzbereich)
  • neue zusammengewürfelte Klassen, wo jeder sich mal beweisen muss. - Am besten bei jemandem, der sich nicht wehrt, da es keine Lobby gibt.
Ich bin einmal bewusstlos in der „Lobby“ liegen gelassen worden. (Vermutung, zumindest könnte ich mir sonst nicht wirklich erklären, warum ich solche Schmerzen im Gesicht hatte und alle Türen Nachts zu waren und ich warten musste, das der Typ mit dem Schlüssel am nächsten morgen die Tür aufmachte.)
Danach habe ich meine Pausen IMMER im Sekretariat verbracht. Fräulein Pusel war am Anfang ein wenig irritiert, aber es entwickelte sich zwischen mir und ihr eine recht interessante Gesprächsbasis.
Ich hab alleine für den ständigen Pausen-Aufenthalt im Sekretariat von fünf verschiedenen Lehrern „offizielle“ Verweise erhalten.

Wenn ich mich nicht verzähle, dann müsste ich alleine in diesem einen Jahr auf gut 12 oder 15 Verweise kommen.

Da es meinem Selbstschutz diente, war ich lange Zeit meinem Betrieb sehr dankbar für die Toleranz, da ich dachte, ich hätte endlich Leute gefunden, die mich verstehen.
Wie sich im Nachhinein herausstellte, war das eben nicht Toleranz, sondern das Ausnutzen von einer billigen Arbeitskraft. (wie oben erwähnt)

Meine Geschichte in Niederbayern endete zum Glück im Jahre 1989. Meine Mutter wollte eigentlich nur meinen jüngeren Bruder zu sich holen, sie war jedoch wesentlich intuitiver als ich und erkannte, das ich dort fehl am Platz war.

Zu dem Zeitpunkt war ich noch nicht ganz 17.

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Hier MUSS ich meine Beschreibung aus meiner Sicht beenden. Ich musste bisher schon viele Dinge auslassen, aber jetzt weiter zu schreiben, würde bedeuten, das ich alles, was ich an Enttäuschung und Gewalt in der Zeit in Bayern und danach in diesem Hamburg erlebt habe, neu aufleben zu lassen.
Ich bin noch lang nicht fertig, habe noch längst nicht alle Dinge aufgezählt, die mir Angst gemacht haben, die wichtig wären um zu verstehen, wie meine Angst ist, wie ich sie empfinde, wodurch sie geboren wurde, was Angst für mich bedeutet.

Ich verliere mich aber auch darin, über meine Angst zu schreiben. Ich kann das nicht lange tun, weil ich mich eben darin verliere. Ich hab für die paar Etappen dort oben jetzt über sechs Tage gebraucht. Es ist wahrscheinlich nicht hilfreich, aber ich wüsste keinen anderen Weg um der Wahrheit sonst nahe zu kommen.

Die Angst in meinem Leben ist allumfassend. Mein ganzes Streben ist darauf ausgerichtet, sie zu verdrängen, sie nicht wahrzunehmen, den Gegensatz von Angst zu vermitteln, damit anderen Menschen nicht genauso leiden müssen durch Angst wie ich.
 
Und schon ist es geschehen

Ich schreibe, wie man lesen kann, seit inzwischen über sechs Tagen an dem Text. (Die Trennung der Wörter ist gegeben, aber das Forumsprogramm hat es nicht begriffen, daher bitte keine Anmerkungen darüber.)

Ich hab es gehofft, aber eben durfte ich es auch erleben, dass ich Schpaik viel entspannter bin, nachdem ich das hier gepostet hab.

Ganz sicher bin ich mir nicht, aber ich denke, das ihr schon so eine Art von Gesprächspartner seit. Na, vielleicht mehr so eine Art Zuhörer. Aber besser als nichts. ;)

Danke dafür!

Ganz fertig bin ich nicht, aber da natürlich mein Drucker bei solchen Fällen nicht mitspielen will, der Ersatzdrucker bei meinem Freund nur auf Office reagiert und gerade in der Zeit sein WLÄH nicht bereit ist, OpenOffice oder überhaupt Internet zu erkennen, bin ich irgendwie schon wieder viel zu spät.

Ich weiß ja nun, das ich nicht einfach bin, aber bitte warum schlagen Probleme immer dann zu, wenn ich sie am wenigsten gebrauchen kann?
 
Hallo Schpaik,
ich musste erst einmal nachlesen, was die Klinefelter Anomalie überhaupt ist. Google war dabei erstaunlich wenig informativ.

Dein Bericht ist keine Plauderei über die Vergangenheit, sondern es ist eher eine Offenbarung deines Innersten. Ich muss zugeben, dass er mich sehr mitgenommen und ziemlich erschüttert hat. Ich kenne niemanden persönlich, der diese Gen-Anomalie ebenfalls hat. Doch selbst wenn, würde ich wohl nie so einen Einblick in die Gefühlswelt bekommen, wie du ihn hier erlaubst.
Ich verstehe vollkommen, dass es dir schwer fällt, all dies aufzuschreiben. Ich finde, du bist erstaunlich weit gekommen.
 
Und bist Dir sicher,dass dieser Seelenstrip hier ( im frei zugänglich Bereich ) und nicht in einer privateren Area ( geschlossenem Bereich ) besser gewesen wäre? Hut ab.

Kleiner Tipp!
Versuche doch mal anderen zu helfen. Das könnte Dich ablenken von Deinem Gefühlschaos und Du wärst nicht mehr der ..., Du weißt schon.
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin..

ehrlich, das nenn ich mutig. Aber wenn es hier eine Private Area(??) gibt, dann sollte es wohl wirklich eher da rein.. nicht dass es Folgen gibt, die du jetzt nur noch nicht bedacht hast.

Grüsse!
 
Ganz klar ist es ne Art von Aufklärung. Ich hab von jetzt vielen Menschen und Ärzten gehört, das solche Informationen nur dazu beitragen, noch unverständlicher zu werden oder Angriffe auf die Persönlichkeit zulassen. O-Ton: Ich sollte am Besten dafür sorgen, das sie niemand erfährt oder eben nur Psychologen und Ärzte oder so.

Nachdem ich jetzt fast 20 Jahre mit der "erzähle es niemandem Strategie" gefahren bin, halte ich diese Aussagen für Drek!

Das Verschweigen von Art und Sein einer Person ob gut oder schlecht mag im allgemeinen richtig sein, da ich jedoch nicht bin, wie die Anderen, wegen meiner Anomalie, wegen meiner Vergangenheit, wegen meines Kopfzustandes, meiner Einstellung halte ich es inzwischen für besser, es den anderen hier mit zu teilen.

Gerade weil ich vorhabe, mich in diesem Forum noch sehr lange aufzuhalten!
Zweierpotenz schrieb:
Dein Bericht ist keine Plauderei über die Vergangenheit

Öh..., doch, fast. ("Plauderei" find ich übrigens sehr schön!) Es sind Erfahrungen und Ereignisse, die mich entweder sehr geprägt haben oder die ich nicht vergessen kann. Vielleicht beides?! ..... Die wirklich schlimmen Dinge hab ich nicht erwähnt.

sondern es ist eher eine Offenbarung deines Innersten.
Tatsächlich nicht!

Wie erwähnt, die wirklich schlimmen Dinge habe ich bisher nicht erwähnt. (Wobei das natürlich Ansichtssache sein wird. - Für mich sind es die schlimmsten Dinge!)

Angst aus Erfahrung aus Erlebnissen, schlechte Erfahrungen, negative Ereignisse, usw. hat jeder von uns schon einmal erlebt. Ganz klar hab ich ein paar "echt miese Erfahrungen" gemacht, die mich bis heute immer wieder wegschießen.
Manche können es gut, manche schlecht, manche besser - ich kann sie irgendwie gar nicht wegschließen.

Eine Offenbarung meines "Innersten" kann es aus meiner Erfahrung nicht geben dürfen. Eben weil es ein offenes Forum ist.

Ich kann mich hinstellen und sagen was ich hab. Inzwischen weiß ich in etwa, was ich hab und das kann ich auch mitteilen.

Ich persönlich sehe kein Problem darin, das ich zugebe, das ich das ich anders bin, als es von "normalen" Menschen erwartet wird. Ich bin kein normaler Mensch. In vieler Hinsicht nicht. Ich versuche es zu sein, aber anscheinend bin ich es wohl eher nicht.
Oder andersherum: Vielleicht bin ich normal, weil ich mich dazu bekenne, anders zu sein und nur ihr seit die abnormalen, die sich nicht zu sich selbst bekennen können..... wer weiß?
 
Was 'normal' ist, legt eine gesellschaftliche Mehrheit fest.
Daraus erwächst ja schon fast automatisch der Wunsch und der Drang, nicht normal zu sein :).
 
Ich habe vor einigen Jahren im internen Bereich eines Forums einen nicht annähernd so intimen, aber ein wenig ähnlichen Post verfasst wie diesen, meinen Respekt der Offenheit und dem Mut dafür Schpaik!
 
ot:
Supi schrieb:
Daraus erwächst ja schon fast automatisch der Wunsch und der Drang, nicht normal zu sein :).

Du zählst nicht. Aliens sind ganz im allgemeinen schon nicht normal! :D



Tequilla schrieb:
meinen Respekt der Offenheit und dem Mut dafür Schpaik!

Mit Mut hat das eigentlich weniger zu tun. Eher mit einer Art Befreiung.


Wobei, ich will mir damit keinen "Bekloppten-Bonus" erschleichen.


Ich bin nicht stolz drauf, das ich in unregelmäßigen Abständen immer wieder in manische Zustände verfalle. Inzwischen weiß ich es jedoch, dass es nicht nur an mir liegt, sondern an mir. (ja, ich weiß, seltsam formuliert....)

Lasst es mich so sagen: Ich habe Jahrzehntelang vor dem Problem gestanden, das ich irgendwie anders, meistens besser, aber fürchterlich (und ich meine hier fürchterlich) anders war. (Die Beispiele schenke ich mir jetzt hier, da das sonst wieder ewig dauern würde.......)

Seit ein paar Jahren weiß ich nun, woran es liegt.

Ihr könnt euch nicht vorstellen, was das für eine innerliche Befreiung war. Es gab tatsächlich eine Erklärung für mein ständiges Scheitern, sogar einen Namen, für meine extremen Gefühlsausbrüche. Endlich einen Hinweis, mit dem ich selbst anfangen kann zu arbeiten um nicht plötzlich in Extremsituationen zu verfallen.

(Man siehe dazu auch die BP in Aachen und das Jubiläum in Rastatt! - Da hab ich mich mit aller Absicht nicht einfangen lassen^^!)

Es gelingt mir nun leider nicht immer. Es ist klar besser geworden. Besonders die depressiven Phasen sind nicht mehr so häufig und wenn, dann auch nicht mehr so lang.

verborgener Text:
Bisher nur Viermal - Ein eigentlich für mich sehr bemerkenswerter Wert. Normal war es für fast zwei Jahrzehnte mindestens einmal im Monat fast so eine Art Pflicht.

Die beiden Letzten kamen jedoch in recht kurzen Abständen. Der eine war durch den Text dort oben, der andere war ein paar Tage früher, nachdem ich die Prüfung geschafft hatte. - Nicht, das ich deswegen traurig war....ich war sogar (leider) sehr euphorisch. Aber als ich dann meine Nachbarin hörte, bin ich fürchterlich in mich zusammengefallen.



Das liegt zum einen klar daran, das ich in etwa weiß, was ich für eine Macke hab, zum anderen daran, das ich (wohl) in einer sehr festen Beziehung stehe. Die auch so offen und ehrlich ist, das ein Fremdes Zusammensein - mit Sex - von meiner Partnerin klar toleriert wird. ot:
Kommt nicht so häufig vor, da ich nicht bereit bin zu lügen um eine Frau ins Bett zu kriegen.......


Es ist inzwischen so, dass, wenn ich mich mal wieder in einer Suizidstimmung befinde, irgendwas von mir neben mir sitzt und mir beständig sagt: "Du weißt, das geht vorbei! Du hast es früher schon durchgestanden, du wirst es auch jetzt schaffen! Du weißt doch selbst, woran es liegt....es geht vorbei....sei dir sicher.....usw."

Im Grunde ist es genau das. Ich halte durch, bis ich wieder "normal" bin. Mein Problem mit der Welt (und leider auch inzwischen ein paar mal hier) ist, das ich in der "Kippphase" hier so einiges rein gesetzt habe, was eigentlich nicht hier hin gehört. Oder was den Rest der Welt anbelangt: Das ich mich mal wieder so völlig anders benommen habe (sehr "freundlich" ausgedrückt), als es die Menschheit normal erwartet.

Ich merke es inzwischen manchmal im Voraus, manchmal während ich kippe und leider manchmal erst viel zu spät.
(Wobei das ein großer Gewinn ist. Früher hab ich es gar nicht erkannt und war dann halt einfach "unmöglich" <- wieder sehr freundlich formuliert)


Ich will mir hier keine Bekloppten-Bonus erschleichen oder die große Mitleidstrommel rühren (mitleidige Mädels ab Körpchengröße C bitte per PN melden ;))


Mir ist Akzeptanz wichtig!
 
Zuletzt bearbeitet:
Hey Schpaik, ich hab deine Beiträge hier schon mehrmals gelesen und auch schon den einen oder anderen Beitrag im Kopf entworfen, was natürlich nicht viel bringt, deshalb hab ich mich jetzt an den PC gesetzt. :)
Mein Interesse am Thema liegt daran, dass ich mich in einigem selbst wiederfinde. Egal wie "anders" man auch glaubt zu sein, ich finde immer wieder heraus, dass es ich mit vielem eben nicht alleine bin und es Menschen gibt denen es ganz ähnlich geht, im Grunde sind wir halt alle Mensch und das Krankheitslabel, dass der eine oder andere vielleicht mal bekommen hat, ist für mich ziemlich uninteressant. Eigentlich gibt es auch keine normalen Menschen, jeder Mensch ist einzigartig, wie alles in der Natur und wenn wir jemanden für normal halten dann kennen wir ihn vermutlich nur nicht gut genug.
Mein Label ist manisch – depressiv, die Symptomatik kennst Du ja anscheinend, mit einigen Klinikaufenthalten durch „außergewöhnliches Verhalten“ in den sg. manischen Phasen seit der Diagnose im Sommer 2005. Den „Bekloppten Bonus kann“ ich auch nicht leiden, ich will nicht rücksichtsvoller behandelt werden (sondern so achtsam und rücksichtsvoll wie ich es mir für jeden Menschen wünsche) oder eine Art Narrenfreiheit – als krank sehe ich mich eigentlich eh nicht mehr aber dazu (vielleicht) später. Ich habe in den manischen Phasen auch schon Dinge ins Forum geschrieben oder sonst wie verbreitet die mir im Nachhinein sehr unangenehm waren, ich hoffe Du beziehst Dich mit dem „nicht hier hingehören“ nicht auf deine ersten Posts, denn ich finde tiefgehende Dinge über einen Menschen zu erfahren sehr wertvoll und auch als Geschenk so etwas von sich Preis zu geben. Falls sich da bei irgendjemanden deshalb Urteile über dich bilden – so what, ich denke die meisten in diesem Forum hier reagieren eher mit Verständnis. :)
Zu mir:
Schulzeit war seit der siebten Klasse ähnlich angstbesetzter Horror. Grundschule war noch ok, im Kindheitsalter war’s noch nicht so wichtig mit Kleidung und sonstigen Angepasstheiten. Auch im Dorf hatte ich viele Freunde die gerne bei uns auf dem ehemaligen Bauernhof gespielt haben, oft habe ich mit viel Phantasie unsere Spiele ausgedacht und die Idee gehabt „was wir jetzt machen“. Im „Pubertätsalter“ so zwölf ist das dann gekippt. Auf dem Gymnasium wurden unsere Klassen durcheinandergewürfelt in meiner Klasse waren feste Cliquen und die Freunde oder Bekannte aus der Grundschulzeit plötzlich weg. Ich hatte andere Interessen und habe mich nicht angepasst, ich hatte kein Interesse für eine bestimmte Musikrichtung, sei es Hip-Hop oder Metal, habe mich auch nicht dementsprechend angezogen, war weder rechts noch links. Familiärer Hintergrund alternativ, spirituell, die meditieren, sind Vegetarier (war ich bis zu meinem 14. Lebensjahr auch – jetzt esse ich selten mal Fleisch, wenn ich Lust dazu habe) - alles seltsam. :D Das habe ich auch nicht gut genug verheimlicht. Zu dieser Zeit wurde ich dann zum Außenseiter ohne Freunde der sich täglich beschimpfen lassen muss und auch mal den ein oder anderen tätlichen Angriff, aber eigentlich egal, das seelische tut viel mehr weh. Ab da war ich allein, sobald ich in den Schulbus gestiegen bin ging es los, angespuckt beleidigt, rumgeschubst. Bin dann irgendwann mit dem Fahrrad die 7km zur Schule gefahren…
Auch im Dorf wollten meine alten Freunde nichts mehr von mir wissen, bzw. ich habe meinem früher besten Freund die Tür vor der Nase zugeschlagen als er nachmittags wieder vor der Tür stand und was mit mir machen wollte nach dem er mich am Morgen an der Bushaltestelle und im Bus wie einen Aussätzigen nach dem Motto „Ihh der stinkt“ behandelt hat. Seltsame Familie halt, Löwenzahnfresser *g* in dem Alter wurde relevant. In dem Kaff wurden dann auch die meistens mehr oder weniger rechts und das stößt bei mir natürlich auf völliges Unverständnis.
Zu Hause dann, eine aus psychiatrischer Sicht, psychisch kranke Mutter die den ganzen Tag schreit und seelische Schmerzen zu verarbeiten hat, meistens den Vater anschreit. Ein Vater der alles an sich abprallen lässt bis er dann mal explodiert. Auch niemand da mit dem ich über meine Probleme sprechen mochte. Zu diesem Zeitpunkt starb auch meine Großmutter, eine wichtige Bezugsperson für mich.
Damals bin ich dann seelisch zerbrochen und die Depressionen haben angefangen. Teilweise habe ich in der Schule auch den Klassenkasper gemacht, das könnten erste „manische“ Anzeichen gewesen sein, wenn man es denn so nennen will. Für mich waren es wohl Überlebensstrategien. In den depressiven Phasen habe ich kaum noch gesprochen, meine Eltern nannten es „Grüblerphase“, besonders mein Vater wollte wohl nicht dass ich so ein Krankheitslabel bekomme, wofür ich ihm auch irgendwo dankbar bin, auch wenn es es vermutlich leichter gemacht hätte das Kind beim Namen zu nennen und frühzeitig auch therapeutisch etwas zu unternehmen (was ich damals natürlich aber auch nicht wollte).
Schulische Laufbahn ging dann bergab, auf der Realschule wurde es nicht gerade besser nur der Anteil der körperlichen Gewalt höher und der Unterricht unterfordernder. :(
Anfang der zehnten Klasse habe ich mich dann geweigert in die Schule zu gehen und dadurch auch immer noch nur einen Hauptschulabschluss, Traum vom Physik oder Ingenieur studieren und großer „Erfinder“ werden war erst mal beendet.
Tja, dann noch viele auf und abs knapp zwei Jahre in einer alternativen Lebensgemeinschaft in Füssen gelebt und obwohl es mir da eigentlich gerade sehr gut ging plötzlich in eine manische Phase geraten und dann mit Polizeigewalt (und damit meine ich Gewalt, mit Pfefferspray und allem Drum und Dran obwohl ich niemanden angegriffen habe) das erste Mal in die psychiatrische Klinik. Seither Hatte ich einige depressive und manische Phasen und einige Zwangsklinikaufenthalte in den manischen Phasen. Die depressiven Phasen hab ich immer mit mir selbst ausgemacht.
Da kommen dann schon mal verzweifelte Gedanken, wie soll man so jemals in einen Beruf finden - ein „normales“, geregeltes Leben führen. Laut Ärzten geht das in dem man die Krankheitssymptome das Leben lang mit Pillen unterdrückt die natürlich unangenehme Nebenwirkungen haben. In depressiven Phasen habe ich den Ärzten geglaubt, in manischen mich dagegen gewehrt.
Mittlerweile komme ich ohne Medikamente aus, ich glaube dass sie mich abstumpfen zwar die Höhen und Tiefen glätten, aber man fühlt auch nicht mehr richtig. Keine tiefe Trauer keine große Freude, diesen Preis möchte ich nicht bezahlen.

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Außerdem komme ich auch ganz gut ohne sie klar. Ich habe eine Ausbildung abgeschlossen, auch wenn es nicht meine Berufung ist, etwas, dass mir Spaß macht und die Möglichkeit gibt Geld zu verdienen.
Ich habe eine stabile Beziehung mit einer wunderbaren Frau (auch vom Gedanken her eine offene Beziehung, aber seit wir zusammen sind ist das Interesse an anderen, in sexueller Hinsicht bei ihr und bei mir erst mal gar nicht mehr da) und wir haben einen wunderschönen Sohn zusammen (3 Monate) dessen Lächeln die Sonne aufgehen lässt (mal ganz kitschig formuliert).
Und last but not least und fast das wichtigste daran, ich lebe in einer entstehenden Lebensgemeinschaft mit Spinnern, Weltverbesserern, Ökos, Alternativen (aus der Szene komme ich irgendwie nicht mehr raus :D) – Menschen die eine andere Form des Zusammenlebens kreieren wollen, als sie normal in der Gesellschaft üblich ist. Nah an der Natur und in erster Linie einen Raum schaffen, wo jeder so sein darf wie er wirklich ist und keine Maske tragen muss.

Und noch was wichtiges: ich sehe mich nicht mehr als krank an. Ich glaube nicht daran, dass ich einen genetischen Defekt habe, dem ich hilflos ausgeliefert bin und nur die Symptome mit Psychopharmaka lindern kann. Ich sehe diese Erfahrungen eher als Chance mich weiterzuentwickeln.
Das hat für mich auch spirituellen Charakter, wer eine Allergie gegen alles spirituell/esoterisch/geistige was auch immer hat :p, hier bitte nicht mehr weiterlesen, ich möchte ganz sicher niemanden bekehren.
Früher glaubte ich in manischen Phasen ich sei allmächtig, eine Art Messias, allwissend verbunden mit dem Urquell des Universums, habe mich voller Energie gefühlt. In depressiven Phasen dagegen, habe ich an allem gezweifelt und mich als Agnostiker gesehen.
Wovon ich überzeugt bin, ist dass das „Ego“ das Ich Amon M., Fachinformatiker für Systemintegration, Vater, diese ganzen Identifizierungen ein Gedankenkonstrukt ist, dass zum Interagieren in dieser Welt auch nötig ist. Aber das bin nicht wirklich ich. Ich glaube, dass es so etwas wie eine Seele gibt und Teil eines großen Ganzen ist (das man Gott nennen könnte). Und diese hat im Prinzip all diese Attribute, die ich mir in der Manie zugeschrieben habe. Im Prinzip ein Identifikationsproblem, wenn das Ego glaubt diese Eigenschaften zu haben, kommt es zu dieser Selbstüberschätzung – die Seele hat diese Eigenschaften.
Und jetzt reicht’s.
:)
 
Danke Amon!

Ich hab deinen Text gelesen habe jedoch noch keine Antwort, mit der ich so zufrieden bin, das ich sie hier reinstelle kann. (Ne Rohfassung gibt es... aber das sind dann teilweise nur Stichwörter mit denen nur ich was anfangen kann, also noch nicht "druckreif".)
 
Ich kipp die Rohfassung!

Ich hab die letzten sieben Stunden an diesem Beitrag gesessen. Hat solange gedauert, weil ich versucht habe, mich kurz zu halten.

Ich glaube nicht daran, dass ich einen genetischen Defekt habe, dem ich hilflos ausgeliefert bin und nur die Symptome mit Psychopharmaka lindern kann.

Ich denke, das dies der richtige Weg ist. Der normale Mensch, mit seinem persönlichen Egoismus ist es weit verständlicher, wenn man sich offenbart. (Die Schwäche bei anderen wird immer gern akzeptiert!) Ein genetischer Defekt ist auch keine Krankheit. Es ist einfach nur ein "Anders Sein!".

"Manisch-Depressiv" sagt mir was. Mir selbst wurde das noch nicht diagnostiziert, aber ich kenne aus meinem Leben eine ganze Reihe von Leuten, die damit zu kämpfen haben. (einige davon gibt es auch inzwischen nicht mehr...). Wahrscheinlich bin ich das auch, aber ich hab mit 19, kurz nach nem Selbstmordversuch beschlossen, das ich es nie wieder versuchen werde mich aktiv umzubringen. Es mag seltsam klingen, aber es gibt Regeln, an die ich mich halte. Es gab so einige Situationen, wo ich mir gewünscht habe, das ich mir diese interne Regel nicht aufgestellt hätte.

Den „Bekloppten Bonus kann“ ich auch nicht leiden, ich will nicht rücksichtsvoller behandelt werden (sondern so achtsam und rücksichtsvoll wie ich es mir für jeden Menschen wünsche)

Schöner Gedanke und schöner Wunsch! - Ist leider in der Welt, in der ich leben muss, nicht umzusetzen.
Ich kann entweder täuschen um so zu sein, wie die anderen (was ich nicht bin) oder mich schlicht outen und den "bekloppten Bonus" zu bekommen, durch den ich bisher wenigstens ein bisschen Ruhe bekomme. Klappt aber auch nicht immer. Gibt Menschen, die diese Verhaltensweise nicht verstehen und gerade dann auf Aggro gehen. Besonders dann, wenn ich mich "Oute", belächelt werde und dann besser bin, als die anderen.

Ich habe eine Ausbildung abgeschlossen, auch wenn es nicht meine Berufung ist, etwas, dass mir Spaß macht und die Möglichkeit gibt Geld zu verdienen.
Ich habe eine stabile Beziehung mit einer wunderbaren Frau (auch vom Gedanken her eine offene Beziehung, aber seit wir zusammen sind ist das Interesse an anderen, in sexueller Hinsicht bei ihr und bei mir erst mal gar nicht mehr da) und wir haben einen wunderschönen Sohn zusammen (3 Monate) dessen Lächeln die Sonne aufgehen lässt (mal ganz kitschig formuliert).
Und last but not least und fast das wichtigste daran, ich lebe in einer entstehenden Lebensgemeinschaft mit Spinnern, Weltverbesserern, Ökos, Alternativen (aus der Szene komme ich irgendwie nicht mehr raus :grins) – Menschen die eine andere Form des Zusammenlebens kreieren wollen, als sie normal in der Gesellschaft üblich ist. Nah an der Natur und in erster Linie einen Raum schaffen, wo jeder so sein darf wie er wirklich ist und keine Maske tragen muss.

Das klingt wunderschön!

Sag mal, kann ich euch mal besuchen? Also nicht nur dich, sondern auch die Spinner, Weltverbesserer, usw.?


Schpaik


verborgener Text:
Nachdem ich deinen Text mehrmals gelesen habe, habe ich bewusst darauf verzichtet, auf einige Punkte einzugehen. Ich finde es schlicht nicht angebracht, durch andere Beispiele deinen Erfolg zu schmälern. Du hast, nachdem was du beschreibst, es geschafft, den "eigentlichen Kreislauf" frühzeitig zu durchbrechen. Du hasst es geschafft, mit deinem Hintergrund was ordentliches auf die Beine zu stellen. Auch deshalb, weil du dich dir selbst gestellt hast. :respekt
 
Wer weiß denn schon ganz genau, was normal und nicht normal ist.
Vermutlich niemand. Aber dadurch, das der "Großteil halt funktioniert", sind die, die eben nicht ins Schema passen = nicht normal.

Wenn wir es schaffen, die Vorurteils-Schranke abzuschaffen, dann wäre das Leben sicher wesentlich leichter zu ertragen
Ganz klar - geb ich dir 100% recht. Klappt aber leider nicht. Scheitert schon in den Grundstrukturen dadurch, das wir Menschen sind.

ot:
Sorry Jugend dieser Welt
- Ganz im allgemeinen denkt die Jugend, das sie die Weisheit gepachtet hat. War schon immer so (auch bei mir), wird immer so sein. Die Erkenntnis, das die Welt viel vielfältiger ist, muss sich erst für den Einzelnen erschließen. Wer das nicht zulässt, wird immer ein Feind der Toleranz sein. (und davon gibt es leider viel zu viele!)
 
Danke für deinen Beitrag Schpaik, hatte ihn bis jetzt übersehen und auch nicht viel Zeit für's Forum. Ich gehe wahrscheinlich später mal auf ihn ein.

Jetzt möchte ich erstmal berichten, dass ich auch eine sehr angenehme Arbeitsstelle gefunden habe, mache gerade drei Probetage, aber es sieht sehr gut aus, ich denke ich werde diesen Monat noch hier anfangen. Interessante Aufgaben, einerseits die klassische betriebliche Sytem-/Netzwerkadministration andererseits auch Anwendungsentwicklung mit C#, sodass es mir nicht langweilig wird. Da muss ich mich auch erstmal reinarbeiten und hoffe mal auf Unterstützung des hiesigen .NET Fanatikers im Forum. ;)

Jedenfalls ist hier ein Klasse Umfeld sehr freundliche Mitarbeiter - bin sehr Happy diese Stelle gefunden und hoffentlich bald in der Tasche zu haben.
 
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