Game Pass schadet Spieleverkäufen: Microsofts „Geständnis“ ist ein taktisches Manöver

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Game Pass schadet Spieleverkäufen: Microsofts „Geständnis“ ist ein taktisches Manöver

Xbox Game Pass Titelbild


Im Rahmen des Verfahrens um die Activision-Übernahme hat Microsoft gegenüber der britischen Wettbewerbsbehörde CMA zu Protokoll gegeben, dass die Verfügbarkeit von Spielen im Game Pass einen negativen Einfluss auf die Verkaufszahlen hat. Was von Vielen als schmerzhaftes Geständnis gewertet wird, dürfte in Wahrheit aber ein taktisches Manöver sein – und es scheint zu funktionieren.

Auf Seite 58 des vorläufigen CMA-Reports unter Punkt 5.6.1 heißt es:

„Microsoft gab an, dass interne Analysen einen x%igen Rückgang (Wert geschwärzt) der Verkaufszahlen von Basisspielen in den ersten 12 Monaten nach deren Verfügbarkeit im Game Pass zeigen.“

Im Marketing für den Game Pass hatte Microsoft bisher bei vielen Gelegenheiten das Gegenteil behauptet und angegeben, durch den Game Pass würden die Verkaufszahlen letztlich sogar gesteigert.

Wer nun allerdings denkt, dies sei ein schmerzhaftes Eingeständnis und würde Microsofts Position in Sachen Activision-Übernahme schwächen, der irrt vermutlich.

Als die Scharmützel zwischen Microsoft und Sony begannen, haben sich beide Unternehmen gegenseitig „unterboten“. Sony tat so, als sei die PlayStation existentiell von Call of Duty abhängig und sah sich als kleinen Wurm, den das große Microsoft zertreten will. Microsoft wiederum stellte sich als den kleinen Player dar, der mit seiner Xbox im langen Schatten der PlayStation steht. Call of Duty bezeichnete man als eher unwichtige Marke, die gar nicht in der Lage sei, die Machtverhältnisse auf dem Spielemarkt zu verschieben.

Oder vereinfacht gesagt: Beide Unternehmen reden so, wie sie es für sie in der jeweiligen Situation am nützlichsten ist. Im Marketing macht man auf dicke Hose, in den Verhandlungen um die Activision-Übernahme möchte sich aber jede Partei als die vermeintlich schwächere und unterlegene positionieren.

Wir sind noch nicht in der Phase, in der unter Druck schmerzhafte Ein- und Zugeständnisse gemacht werden, im Moment legen beide Unternehmen vor, was dem eigenen Vortrag dienlich ist. Die Information, dass der Game Pass dem Spieleabsatz zusetzt, hat Microsoft also ganz bewusst eingebracht, weil sie sich davon einen Vorteil versprechen.

Ich musste selbst einen Moment nachdenken, weil mich das irritierte, aber wenn man sich fragt, was Microsoft will bzw. nicht will, wird es relativ schnell klar:

Microsoft möchte nicht zur Auflage bekommen, Call of Duty oder andere Activision-Spiele nicht in den Game Pass aufnehmen zu dürfen. Die Botschaft des obigen „Geständnisses“ ist also: Wir schaden uns mit dem Game Pass sowieso nur selbst. Kein Grund, uns hier irgendwelche Bandagen anzulegen.

Gleichzeitig ist es ein Gegenargument zu der nach wie vor im Raum stehenden Befürchtung, Call of Duty könnte zu einem Xbox-Exklusivtitel gemacht werden. Man wäre ja schön blöd, ein Spiel nur noch auf der eigenen Plattform anzubieten, wo es außerdem weniger Leute kaufen, lautet die versteckte Botschaft.

Nichtsdestotrotz eröffnet dieses Argument natürlich eine Angriffsfläche für Sony, die sagen könnten „da haben wir’s, Microsoft sagt selbst, dass ihr Game Pass der Konkurrenz schadet“. Allerdings bezieht sich die Aussage von Microsoft selbstverständlich nur auf das eigene Ökosystem und nicht auf die Verkäufe auf anderen Plattformen.

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