Die Münchener Staatsanwaltschaft ermittelt nach eigenen Angaben nicht gegen Fußball-Nationalspieler Bastian Schweinsteiger und zwei andere Bundesliga-Profis wegen des Verdachts auf Wettmanipulationen.
"Wir führen noch keine Beschuldigten, wir haben niemanden vernommen und auch niemanden für Vernehmungen vorgeladen", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Donnerstag. Er dementierte ausdrücklich einen Bericht der Münchener Zeitung "tz", wonach die Staatsanwaltschaft den 21-jährigen Schweinsteiger vom FC Bayern München und zwei weitere Profis vom Zweitligisten 1860 München als Beschuldigte führe. "Das ist schlichtweg falsch", sagte er.
Der deutsche Fußball-Rekordmeister Bayern München teilte mit, Schweinsteiger habe in einem persönlichen Gespräch mit den Verantwortlichen des Clubs versichert, "dass die aufgestellten Behauptungen absolut frei erfunden sind". Der Deutsche Fußball-Bund kündigte an, die Nationalspieler bei haltlosen Vorwürfen juristisch zu unterstützen. "Ich halte es für einen primitiven Vorgang, wenn durch effekthascherische Berichterstattung in der Öffentlichkeit stehende Sportler in Misskredit gebracht werden", erklärte DFB-Präsident Theo Zwanziger. Der Teammanager der Nationalmannschaft, Oliver Bierhoff, sprach von einem unverantwortlichen Rufmord.
Empörte Reaktionen
Bayern Münchens Manager Uli Hoeneß reagierte ebenfalls empört. Dem "Tagesspiegel" in Berlin sagte Hoeneß: "Wir haben sofort einen Anwalt eingeschaltet. Wenn es wahr ist, was wir gehört haben, dann läuft das auf eine Millionenklage gegen die tz hinaus." Schweinsteiger habe dem FC Bayern erklärt, er "habe nie in seinem Leben auch nur einen Euro auf ein Spiel gesetzt". Die Staatsanwaltschaft habe dem FC Bayern erklärt, dass es Anschuldigungen gebe, die zurzeit absolut nicht verifizierbar seien. "An der Geschichte ist nichts dran", sagte ein DFB-Sprecher gegenüber n-tv.
In dem Vorabbericht der "tz" hatte es geheißen, Schweinsteiger und die beiden 1860-Profis Paul Agostino und Quido Lanzaat würden von der Staatsanwaltschaft als Beschuldigte geführt und seien angeblich auch bereits von der Polizei verhört worden. Sie sollten sehr hohe Wetten bei möglicherweise manipulierten Spielen abgegeben haben, berichtete die Zeitung.
Quido Lanzaat vom TCV 1860 München wehrte sich gegen die Verdächtigungen: "Ich habe damit nichts zu tun. Das habe ich auch meinem Verein gesagt. Ich habe in der Vergangenheit nicht auf Spiele meines Vereins gesetzt und werde das auch in Zukunft nicht machen."
Von der Staatsanwaltschaft habe er nichts gehört, sagte er dem "Tagesspiegel" weiter und nahm auch seinen Teamkollegen Paul Agostino in Schutz: "Bei mir ist das nur ein Gerücht, und ich gehe davon aus, dass das auch bei Paul Agostino ein Gerücht ist. Die Leute, die Beweise haben, sollen sich melden, dann weiß ich, wie mein Name dahin kommt." Es gehe sie nichts an, ob ich jemals gewettet habe. "Soweit ich weiß, ist es nicht verboten, auf Spiele zu setzen. Mehr will ich dazu nicht sagen. Die Leute, die das untersuchen, können sich keine Fehler erlauben. Wir haben jetzt einen Stempel auf dem Kopf. Ich überlege, rechtlich dagegen vorzugehen."
Berichte werden geprüft
Die Staatsanwaltschaft München prüft Berichte, wonach es eine regelrechte Wett-Mafia für Wett-Manipulationen bei Fußball-Spielen geben soll, mit der angeblich Bundesliga-Spieler zusammenarbeiteten. Einen entsprechenden Bericht hatte zuletzt das Magazin "Plusminus" des Bayerischen Rundfunks unter Berufung auf einen Informanten veröffentlicht. Der Sender hatte auch die Staatsanwaltschaft eingeschaltet, die den Vorgang nun untersucht.
Der Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte weiter, die Ermittler sammelten weiterhin lediglich Informationen. "Wir haben noch keine Erkenntnisse, sondern nur Informationen", ergänzte er. Zu Namen von Personen, die möglicherweise von dem vermeintlichen Informanten des TV-Magazins beschuldigt würden, äußere er sich nicht.
Der 21 Jahre alte Mittelfeldspieler Schweinsteiger gilt als einer der talentiertesten deutschen Nachwuchsfußballer. Er ist seit 1998 beim FC Bayern und spielte in der Saison 2002/2003 erstmals für die Erstliga-Elf des deutschen Rekordmeisters. Er brachte es bislang auf 88 Erstligaeinsätze für die Bayern, mit denen er 2003 und 2005 Deutscher Meister wurde. Für die Nationalelf spielte der Fußballprofi 24 Mal.
Erst vor wenigen Tagen war eine neue Manipulationsaffäre bekannt geworden, die die Zweite Bundesliga und die Regionalliga betrifft. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt hatte vier Verdächtige festnehmen lassen. Der DFB hatte betont, die neu bekannt gewordenen Vorfälle hätten nicht die Dimension der Affäre Hoyzer. Der einstige Schiedsrichter Robert Hoyzer war wegen Beihilfe zum Betrug zu zwei Jahren und fünf Monaten Gefängnis verurteilt worden.