Ich weiß nicht ob es einen Gott gibt und diese Erkenntnis ist für mich besser als wenn ich behaupten würde es gäbe einen und auch besser als wenn ich behaupten würde es gäbe einen Gott.
Mir fehlt einfach ein Grund mehr der einen oder der anderen Seite zugeneigt zu sein. Deswegen bin ich auch kein Atheist, denn der Atheist sagt ja, dass es keinen Gott gibt - er hat also auch einen Glauben, nur eben daran, dass es keinen Gott gibt.
Ich selbst glaube aber nicht, aber ich lehne den Glauben auch nicht ab.
Meine aktuelle Haltung entspricht auch dem, was die Kirche über Gotteserfahrungen sagt: Man kann Gott nicht aktiv suchen, nur er kann sich einem offenbaren. Wenn das so ist, dann kann ich mich also nur weiter mit dem Thema beschäftigen, d.h. über verschiedene Religionen lesen und mich intensiv mit ihnen befassen - irgendwann kommt dann die Offenbarung oder eben auch nicht.
Der Grund, aus dem ich mit den typischen Religionen wenig anfangen kann, ist, dass sie behaupten, sie hätten als einzige Recht und man müsste an "ihren" Gott glauben um in den Himmel oder an einen ähnlichen Ort zu kommen. Da aber nicht alle Recht haben können, ergibt sich daraus ein Konflikt.
Deswegen halte ich es in dem Bereich mit Joseph Murphy (der auch wieder kritikwürdig ist, aber einen Teil finde ich sehr überzeugend), der den Glauben als Selbstzweck definiert. Mein Konfirmationsspruch "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wer glaubt, der hat das ewige Leben." würde demnach nicht bedeuten, dass ich an Gott bzw. den christlichen Gott glauben muss um ewiges Leben zu erlangen, sondern dass ich an das ewige Leben glauben muss, um es zu erlangen.
Das ist deshalb so überzeugend, weil es die erste plausible Erklärung dafür ist, dass der Glaube in verschiedenen Religionen funktioniert und jede Gruppe ihre eigenen Wundererscheinungen als Beleg vorbringen kann.
Sollte es einen Gott geben und meine Einschätzungen falsch sein, also zum Beispiel eine Religion tatsächlich die einzig wahre sein und ich deswegen nicht in den "Himmel" kommen sollte, dann muss ich das eben akzeptieren. Aber ehrlich gesagt kann ich mir diese Folge nur bei einem "negativen" Gott vorstellen, der erst ein Wesen erschafft und dann damit unzufrieden ist, dass dieses Wesen seinem Verstand gemäß versucht, die Wahrheit zu erkennen und alles richtig zu machen und dabei eben auf Grund der eingeschränkten Wahrnehmung die Wahrheit nicht erkennen konnte. Mit diesem nicht auszuschließenden "Systemfehler" kann ich aber ganz gut leben.