Hallo Dunkelgraf!
Ich bin ja jetzt seit ein paar Monaten in (Ost-)Berlin und arbeite mit Langzeitarbeitslosen. Der Begriff "ehemalige DDR" ist bei vielen offensichtlich mit wehmütiger Erinnerung verbunden. Ich höre das tagtäglich und es geht mir - ehrlich gesagt - langsam auf den Geist. Ich will da nicht alle über einen Kamm scheren, aber diejenigen, die nach der Wende weniger Glück hatten, scheinen besonders anfällig zu sein für's Ausblenden der (meiner Meinung nach wesentlich schwerwiegenderen) negativen Seiten.
Sicher, es gab Einschränkungen in der Lebensqualität, aber jeder hatte einen Job (Puh! Was ich da schon für abenteuerliche Konstrukte gesehen habe...), jeder wusste, wo der Hase lang läuft, Verantwortung hatte meistens jemand anderes... also alles in allem war das Leben gerade so gut, dass niemand wirklich leiden musste und gerade so schlecht, dass man immer genügend Stoff zum Meckern / wahlweise Jammern hatte.
Besonders das Jammern, was sich viele meiner Kollegen erhalten haben, saugt einem ziemlich viel Energie ab und es fällt schwer, sich immer wieder neu zu motivieren, wenn man immer die gleiche Leier hört. Als mich jemand nach einem "Haushaltstag" bzw. Frei für's Abgreifen von Sonderangeboten beim Discounter um die Ecke gefragt hat, hab ich herzlich gelacht - aber das war tatsächlich ernst gemeint. Tja, wieder mal als Wessi geoutet
ANDERERSEITS: habe ich Leute kennen gelernt, bei denen ich staune, was sie aus ihrem beruflichen Leben gemacht haben. Viele (aus der Not geborene) kreative Ideen, sich Nischen anzueignen mit dem ganz speziellen Wissen, das sie hatten. Dazu gehörte und gehört eine riesige Portion Mut. Vor Leuten, die einfach anpacken können, ziehe ich meinen Hut!
War es das, was Du hören wolltest? :angel