Diskussion Ein Feind oder doch eher ein Freund?

gisqua

ist wieder öfter hier
Bei der Suche nach interessanten Themen - wie bspw. Prokrastination - bin ich wiedermal über dieses seltsame, angeblich motivationsraubende Wesen gestolpert, das uns allen bekannt sein dürfte.
Bei manchen Menschen hat es sogar einen Namen: Günter, aber normalerweise sagen wir einfach: “Innerer Schweinehund”.

Von den meisten wird er als Feind angesehen, der uns schaden will und den es zu bekämpfen gilt.
Aber kämpfen ist eher sinnlos, denn dadurch wird man ihn nicht los -
im Gegenteil: Kampf provoziert Kampf - er wird also eher noch mächtiger und größer.

Er ist nun mal ein Teil der Persönlichkeit eines jeden von uns, darum wäre es viel schlauer, ihn zu akzeptieren und ihn zum Freund zu machen . . .
. . . was er ja, wenn man ganz genau hinsieht, schon von Anfang an ist - oder wenigstens sein will.

Freunde sollte man jedoch erst einmal richtig kennenlernen, um mit ihnen umgehen zu können.

Der Schweinehund versteckt sich bei jedem denkenden Menschen irgendwo im Unterbewusstsein, dort ist aber unser Verstand nicht zu finden, darum sind so einige Konflikte schon vorprogrammiert.

Schlau wäre es, wenn man Verstand und Unterbewusstsein in ein Boot holen könnte, damit beide gemeinsam das Ziel ansteuern.

Er will doch eigentlich nur unser bestes - jedenfalls behauptet er das.
Wie kann es da nur zu Streitereien kommen?
- vielleicht, weil wir ihm nicht deutlich genug zeigen, WAS für uns wirklich das beste ist.

Er ist unser Energiesparer. Er bewahrt uns davor, uns zu übernehmen, wenn wir bspw. zu große Projekte in Angriff nehmen wollen.
Wenn wir mit kleinen Schritte anfangen und uns selbst und ihm klare Ansagen machen, ist er meistens ganz friedlich.

Wir sollten ihn belohnen, indem wir einfach eine Pause auf dem Sofa einlegen, dann wird er ganz zahm und wortkarg.

Man könnte ihm mit der gedanklichen Vorstellung von wunderschönen Bildern, die unser Wohlbefinden nach erledigter Arbeit symbolisieren, auf die Sprünge helfen.

Also ich finde, er hat eine Menge positiver Seiten . . .

. . . oder ist er doch nur ein Symbol für profane Ausreden, um die Verantwortung für unser Verhalten und Handeln abzuschieben?

Wie geht Ihr mit Eurem Schweinehund um?
 
*Nachtrag*
Scheinbar haben viele User Probleme mit "Günter"? :unsure: :ROFLMAO:

Ich versuche "Günter" immer zu vertreiben, gelingt mir aber meistens erst zum Abend.:angel
Da ich ja seit 3,5 Jahren ein Singlehaushalt bin, wird es auch immer schwerer. :unsure:

Aber! Es wird versucht zu kämpfen.;)
 
Ich musste erst mal den inneren Schweinehund bekämpfen, bevor antworten konnte. :D
Aber ich bin froh dass es ihn gibt, denn er hat mich sehr oft aus einer misslichen Lage befreit
oder gar verhindert, dass es überhaupt dazu kam.
 
Scheinbar haben viele User Probleme mit "Günter"? :unsure: :ROFLMAO:

Übrigens ist "Günter" nicht auf meinem Mist gewachsen.
Er ist eine Erfindung von Stefan Frädrich
Dr. Stefan Frädrich ? Günter, der innere Schweinehund.

Mit meinem Schweinehund hab ich heute einen Kompromiss geschlossen:
Er hat sich aufs Sofa gelegt und ich hab dafür Unkraut im Garten entfernt.
Dann haben wir die Sache umgedreht: ich bin auf das Sofa geklettert, und er hat sich das ausgezupfte Unkraut angesehen - oder so ähnlich.:angel:D
 
Der hilft übrigens auch beim Versuch, mit dem Rauchen aufzuhören. :angel

Damit hat er frühmorgens auf dem Weg zur Arbeit ewig lang mit Werbung im Autoradio genervt. Lustig: Ich habe etwas mit dem Typ gemeinsam, aber wenn ich mir das Video in der verlinkten Seite so ansehe, nee, so eine Frisur werde ich wohl, selbst wenn ich 100 Jahre alt werden würde, nicht bekommen. Verwandt können wir nicht sein :D

@Oxfort
Ich bin heute 497 Tage rauchfrei - Dank E-Dampfe :)
 
Das ist ein ewiger Kampf mit dem Schweinehund und dem Depri.
Da plant man seinen morgigen Tag und dann ist es soweit und Scheiße.
Depri sagt, bleib doch im Bett. Es ist doch eh alles für die Katz und Günter sagt,
mhh hier ist es doch so schön.
Und wenn jetzt nicht der Aufschwung kommt, ist's gescheh'n und nix wurde gemacht.

Günter ist definitiv nicht mein Freund und der Anner, ich hasse diesen Kerl.
 
2022.02.18.innerer.Schweinehund.png



Seit einiger Zeit versuche ich offen und ehrlich mit meinem inneren Schweinehund zu kommunizieren.
Ich hab ihm vorgeschwärmt, dass ich weniger stressanfällig sein werde, wenn mein Mann und ich wieder Kleidung tragen, wo alle Knöpfe dran sind, abgerissene Teile wieder angenäht sind und die Nähte an den Hosenbeinen wieder durchgängig vorhanden sind.
Wir sind übereingekommen, dass diese Reparaturarbeiten einen positiven Effekt haben werden.
Er wird ganz kurz mal wegschauen, während ich meine Aufschiebebank ein klitzekleines bisschen leerer mache.
Die Hoffnung auf Belohnung hatte ihn einlenken lassen.
Der Nähkorb ist inzwischen leer und das wunderbare Gefühl der Erleichterung hat mein Schweinehund-Freund Günter ebenso gespürt wie ich.
Nun dürfen wir wieder gemeinsam ein Ründchen faulenzen.

Vielleicht gelingt es mir in "naher Zukunft" sogar, ihn von der Wichtigkeit einer (bzw. zwei oder jetzt auch schon drei!) abgegebenen Steuererklärungen zu überzeugen.

Ich habe mal gelesen, dass der innerer Schweinehund diese kleinen überschaubaren Veränderungen sogar liebt, weil sie keinen großen Stress auslösen, sondern eher einen leichten Nervenkitzel erzeugen, der dem Alltag ein besonderes Highlight verleiht.
Mal sehen. Ich werde es auf jeden Fall wieder probieren. ;):)
 
Ich kenne das auch. Ich nehme mir zum Beispiel vor, jeden Tag 30 Minuten zu laufen. Und wenn ich die mal nicht schaffe, werden sie einfach zum nächsten Tag hinzu addiert. Das funktioniert hervorragend. Morgen zum Beispiel gehe ich drei Wochen laufen.

Halte uns gerne über den Fortschritt auf dem Laufenden, @gisqua, ich kämpfe diesen Kampf auch beinahe täglich. Und ich ärgere mich immer wieder, wenn ich feststelle, dass der Aufwand, den ich betrieben habe, um eine Sache zu verschieben, und die Bewältigung des damit verbundenen schlechten Gewissens oft deutlich mehr Arbeit waren als die Erledigung der eigentlichen Aufgabe.
 
Ich habe einen Menschen gefunden dem es noch schlechter geht als mir.

Meine Abstürze sind seltener geworden, meine Zuverlässigkeit hat sich erhöht. Ich habe mir ein Auto gekauft um dorthin zu fahren zu können.

Ich bin nach wie vor nicht sonderlich stabil. Jetzt gerade die letzten drei Monate waren echt hart. Aber ich lebe dadurch, das ich sein muss, weil jemand anderer mich braucht.
 
Es gibt doch tatsächlich von einer Krankenkasse ein paar gute Tipps zu diesem unaussprechlichen Thema. 😊

Herausreden wird jetzt schwieriger...😂

 
Oben