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(Basis-)Menschenrechte für Menschenaffen?
Was ich gestern in der Zeitung las, hat mich in eine lustige Zwittersituation aus Lachen und "Sprache verschlagen" gebracht:
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Freiheit für die Affen im Zoo?
Spanien debattiert, ob Menschenaffen Sonderrechte zustehen
Von unserem Korrespondenten
Martin Dahms
MADRID. Spanien diskutiert darüber, ob es sich dem "Projekt Große Menschenaffen" anschließen soll. Dann dürften Schimpansen, Gorillas, Orang-Utans und Bonobos nicht in Zoos gehalten und keine Tierversuche mehr mit ihnen unternommen werden.
Die Vorlage war einfach zu günstig, um sie nicht in einen billigen Scherz zu verwandeln. "Mancher wird sagen, es sei logisch, dass die Sozialisten die Menschenaffen für superschlau halten, weil diese ihnen an intellektuellen Fähigkeiten nicht sehr weit überlegen schienen", schrieb ein ultrarechter El-Mundo-Kolumnist am Tag, als ein sozialistischer Abgeordneter dem spanischen Parlament seinen Beschlussentwurf zum "Projekt Große Menschenaffen" vorstellte. Ende Mai werden die Abgeordneten darüber debattieren und abstimmen, ob die Menschenaffen den Menschen in einigen Rechten gleichgestellt werden sollen.
Im Lande hat die Debatte schon begonnen, und unvermeidlich ist sie vom Gelächter kreativer und einfältiger Witzemacher begleitet. Den Vorkämpfern der Affenrechte aber ist ihr Thema sehr ernst. Seit acht Jahren gibt es das "Great Ape Project", einer ihrer Initiatoren ist der heiß umstrittene Philosoph Peter Singer. Auf ihrer Webseite (www.greatapeproject.org) versuchen sie sich zu erklären. Das Projekt will die Anerkennung eines Basisrechtsschutzes, erreichen, mit dem jedem Bonobo, Schimpansen, Orang-Utan und Gorilla die Möglichkeit garantiert werden soll, sein Leben gemäß seinen eigenen besten Interessen zu leben. Diese Rechte wären denen ähnlich, die heute Menschen mit beschränkten Fähigkeiten zugestanden werden - wie Kindern oder jenen, die geistig unfähig sind und Betreuer benötigen, die ihre Interessen vertreten.
In der Praxis hieße das, "sie nicht in Käfige oder Zoos einzusperren", erklärt der sozialistische Abgeordnete Francisco Garrido. Misshandlungen, internationaler Handel oder der Einsatz als Versuchstier sollten "eliminiert" werden. Außerdem wird die Regierung aufgefordert, den Schutz der natürlichen Lebensräume der vom Aussterben bedrohten Menschenaffen zu befördern. Zur Begründung führt er die "genetische Ähnlichkeit" zwischen Mensch und Menschenaffe an. Spanien wäre das zweite Land nach Neuseeland, das die Affenrechte als Sonderrechte anerkennen würde.
Die Kritik an dieser Initiative wie am "Projekt Großer Menschenaffe" überhaupt ist eine Kritik aus zwei unterschiedlichen Perspektiven. Der eine Blick richtet sich auf den Menschen. Da alle Ethik eine menschliche Ethik ist, muss moralisches Handeln scharf unterscheiden, ob das Gegenüber ein Mensch oder eben kein Mensch ist. So beklagte der Erzbischof von Pamplona, Fernando Sebastian, dass man Affen Rechte zugestehen wolle, die Embryonen versagt würden. Der andere Blick richtet sich auf alle anderen Tiere: Warum haben Menschenaffen höheren Schutz verdient als zum Beispiel Kampfstiere? Die Sonderstellung des Affen als Genie unter den Tieren ist seit einiger Zeit am Bröckeln. "Kluges" Verhalten beobachten Forscher bei immer mehr Tierarten. Die Debatte ist eröffnet.
Quelle: Badische Zeitung, 12.05.2006, Rubrik "Aus aller Welt"
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