Es ist Montag, der 2. Juli 2010, 5 Uhr morgens. Der
Radiowecker reißt Günther S. (46) aus dem Schlaf. Der
Oldie-Sender spielt Modern Talking. Herr S. quält sich
aus dem Bett. Gestern ist es etwas später geworden.
Bei der Arbeit. Dienst am Pfingstsonntag - mal wieder.
Früher konnte er danach wenigstens ausschlafen. "Ja
ja, der Pfingstmontag", murmelt Herr S., "Ist das
wirklich schon sieben Jahre her?"
Es hat sich wirklich einiges getan seit damals. Nur
nicht in seinem Haus. Als 2005 die Eigenheimzulage
plötzlich doch gestrichen wurde, mussten sie eben
Abstriche machen. Und inzwischen hat sich Familie S.
daran gewöhnt.
An die frei liegenden Leitungen und den Betonfußboden auch.
Gut, denkt Herr S., dass damals die Garage noch nicht
fertig war.
Denn der Wagen ist längst verkauft. Zu teuer, seit es
keine Kilometerpauschale mehr gibt. Und mit Bus und
Bahn dauert es in die City ja auch nur zwei Stunden.
Und was man dabei für nette Leute trifft. Zum Beispiel
die Blondine, die Herrn S. immer so reizend anlächelt.
Zurücklächeln mag er nicht. Wegen seiner Zähne. Aber
was will man machen? 3000 Euro für zwei Kronen sind
viel Geld. Und schon die Brille musste er selbst
bezahlen. Hat dabei aber 15 Euro gespart. Weil er
nicht gleich zum Augen-, sondern erst zum Hausarzt
gegangen ist. Wegen der Überweisung.
Trotzdem: Der Urlaub fällt flach. "Das könnte Ärger
geben zu Hause", stöhnt Herr S. vor sich hin. Traurig
erinnert er sich an letzte Weihnachten.
Als es nichts gab.
2009 wurde nämlich auch in der freien Wirtschaft das
Weihnachtsgeld gestrichen. Im öffentlichen Dienst ist
das ja schon länger her. "Und bis wann gab's
eigentlich Urlaubsgeld?", fragt sich Herr S.- er kommt
nicht drauf.
Damals hatte man jedenfalls noch genügend Urlaub, um
das Urlaubsgeld auszugeben. Heute sind's ja gerade mal
15 Tage im Jahr.
Pfingstmontag? 1. Mai? Geschichte. Das stand nicht auf
der Agenda 2010 - so hieß sie doch, oder? Aber man
soll nicht meckern. Die da oben, weiß Herr S., müssen
noch viel mehr ackern.
Darum kann Günther S. mit der 55-Stunden-Woche auch
ganz gut leben. Er hat auch keine Wahl. Seit der
Kündigungsschutz auch in großen Betrieben gelockert
wurde, mag man es sich mit den Bossen nicht mehr
verscherzen.
Wer will sich schon einreihen in das Heer von zehn
Millionen Arbeitslosen? Aber den Feiertagszuschlag für
den Dienst an Pfingsten vermisst er schon.
Was soll's, in 23 Jahren hat Herr S. es hinter sich.
So üppig wird die Rente zwar nicht ausfallen, wenn das
mit den Nullrunden so weitergeht. Doch wer weiß:
Vielleicht bringt ihn das Rauchen vorher um. Obwohl er
weniger qualmt, seit die Schachtel neunzehn Euro
kostet.
Aber heute, auf den letzten Metern zum Büro, steckt
Günther S. sich trotzdem eine an.....

Radiowecker reißt Günther S. (46) aus dem Schlaf. Der
Oldie-Sender spielt Modern Talking. Herr S. quält sich
aus dem Bett. Gestern ist es etwas später geworden.
Bei der Arbeit. Dienst am Pfingstsonntag - mal wieder.
Früher konnte er danach wenigstens ausschlafen. "Ja
ja, der Pfingstmontag", murmelt Herr S., "Ist das
wirklich schon sieben Jahre her?"
Es hat sich wirklich einiges getan seit damals. Nur
nicht in seinem Haus. Als 2005 die Eigenheimzulage
plötzlich doch gestrichen wurde, mussten sie eben
Abstriche machen. Und inzwischen hat sich Familie S.
daran gewöhnt.
An die frei liegenden Leitungen und den Betonfußboden auch.
Gut, denkt Herr S., dass damals die Garage noch nicht
fertig war.
Denn der Wagen ist längst verkauft. Zu teuer, seit es
keine Kilometerpauschale mehr gibt. Und mit Bus und
Bahn dauert es in die City ja auch nur zwei Stunden.
Und was man dabei für nette Leute trifft. Zum Beispiel
die Blondine, die Herrn S. immer so reizend anlächelt.
Zurücklächeln mag er nicht. Wegen seiner Zähne. Aber
was will man machen? 3000 Euro für zwei Kronen sind
viel Geld. Und schon die Brille musste er selbst
bezahlen. Hat dabei aber 15 Euro gespart. Weil er
nicht gleich zum Augen-, sondern erst zum Hausarzt
gegangen ist. Wegen der Überweisung.
Trotzdem: Der Urlaub fällt flach. "Das könnte Ärger
geben zu Hause", stöhnt Herr S. vor sich hin. Traurig
erinnert er sich an letzte Weihnachten.
Als es nichts gab.
2009 wurde nämlich auch in der freien Wirtschaft das
Weihnachtsgeld gestrichen. Im öffentlichen Dienst ist
das ja schon länger her. "Und bis wann gab's
eigentlich Urlaubsgeld?", fragt sich Herr S.- er kommt
nicht drauf.
Damals hatte man jedenfalls noch genügend Urlaub, um
das Urlaubsgeld auszugeben. Heute sind's ja gerade mal
15 Tage im Jahr.
Pfingstmontag? 1. Mai? Geschichte. Das stand nicht auf
der Agenda 2010 - so hieß sie doch, oder? Aber man
soll nicht meckern. Die da oben, weiß Herr S., müssen
noch viel mehr ackern.
Darum kann Günther S. mit der 55-Stunden-Woche auch
ganz gut leben. Er hat auch keine Wahl. Seit der
Kündigungsschutz auch in großen Betrieben gelockert
wurde, mag man es sich mit den Bossen nicht mehr
verscherzen.
Wer will sich schon einreihen in das Heer von zehn
Millionen Arbeitslosen? Aber den Feiertagszuschlag für
den Dienst an Pfingsten vermisst er schon.
Was soll's, in 23 Jahren hat Herr S. es hinter sich.
So üppig wird die Rente zwar nicht ausfallen, wenn das
mit den Nullrunden so weitergeht. Doch wer weiß:
Vielleicht bringt ihn das Rauchen vorher um. Obwohl er
weniger qualmt, seit die Schachtel neunzehn Euro
kostet.
Aber heute, auf den letzten Metern zum Büro, steckt
Günther S. sich trotzdem eine an.....