Diskussion Abschiebung

andi p

dem Board verfallen
Gerade gelesen:
Spiegel Online schrieb:
Es war eine Verzweiflungstat: In Le Mans hat sich eine 60-Jährige angezündet und ist an den schweren Verletzungen gestorben. Mit der Aktion wollte die Französin dagegen protestieren, dass ihrem Lebensgefährte die Abschiebung nach Armenien droht.
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Unfassbar, und die Politik ignoriert das einfach wieder. Auch in Deutschland gibt es Fälle von Suiziden aufgrund von (geplanten) Ausweisungen.
Hier auch noch ein interessanter Artikel zum Thema Abschiebehaft:
zoomer.de schrieb:
Massiv kritisieren Kirchen und Verbände zum "Tag des Flüchtlings" am 3. Oktober die Abschiebehaftregelung der Bundesregierung. Rund 1.500 Menschen warten in deutschen Gefängnissen auf ihre Ausweisung. Eine EU-Richtlinie bringt nach Ansicht der "Initiative gegen Abschiebehaft" kaum Besserung bei den Haftbedingungen. Wie Unschuldige monatelang hinter Gittern leben, zeigt eine Ausstellung.
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Was diese Praktiken in einem Rechtsstaat zu suchen haben ist mir ein Rätsel...
Wie denkt ihr zum Thema Abschiebung?
 
Hmm, wäre dir eine sofortige Abschiebung (ohne Verfahren, ohne Anhörung, etc.) lieber?

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Über den Sinn/Unsinn von Abschiebungen will ich jetzt erst mal gar nix schreiben.
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Zuletzt bearbeitet:
Abschiebehaft finde ich paradox. Man ist der Meinung, dass sich jemand nicht in Deutschland aufhalten darf, und sperrt ihn deshalb in Deutschland ein, so dass er nicht mal mehr freiwillig sofort gehen könnte.

Ich gehe jetzt mal davon aus, dass ein Beschluss zur Abschiebung gerechtfertigt ist - warum dann noch Zeit durch Inhaftierung verlieren? Ab zum Flughafen und auf tschüss, alles weitere kann nur ein Problem des Heimatlandes des Betroffenen sein.

Selbstmord, weil man gerne mit dem geliebten Partner zusammen sein möchte, erscheint mir als Protestform aus Sicht der Betroffenen suboptimal.
 
Nein, ich finde Abschiebung an sich einfach nur menschenverachtend.
Wenn es sich um "echte" Asylwerber handelt, bin ich bei dir.

Wirtschaftsflüchtlinge und Kriminelle,
die auf der Asylwelle reiten und und dabei von gutgläubigen Institutionen
und sogenannten "Flüchtlingsanwälten" unterstützt werden, sind eine andere Sache -
hier muß nach Abwägung aller Fakten konsequent durchgegriffen werden.
 
Unfassbar, und die Politik ignoriert das einfach wieder. Auch in Deutschland gibt es Fälle von Suiziden aufgrund von (geplanten) Ausweisungen.
Sollte das Steuerrecht geändert werden, wenn sich jemand eine Kugel in den Kopf jagd, weil das Finanzamt seine letzte Kohle pfändet? Sobald die Politik auf so einen Mumpitz reagiert leben wir in einer Anarchie ...
 
Sollte das Steuerrecht geändert werden, wenn sich jemand eine Kugel in den Kopf jagd, weil das Finanzamt seine letzte Kohle pfändet? Sobald die Politik auf so einen Mumpitz reagiert leben wir in einer Anarchie ...

Wenn es ein einziger Einzelfälle wäre, dann wäre es etwas anderes (allerdings würde ich auch dann das nicht einfach nur als "Mumpitz" bezeichnen). Aber das sind nunmal keine Einzelfälle.
zoomer.de schrieb:
In der Ausländerbehörde Nöldnerstraße in Berlin sind sogar Auffangnetze in den Treppenhäusern aufgespannt – Selbstmordgefahr. Allein in der Hauptstadt gab es dieses Jahr in Abschiebehaft einen Selbstmord und einen missglückten Selbsttötungsversuch.
Quelle
wikipedia schrieb:
Seit der Grundgesetzänderung 1993, mit der das Asylrecht drastisch eingeschränkt wurde, haben sich bis Ende 2007 mindestens 149 Menschen angesichts ihrer drohenden Abschiebung das Leben genommen.
Quelle


little tyrolean schrieb:
Wirtschaftsflüchtlinge
Es ist doch verständlich, wenn jemand, dem es wirtschaftlich ziemlich schlecht bis hin zur Not geht, und in seinem Land keine Chance auf Verbesserung der Situation sieht, seine Situation durch "Flucht" in ein anderes Land verbessern will. Diese Probleme zu ignorieren und einfach abzuschieben finde ich unmenschlich.

Besonders schlimm finde ich es, wenn Kinder und Jugendliche, die ihr sogenanntes "Heimatland" kaum kennen, weil sie schon so lange hier leben, hier aufgewachsen sind, hier zu Schule gehen und Freunde haben, hier vielleicht auch eine Zukunft hätten, auf einmal mit ihrer Familie abgeschoben werden sollen.
 
Es gibt da so viele Einzelfälle, die man nicht zusammenwerfen sollte.
Wenn, wie Du beschreibst, eine Familie schon viele Jahre in Deutschland lebt, Kinder hier geboren wurden und aufgewachsen sind, obwohl eigentlich gar kein Aufenthaltsrecht bestand, dann stimme ich Dir zu, dass eine Abschiebung unmenschlich ist.
Allerdings unter der Voraussetzung, dass der deutsche Staat jederzeit hätte abschieben können, weil er den Aufenthaltsort kannte, aber es einfach verpennt hat. In diesem Fall greift für mich Gewohnheitsrecht, solche Leute kann man nicht mehr aus dem Land schicken.

Es ist doch verständlich, wenn jemand, dem es wirtschaftlich ziemlich schlecht bis hin zur Not geht, und in seinem Land keine Chance auf Verbesserung der Situation sieht, seine Situation durch "Flucht" in ein anderes Land verbessern will. Diese Probleme zu ignorieren und einfach abzuschieben finde ich unmenschlich.
Hier muss ich Dir aber entschieden widersprechen. Natürlich ist es verständlich, wenn diese Menschen nach einer Möglichkeit suchen, aus dem Elend heraus zu kommen. Es ist für mich aber ebenso verständlich, wenn ein Land verhindern möchte, dass Probleme aus einem anderen Land einfach hereingetragen werden.
Man kann nicht alle Probleme lösen, in dem man sie zu seinen eigenen macht.

Das Thema ist so unglaublich komplex, dass man gar keine pauschale Meinung dazu haben kann. Wenn man es auf die Einzelfälle runterbricht, würde ich es wahrscheinlich auch selten übers Herz bringen, jemanden abzuschieben. Ich stelle mir mal eine Mutter mit drei weinenden Kindern vor, zu der ich sagen müsste: "Hey, Dir gehts zwar schlecht, aber politisch verfolgt wirst Du nicht, also fahr mal schön nach Hause und hunger dort weiter."
Kaum jemand könnte das.
Aber wie sähe es aus, wenn wir alle wirtschaftlich Notleidenden nach Deutschland holen würden? Wenn Einer darf, müssen alle dürfen, wäre ja sonst ungerecht. Wer soll das bezahlen?
 
Wer soll das bezahlen?

Ackermann! :D

Ne im Ernst, Supi hat das schon recht schön umrissen.

Ich für meinen Teil bin für möglichst einfache und klare Regeln. Vielleicht mögen diese uns dann teilweise recht hart erscheinen, aber durch die Jahrzehnte an Einzelfall-Entscheidungen, Härtefall-Regelungen, politischen Weisungen etc pp hat sich (wie in fast allen Bereichen unserer Republik) ein Wirrwarr an Handhabungen aufgebaut. Das ist kontraproduktiv da so dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet werden, die "Legalen" den schlechten Ruf der "Illegalen/Asyl-Missbraucher" mittragen müssen und es zu Ungerechtigkeiten kommt (wieso darf der eine bleiben, der andere aber muss ins Flugzeug).
 
Unter gewissen Umständen bin ich für Abschiebung, in gewissen fällen dagegen.

Das ist eines der typischen Themen, die man nicht in ein paar Sätzen ausdiskutieren kann - auch sehr beliebt ist das Thema Tierversuche. Ich habe es inzwischen aufgegeben so etwas in Foren zu diskutieren. Entweder wird das Thema nach ein paar Beiträgen ausgebremst oder es gibt eine so wilde Diskussion, das nach der dritten Seite niemand mehr durchblickt - nicht zuletzt weil viele der Beiträge nur Kommentare wie "Abschiebung ist gut" oder "Ne, so was geht gar nicht" enthalten. Lad mich auf nen Kaffee ein (oder ein anderes Getränk, Kaffee mag ich nicht) und wir setzten uns zusammen und diskutieren ;)
 
>>>>> Es ist doch verständlich, wenn jemand, dem es wirtschaftlich ziemlich schlecht bis hin zur Not geht...

Sicher verständlich,
aber das ist kein rechtlicher Grund, um Asyl zu beantragen.

Und genau darum geht es mir:
"Normale" Zuwanderung, wenn möglich, bitte gerne,
aber nicht unter dem Asyl-Deckmäntelchen, das ohnehin schon genügend mißbraucht wird.
 
Und genau darum geht es mir:
"Normale" Zuwanderung, wenn möglich, bitte gerne,
aber nicht unter dem Asyl-Deckmäntelchen, das ohnehin schon genügend mißbraucht wird.
... zumal normale Zuwanderung nicht von wirtschaftlichen Verhältnissen abhängig ist, sondern lediglich von dem Willen und der Bereitschaft, sich in ein anderes Land einzufügen und dort als Bürger zu leben.

BTW: Wer Asyl erhalten hat, darf sowieso nur so lange bleiben, bis sich die Situation in seinem Land wieder normalisiert hat - vielleicht sollte das jemand den Leuten, die auf dem Flughafen ankommen und nur ein Wort sagen ("Asysl"), erklären ...

... ich bin allerdings dafür, Flüchtlingen aus Krisengebieten generell ein Bleiberecht einzuräumen bis die Krise ausgestanden ist, auch wenn sie persönlich gerade nicht politisch oder sonstwie verfolgt werden.
 
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