Abitur mehr wert als Berufsausbildung?

Supernature

Und jetzt?
Teammitglied
Der Beschluss ist wohl schon einige Tage alt, ich habe erst heute im Zusammenhang mit einer anderen Meldung davon erfahren:
Die Kultusminister haben sich darauf verständigt, dass das Abitur künftig eine höhere Wertigkeit bekommt als eine abgeschlossene Berufsausbildung.

Hintergrund der Entscheidung ist der europäische Bildungspass - damit soll das Niveau der unterschiedlichen Bildungsabschlüsse EU-weit vergleichbar werden, was angeblich die berufliche Mobilität verbessert.

Geht es nur mir so, dass ich das für einen schlechten Witz halte?
Wir haben doch heute schon viel zu viele Abiturienten.
Für mich signalisiert dieser Beschluss: Mach erst mal Abi, und dann sehen wir weiter.
Das Problem ist nur: Ein Abitur macht nicht satt und trägt auch nichts zur Volkswirtschaft bei.

Sind wir gesellschaftlich wirklich schon so weit, dass man ohne Abitur nichts mehr wert ist? Wegen mir muss die Hochschulreife ja nicht abgewertet werden, aber man sollte sich doch darauf besinnen, für welche Berufe man sie wirklich benötigt - und für die allermeisten Berufe benötigt man sie eben nicht.

Berufliche Mobilität innerhalb der EU dürfte für die meisten Arbeitnehmer ebenfalls uninteressant sein - oder möchte man künftig einer Fleischereifachverkäuferin die Leistungen kürzen, wenn sie nicht bereit ist, eine Stelle in Schweden anzunehmen?

Für mich ergibt das alles keinen Sinn - die Schuld schiebe ich bei diesem Thema aber ausnahmsweise mal nicht nur auf die Politik, sondern auch auf die Eltern. Es werden heutzutage viel zu viele Kinder aus falschem Ehrgeiz aufs Gymnasium geschickt, die dort nicht hin gehören.
Dort leiden sie unter dem Druck, den Anforderungen nicht gewachsen zu sein, und bremsen gleichzeitig die aus, die überdurchschnittlich leistungsfähig sind.

Die Fähigkeit zu lernen ist in den meisten Fällen angeboren - also kein Maßstab, um den Wert eines Menschen zu beurteilen - genau das scheint aber immer mehr um sich zu greifen.
 
Ich kenne das derzeitige Niveau von Berufsausbildungen zu wenig, um vergleichen zu können, ob das anspruchsvoller oder gleichwertig zum heutigen Abitur ist. Aber ich möchte dennoch zwei Dinge, Supi, die du vermischst nochmal auseinandernehmen.

Zum einen ist da die Einstufung der Bildungsabschlüsse - zum anderen der vermeintliche Wert eines Menschen. Ich bin der Meinung, dass das eine mit dem anderen nichts zu tun hat und die KMK hat auch keine Bewertung der Menschen vorgenommen, sondern die Bildungsabschlüsse bewertet. Zumal wir hier für die Berufsausbildung im Moment von drei unterschiedlichen Stufen reden. Einige wenige haben sie mit dem Abitur auf eine Stufe gestellt, andere 3-jährige Berufsausbildungen auf eine Stufe darunter und die 2-jährigen noch eine Stufe tiefer.
Ich denke, wenn das irgendwelche Auswirkungen hat, dann am ehesten auf die Tarifpolitik. Den Wert eines Menschen möchte ich an keiner Ausbildung gemessen wissen und eigentlich hatte das ja auch keiner vor, noch nichtmal die KMK. ;)

Nun zum Thema Eltern. Ich muss sagen, dass ich den Ball doch auch wieder zurück zur Politik und auch zu den Unternehmen spielen würde.
Denn es ist zunehmend der Fall, dass Betriebe ihre Auszubildenden unter den Abiturienten finden möchten. Realschul- oder gar Hauptschulabschluss ist zwar ursprünglich für die meisten Ausbildungsberufe ausreichend, aber der Trend geht doch dahin, den Abiturienten zu bevorzugen.

Wer als Eltern nun ein Auge darauf hat, sein Kind später möglichst gut unterzubringen, der wird als Ergebnis dessen darauf drängen, sein Kind am Gymnasium sehen zu wollen. Und schon kommt wieder die Politik ins Spiel. Mit der verbindlichen Grundschulempfehlung hatte die Schule seither eine Möglichkeit, die Kinder ihren Leistungen entsprechend zu verteilen. Allerdings ist es im Moment aus wahltaktischen Gründen populär, diese Entscheidung ausschließlich den Eltern zu überlassen. Nun und wo sollen diese nun ihre Kinder hinschicken? V.a. wenn sie im Hinterkopf haben, dass Lehrstellen bevorzugt an Abiturienten vergeben werden?

Die zwangsläufige Frage die nun kommt, warum nehmen die Ausbilder lieber Abiturienten?

Da bin ich der Meinung, dass das Niveau der Schulabschlüsse allgemein zu niedrig ist. Wenn ich den Stoff, der bis zum heutigen Abitur durchgenommen wird ansehe (und ich hab ja grad die Möglichkeit :D) dann bin ich entschieden der Meinung, dass wir früher das gleiche Pensum in 10 Jahren geschafft haben. Was der Mittleren Reife entsprach und eine gute Grundlage für eine solide Berufsausbildung gab.

Man sollte also das Pferd nicht von hinten aufzäumen, sondern das Niveau der Schule wieder anheben (ganz dringend beginnend bei der Grundschule, da werden im Moment 4 Jahre sinnlos verschenkt!), in Folge dessen reichen auch wieder niedrigere Bildungsabschlüsse für eine Berufsausbildung, die dann auch wieder ein gleichwertiges oder höheres Niveau als das Abitur haben könnte.
 
Danke für den zusätzlichen Background, ich hatte keine detaillierten Informationen.
Gut möglich, dass da ein wenig die emotionalen Pferde mit mir durchgegangen sind :).

Das politische und das gesellschaftliche Problem wollte ich nicht unbedingt in einen Topf werfen, da hab ich wohl den Bogen schlecht gespannt - aber es regt mich eben beides auf ;).

Was die Ansprüche der Ausbildungsbetriebe, den Ehrgeiz der Eltern und auch das Bildungsniveau allgemein angeht, so ist das wohl ein Henne-Ei-Problem.
Womit hat denn diese Spirale angefangen - und wann?
Als meine Kinder in die Schule kamen, muss es auf jeden Fall schon passiert gewesen sein. Denn ich hatte - was Du auch schon angesprochen hattest - in der Grundschule den Eindruck, dass sich die ersten beiden Jahre nur wenig vom Kindergarten unterschieden, von einer gewissen Ernsthaftigkeit beim Lernen war da noch nichts zu spüren.
Und dabei ist gerade das so wichtig - die Kinder müssen "lernen lernen" - manchen ist es von Natur aus gegeben, die kommen dann später noch mit - aber viele bleiben auf der Strecke - nicht weil sie blöd sind, sondern weil man sie nicht konsequent genug herangeführt hat - vermutlich aus Angst, sie zu überfordern.
Und schon beißt sich die Katze in den Schwanz...
 
Zuletzt bearbeitet:
Denn es ist zunehmend der Fall, dass Betriebe ihre Auszubildenden unter den Abiturienten finden möchten. Realschul- oder gar Hauptschulabschluss ist zwar ursprünglich für die meisten Ausbildungsberufe ausreichend, aber der Trend geht doch dahin, den Abiturienten zu bevorzugen.

Die Firma einer Freundin von mir nimmt ausschließlich Realschulabsolventen als Azubis - geht also auch noch anders.

Ergänzend zu bastelmeister sollte neben dem Niveau an den Schulen (Musikunterricht am Gymnasium, 12. Klasse: "Nehmt mal ein Blatt Papier raus und versucht erst zu malen, was die Musik ausdrückt und findet dann Adjektive dafür!" - WTF??) allerdings mMn auch das Schulsystem mal überdacht werden. Ich finde, in Deutschland gibt es einfach zu viele Schulabschlüsse, zumal das Gymnasium nun mittlerweile echt nichts besonderes mehr ist. Es ist klar, dass Arbeitgeber dann die Besten nehmen - wer will schon einen Azubi, der nur grad so die Hauptschule geschafft hat, wo es doch Leute mit Abitur zur Auswahl gibt?

Das finde ich in Skandinavien da viel besser gelöst - dort geht jeder bis zur neunten Klasse auf dieselbe Schule und erst dann wird getrennt. Entweder man beginnt eine Ausbildung oder man hängt noch 3 Jahre Gymnasium dran und beginnt hinterher ein Studium. Simpler geht's doch eigentlich gar nicht. Und die haben das Problem nämlich auch nicht.

Grundlegend müsste am Bildungssystem in Deutschland einfach mal einiges reformiert werden - am besten auch gleich die Tatsache, dass Bildung Landessache ist. Kann einfach nicht sein, dass sich die Lehrpläne und die Wertigkeit der Abschlüsse zwischen den einzelnen Bundesländern derart unterscheiden.
 
Hmmm, ich habe Abitur, eine abgeschlossene Berufsausbildung und ein abgeschlossenes Studium. Was ist das dann wert?

Eine qualifizierte abgeschlossene Berufsausbildung würde ich persönlich als höherwertiger wie ein Abitur betrachten. Ein Abitur qualifiziert zunächst einmal zu gar nichts außer ein Studium (also auch eine Ausbildung) beginnen zu dürfen, eine abgeschlossene Berufsausbildung stellt eine tatsächliche fachliche Qualifikation dar.

Ein Abiturient ist für sich genommen qualitativ bestenfalls nur ein Hilfsarbeiter.
 
Man könnte gemein sein und sagen, dass das selbst nach dem Studium noch nicht anders ist :D.
Ich muss gerade an einen uralten Witz denken.
"Ah, Sie sind also der Neue in unserer Firma. Nehmen Sie mal den Besen und fegen Sie die Werkstatt ordentlich durch".
"Also erlauben Sie mal, ich komme von der Universität!"
"Ah sorry, das wusste ich nicht. Geben Sie mir den Besen, ich zeige Ihnen erst mal, wie es geht..."
:weg
 
Bei uns im Ort ist es so, dass eigentlich fast alle unsere Realschul-Absolventen ohne Umwege auf die 50m entfernte Berufsschle wechseln und danach mit ihrem Fachabi eine Ausbildung anfangen. Wer es aus der Realschule heraus direkt schafft, sich eine Ausbildung zu sichern, hat meinen größten Respekt. Auch wer sich traut Realschulabsolventen bei sich arbeiten zu lassen hat meine größten Respekt.^^ Das was bei denen gelernt wird ist nämlich... naja rein garnichts. Im Abi haben wir ja shcon nichts sinnvolles gelernt, aber nach der 10. Klasse Realschule kann man im Prinzip garnichts, und das nichtmal gut.
Die Berufsschule lohnt sich dann aber umso mehr, weil da auch mal realitätsbezogene Fächer gemacht werden wie Werkstoffkunde, Metalltechnik, blablub... In meinem Studiengang (Maschbau 1. Sem.) sind einige, die eben jenes Fachabi (oder sowas in der Art) gemacht haben und die quatschen mich dann von irgendwelchen Gitterstrukturen und Kräften zu, von denen ich noch nie gehört habe als Standard-Abiturient.

Also bei so einer krassen Diskrepanz zwischen Realschulabschluss und Fachabi, wundert es mich kaum, dass Realschüler unbeliebt bei Ausbildern sind.

Neben dem längeren zusammen-Lernen (bis einschl. 7. würd ich mal sagen) sollte vielleicht auch mal was sinnvolles unterrichtet werden, statt 20 potentiellen Bau- und Maschineningenieuren irgendwas von Heinrich Kleist und Atomphysik zu erzählen...
 
Also bei so einer krassen Diskrepanz zwischen Realschulabschluss und Fachabi, wundert es mich kaum, dass Realschüler unbeliebt bei Ausbildern sind.
Das hängt auch mit der systematischen Entwertung der Bildungsabschlüsse in Deutschland zusammen.

Früher hat tatsächlich ein Hauptschulabschluss ausgereicht, um einen Beruf zu erlernen. Für Berufsbilder, an die die Ansprüche etwas höher waren (warum auch immer) hat man die Mittlere Reife gemacht. Abitur und Fachabitur machte man nur, wenn man auch tatsächlich studieren wollte.

Das klassische Abitur war auch entsprechend ausgelegt. Grundsätzlich erlaubt das Abitur, überall in Deutschland jede Fachrichtung zu studieren. Dann muss es auch so konzipiert sein, dass der Abiturient nach dem Abitur die entsprechende Qualifikation hat. Das ist heute aber nicht mehr der Fall.

In manchen Studiengängen wird in den ersten 2 Semestern Abiturwissen gepaukt, dass die Studenten eigentlich bereits mitbringen müssten (ein weiterer Grund für die langen Studienzeiten). Warum Menschen, die ihr Abitur überwiegend mit Leistungen in Germanistik und Sport bestritten haben (ich übertreibe bewußt ein ganz klein wenig), anschließend unbedingt Physik studieren wollen, ist mir aber auch ein Rätsel.

Leider herrschte nach diversen Bildungsreformen in Deutschland scheinbar das Motto "Jedem Deutschen sein Abitur!"

Das die Voraussetzungen für das klassische Abitur aber nur von einem Bruchteil der Schüler erfüllbar waren, hat man eben die Messlatte kontinuierlich gesenkt. Da die Voraussetzungen für das Abitur also immer geringer wurden, musste man die "darunter" liegenden Bildungsabschlüsse natürlich anpassen und ebenfalls im Niveau immer weiter senken.

Das heutige Abitur entspricht bestenfalls noch dem, was vor 30 Jahren die Mittlere Reife war. Und für einen Hauptschulabschluss muss man sich heute doch fast schon schämen.
 
Hmmm, ich habe Abitur, eine abgeschlossene Berufsausbildung und ein abgeschlossenes Studium. Was ist das dann wert?
Nochmal, darum gehts doch gar nicht!
Die Abschlüsse wurden eingestuft, um international vergleichbar zu werden. Es geht nicht darum, dass das eine mehr wert ist als das andere, sondern wenn ein Mensch in ein anderes europäisches Land kommt und evt. dort ein Studium oä. aufnehmen will, dann wird geschaut, ob seine Ausbildung der erforderlichen Stufe entspricht, mit der man für dieses Studium oder was auch immer zugelassen wird. Das vereinfacht die bisher nötigen Verfahren der Anerkennung von Bildungsabschlüssen, die im Ausland erworben wurden.

Wenn ich ganz böse wäre, würde ich sogar fordern, dass die Abschlüsse die in der DDR erworben wurden (schulische und Facharbeiter) höher einzustufen wären, als die in der BRD erworbenen. :devil
 
Hmmm, ich habe Abitur, eine abgeschlossene Berufsausbildung und ein abgeschlossenes Studium. Was ist das dann wert?
Vielleicht bist Du einfach nur überqualifiziert...:unsure:...? ;)

Das wird jetzt etwas länger ... :D

Dass es zu viele Abiturienten gibt, sehe ich auch so. Das Abitur allerdings von der Wertigkeit her anzuheben, ist auch gar nicht so verkehrt. Die Real- und Hauptschüler sind auch nicht mehr das, was sie noch vor 20 Jahren waren. Da wird es für die Wirtschaft schwerer, in der Masse guten Nachwuchs zu bekommen.

Beendet ein Schüler die Realschule und will eine Berufsausbildung machen, hat er schon einen Nachteil, wenn es zum Beispiel um eine kaufmännische Ausbildung geht. Dort werden in manchen Unternehmen teils ausschließlich Abiturienten gewünscht und mit einem guten Abschluss. Eine Zwei in der mittleren Reife reicht da nicht mehr. Wenn ohnehin ein Überschuss an Abiturienten vorherrscht, kann ich mich doch als Ausbildender entsprechend bedienen. Hier regelt die Nachfrage das Angebot. Darum machen längst viele ihr Abi nicht mehr, weil sie es nur für das Studium brauchen. Es wird gefordert: Bringe die höchst mögliche Qualifikation mit, auch wenn es nur um Kopierarbeiten geht.

Dieser Beschluss greift sozusagen der Wirtschaft unter die Arme und signalisiert jedem, dass wenn er Fuß im Arbeitsleben fassen will, Abitur zu machen hat. Leider könnte so das Abi über kurz oder lang zu einem Standardabschluss zu verkommen (am Ende ggf. europäisches Zentralabitur).

Wenn jeder einfach so studieren kann, könnte ich den Faden weiterspinnen und fragen, was ein Studium wert sei oder ob nicht jeder, um einen Arbeitsplatz zu erlangen, ein Studium vorweisen sollte bzw. dadurch zu bevorzugen ist. Meiner Meinung nach gibt es auch zu viele Studenten. Und das Problem, es werden nicht Studienplätze nach dem Bedarf vergeben.

Letztendlich wird die mittlere Reife auf das Ansehen der Hauptschule heruntergefahren und damit noch mehr eine Zwei- oder Dreiklassengesellschaft gefördert. Und tatsächlich ist es schon der Fall.

Auf einer Ausbildermesse habe ich für meinen Arbeitgeber u. a. einen Informationsstand betreut. Dort wollten wir Nachwuchs gewinnen. Von den Anforderungen, die wir stellten, dachte man, dass Realschüler das packen würden. Die Schüler, die wir angesprochen haben, bzw. die auf uns zugekommen sind, waren in der Masse mehr als erschreckend. Entweder bestand kein wirkliches Interesse oder sie waren schon durch ihr persönliches Erscheinungsbild nicht vertretbar. Von der Qualität der Bewerbugnen und Einstellungstests will ich erst gar nicht reden. Die Konsequenz war, dass im nachfoldenden Jahr die Anforderungen der Bewerber heraufgesetzt wurden und man sich mehr auf Abiturienten fokussieren wollte. Bei den Abschlüssen haben sich die Abiturienten deutlich herauskristallisiert. Realschülern wird aber weiterhin eine Chance gegeben.

Das zum Thema: Abi vs Mittlere Reife.
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Die eigentliche Frage ist, warum jetzt das Abi höherwertiger sein soll als eine Abgeschlossene Berufsausbildung.
Da kann ich nur sagen: Kommt darauf an.

Das Abi bietet die allgemeine Hochschulreife. Ich kann theoretisch alle Abschlüsse machen. Mit einer Berufsausbildung wird es durch die Fachhochschulreife stark eingegrenzt. Sprich, Dr. med. kombiniert mit Dr. in Astrophysik funktioniert dann nicht (als krasses Beispiel). Sonst sehe ich da keinen Vorteil beim Abitur. Und es wäre einfach nur unfair, wenn man bespielsweise einen gelernten 1,4er Bankkaufmann unter das Niveau eines Abiturienten mit einem 3,8er-Schnitt stellt.

Jetzt würde ich gerne wissen, ob die höhere Wertigkeit nur für neue Abiturienten oder auch rückwirkend gilt.
 
Die Real- und Hauptschüler sind auch nicht mehr das, was sie noch vor 20 Jahren waren.
Stimmt, denn vor 20 Jahren waren sie noch nicht geboren - die meisten jedenfalls :D.
Du hast es sicher nicht so gemeint, aber die Betroffenen selbst dafür zu brandmarken, muss zwangsläufig falsch sein. Die Gehirne der heute geborenen Kinder sind sicher nicht schlechter entwickelt als vor 40 Jahren - so schnell kann das deutsche Degenerationsfernsehen die Evolution nicht beeinflusst haben.
Ergo haben sie die selben Voraussetzungen. Wenn sie am Ende ihrer Schulausbildung dümmer sind, als sie sein müssten, dann muss es Gründe dafür geben - und die liegen nur zu einem Bruchteil bei den Jugendlichen selbst, da macht man es sich zu einfach.
 
Nein, die Hauptschüler sind natürlich nicht dümmer. Aber die Hauptschulen haben sich tatsächlich verändert in den letzten 20 - oder eher 30 - Jahren.
Ich habe mitgekriegt, dass viele Lehrer gar nicht entsprechend ausgebildet sind.

An den Hauptschulen herrschte z.B. in den 90ern Lehrermangel. Dadurch wurden viele Lehrer "fachfremd" eingesetzt. Ein Deutschlehrer musste zum Beispiel Englisch unterrichten, ohne die entsprechende Ausbildung zu haben. Viele aus den überfüllten Primarstufen-Studiengängen fanden sich plötzlich im Referendariat an der Hauptschule wieder.

Und das alles bei den Problemen, die halt in der Hauptschule merh auftraten, als in anderen Schulen: Schüler mit Sprachproblemen (aus dem ehemaligen Jugoslavien, die erst Deutsch lernen mussten - auch dafür waren die Lehrer nicht ausgebildet), Konflikte etc.

Ich finde, dass die Hauptschulen damals schon mehr Beachtung benötigt hätten, damit deren Ansehen und Ruf nicht dermaßen sinkt und damit die Schüler nicht so abgehängt werden.
 
Ich finde es recht schwer, sowas pauschal zu bewerten. Dir Frage ist ja auch, wie sehr theoretisches Wissen auch praktischen Nutzen hat. Von meinen Freunden mit Abi haben die wenigsten ihr spezielles theoretisches Wissen im Beruf genutzt. Ist Abi also besser, weil man theoretisch mehr weiß?

Ähnlich ist es mit einem Studium. Ich sehe laufend irgendwelche Dipl. Kaufleute, die zu blöd für eine richtige Kalkulation sind, weil denen einfach das praktische Wissen fehlt.

Mir fehlt der Einlick, wie die Ausbildung in einigen Berufen tatsächlich aussieht und in wie weit man damit seine Qualifikation wirklich erhöht. Aber ich denke es gibt ganz sicher Berufsbilder, bei denen die Ausbildung die Qualifikation weit über ein Abi hebt. Eine pauschale Aufwertung des Abiturs gegenüber einer Berufsausbildung ist daher aus meiner Sicht nicht wirklich legitim.

Ein Abiturient hat für die Volkswirtschaft absolut keinen praktischen Nutzen, eher im Gegenteil. Er sitzt länger in der Schule, kostet Steuergelder und trägt aktiv nichts zum Bruttosozialprodukt bei.

Dennoch würde ich es gerne sehen, dass meine Tochter ihr Abitur macht, dann eine Ausbildung und dann vielleicht noch studiert. Es geht nämlich nichts über Wissen, man muss es nur auch praktisch umsetzen können ... ;)
 
Stimmt, denn vor 20 Jahren waren sie noch nicht geboren - die meisten jedenfalls :D.
Du hast es sicher nicht so gemeint, aber die Betroffenen selbst dafür zu brandmarken, muss zwangsläufig falsch sein. Die Gehirne der heute geborenen Kinder sind sicher nicht schlechter entwickelt als vor 40 Jahren - so schnell kann das deutsche Degenerationsfernsehen die Evolution nicht beeinflusst haben.
Ergo haben sie die selben Voraussetzungen. Wenn sie am Ende ihrer Schulausbildung dümmer sind, als sie sein müssten, dann muss es Gründe dafür geben - und die liegen nur zu einem Bruchteil bei den Jugendlichen selbst, da macht man es sich zu einfach.

Ich habe auch nicht gemeint, dass die Menschen von Geburt aus dümmer geworden sind.
Es ist einfach ein Phänomen, das aus mehreren Faktoren resultiert: Die Gesellschaft und ihre Macher, sowie das Elternhaus.

Kurz: Das gesamte Umfeld prägt. So folgt er dem propagierten Trend.

Daher hast Du völlig Recht. Ein Mensch formt sich nicht selbst. Er nimmt nur das an, was ihm beigebracht wird.
 
Tschuldigung, gerade eingelesen und jetzt mein Senf dazu.

Zu meiner Zeit Ano 1980 gab es noch genügend Lehrstellen. Da konnte ein Hauptschüler noch ohne Probleme Banker werden. Ich habe damals eigendlich recht durchschnittlich abgeschossen, war aber Geldgeil was mich dazu bewog, eine Lehre als Fliesenleger zu beginnen. Irgendwann entdeckte ich meinen Lerneifer uns schloss mit einem Duchschitt von 1,3 meine Lehrzeit mit Auszeichnung und 2 meines Jahrganges (von 3 Klassen mit über 90 Schülern)ab. Mir wurde die "Mittlere Reife" anerkannt. Danach oder 6,5 Jahre später kam die Meisterschule und nach 7,5 Jahren hatte ich meinen Handwerksmeister und Fachabitur in der Tasche. Was danach kam war allerdings der Hammer. Die Qualität derer die sich für eine Lehre bewarben sank im gleichen Verhältnis wie deren Ausbildungskosten stiegen.
Bekam ich noch 50 Mark monatlich und hatte ein durchschnittliches Zeugnis, so sollte der Bewerber dessen Zeugnis keine Note über Ungenügend hatte und die absolut faule Sau ist, 530 Euro im ersten Lehrjahr bekommen. Nur damit die "faule Sau" auch Kranken - und Rentenversicherungsbeiträge abdrückt.
Und genau das ist das Problem- Der Staat stiehlt sich aus seiner Verantwortung und versucht nun, diese der Marktwirtschaft aufzudrücken.
Das australische Schulsystem ist hochgelobt und funktioniert so:
Bis zur 9 Klasse ist der Stoff einfach gehalten und Durchfallen oder Sitzen bleiben gibt es nicht. Von der 9 zur 11 zieht der Stoff an. Allerdings darf man sich 5 Fächer aussuchen.
So gibt es hier Segeln und Tanzen, oder Stricken und Kochen und man braucht sich nicht zu wundern wiso hier keine Sau jemals Sport, Religion, Geschichte eine Fremdsprache oder Gemeinschaftskunde hatte. Hier weiß man bestenfalls etwas über Enland und Miki Maus wird allgemein als Präsident der USA genannt. In Deutschland ist noch Krieg mit den Kommunisten. Entsprechend unterbemittelt sind auch die künftigen Studenten.
Ehrlich, mir sind noch niemals im Leben so geistig unterbemittelte Abiturienten unter Gekommen als hier.
Der Durchschnittslevel eines Erwachsenen mit 30 Lebensjahren liegt so hoch wie zu Beginn meiner Lehre mit 14. Entsprechend ist auch das Fernsehprogramm in Australien.

Wenn ich hier schreiben würde, was ich allein mit meiner Bootsregestrierung mit den zuständigen Regierungsstellen erlebt habe, würde jeder zurecht annehmen, dass hier nur Vollidioten leben. Es ist so!
Ich inzwischen sogar davon überzeugt!
Das Problem scheint an der Sonne, oder womöglich Inzucht zu liegen.
So viel saufen kann ich gar nicht um auf diesen Level zu kommen.

Ich bin stolzer Besitzer eines unbekannten Bootes.
Ich habe mir auf ebay im Bundesstaat Victoria ein Vickers HB 150 Halbkabiner Boot gekauft.
Hier in Südaustralien, dem teuersten Staat was Steuern und Abgaben betrifft, sowie der höchsten Bürokratie, benötigen die Behörden das Formulart eines Bootagenten der den Typ und die Nummer die auf 2 Blechschildern die auf dem Boot angebracht sind, ebenso die Herstellerplakette angiebt.
Nachdem ich den Agenten alle Placketten zeigte und 65 Dollar ärmer war, stellte ich fest, dass der Idiot, ebenso das Amt zu blöde sind, die Placketten zu lesen.
Immerhin wurde 1 Plackette gefunden mit der Hüllennummer.
Der Rest ist unbekannt. Yo, ich bin stolzer besitzer eines unbekannten Bootes mit nur einer Plackette der Rumpfnummer.
Nein, ich schreibe nicht was mit dem Bootshänger los war, sonst kommt Ihr alle und sauft bis zur Rente. Die Geschichte ist fast besser.
Meine Frau ist Altenpflegerin und wurde letzt von einem Italiener gefragt, wie man so blöde sein kann, hier her zu kommen.

Keine Ahnung? Ich mag die Australier und das Wetter ist geil.
 
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