20 Jahre Mauerfall - wo warst Du am 9.11.89?

Supernature

Und jetzt?
Teammitglied
Zum 20. Mal jährt sich heute das Ereignis, welches hundert mal besser geeignet wäre, als Feier-"Tag der deutschen Einheit" begangen zu werden. Heute vor 20 Jahren sorgte das Chaos in der SED-Führung für die "versehentliche" Öffnung der Grenzen. Die Mauer fiel, und Deutschland wurde eins.
Dass wir damals auch hätten am Abgrund zum dritten Weltkrieg stehen können, habe ich persönlich damals überhaupt nicht wahrgenommen.
Und damit leite ich auch schon über - ich mag heute nicht über die politischen Hintergründe diskutieren, oder die allseits beliebte, aber furchtbar müde machende Diskussion über die "Mauer in den Köpfen" reden, die ja angeblich immer noch stehen soll.

Mich würde vielmehr interessieren: Was ist denn Eure persönliche Mauerfall-Story?

1989 war ich 19 Jahre alt, und wie bei vielen meiner Altersgenossen waren Tagesthemen und Heute Journal nicht gerade meine bevorzugten Fernsehprogramme.
Darum war ich zwar oberflächlich informiert, dass es in Leipzig jeden Montag eine große Demo gab, auch ansonsten schnappte ich auf, was man an Nachrichten so mitbekam, aber so richtig informiert war ich halt nicht.
Den Abend des 9. November verbrachte ich zu Hause mit meiner Freundin, die heute meine Frau ist. Wir waren frisch verliebt und seit etwas mehr als drei Wochen offiziell ein Paar. Es wäre mächtig was falsch gelaufen, wäre der Fernseher eingeschaltet gewesen ;).
Irgendwann am späten Abend fuhr ich sie nach Hause, im Auto lief eine Kassette (für die Jüngeren unter Euch: das ist gemeint), dann fuhr ich nach Hause und legte mich ins Bett - völlig nichtsahnend, gerade ein Ereignis zu verschlafen, dessen Jahrestag noch meine Ur-Ur-Enkel für den Geschichtstest werden auswendig lernen müssen.

Das "Erwachen" kam im wahrsten Sinne des Wortes am 10. November so gegen 6 Uhr morgens. Der Radiowecker schaltete sich ein, und ich konnte sofort hören, dass da irgendwas ganz Besonderes im Gang sein muss. Man hört nur die Jubelschreie, einen sich überschlagenden Reporter....ich konnte es ungefähr ahnen, aber natürlich nicht glauben. Kurz darauf kamen glücklicherweise die Nachrichten, in denen der Sprecher nochmal ganz nüchtern verkündete, was sich in der Nacht abgespielt hatte. Ich war völlig von den Socken, und plötzlich erinnerte ich mich an eine Diskussion in der Berufsschule, die etwa ein Jahr zurücklag: Im Gemeinschaftskunde-Unterricht hatten wir über die deutsche Teilung diskutiert und dabei auch eine Umfrage behandelt, in der gefragt wurde, ob die Deutschen an eine Wiedervereinigung glauben, und wie lange es bis dahin wohl dauern würde. Die Optionen waren so in etwa 10 Jahre, 20 Jahre, 30 Jahre, niemals - und das war auch die aufsteigend sortierte Reihenfolge der Prozentzahlen.
Ich hatte damals gesagt, dass ich keine Ahnung habe, aber ein Land zu teilen sei doch nicht normal, und darum könne ich mir nicht vorstellen, dass das so bleibt. Vorhersehen könne man das sowieso nicht, wenn es denn irgendwann passiert, wird es ganz schnell gehen. Ich kann mich noch sehr gut an das fast mitleidig lächelnde Gesicht meiner Gemeinschaftskundelehrerin erinnern.
Und da ich zur Lehrerschaft während meiner gesamten schulischen Laufbahn ein äußerst strapaziertes Verhältnis hatte, saß ich nun am 10. November um sechs Uhr morgens an meinem Bett und feierte euphorisch - nicht den Fall der Mauer, sondern den späten Triumph über meine Lehrerin. Ich hatte Recht behalten, ein geiles Gefühl - getrübt nur durch den Umstand, dass ich inzwischen ausgelernt hatte und es ihr nicht mehr unter die Nase reiben konnte.

Das war meine Mauerfall-Geschichte.
Jetzt will ich Eure hören :).
 
Ich habe daheim gearbeitet und habe es schon ganz bewusst mitbekommen, nur so richtig
glauben konnte ich es erst mal nicht.

So langsam glaube ich, dass die Mauer auch in den Köpfen zu einem Mäuerchen wird, liegt
vielleicht auch daran, dass es in den letzten Jahren heftige Veränderungen gegeben hat
in der BRD.
Nun, dieses Abkürzungsrelikt hört man auch immer seltener, nachdem es die DDR auch
nicht mehr gibt und wir ein Deutschland sind - zum Glück! ;)
 
In meinem Fall ist das eher langweilig. Ich saß zuhause und habe die Geschehnisse im TV verfolgt. Es viel mir schwer zu glauben, was sich dort in Berlin gerade abspielte.
Ich halte es nach wie vor als einen Glücksfall der Geschichte, trotz aller Unwegsamkeiten.

Wenn man sich vor Augen führt, wie nahe wir damals an einer Katastrophe standen, weiß man es vielleicht eher zu schätzen. Eine falsche Entscheidung eines Einzelnen hätte ausgereicht um das Ganze in einem Blutbad enden zu lassen.
Aber dazu kam es glücklicherweise nicht.
Wenn jetzt noch die Mauern aus den Köpfen verschwinden würden, dann wäre die Einheit endgültig vollbracht, aber ich fürchte das dauert noch eine Generation.
 
Konkret kann ich mich auch nicht mehr erinnern. Ich habe aber auch sehr viel Zeit vor dem Fernseher verbracht und die Bilder von den Grenzübergängen angeschaut. Wieder und wieder.
 
Ich habe es nicht mehr zu 100% im Gedächtnis (wie auch, da war ich erst 4 1/2 Jahre jung), aber ich war wohl an der Mauer und habe mit meiner Familie den Trouble beobachtet. Mehr weiß ich auch nicht mehr.
 
Ich war am Abend des 9. Novermber daheim mit meiner Tochter. Mein Mann war zu dieser Zeit noch bei der NVA und war damals auch als Bereitschaft in Dresden mit dabei.
Nebenher lief der Fernseher und ich dachte noch so bei mir, das stimmt doch alles gar nicht...
Am Morgen des 10. November machte ich mich wie immer fertig für die Arbeit und Nadine für die Kinderkrippe. Erst auf Arbeit war mir bewusst was überhaupt passiert war. Die Hälfte der Belegschaft war nicht zur Arbeit erschienen. :unsure:
Wo waren sie denn nur... :ROFLMAO:
 
Also bei mir war es auch eher langweiliger,
Ich war da grade 9 Jahre alt und wir saßen mit der familie zuhause gemütlich vor dem Fernseher.
Plötzlich kam ein Anruf von der Verwandschaft das wir umschalten sollten.....haben wir auch gemacht und konnten da nicht wirklich glauben was wir gesehen haben.
Ungläubiges starren hatten alle erwachsenen da perfekt drauf:D!!

Aber erst am nächsten tag haben die meisten in der verwandschaft es erst wirklich kapiert was an dem abend passierte.

Wenn jetzt noch die Mauern aus den Köpfen verschwinden würden, dann wäre die Einheit endgültig vollbracht, aber ich fürchte das dauert noch eine Generation.

Tja Astro, da stimme ich dir vollkommen zu.;)
 
An diesem besonderen Tag war ich gerade mit meinem Amiga 500 (Amiga 500 ? Wikipedia) beschäftigt, der war zimlich neu. Ich hatte damit mein Commodore 64 (Commodore 64 ? Wikipedia) ersetzt. Meine Frau (Ex) kam ins Arbeitszimmer und sagte ganz aufgeregt die Grenzen in Berlin sind offen. Den Rest des Abends haben wir bis tief in die Nacht am TV verbracht.

Es war ein Historischer Moment! Ich wäre sehr gerne Live in Berlin dabei gewesen.

LG
Robert
 
Mit sieben Jahren bekam man davon natürlich kaum was mit. Beziehungsweise interessiert sich dafür nicht.

Aber ich weiß von meinen Eltern, dass wir damals im Dorf Stromausfall hatten und meine Eltern sich nur gewundert haben warum die Landstraßen so befahren waren und Hupkonzerte durch den Abend drangen.
Als am nächsten Morgen der Strom wieder floss dachten meine Eltern erst an Radioscherze. Zur Sicherheit wollten sie zu den reichen Nachbarn laufen um sich näher zu informieren. Denn die hatten ja das einzige Telefon im Dorf und einen Wartburg in und vor der Garage stehen. ;)
Aber da machte, wer hätte das auch gedacht, keiner auf :smokin

Es ist noch einiges passiert an diesem Tag in diesem Dorf.
Neben diversen Dementi von den schlauen Bauern über Freudentänze der jungen (für mich damals steinalten) Dorfjugend bis hin zu diversen Stromausfällen.
Erst am Abend danach war allen im Dorf bewusst was da passiert ist und das Dorf war wie leer gefegt.



Wenn ich mir alljährlich die Bilder ansehe wünschte ich mir, ich wäre 15 Jahre älter und dabei gewesen.
Das muss fantastisch gewesen sein.
 
Mit meinen knapp 14 Jahren saß ich damals mit meinen Eltern vorm Fernseher. So richtig geglaubt haben wir das aber alles erst, als unsere Dresdner Bekannten am nächsten Tag angerufen haben.
 
Ich arbeitete damals in einer Firma welche elektrische Heim und Küchengeräte herstellte. Einigen von Euch aus den alten Bundesländern kennen bestimmt noch die Privileg-Handrührgeräte die wurden z.Bsp. hier produziert.

4 Mann aus unsere Abteilung hatten im Betrieb eine neue Gewerkschaftsgruppe gegründet und wir wollten im Betrieb erstens mehr Leute dazu gewinnen und zweitens SED-Betonköpfe zum Nachdenken anregen, ob Sie das vereinbaren konnten, was in ihren Statuten stand, und was in Wirklichkeit ablief.

Am Abend des 9.11.89 hielten wir unsere wöchentliche "konspirative" Versammlung im "Werk 9" ab. (Der Betrieb hatte 8 Produktionsstätten und ein Gebäude mit Gaststätte, scherzhaft "Werk 9" genannt.)

Wir bemerkten im Laufe des Abends, das an einem gegenüberliegenden Tisch 2 Mann saßen, die sich krampfhaft an einer Cola aufhielten, und uns ständig fixierten. An der Theke lief leise ein Radio mit "Bayern3", zwar nicht erwünscht, aber geduldet, wenn während des Nachrichtenblocks stumm gedreht wurde.

Auf einmal drehte der Wirt während eines Nachrichtenblocks unerwartet laut auf.
Da wir aber im hintersten Winkel der Kneipe saßen, konnten wir den Inhalt zwar nicht verstehen, aber wir wunderten uns, das die 2 Mann am Nebentisch wie von der Tarantel gestochen aufsprangen, und ohne zu bezahlen die Kneipe verließen.

Heute weiß ich, das es 2 Stasi-Mitarbeiter waren, die uns observieren sollten.
Da wir den Inhalt der Nachrichten nicht wirklich mitbekommen hatten, machten wir weiter und erstellten einen Plan, wie wir in Zukunft weiter verfahren wollten, gingen dann nach Hause und schlafen.

Erst am nächsten Morgen als ich auf Arbeit kam, der Betrieb halb leer war, mir freudige Gesichter der Nachtschichtler entgegen strahlten und Aussagen wie "Die Grenze ist auf" und "Ich fahre jetzt nach Coburg" entgegen gerufen wurden, begriff ich erst was geschehen war.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe keine Ahnung mehr, was ich in dem Moment gemacht habe,
aber das Gefühl dieses Moments ist noch sehr lebendig:
Überraschung - Unglaube - Euphorie - Tränen;
und immer wieder dieses eine Wort Wahnsinn.

Bei der ersten Autobahnfahrt in Richtung Berlin - einige Tage danach -
sind wir wie üblich ganz langsam an den Grenzübergang rangefahren.
So richtig glauben konnte man es ja doch noch nicht, aber es gab nur ein freundliches Durchwinken.

Und dieses "Durchwinken" eines lächelnden Vopos wird mir wohl noch sehr lange in der Erinnerung bleiben.
 
Wiedervereinigung-Plaisir

Ich arbeitete damals noch als Maschinentischler bei Steinway & Sons, als die Nachricht kam.
Das hat natürlich wie eine Bombe eingeschlagen.
...... Da habe ich noch auf St. Pauli gewohnt und hatte natürlich "etwas" mitgefeiert
(Unvermeidlich, wenn man auf "Pauli" wohnt ).
In den Medien machte es noch die Runde, das ein Lübecker Kneipenwirt, die ganze Nacht "Freibier" Ausgeschenkt hatte - woran ich mich manchmal gerne (nicht unbeeindruckt) erinnere.

Auch in den Nachfolgenden Wochenenden, war jedesmal Paady mit den Ostdeutschen Brüdern.


tty.



PS: Freiwillige Feierwehr in Reinkultur eben! :lachweg


PPS: Im Nachhinein denke ich daran, was es für eine Freude war, bei diesem Unterdrückungs und Mauer-Parteisystem, zu sehen, wie es unter dem Eigenen (Moralischen) Ballast zusammengebrochen ist. Paady war da einfach Programm. In der Bibel steht in Sprüche Salomos: Bei dem Untergang der Gesetzlosen ist Jubel im Volke.
DAS kann ich Beidhändig Unterschreiben!


PPPS: Nachträglich kann ich mich noch an die Monate "nach" dem Mauerfall erinnern, das wir uns bei Steinway nicht mit
"Guten Morgen", sondern mit "Hast du dir schon dein Begrüßungsgeld abgeholt" gegrüßt hatten. :)

- ot -
Falls mich noch jemand Anhaut, wo ich war, als die CIA* (Cocaine Import Agency) am:11. September 2001 das WTC zum Einsturz brachte,
da war ich in Kassel als Messebauer und habe in einem "FUBU-Shop" den Innenausbau gemacht. :-| , ^^


* Hier die Links: http://worldcontent.twoday.net/stories/4293297/
http://gadgetopia.com/post/6100
Da sage ich nur:"Donna Blue Aircraft Inc." für Alle! Vielleicht kommt dann ja der Aufschwung so schnell wie der Mauerfall ? :D


http://www.mein-parteibuch.com/blog...mport-agency-muss-36-tonnen-koks-abschreiben/


.
 
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Ich hatte zufällig die Glotze angeworfen und sah die Menschen auf der Mauer stehen. "Wahnsinn" dachte ich. "Jetzt kannst du rüber".. also vom Westen in den Osten.

Nur sehr Schade, dass die Ossis ihren Staat an den dicken Kohl verschenkt haben. Das wäre die Gelegenheit gewesen etwas ganz Neues aufzuziehen. Und das macht mich bis heute traurig.
 
Ich saß bei meinen Eltern im Randberlin am Fernseher und war völlig perplex.

Da ich in Leipzig auch auf einer Demo dabei war, kam die Wende nicht so überraschend, allerdings hätte ich nicht gedacht, das die Grenze so schnell fällt.

Irgendwie war es wunderbar, endlich einmal durch die Strassen zu gehen, die immer nah und so unendlich fern zugleich zu sein schienen. Einfach frei :)
 
Also, dass weis ich noch ganz genau! Wir hatten schon seid geraumer Zeit ein Visum für den 10.-12.11.1989. Meine Frau wollte auch einmal sehen, wie das Leben "Drüben" so abläuft. Der Donnerstag Abend war natürlich aufregend und wir überlegten noch, was am WE auf uns zu kommt. Am Übergang in Helmstedt kamen uns Radfahrer entgegen, die wohl testen wollten, ob alles auch Wirklichkeit ist.
Am Freitag Nachmittag wollten wir unsere Pässe vorsichtshalber abstempeln lassen, brauchten jedoch nicht direkt auf die Polizeiwache, sondern durften diese durchs Fenster reichen, da vor der Wache ein Menschenauflauf war.
Am Sonntagnachmittag sind wir extra nicht die Autobahn über Magdeburg gefahren, da dort sich alles staute. Der Weg über Duderstadt war aber auch nicht gut, da standen wir über 5 Stunden.
101189.jpg
 
Gänsehaut, immer wieder aufs Neue!!

Ich habe zum damaligen Zeitpunkt in der Usedomer Straße, Berlin-Wedding gewohnt

gleich um die Ecke die Bernauer Straße Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße - Berlin.de

die Grenzübergangsstätten von West nach Ost
- so hießen die wirklich -
Chausseestraße/Liesenstraße (nur für Fußgänger) wenige Minuten Fußweg von mir entfernt,
Bornholmer Straße ebenfalls gleich um die Ecke

mein Arbeitsplatz:
Veranstaltungsdirektor in einem Luxushotel am Kurfürstendamm
(also auch da direkt am "Nabel" der damaligen Westberliner Welt)

Natürlich habe ich in diesen Tagen permanent die politischen Ereignisse verfolgt,
jeden Tag die Demos und heimlich aufgenommenen Filmaufnahmen in den Nachrichten gesehen
- aber so ganz nebenbei ;) auch heftigst gearbeitet -

und am 9. November hatte ich es mir abends mit einem Fläschchen Roten gemütlich allein bei mir zuhause gemacht (endlich mal ein Abend frei),

habe am Rande mitbekommen das ein gewisser Herr Schabowski Reisefreiheit verkündet haben soll, das löste bei mir lediglich eine gewisse Erleichterung aus weil es endlich von offizieller Seite eine Entscheidung gab,

habe noch ein wenig gelesen, Bilder im Hintergrund wahrgenommen und die Glotze ausgemacht weil ich meine Ruhe haben wollte :rolleyes:

und ca. eine halbe Stunde später die Glotze wieder angemacht weil mich an den Bildern irgendetwas irritiert hatte das offensichtlich bei mir erst einmal sacken musste - denn es war UNDENKBAR

Ich hatte Menschen auf DER MAUER gesehen!!!!!!!!!!

Und dann sah ich es -
Liveaufnahmen vom Brandenburger Tor,
Liveaufnahmen von der Chaussestraße bei mir um die Ecke
Liveaufnahmen von der Bornholmer Straße

es war unglaublich, unglaublich - ich habe geweint wie ein kleiner Junge - hemmungslos, fassungslos vor Freude

aber es gab auch Angst im Hintergrund!

Als ich die Bilder vom Brandenburger Tor und dem Mauerbereich dort sah,
Menschen die auf der Mauer tanzten und direkt daneben hilflose,völlig überforderte Grenztruppen kamen diese Gedanken:

Was passiert jetzt? Dreht einer durch, egal aus welchem Lager?

Lösen ein paar "Schwarze-Block-Chaoten" aus dem Westen durch Provokation der Grenzer doch noch Schüsse aus?
Drehen ein paar Menschen aus dem Ostteil zu sehr am Rad und bedrängen ihre "Wächter" so sehr das einer durchknallt?

Das habe ich dann aber erst einmal zur Seite geschoben (und wie wir heute wissen ist ja gottseidank alles friedlich abgelaufen) bin an dem Abend noch kurz zur Chausseestraße gegangen um mich mit eigenen Augen zu überzeugen - noch kurz in eine übervolle Kneipe, ne Molle und ab ins Bett

denn am nächsten Tag war harte Arbeit angesagt ;) (3 Stunden Schlaf sind ja genug) :D

Am Arbeitsplatz war es dann absolut verrückt,
natürlich gab es nur EIN THEMA,
Kollegen waren in der Nacht noch in Ost-Berlin gewesen und hatten reichlich zu erzählen, jeder fragte jeden: haste jesehen? iss dettn ding, wa?
auf dem Ku-Damm hatte es die ganze Nacht Autokorso gegeben

und danach war wirklich einige Tage jeden Abend Party auf dem Ku-Damm (Vollsperrung für den Autoverkehr), in allen Seitenstraßen egal wo man hinkam Menschen über Menschen, es war unmöglich in einer Kneipe umzufallen

puuuuuhhh - ich wollte eigentlich nur einen 3-Zeiler schreiben, aber meine Finger waren nicht zu bremsen und meine Gedanken haben dabei Flügel bekommen :D und ganz viele Gefühle die damals in mir waren kamen beim Schreiben wieder in den Vordergrund

ich lasse das jetzt einfach so stehen wie ich es fast im Stück geschrieben habe - und im Nachhinein, auch wenn ganz bestimmt nicht alles richtig gelaufen ist (ich sage nur TREUHAND), wenn viele Fehler gemacht worden sind auf dem Wege zum heutigen Zustand sage ich voller Überzeugung:

es ist gut das wir wieder EINS sind

Noch ein Nachtrag:

natürlich war ich 2 Tage später in Berlin-Mitte, damals noch mit Passkontrolle, und dann ein weiterer Höhepunkt mit Gänshautfaktor

mein Erster Gang durchs Brandenburger Tor,

die Gedanken dabei,
wie oft hatte ich davon geträumt, wie oft im Oberharz vom Torfhaus zum unerreichbaren Brocken geguckt, wie oft an der Bernauer auf dem Aussichtsturm in den Osten geguckt, an der Spree und...und..und...und....

wie oft diese Schei...... strecke mit der Bahn von Bahnhof Zoo - Richtung Braunschweig mit allen Sch... Kontrollen,

wie oft Transitstrecke mit dem Auto
(mit allen möglichen Schikanen, einer der Schlimmsten einmal Heiligabend an diesem GrenzübergangGrenzübergang Helmstedt-Marienborn ? Wikipedia auf dem Weg Richtung Berlin, später Nachmittag, kaum ein Auto unterwegs, vor mir noch 2 PKW und ich war sicher - in 10 Min bist du durch, aber Sch....! ich habe über eine Stunde dort gestanden, grundlos, einfach nur so, bis mich ein gelangweilter Grenzer großzügig mit dem nötigen Stempel versah und ich wütend, genervt weiterfahren durfte um endlich zur Familie zu kommen)- ich habe einen alten Reisepass aufgehoben der völlig zugestempelt ist mit Stempeln der Grenzorgane der DDR

und nu iss wirklich genuch :) auch wenn ich noch lange weiterschreiben könnte :smokin
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich war ganz unspektaulär arbeiten und habs erst am abend so richtig mitgekriegt.

Ubrigens, die erste Demo war nicht in Leipzig, sondern am 7.10. in Plauen!
Sogar mit Wasserwerfereinsatz, da mußte die Berufsfeuerwehr herhalten.
Erst in der Nacht ist dann etwas Ruhe eingekeht. Der eine Teil der Demonstranten ist nach hause gegangen( ich zum Beispiel). Andere hatten weniger Glück, die wurden von Stasi & Co. "In Gewahrsam" genommen.
 
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