Jeder will Gewinn machen - jeder hat das Ziel, dass er morgen genau so gut leben kann wie heute (vielleicht noch ein wenig besser) und seine Vorräte ihn gut durch schlechte Zeiten bringt, falls solche eintreten. Bei den meisten Menschen hat man ein gewisses Verständnis dafür, man will es ja selbst nicht anders.
Geht es um Firmen und deren Besitzer / Aktionäre, sieht das schon anders aus - was aber auch daran liegen mag, dass aus dem normalen Bedürfnis Gier geworden ist.
Wie diese Gier aussieht, kenne ich aus drei Fällen, deren Informationen nicht nur aus Hörensagen bestehen, sondern direkten Quellen.
Es gibt hier einen Medienkonzern, für den ich schon in den 70ern als Schüler gejobt habe und auch später.
In den 70ern gab es Musikkasetten. Deren Preise (in DM) sahen so aus:
Eine nackte, bespielte Kassette: 0,08
Aufkleber auf Kassette, bedrucktes Inlay, Kasettenhülle drum herum, in Folie einpacken, Kassette auf einen Blister schweißen, in Kartons verpacken, zu den Filialen transportieren, Tantiemen: 1,82
Verkaufspreis: 9,95
Ende der 90er (als es den Firmen allen zu gut ging) wurde eine der vielen Firmen dieses Konzerns abgestoßen, weil 18% Reingewinn einfach nicht genug waren.
Vor rund fünf Jahren (große Weltwirtschaftskrise) stellte sich ein Unternehmer vor seine 300+ Mitarbeiter und drückte durch, dass unbezahlte Überstunden gemacht werden bei gleichzeitiger Kürzung der Gehälter, um die Firma vor dem Untergang zu retten. Nahezu gleichzeitig kaufte er privat Kunstgegenstände in zweistelliger Millionenhöhe.
Natürlich sind das Negativbeispiele.
Wenn ihr in einen normalen Laden geht, sollte es klar sein, dass für die Ware im Einkauf 10 - 50% vom Verkaufsspreis bezahlt wurde. (Es geht sogar noch extremer: Euer 200€ Brillengestell hat im Einkauf wahrscheinlich nicht einmal 1€ gekostet.)
Doch der Einzelhandel hat andere Rechnungsgrundlagen. Wenn ihr eine Klamotte kauft, habt ihr die Aufmerksamkeit des Verkäufers. Er berät und hilft. Seine Arbeitszeit ist im Preis eingerechnet. Von der Hose, die man gekauft hat, hat der Laden 40 Stück in 20 Größen. Wenn es nur wenigen Kunden gefällt, bleibt er auf der Hälfte der Hosen sitzen und wird sie selbst im Schlussverkauf nicht los.