Information Sozialneid

chmul

Moderator
Teammitglied
Ich habe einen - wie ich finde - interessanten Artikel gefunden. Darin geht es um die Erforschung des Sozialneids. Wir alle benötigen für unser Selbstwertgefühl den Vergleich mit anderen. Wenn wir uns mit jemandem vergleichen, der so ist, wie wir gerne wären, entdecken wir Unterschiede und versuchen diese zu verringern. Gelingt uns das nicht, weil wir weniger Erfolg beim anderen Geschlecht haben, weil wir uns kein eigenes Haus leisten können oder das ältere Auto fahren, suchen wir uns Bereiche, wo wir "besser" sind und haben so die Möglichkeit im Vergleich besser abzuschneiden.

Aber wir müssen auch noch dafür sorgen, dass die positiven Punkte beim anderen weniger hoch bewertet werden. Oder sogar abwertend beurteilt. Das ganze geschieht häufig unbewusst. Im Artikel wird eine Studie zitiert, für die Menschen in Frankreich, Großbritannien, Deutschland und den USA befragt wurden. Die Fragen waren jeweils dieselben. Die Ergebnisse finde ich wenig überraschend, aber dennoch interessant.

Ich behaupte von mir, dass mir Neid fremd ist. Aber es ist spannend mich im Lichte dieses Artikels selbst zu hinterfragen.

Neid auf Reiche
 
Schöner Artikel und vieles davon ist auch mir nicht unbekannt.
Das Thema hatte Dieter Nuhr vor einigen Wochen mal in einer Sendung drastisch platziert. Irgendwie haben sich die Menschen in dieser Beziehung nicht weiterentwickelt.

Es gibt ja auch den Neid den man Eifersucht nennt und anderen die Frau oder den Mann nicht gönnt.
Gab es früher mal ein Lied:Was hat die, was ich nicht habe...
 
Moin Chmul,

ich habe den Artikel nicht gelesen. Aber zu Deinem Text würde ich gerne was "sagen".
Dein letzter Satz - Ich bin da anders. Bin neidisch. Allerdings richtet sich das nur auf einen Bereich.
Automobile! Ansonsten, so denke ich, bin ich nicht neidisch.
Ich brauch kein Haus, keinen Garten, keinen 1000€ Fahrrad oder teure Klamotten usw. Interessiert mich einfach nicht.
Mir reicht meine Wohnung, der Wald um die Ecke, das ALDI- Fahrrad welches ich seit mehreren Jahren Fahre und Klamotten aus Polen bzw. ebenfalls ALDI. Hauptsache günstig.

ABER: Auto -der Grund warum ich überhaupt arbeiten gehe- hat Prio 1.
Und wenn meins schon älter ist und ein bekannter, (Facebook)Freund, Verwandter sich eins kauft welches ich gerne hätte dann bin ich schon neidisch.
Nicht bösartig - ich freue mich für denjenigen aber ich will genau das auch haben! Und zwar JETZT :ROFLMAO:

Halte das eigentlich für normal. Aber scheint auch andere, wie Dich, zu geben. Was nicht heißen soll, dass Du in meinen Augen unnormal bist!!!
Ist nur neu für mich.
Abartig allerdings finde ich "negativen Neid". Wenn man dem anderem das nicht gönnt wofür er/sie lange für gearbeitet und gespart hat und dieses
evtl. sogar noch mutwillig beschädigt.
 
Ich behaupte von mir, dass mir Neid fremd ist.

Geht mir genauso. Ich bin weder arm noch reich aufgewachsen, meine Eltern konnten mir immer das, was ich brauchte, aber immer ermöglichen. Es war kein "Luxus", und manche Mitschüler belächelten mich, weil sie mehr als ich hatten, aber mir war das immer genug. Heutzutage ist es so, dass ich zwar im Laufe der letzten Jahre mir immer mal was tolles gegönnt hab, und auch ein Paar Euro als Rücklage habe, aber ich kann nach wie vor nicht von mir behaupten, dass ich reich sei. Ich habe halt alles nötige was ich brauche. Aber der Gedanke "och, das will ich auch haben, dem gönn' ich das nicht!" ist mir gänzlich fremd.

Obiger Text betrifft jetzt allerdings nur monetäre und materielle Dinge. Für mich ist wahrer Reichtum und Luxus meine Familie und meine Freunde, auf die ich mich felsenfest verlassen kann und die Teil meines großen Herzens sind sowie ich Teil von derer Herzen bin. Und hier beneide ich auch niemanden, im Gegenteil. Viele, sehr viele Menschen bemitleide ich, weil sie diese Art von "Wohlstand" nicht kennen.
 
Ich war vor rund 15 Jahren beruflich in den USA und habe im Rahmen dieser Reise auch einen Bekannten in Long Beach besucht, der wirtschaftlich sicherlich etwas besser gestellt war als ich (was zu der Zeit auch jeder Hartz IV -Empfänger hätte schaffen können ;) ). Er war für den Tag nach meiner Ankunft mit seiner Familie zu einer "Race-Party" eingeladen, zu der ich mitgenommen wurde. Seine Bekannten wohnten in einem, für mein Empfinden, sehr luxuriösen Apartment mit Blick auf den Pazifik, von dessen Balkon man quasi von oben auf einen Teil der Rennstrecke des Long Beach Grand Prix schauen konnte. Im Wohnzimmer stand eine Riesenglotze, auf der ein Golfturnier lief und das Buffet war auch schon echt gehoben.

Ich fühlte mich da zunächst sehr unwohl und völlig deplatziert, bis ich dann mit einigen anderen Gästen ins Gespräch kam. Da waren nämlich vom Studenten über einen Gärtner bis zum Manager alle Einkommensschichten vertreten. Niemand hat sich darum geschert, dass der andere einen höheren oder niedrigeren sozialen Status hat. Niemand wurde auf sein Einkommen reduziert, oder darauf, was er besitzt. Es waren einfach viele Leute, die sich von irgendwo kannten und zusammen eine gute Zeit verbracht haben. Mich hat es ziemlich irritiert, da ich mir sowas in Deutschland nur sehr schwer vorstellen konnte. Es gibt sicherlich auch in Deutschland ähnliche Zusammenkünfte, aber für so geballte Unterschiede in einem Raum fehlt mir einfach die Phantasie.

Nach meiner Erfahrung trennen sich in Europa arm und reich wesentlich stärker und es gibt weniger Berührungspunkte. Meine persönlichen Beobachtungen gehen aber mittlerweile eher dahin, dass sich der Reichtum in zweiter Generation tatsächlich als eine elitäre Gruppe empfindet und mit dem Pöbel nichts zu tun haben möchte, während diejenigen, die sich den Reichtum selber erarbeitet haben, weniger Unterschiede zwischen sich und dem "Fussvolk" sehen und einen wesentlich entspannteren Umgang mit weniger gut Situierten haben.

Ich finde die Definition von Neid sehr schwierig. Gerade gegoogelt: Empfindung, Haltung, bei der jemand einem anderen einen Erfolg oder einen Besitz nicht gönnt oder Gleiches besitzen möchte
Das ist genau die Schwieigkeit. In der Regel wird Neid mit Mißgunst gleichgesetzt.

Ich für meinen Teil bin absolut neidisch. Allerdings in der Regel ohne anderen ihren Erfolg oder ihre Errungenschaften absprechen zu wollen. In erster Linie bin ich neidisch, wenn es um Glück geht. Ist allerdings auch etwas schwierig, denn das was man allgemein als Glück bezeichnet ist häufig nichts anderes als eine Aneinanderreihung diverser Entscheidungen, die zu einem positiven Ergebnis führen. Ich bin da eher so semi-erfolgreich und wünschte mir einfach, ich würde da ab und zu mal bessere Entscheidungen treffen.
 
Ich bin nicht fähig, ein Gefühl dafür zu entwickeln, welches mich auf den Besitz oder irgendetwas Andere betreffend neidisch werden lassen könnte.
Wo Andere Freude darüber empfinden, etwas zu besitzen, empfinde ich Freude darüber, wenn andere Freude empfinden. Kann ich nicht wirklich erklären.

Meine Frau ist sehr neidisch veranlagt. Von daher weiß ich in Etwa worum es geht, ohne diese Züge in Gänze verstehen zu können.
 
Wo Andere Freude darüber empfinden, etwas zu besitzen, empfinde ich Freude darüber, wenn andere Freude empfinden. Kann ich nicht wirklich erklären.
Die Erklärung ist doch einfach:
Das ist eine der Stufen zum wahren Glücklichsein!
Das zeugt übrigens von einem zufriedenen, sympathischen Menschen. :D:angel
:)5
 
Du schaust einfach zu oberflächlich hin!
Wenn einer ein böses Gesicht macht, kann das Innere durchaus einen Hang zur Freundlichkeit haben.:angel
 
Mir ist Neid eigentlich fremd!

Ich hatte ja durch den Beruf (Dienstleistung) häufig mit Personen zu tun, die ohne weiteres 2-3 stelligen Mio-Betrag auf dem Kto bzw. im Besitz haben.

Immer zugesehen, dass ich mein Auskommen mit dem Einkommen hatte.
 
Heute Morgen gegen drei Uhr hatte ich das Vergnügen über diesen Thread zu stolpern. Eigentlich war ich schon mittendrin in meinem Beitrag, als ich dann beschloss, das mein Termin für heute sehr viel wichtiger als so ziemlich alles andere ist. Also brach ich den Versuch gegen halb fünf ab, um mich auf meinen mündlichen Einstellungstest für heute zu konzentrieren.

Der Beitrag war jedoch mittendrin und eben auf meiner Heimfahrt sehr präsent in meinem Kopf. Wobei ich den Artikel der nzz als sehr unzureichend empfand. Schon alleine der Begriff 'Neid' wird mir viel zu ungenau klassifiziert. Gerade für den Artikel würde meiner Meinung nach der Begriff 'Missgunst' sehr viel eher zutreffen. Und ob Eifersucht überhaupt oder in wie weit zu vergleichen wäre?

Ich für meinen Teil bin ganz klar Neidisch. Auf viele Personen. Um ein Beispiel zu nennen, welches ich auch bereits das ein oder andere Mal erwähnt habe: Gamma-Ray, Supernature und chmul haben meiner Einschätzung nach eine weitaus höhere Fähigkeit, mit weniger Worten in eloquenterer Weise genauer auf den Punkt einer oder mehrerer Aussagen zu kommen, als ich. Das find ich voll doof! - Also nicht, das diese Personen es können, sondern das ich das wohl irgendwie nicht kann.
In dem Punkt bin ich ganz klar neidisch.

In den vielen, vielen anderen Bereichen bin ich mir ehrlich gesagt unsicher. Also ja, ich hätte natürlich sehr gern mehr Geld um meine Träume - zumindest ein paar davon - zu verwirklichen. Ich hätte auch gerne eigene Kinder. Aber ob meine Gefühle diesbezüglich unter 'Neid' anzusiedeln sind, wenn ich andere Menschen mit diesen ...mh.. sagen wir mal 'Belastungen' sehe? Vor 20 Jahren wäre ich bestimmt neidisch gewesen. Heutzutage weiß ich, das ich mich mit gewissen Dingen schlicht abzufinden habe, ob es mir passt oder nicht.

Ich bin in sehr vielen Situationen verärgert. Also gerade was in dem Artikel der nzz unter 'Neid gegen Superreiche' fällt. Ich ärgere mich darüber, das es soweit kommen konnte bzw. sich die Welt so entwickelt hat in diese Richtung. Ich persönlich halte viele Situationen und Begebenheiten für ungerecht der restlichen Bevölkerung gegenüber. Wobei mir durchaus bewusst ist, dass ich diese Überlegung sehr viel anders führen würde, wäre ich einer der Reichen. ;)
 
Nachdem ich heute mal beruflich in der Stadt war und eine größere Arbeitsunterbrechung mit einem Kaffee beim Bäcker zelebrierte, habe ich mir noch einmal Gedanken über dieses Thema gemacht. Anlass war ein Großkotz am Nachbartisch, der sich mit seinem Sitznachbarn unterhielt. Im Kern ging die Diskussion wohl um die Zukunft des Verkehrs in der Stadt. Allerdings war der erste Satz, den ich hörte "Wenn ich einen Winkelschleifer brauche, dann kaufe ich ihn mir, wenn ich einen Roller brauche, dann kaufe ich ihn mir, wenn ich ein Auto brauche, dann kaufe ich mir eben eins!"

Ich wollte mich gerade mit dem Satz "wen ich jemandem auf die Fresse hauen möchte, dann mache ich das eben" einmischen, als plötzlich meine gute Erziehung zu wirken begann. Ich habe meinen inneren Drang ignoriert und versucht mich auf meinen Kaffee zu konzentrieren. Hat nur so mittel funktioniert, da der Vogel seine Weltsicht lieber mit dem ganzen Laden teilen wollte. Als er dann zum Thema Verkehrsplanung unbedingt noch einbringen musste, dass er sich in seinem SL500 neben dem SUV seines Nachbarn immer ganz klein vorkommt, habe ich den Brechreiz unterdrückt und habe die Lokalität verlassen und darüber nachgedacht, ob meine Übelkeit jetzt vom Neid hervorgerufen wurde, oder ob ich einfach eine Allergie gegen Proleten mit Geld habe ...
 
oder ob ich einfach eine Allergie gegen Proleten mit Geld habe ...
Das ist ein Widerspruch in sich.

Proleten haben kein Geld. Wenn sie welches hätten, wären sie keine Proleten. ;) (Das Argument von mir ist ein wenig schief nach der Taxonomie, wie ich eben nachgesehen habe.)
Aber so grundsätzlich gilt in unserer heutigen Zeit, dass Proletarier kaum für Luxus aufkommen können. Jemand der ordentlich austüten kann, gehört nur in den aller seltensten Fällen zu den Menschen, die Proletarier genannt werden.
 
@Duftie:
Über so einen Menschen braucht man sich nicht aufzuregen.
Das war ein Habenichts mit großer angeberischer Klappe, denn jemand der sich wirklich alles leisten kann geht nicht zum Bäcker einen Kaffee trinken, sondern lässt ihn sich aus dem nächsten Café bringen.
 
Oben