Prognoseverbot wegen Twitter-Gefahr?

Supernature

Und jetzt?
Teammitglied
Schon Wochen und Monate vor der Wahl werden wir stets mit aktuellen Umfrage-Ergebnissen versorgt.
Verschiedene Institute liefern sich einen Wettstreit bei der Befragung von Bürgern und teilen uns mit, wer gerade die Nase vorn hat.
Für die Wahlkampfzentralen der Parteien sind diese Werte sicher hochinteressant, der Nutzen für den Wähler ist eher zweifelhaft.

Umfragen darf vor der Wahl jeder machen und die Ergebnisse veröffentlichen.
Bei den so genannten Nach-Wahl-Umfragen hört der Spaß allerdings auf. Aus diesen ermitteln die Meiungsforscher nämlich ihre Ergebnis-Prognose, die oft erstaunlich nah am Endergebnis liegt und die, um den Grundsatz der geheimen Wahl nicht zu verletzen, erst nach Schließung der Wahllokale veröffentlicht werden dürfen.

Nun leben wir aber im Internet-Zeitalter, wo Nachrichten über Dienste wie Twitter in Sekundenschnelle in die ganze Welt verbreitet werden. Und so geschah es, dass bei den Langtagswahlen am vergangenen Sonntag schon eineinhalb Stunden vor Schließung der Wahllokale inoffizielle Prognosen veröffentlicht wurden, die sich fast mit den später veröffentlichten deckten.

Bundeswahlleiter Roderich Egeler drohte daraufhin mit Bußgeldern bis 50.000 Euro, sollte sich das bei der Bundestagswahl wiederholen.
Justizministerien Zypries möchte gern noch weiter gehen und schließt dabei ein Verbot der Nachwahl-Umfragen nicht aus, denn diese wäre "kein großer Schaden für die Demokratie".

Wie seht Ihr das?
Kann die frühzeitige Veröffentlichung von Prognosen ein oder zwei Stunden vor Toreschluss wirklich noch die Wahlentscheidung beeinflussen?
Braucht man sowas überhaupt?
 
Kann die frühzeitige Veröffentlichung von Prognosen ein oder zwei Stunden vor Toreschluss wirklich noch die Wahlentscheidung beeinflussen?

Wurde mir zumindest mal so beigebracht. Der Mensch scheint sich gerne den Gewinnern anzuschließen. Andererseits - wer sich so für Politik interessiert, daß er das auf Twitter verfolgt, hat seine Stimme vermutlich eh schon abgegeben. Insofern schätzte ich den Schaden aus meiner subjektiven Sicht erst mal als gering ein.

Braucht man sowas überhaupt?

Brauchen sicherlich nicht. Es befriedigt halt die natürliche Neugierde des Menschen. Zumindest meine.;)

Ich würde jetzt erst mal die Bundestagswahl abwarten. Mal sehen was dann passiert. Danach kann man eventuelle Schäden analysieren und sich falls nötig entsprechende Gegenmaßnahmen überlegen.
 
Ich glaube nicht, dass der Anteil der unentschlossenen Wähler, die kurz vor Schließung der Wahllokale auf solche Prognosen schauen - und sich dann erst entscheiden - so hoch ist, dass es großartige Auswirkungen haben kann.

Wie The Mad Hatter schon sagte, befriedigt es die natürliche Neugier der Menschen. Für einige mag es dann tatsächlich eine Entscheidungshilfe sein.

Ob das aber dann bereits als verbotswidrige Beeinflussung gilt, wage ich zu bezweifeln.
Außerdem findet die Beeinflussung doch schon viel früher statt - nämlich immer dann, wenn die sog. Umfrage-Ergebnisse veröffentlicht werden.



Nachtrag: Ich habe übrigens heute per Briefwahl gewählt!
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hatte es im anderen Thema schon mal erwähnt. Ich bin Stammwähler und habe eine klare Vorstellung davon, welche Regierung ich (aus den möglichen Konstellationen! ;)) haben möchte. Wüsste ich jetzt vor der Abgabe meiner Stimme, dass es dafür (laut Prognose) reichen würde, würde ich den Piraten Starthilfe geben.

Umgekehrt könnte ich auch argumentieren: Ich würde gerne die Piraten wählen, habe aber massive Zweifel, dass es für die 5% reicht. Reicht es erwartungsgemäß nicht, dann habe ich die Chance verspielt, das kleinere Übel an die Regierung zu bringen.

Wie man es auch dreht, ich würde von der Vorinformation profitieren und ich würde mich davon beeinflussen lassen. Dass der Mensch sich gerne den Gewinnern anschließt, wie TMH geschrieben hat, halte ich ebenfalls für ein wichtiges Argument. Dass ich aber vor meinem Rechner hocken würde, um zu hoffen, dass jemand eine Prognose twittert, halte ich doch für eher unwahrscheinlich, zumal ich eher zu jenen gehöre, die ihre Wahl schon am Morgen hinter sich bringen.

Neugierig bin ich auch, ich hätte aber auch kein Problem damit erst um 20:00 eine Prognose zu bekommen.
 
ich denke nicht, dass die Beeinflussung so erheblich ist, allerdings könnte es bei offizieller Erlaubnis schnell zu Missbrauch durch gefälschte Prognosen kommen. Außerdem würden sicherlich einige Wähler bis kurz vor Schluss mit dem Wählen warten. Der ganze Ablauf würde so gefährdet werden und die Wahlen eher einem Aktienmarkt gleichen, denn einer Wahl.
 
Ich seh das ziemlich ähnlich wie Jochen. Seit ich denken kann, werden vor den Wahlen schon Prognosen per Bild oder Spiegel in die Welt geblasen, da liegt es doch als korrupter Axel Springer Statistiker (oder sonstwas) nahe, so etwas einfach mal zu manipulieren. Es gibt genügend Parteien, die daran schon ein interesse hätten. Von daher sollte gerade in Zeiten des Internets die Sache rechtlich zumindest überarbeitet werden.
 
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