Piratenpartei

Schluss mit der Bescheidenheit von wegen Fünf-Prozent-Hürde, Partei mit Verfallsdatum und dergleichen.
Mittelfristig kann wohl nur noch die absolute Mehrheit das Ziel sein, nachdem eine Emnid-Umfrage ein Stimmenpotenzial von 30 Prozent für die Piraten ermittelt hat:
heise online | Parteienlandschaft: Piraten im Umfragehoch
Bei den Befragten unter 30 Jahren stimmt die Quote schon - hier haben die Piraten schon die 50-Prozent-Marke im Visier :).
 
Ich bin seit Ihrer Gründung ein Sympathisant (selten Wähler) der Grünen. Damals habe ich mich schnell auf deren ungewöhnliche, freizügige Art eingestellt. Nun ja, ich war 12 Jahre alt.
Mit den Piraten kann ich bis jetzt noch nichts anfangen. Für mich ist das nichts anderes als ein Flash Mob und ich hoffe wirklich, dass sie nicht mehr als 6% bekommen. Rein in den Bundestag ja, aber dann erst mal Politik und Programm erstellen lernen.
 
Die Zahlen sehen zwar toll aus, aber das wird am Wahltag sicher nicht so durchschlagen. Aber tatsächlich hielte ich es ebenfalls für besser, wenn die Piraten rein kämen aber dann erstmal Zeit hätten sich zu orientieren. Vielleicht ist das ja genau der Plan der etablierten Parteien. Die verhalten sich jetzt so saudoof (siehe Redeordnung im Bundestag), dass die Piraten viele Stimmen bekommen und dann kläglich scheitern.

Aber was, wenn sie dann wirklich neue Wege gingen und wirklich etwas bewegen würden? :eek:
 
Dieser ganze Hype könnte bald vergehen, stellt sich heraus, dass sich dort jede Menge von dem
braunen Dreckspack dort im Sammelbecken trifft, um die Partei zu unterlaufen.

Dann sind die Piraten genauso schnell weg, wie sie gekommen sind. ;)

Wenn ich daran denke, wie lange die Grünen gebraucht haben um dort zu landen, wo sie jetzt
sind, dann wachsen die Piraten im Prinzip viel zu schnell und das zieht jede Menge Probleme
in die Partei hinein, die eigentlich nicht gewollt sind von den Initiatoren.

Ich meine, dass die Protestwahl einer solchen Partei auf Dauer eher schadet. Es setzt vielleicht
maximal Zeichen für die anderen Parteien, aber sehr bald ist diese Lücke geschlossen und dann?

Ich hoffe, dass es in Deutschland nicht zu einer Zersplitterung der Parteienlandschaft kommt,
auch wenn ich vieles nicht unbedingt gut finde, was die großen hier fabrizieren.

Im anderen Fall kann ich mir vorstellen, dass die Probleme mit solchen Hypeparteien eher größer
werden. Das kann sicher nicht der Weg sein.

Dann hätten wir imho sehr bald eine Zukunft zum Wegklicken.
 
Mag ja sein, dass ich ein wenig die orangefarbene Brille auf habe, aber ich glaube, dass gerade aufgrund der offenen Kultur der Piraten eine Unterwanderung nur schwer möglich ist - sofern diese überhaupt stattfindet. Natürlich haben es auch die falschen Leute leichter, innerhalb einer solchen Kultur Gehör zu finden - ebenso leicht ist es dann aber auch, sie zu identifizieren und auch wieder zu entfernen.

Das Thema kocht ja erst so richtig hoch seit diesem mehr als dämlichen NSDAP-Vergleich von Martin Delius - das war unfassbar doof, noch dümmer waren allerdings die Reaktionen der anderen Parteien, aus denen man nackte Panik vor den Piraten verbunden mit "endlich haben wir was gefunden" heraus lesen konnte.
 
Ich denke, das so etwas von den Medien wie blöd aufgebauscht werden.

Klar haben wir Probleme mit den Extremen (ob links, rechts, mitte, oben, unten oder unter dem Tisch) aber wir haben auch so etwas wie Meinungsfreiheit.
Wenn ich mir jetzt ansehen muss, das Günther Grass als verkappter Rechter dargestellt wird oder auch bei den Piraten es halt Leute gibt, die Gedanken haben, die eher in die Richtung Braun gehen, dann ist das halt so. Da muss man nicht gleich in Hysterie verfallen.

Mit den meisten Menschen kann man sich gedanklich auseinandersetzen. Da gibt es ein FÜR, ein WIEDER oder auch mal ganz was anderes. Aber jemanden sofort ins Abseits stellen, nur weil diese/r eine eigene Meinung hat, die mal nicht ins Einheitsgrau der deutschen Mentalität passt, halte ich für falsch.
 
Heute morgen kam im Frühstücksfernsehen von ARD und ZDF ein kurzer Beitrag über die Piratenpartei (die Medienpräsenz steigt wahrnehmbar). Allerdings nur am Rande bezogen auf Deutschland, es ging viel mehr um die Ur-Piraten in Schweden, die nach einem kurzen Hoch inzwischen eine Kleinstpartei geworden sind, die bei etwa 1% der Stimmen liegt. Nun spricht natürlich nichts dagagen, dass man bei aller Euphorie auch solche Reportagen bringt und ich bin sicher, dass in dem kurzen Film keine unwahren oder falschen Informationen verbreitet wurden, dennoch werde ich das unbestimmte Gefühl nicht los, dass es dabei nicht um reine journalistische Berichterstattung ging.

Eine Umfrage von Passanten ergab Reaktionen wie "die haben sich doch aufgelöst, oder'" und "an die kann ich mich nicht mehr erinnern" und Bilder aus der Mini-Parteizentrale zeigte zwei Typen beim Flyer falten, die durchaus aus einem Winkinger oder Fanatsyfilm hätten stammen können. Sei es Raab's Erstwähler-Check oder die Pisa-Polizei von SWR3, man kennt ja nun die Möglichkeiten, über die Auswahl der gezeigten Antworten einen bestimmten Eindruck zu erwecken.

Für mich ergaben sich aus diesem Kurzbeitrag zwei Erkenntnisse: Sollte die Euphoriekurve abflachen und in einer solchen Phase ein drastischer Fehler passieren oder ein kapitaler Misserfolg, dann könnte es aufgrund der noch nicht gefestigten Strukturen auch mit den deutschen Piraten schnell wieder vorbei sein. Gleichzeitig beweist die steigende Medienpräsenz und die (mehr oder weniger) subtilen Versuche, die Piraten zu diskreditieren oder bloßzustellen, dass sich etwas bewegt. Und was immer auch aus der Piratenpartei in Deutschland wird, Bewegung ist gut.

Und es ist schon jetzt offensichtlich, dass "Piraten-Themen" plötzlich auch in allen anderen Parteien zum Thema wird. Und selbst wenn das dort unter Umständen nur Show ist, um eben den Piraten eben diese zu stehlen, so werden die Themen doch in den Medien diskutiert und die Bevölkerung sensibilisiert. Und das sehe ich durchaus auch schon als Erfolg. Und zwar ein Erfolg, den sich die Piraten auf die Fahne schreiben dürfen.
 
AW: Piratenpartei - hier: Angriffe der Etablierten "unterhalb der Gürtellinie"

Ein allgemeiner Grundsatz aus dem Bereich der Psychologie geht dahin, dass ein Mensch einem anderen nur Dinge vorwirft, die zu seinem persönlichen (und augenblicklichen) Erfahrungsbereich gehören.

Beispiel: Ein Bankräuber, der gerade seine Haftstrafe abgesessen hat, trifft mit höherer Wahrscheinlichkeitsrate und schneller einen "Kollegen" als der junge Kommissar, der an ihm seinen ersten Fall bearbeitet hat.

Warum?

Die Psychologen behaupten, dass dies an Identifikationsmustern liegt, die sich nicht im vorderen Bewusstsein abspielen. Der Bankräuber erkennt bei dem wildfremden Kollegen "berufstypisches" Verhalten, weil er sich genauso oder mindestens ähnlich verhält, vermutlich über die ominösen Spiegelneuronen.

Dies könnte dann auch die Ursache für unser (menschheitstypisches) Sozialverhalten darstellen:
Die Hausfrau, die immer wieder bei der "samstäglichen" Kehrwoche "zufällig" ihren klatsch- und tratschsüchtigen Counterpart vom Haus gegenüber trifft; Drogensüchtige, die nach einer Therapie selbst in wildfremden Umgebungen automatisch die "scene" finden; Stammtischbrüder, die auch "nicht jeden Dahergelaufenen" akzeptieren usw.

Wir scheinen in unserem Sozialverhalten einem genetischen Code zu folgen, der Einschluss oder Ausschluss (aus "unserer" jeweiligen Gemeinschaft) zwingend vorschreibt.

Wenn "unsere Gemeinschaft" auf Politik übertragen wird, erkennt man dieses Spielchen auf den unterschiedlichsten Ebenen und z. T. in einen Bereich hinein perfektioniert, der den ach so hoch gelobten "Berufspolitiker" (Steigerung durch einfache Erfahrung sehr leicht möglich) ganz schön primitiv ausschauen lässt. Da war die Reagansche Philosophie "Good Guys - Bad Guys" noch relativ ehrlich, weil einfach durchschaubar.

Versuchen wir aber, wie die Piraten, solches Verhalten und die Codizes, die darunter liegen, öffentlich sichtbar zu machen, stoßen wir auf eine Abwehr, die massiv und äußerst intensiv ist. Vermutlich, eben weil dieser Komplex so tief in unserer Genetik verankert ist (Amygdala).

Eine dieser Abwehrmethoden könnte z. B. der "Vorwurf" der "VT" sein. (Wieso ist eine Theorie schon deswegen widerlegt, weil sie eine - mehr oder weniger große - Verschwörung beinhaltet?) In letzter Konsequenz führt dies zum Verbot jeglichen Denkens in diese Richtung. "Brainstorming" wäre dann ein unzulässiger Vorgang. Oder anders: Die Amerikanische Verschwörung gegen den Irak war gar keine, die Planungen der Religionswahn-Besessenen um 9/11 dagegen schon?

Eine andere ist die "politisch korrekte" Hysterie um Nazi-vergleiche. Wenn ich feststelle, dass eine Partei genau so schnell wächst und Einfluss gewinnt wie eine andere vor 60 Jahren, ist das keine rechtsextreme Auffassung, sondern der Beweis, dass gewisse Warnsysteme funktionieren.
Wer daraus (oder der literarischen Sorge um ein angriffkriegsplanendes Israel) irgend jemandem den Vorwurf faschistischen Gedankenguts macht, macht sich nach oben genannter Theorie selbst verdächtig. :rolleyes:
 
Man bekämpft ja oft Dinge, Fehler, Verhaltensweisen an anderen, die einem selbst sehr bekannt vorkommen
- weil man sie selber hat oder sich vielleicht sogar insgeheim selber wünscht.
(Das ist nicht von mir - bin noch auf der Suche nach der Quelle.)
 
Und wieder wurde ein Landtag geentert. Die Piratenpartei ist mit etwas mehr als 8% in den Kieler Landtag eingezogen. Schöne Sache. Auch wenn im Vorfeld Fehler begangen wurden, die man dringend abstellen sollte, wenn man auch bei nicht Internet affinen Wählern älteren Semesters ernst genommen werden will. Offensichtlich wollten die Piraten in Schleswig-Holstein unbedingt auch ein dickes Wahlprogramm vorlegen und haben sich dabei etwas zu sorglos bei den Kollegen anderer Bundesländer bedient. Es mag in den Augen vieler grundsätzlich richtig sein, für die Abschaffung der Studiengebühren zu plädieren. Das bringt's aber nur in Bundesländern, wo diese auch erhoben werden, also nicht für Schleswig-Holstein.

Erfreulich war für mich unter anderem auch die Aussage vom Chefpiraten in SH, Torge Schmidt, wonach die Piraten nicht angetreten seien, um Rot-Grün zu verhindern oder Schwarz-Gelb zu unterstützen. Es gehe viel mehr um einen neuen Ansatz in der Politik.

Die Krönung war aber die abendliche Polit-Talkshow mit Lindner, Rötgen, Künast, Wovereit, Gysi und Ponader. Hä, Ponader? Wer soll das sein? Als ich ihn gestern Abend gesehen habe, dachte ich mir, das willst Du gar nicht wissen. Es sind diese fragwürdigen Spinner, die den Piraten Steine in den Weg legen. Als der einser Abiturient und Theatertherapeut auch noch als "Gesellschaftskünstler" vorgestellt wurde, war die Schublade schon klar, in die er von mir gesteckt werden würde.

Ich konnte die Sendung nicht ganz sehen und war zwischendrin auch immer mal wieder abgelenkt, was ich aber gesehen habe, hat meine Meinung doch geändert. Aufgrund seines Auftretens (in einem kuttenartigen Strickoberteil und mit nackten Füßen in Sandalen) unterschätzt man den Mann. Und wie soll man eine Partei ernst nehmen, dessen politischer Geschäftsführer so aussieht. Aber Ponader hat genau das gemacht, was die Piraten tun sollten. Für einen neuen Stil eintreten und das fängt bei solchen Diskussionen an. Es sind nämlich die üblichen Sprüche, die nach Wahlen mehr oder minder austauschbar und voraussehbar sind. Eigentlich könnte man die jeweiligen Sprecher animieren und ihnen computergenerierte Aussagen in den Mund legen, die in Abhängigkeit vom Ergebnis etwas mehr oder etwas weniger überzeugt vom eigenen Erfolg sind. Ponader hat sich das angeschaut und dann mal eingeworfen, dass man nur genau das tun müsse, um zu verstehen, weshalb die Piraten einen so großen Zulauf haben.

An einer Stelle lobte er gar Gysi und Lindner, weil sie sich über ein Sachthema unterhielten. Um dann nachzuschieben, dass es sich bei dieser Runde um den üblichen pöbelnden Politikerhaufen handle. :D

Gesagt hat er indes nicht viel, allerdings muss man sich fragen, wozu auch? Einen neuen Stil führt man nicht ein, indem man sich in solchen Runden den etablierten Parteien anbiedert. Ponader ist nicht mein Fall, seiner Art finde ich nicht so toll, sein Auftreten (auch der häufige Griff zum Handy um zu twittern) finde ich fragwürdig. Aber er verkörpert dennoch eine neue Richtung und das finde ich gut. Und es erhöht meine Spannnung zu sehen, wie er in einem Jahr daherkommt und wie die Piraten in einem Jahr dastehen.

Der Spiegel hat dazu einen netten Beitrag geschrieben.
 
Komisch, ich bin Stammwähler der Piraten seit sie das erste Mal auf meinem Wahlzettel auftauchten. Aber seid die jeder wählt ... . :ROFLMAO:

Muss glaub ich demnächst mal den Violetten meine Stimme geben. :D
 
Interessanter Artikel

Es ist natürlich nur ein temporäres Stimmungsbild und der Wechselwähler ist ohnehin
nicht berechenbar.
Die Medien werden vor den Wahlen - und im im Prinzip tun sie das bereits - mächtig die
Stimmungsbilder durcheinander wirbeln bei den Wählern.

Seltsam ist auch, dass man jetzt ausgerechnet wo Peer Steinbrück zum Kanzlerkandidaten
nominiert wurde, den ganzen Sumpf um seine Nebeneinkünfte aufwühlen muss, um ihm
das Amt madig zu machen. Die paarhunderttausend Euro in 3 Jahren wäre im Management
der deutschen Industrie maximal "Portokasse". :stupid

Komisch ist auch, dass man sich gerade in kleinen Parteien gegenseitig in den Rücken fällt,
anstatt man hier "Einheit" demonstriert. Nur fehlt den Piraten als auch der FDP eine
gewisse Persönlichkeit, die den ganzen Haufen zusammen scheißt zusammen schweißt.

Ich bleibe bei meiner Vermutung, die Piraten werden irgendwann wieder von der Bildfläche
verschwinden. Immerhin haben sie eine Diskussion angestoßen.
 
Irgendwie scheint das Timing schlecht gewesen zu sein - wäre die Bundestagswahl vor einem Jahr gewesen, dann wären die Piraten ziemlich sicher rein gekommen und hätten dann natürlich auch viel mehr Möglichkeiten gehabt, im Gespräch zu bleiben.
Die klassischen Themen der Piraten kommen momentan ein wenig zu kurz - das kann aber durchaus bewusstes Kalkül der etablierten Parteien sein, um ihnen den Nährboden zu entziehen. Ich sehe bei den Themen, die von den Piraten besetzt werden, keinen entscheidenden Fortschritt, der einen Rückgang der Unterstützung rechtfertigt.
 
Ich sehe bei den Themen, die von den Piraten besetzt werden, keinen entscheidenden Fortschritt, der einen Rückgang der Unterstützung rechtfertigt.

Seh ich auch nicht, aber die Medienpräsents bei diesen Themen ist zur Zeit auch nicht so wirklich vorhanden. Leider, wie so häufig, macht der Ton die Musik. Wenn kein Ton da ist, gibts keine Musik. Hier ist die "Werbeabteilung" gefragt.


Ich glaube, das sich die Piraten erst wieder ins Gespräch bringen werden, wenn es in die heiße Phase geht. Jetzt, schon ein Jahr vorher, lässt sich nicht vernünftig finanzieren.
 
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