Politik Nach der Banken- nun die Auto-Krise

Fragt sich nur was da aus "unserem Feuer" geworden ist. Klar, wirkliche Revoluzzer waren wir nie, aber massive Demonstrationszüge gab es ab '68 auch bei uns. Irgendwie scheint das mit der Wiedervereinigung gestorben zu sein. Dabei haben doch gerade die Demos der Ossis gezeigt, was möglich ist. Dabei kann's noch nicht einmal an einem lähmende Wohlstand liegen. Der hält uns zwar davon ab, so richtig zuzupöbeln, aber Großdemos gab's in den guten Zeiten genug.
 
Hört sich jetzt bitter an aber französische Verhältnisse werden wir nie bekommen
Stimmt, hier schlafen die Leute noch nicht reihenweise in Zelten entlang der Hauptstraße und werden auch nicht von paramilitärischen Einheiten wie der Garde nationale (uups, die ist ja aufgelöst, aber wozu hat man denn die kasernierten Polizeieinheiten) massenhaft vertrieben.
Fakt iss das in unserer so schönen Republik es so langsam den Bach runtergeht. Und da hilft kein jammern und kein Klagen sondern handeln. Blos dieser zustand wird nie eintreten weil der Deutsche dazu nicht fähig ist
Oh doch, dazu sind wir fähig, wir überfallen dann aber erst einmal andere Länder um von den inneren Sorgen abzulenken, danach geht's uns kurzfristig richtig dreckig und wir krempeln die Ärmel hoch und bauen den ganzen zerstörten Ramsch wieder auf.

Leider kommen wir nicht auf die Idee, vorher die Ärmel hochzukrempeln und leider sind wir, solange wir noch etwas haben, zu geizig, um etwas davon abzugeben bzw. wollen immer mehr haben.
 
Das wars dann wohl für Opel:

Deutsche Fabriken an US-Banken verpfändet

GM verpfändete laut FOCUS alle Opel-Standorte an die Banken, als Sicherheit für Kredite, die der Konzern zum Überleben braucht. Betroffen sind die vier deutschen Fabriken in Rüsselsheim, Bochum, Eisenach und Kaiserslautern, aber auch die Werke in anderen europäischen Ländern.

„Diese Situation macht die Suche nach einem Investor fast unmöglich“, heißt es im Bundeswirtschaftsministerium.

Da GM außerdem alle Opel-Patente für die Konzernmutter requiriert und beim US-Finanzministerium als Bürgschaft hinterlegt hat (Opel muss tatsächlich für jedes produizierte Auto Lizenzgebühren an die Konzernmutter zahlen) bleibt eigentlich nichts mehr übrig (von eventuellen Belanglosigkeiten wie ein bißchen bilanzierbarer Büroausstattung oder einigen bereits abgeschriebenen Fertigungsstraßen vielleicht mal abgesehen).

Ich bin kein Insider, aber der Bilanzwert von Opel dürfte abzüglich der als Bürgschaften bzw. Sicherheiten hinterlegten Werte sicherlich nicht mehr allzu üppig sein. Den Wert der Marke OPEL wird man auch nicht allzu hoch ansetzen können, auf jeden Fall ist er zu niedrig, um einen Investor mit Milliardenvermögen anzulocken.

Die Bundesregierung hatte imho die Absicht, das Opel-Debakel bis nach der Bundestagswahl hinauszuzögern (die derzeit durchgesickerten Fakten waren sicherlich schon seit einigen Monaten bekannt), aber das wird wohl nicht mehr klappen, denn ich persönlich gebe Opel keine sechs Monate mehr.

Ich finde es allerdings erstaunlich, wie ruhig es in den Medien bleibt, in den Nachrichten ist fast gar nichts davon zu hören.

Alles gleichgeschaltet?
 
Durch die Abwrackprämie lag das 1. Quartal von Opel wohl gar nicht schlecht:
Spiegel Online schrieb:
Der neue Opel-Vertriebschef Michael Klaus sagte der ARD-"Tagesschau", sein Unternehmen werde im ersten Quartal rund 120.000 Fahrzeuge verkauft haben, über 60 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Allerdings glaube ich auch nicht, dass es reicht - es verlängert das Drama nur. Das jedoch kommt in einem Wahljahr gerade zur rechten Zeit - mache schön Panik, tue eifrig (eine Rede am Hauptsitz, diverse kostenintensive Flüge in die Staaten, ...) und betone das es noch Hoffnung gibt. Damit gewinnt man Wähler ohne wirkliche Hilfe zu leisten.
 
Wäre ich Opel-Mitarbeiter und hätte das Gefühl, dass diese "kostenintensiven Flüge in die Staaten" dazu beitragen können, meine Kündigung hinauszuschieben oder gar zu verhindern, dann würde ich es Frau Merkel ziemlich übel nehmen, wenn sie aus Kostengründen diese Besuche nicht machen wollte.
 
Schön wenn Opel ein paar Autos mehr verkauft, oder ach VW oder Ford. Aber was ist im nächsten Jahr? Der Markt ist für die nächsten paar Jahre gesättigt. Also sparen wir uns dieses Jahr den großen Knall und lassen ihn dann nächsten Jahr kommen?

Ich bin mir ziemlich sicher, dass eine geschicktere Finanzpolitik die ganze Krise hätte um einiges mildern können. Aber lange bevor sie eingetreten ist. Nun ist es zu spät und jeder Eingriff in die Wirtschaft kostet viel Geld, bringt aber unter dem Strich nichts ...
 
Wäre ich Opel-Mitarbeiter und hätte das Gefühl, dass diese "kostenintensiven Flüge in die Staaten" dazu beitragen können, meine Kündigung hinauszuschieben oder gar zu verhindern, dann würde ich es Frau Merkel ziemlich übel nehmen, wenn sie aus Kostengründen diese Besuche nicht machen wollte.
Da ich viele "Opelaner" kenne - im Gegenteil. Sie wissen, dass die mittlerweile regelmässigen Flüge des Oberhauptes unseres Finanzministeriums nichts bringen. Beim ersten Versuch herrschte noch eine gewisse Erwartungshaltung, doch mittlerweile lautet der Tenor eher: "Ausser der Zustimmung seitens GM und der US-Regierung, dass Opel nicht untergehen sollte, kommt nichts dabei raus".
 
... und wieder ein paar Hiobsbotschaften aus der Automobilindustrie (oder sind das in etwa die "Ostereier"?):

Autokonzern in der Krise: Daimler-Chef schließt Entlassungen nicht mehr aus - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Wirtschaft
Autozulieferer: Cabrio-Spezialist Karmann meldet Insolvenz an - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Wirtschaft

Wobei mir solche "Ostereier" eher entgegenkämen:
Neuwagenkauf: Autohersteller geben bis zu 28 Prozent Rabatt - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Auto

Naja, es beginnt wohl gerade der Abgesang der letzten deutschen Wirtschaftsbastion ...

Mfg - der hexenmeister69
 
Naja, es beginnt wohl gerade der Abgesang der letzten deutschen Wirtschaftsbastion ...

Denn anderen geht's auch nicht besser, insofern wird uns diese Bastion erhalten bleiben. Bloß "etwas" eingedampft. Sehr langfristig gedacht sogar positiv. Die Abhängigkeit der Deutschen von der Autoindustrie hatte nicht nur schöne Seiten. Beim Umwelt- und Klimaschutz wurde grundsätzlich das Schreckgespenst der Massenentlassungen als Mittel der Erpressung genutzt und jetzt in der Krise rächen sich solch einseitige Ausrichtungen bitter. Das erfahren gerade die Engländer mit ihrer Finanzindustrie und wir schon jetzt und bald noch stärker mit der Automobilindustrie.

Jetzt wäre es schön, wenn die Politik mal aktiv würde. Opel zB ist wohl nicht mehr rettbar. Grainger hat's ja schon geschrieben - da ist kein großer Wert mehr vorhanden. Opel ist nur noch eine leere Hülle unter dessen (vermutlich auch verpfändetem) Label zufälligerweise noch Autos hergestellt werden. Eine kluge Regierung würde schon Pläne machen in Werksnähe Arbeitsvermittler zu platzieren bzw. Umschulungsmaßnahmen vorzubereiten. Passieren wird wohl hingegen wieder nicht.
 
... Eine kluge Regierung würde schon Pläne machen in Werksnähe Arbeitsvermittler zu platzieren bzw. Umschulungsmaßnahmen vorzubereiten. Passieren wird wohl hingegen wieder nicht.

Recht hast Du, aber es geht: der Kohlenpott ist heute nach Umstrukturierung eine wirtschaftlich starke und unabhängige Region wegen Diversifizierung der Branchen.

So - und jetzt warten wir noch auf die kluge Regierung, die jegliche wahltaktische Manöver ausblendet und proaktiv Massnahmen ergreift.
 
Recht hast Du, aber es geht: der Kohlenpott ist heute nach Umstrukturierung eine wirtschaftlich starke und unabhängige Region wegen Diversifizierung der Branchen.

Also wenn ich mir Gelsenkirchen so ansehe, könnte man deinen Beitrag auch sarkastisch auffassen. :angel

So - und jetzt warten wir noch auf die kluge Regierung, die jegliche wahltaktische Manöver ausblendet und proaktiv Massnahmen ergreift.

Tja, kluge Regierung ... ähhm ... also ... vielleicht ... :weg
 
Essen, Mülheim a. d. Rur, Dortmund, Castrop Rauxel, naja - Schönheiten sind die Städte nunmal nicht, aber wirtschaftlich haben sie sich von der Kohle gelöst.
Nach wieviel Jahrzehnten Subventionierung durch den sog. Kohlepfennig?

Wenn wir die Autoindustrie die nächsten 50 Jahre subventionieren wird sie sich vielleicht auch von der Automobilherstellung gelöst haben und statt dessen evtl. Wind- und Gezeitenkraftwerke produzieren.

Nur sind die Wirtschaftswunderjahre endgültig vorbei und jahrzehntelange Subventionierung von im Prinzip toten (oder zumindest mit massiven Überkapazitäten ausgestatten) Branchen werden wir uns wohl zukünftig nicht mehr leisten können.
 
@Grainger: das klingt eher nach Wunschdenken. Überkapazitäten ja, tote Branche? Blödsinn.
 
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@Grainger: das klingt eher nach Wunschdenken. Überkapazitäten ja, tote Branche? Blödsinn.
"Tote Branchen" sollte sich nicht grundsätzlich auf die Automobilindustrie beziehen, es werden und wurden ja noch andere Branchen subventioniert, die ohne diese Subventionen schon längst nicht mehr existieren würden (oder zumindest nicht mehr mit dem Standort Deutschland).

Es ist auch absolut nicht mein "Wunsch" oder meine "Wunschvorstellung", das die Automobilindustrie in Deutschland stirbt (eher das Gegenteil ist der Fall). Aber auch der Abbau der unstrittig vorhandenen Überkapazitäten wird eine enorme Menge Arbeitsplätze kosten und ganze Regionen wirtschaftlich hart treffen. Und Modelle, wie sie in der Vergangenheit im Ruhrpott (einigermaßen) funktioniert haben, sind imho nicht wiederholbar. Das liegt sicher auch am Zeitfaktor, wir haben keine 50 Jahre mehr um ganze Regionen wirtschaftlich umzustellen.

Außerdem wird das Geld, dass man dazu brauchen würde, momentan in der Bankenkrise (und da speziell von der inoffiziellen Bad Bank HRE) verbrannt. Dieses Geld wird uns in den nächsten paar Jahren an allen Ecken und Enden fehlen.

Und wenn wir zukünftig auch noch die Staatsdefizite anderer EU-Mitgliedsstaaten (Irland, Rumänien, Bulgarien, usw.), die ihr Geld noch schneller verbrennen als die HRE, mitfinanzieren sollen, ist der Zug endgültig abgefahren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich sagte ja (und Grainger auch): Überkapazitäten! Mittelfristig wird davon ausgegangen, dass die Absatzzahlen sich auf einem Niveau von 20-30% unterhalb der Höchststände einpendeln werden (sehen wir einmal von den mittlerweile wieder erreichten Rekordzahlen in China ab...). Was das bedeutet, kann sich jeder selbst ausmalen.
 
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